Skip to main content

Full text of "Der Krieg 1805 in Deutschland"

See other formats


Google 



This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct 

to make the world's books discoverablc online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 

to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 

are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover. 

Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the 

publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying. 
We also ask that you: 

+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc 
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of 
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe. 

Äbout Google Book Search 

Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs 
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web 

at |http: //books. google .com/l 



«Google 




«Google 



«Google 



«b, Google 



K K I E G 1805 



DEUTSCHLAND, 



NACH ÖSTERREICHISCHEN ORIGINALQUELI.EN 



CARL RITTER v. SCHONHALS, 

K. K. FZM. t '^7' 



MIT KARTEN UND PLANEN. 



WIEN 1873. 

SKLBBTTXBLAO' DES REDACTIOIT DER ÖSTERRGICHI.'iCHEK MILITÄRISCHEN EEITSCHRIFT. 



by Google 



n 



s^ 



«Google 



VORWORT. 



ßine getreue Darstellung der Geschichte des Feldzugee 
in DeutRchland vom Jahre 1805 mit allen erforderlichen 
Einzelheiten, die eine nicht der Öffentlichkeit gewidmete 
Arbeit erheischt, wird stets eine schwierige Arbeit blei- 
ben '). 

Die zahlreichen Widersprüche mit einander zu vereini- 
gen und daraus die Wahrheit hervorzusuchen , verhindern 
im ersten Zeiti*aume dieses Feldzuges die höchst verwickelten 
Verhältnisse der Feldherren zu einander. Die seitsame Stel- 
lung des Erzherzogs Ferdinand zum General-Quartiermeister 
Mack behauptet hierinnen den ersten Rang, und wird viel- 
leicht in keinem früheren Kriege ihres Gleichen finden; 

■) SchOolniU schrieb 1831. Seit dteier Zeit ist von fritniOBischer Seite von 
Tbiers (Consa1«t pt rempire) imd tou deutlicher Seite durch SQstow dieser Krieg 
lieschrieben worden, Wnrde durch dlege Viele», bauptsSchlich in politischer Ba- 
(iebvng, aof^klltt, wu SohSnbals Dicht -wniste, «□ dient dessen acteam&asige Dar- 
itellnag dieses intenssanten Krieges nieder aln ErgäncnnR der geonnnten Werke. 



i3'S7od'. ,. , iM...:iiiCoo^"- 



daher 'iö-ti stetö* iötb^* JM^anches ein Dunkel verbreitet blei- 
ben, _.*.c!si*;: :«QOji;:eB :^Vicn': vielleicht für die Weltgeschichte 
nicht von Belang ist, doch in einer für ein Archiv be»timin- 
ten Geschichte eine Lücke lassen muss, die nicht allein mit 
philosophischem Auge das Grosse der Ereignisse, seine Ur- 
sachen und Folgen erwägt, sondern auch jede nothwendige 
Einzelnheit aufbewahren muss, weil sie als Stoff der einsti- 
gen Geschichte, wenn die Verhältnisse klarer werden und 
die Leidenschaften schweigen, zu betrachten ist. 

Die unglückliche Verwirrung, die bei der Katastrophe 
von Ulm in der Oberleitung des Heeres herrschte , musste 
sich nothwendiger Weise auch den hierauf Bezug haben- 
den Quellen mittheilen , wovon überdies bei den sich 
Schlag auf Schlag folgenden Capitulationen und Niederlagen 
Vieles verloren gieng. Besonders fühlbar wird dieser Mangel 
bei allen Angaben , die Bezug auf Stärke und Eintlieilung 
der Truppen haben, und in deren Ordre de bataille, welche 
man fast täglich wechselte, ohne dass die nothwendigen Vor- 
merkungen darüber zu' finden sind. 

Ich halte es für einen Hauptmangel, dass kein Armee- 
Journal besteht, vom Chef des Generalstabes selbst oder 
unter dessen Leitung geführt, woraus man den Zweck und 
das Grosse der Operationen schöpfen könnte. Die Tage- 
bücher einzelner Officiere auf untergeordnetem Standpunkte, 
■ die allein dem erzählenden Theil dieser Arbeit zu Grunde 
liegen, geben natürlich nur individuelle Ansichten und dar- 

,., ibyGooylc 



V 

auB hervorgehende Widersprüche, sö)^$;^&p si^-itnit ein- 
ander vergleicht. ".-.'-'-.- ■■*'{•"•.'■■.?:-"/- 

Als die zweite Epoche dieser Geschichte begann, so 
traten andere Hindemisse auf. Die österreichischen Streit- 
kräfte spielten eine untergeordnete Rolle von dem Augen- 
blicke an, als die Russen auf dem Kampfplatze erschienen. 
An der Spitze des Heeres stand ein russischer General; 
hiezu kam der schnelle Wechsel der General-Quartiermeister. 
Auf Merveldt folgte Schmidt , der nach wenigen Tagen im 
Gefechte bei üürenstein blieb. An seine Stelle trat General 
Wejrrother. Der unglückliche Ausgang der Schlacht von 
Austerlitz trennte die russischen Streitkräfte von den öster- 
reichischen, die sich kaum mit einander vereinigt hatten. 
Aus diesen Gründen fehlt es an guten Quellen über die 
Stärke und die Verluste der Russen; selbst manche ihrer 
Bewegungen sind' nicht ohne Dunkel. Endlich sind die vor- 
handenen Knndschafts-Nachrichten über Alles, was auf das 
französische Heer Bezug hat, höchst mangelhaft und stehen 
mit den Erfolgen und der Wahrheit — insoferne diese 
durch Kritik geschöpft werden konnte — in Widerspruch. 
Alles, wag auf die Operationen des französischen Heeres 
Bezug hat, ist aus den vorhandenen Bulletins dieser Armee 
geschöpft ; allein es ist weltkundig , dass die Franzosen 
hierin stets wenig Treue und viel Leichtsinn hatten; 
selbst siegend Hessen sie ihrem Feinde selten Gerechtigkeit 
widerfahren, obgleich sie dadurch nur würden gewonnen 

'"'''™- D,«.,Googlt 



VI 

^fec{i>iBt ^Bfiii^iBeher Seits über diesen Krieg Nichts 
claaaiTtiQKeS ifTBCl^ieiiV-^rtf wenn diese» der Fall sein wird, 
ist man im Stande, der vorliegenden Arbeit historischen 
Werth geben zu können; vorderhand ist sie Nichts als 
eine getreue Darstellung der Thatsachen, die aus den öster- 
reichischen Quellen geschöpll werden konnten. 

WIEN, am 24. Februar 1821. 



SclLönhalB, 



by Google 



Der Krieg in Deutschland 

1333. J'cüxre 180&- 



I. Abschnitt. 



Einleitung. — Ursachen zum Erlege. 

Die beiden FriedenesclilüBge von Luneville (9. Feber 1801) und 
Amiens (27. März 1802) hatten zwar nach zehnjährigen blutigen 
Kämpfen Europa den Frieden wiedergegeben, aber in beiden lag der 
Keim künftiger Kriege verborgen, denn die Vortheile, die Frankreich 
durch sie errang, waren zu gross, um eine lange Dauer des Friedens 
begründen zu können, und drohten Land und Meer der Botmässigkeit 
einer eroberungssüchtigen Republik zu unterwerfen. Diese beiden Frie- 
densschlüsse hatten das alte europäische Staaten-System in seinen Grund- 
festen erschüttert. Für den Verlust seines Handels und seiner Flotten 
hatte sich Frankreich durch ungeheuere Vergrösserungen auf dem Fest- 
lande zu entschädigen gesucht, welchen Österreich sich nicht mehr 
entgegen zu stemmen vermochte, da die Schlachten von Marengo und 
Hohenlinden seine Kräfte erschöpft hatten. 

Der Friede von LuneviUe wies Österreich den Thalweg der Etsch 
und die ehemalige Begrenzung des südlichen Tirol zur Grenze gegen 
Italien an, wodurch es die Herzogthtlmer Mailand und Mantua, dann 
die Staaten der Secundo genitur seines Hauses, nämlich das Gross- 
herzogthum Toscana, und die Besitzungen des Hauses Este verlor, aus 
welchen sich die cisalpinische und die ligurische Republik, nebst dem 
Königreiche Hetrurien bildeten, deren Verfassungen zwar von Frank- 
reich unabhängig sein sollten, die aber unmittelbar unter seinem Ein- 
flüsse standen. Gegen Deutschland errang Frankreich den Thalweg des 
Rheines zur Grenze, wodurch ihm die Staaten der ehemals über- 
rheinischen deutschen Reichsfürsten und die österreichischen Nieder- 
lande zufielen. Die batavische und helvetische Republik gehorchten dem 
Machtgebote Frankreichs. 



by Google 



KuBslande Kaiser Faul I., — ein Monarch toh Bcbwankendem 
Charakter und ehen Bolchen politischen Grundsätzen, — einst Frank- 
reichs grösster Feind, war plötzlich ein Bewunderer Bonaparte's geworden 
und hatte sich mit ihm ausgesöhnt. In einem geheimen Vertrage 
(10. October 1801) zwischen dem Cahinet von Petersburg und der 
französisclien Republik verpäichtet«n sich diese beiden Mächte, wech- 
selseitig die Angelegenheiten Deutschlands und Italiens zu ordnen. 
Frankreich versprach hierbei, seine Truppen aus Neapel zu ziehen, — 
dessen südlichen Theil es, nach dem mit dieser Krone geschlossenen 
Friedens-Vertrag, noch immer besetzt hielt, — und den König von Sar- 
dinien flir den Verlust von Savoyen und Piemont zu entschädigen. 
Die immer mehr sich nähernde Freundschaft der erwähnten beiden 
Cabinete erreichte zwar durch den schnellen Tod des Kaisers Paul 
(am 23. März 1802) ihr Enda Sein Nachfolger, Alexander I., über- 
nahm die Garantie des Limeviller Friedens und, in Gemeinschaft mit 
Frankreich, auch die Vermittlung der deutschen Angelegenheiten; er 
wuBste aber gleichzeitig die unter seinem Vater entstandenen Misshellig- 
keiten mit England zu beseitigen und schien überhaupt nicht die, 
bUnde Bewunderung seines Vorgängers für die grossen Talente des 
ersten Consula zu theilen. 

Bisher hatte Frankreich zu Lande glücklich gekämpft, doch nicht 
so zur See, denn Albions Flotten trugen den Kuhm ihrer Flaggen 
durch alle Meere. Frankreich hatte seinen ganzen Handel, alle seine 
Colonien in West- und Ostindien verloren, und die befreundete batavische 
Republik war in gleicher Lage. — Der Friedenssehluss von Amiens 
war daher umsomebr überraschend, als Frankreich in demselben alle 
seine Colonien zurückerhielt, und England nur die spanische Insel 
Trinidad und die holländischö Insel Ceylon fui' sich behielt — beide zwar 
wichtige Besitzungen, doch nicht im Verhältnisse zu den Ungeheuern 
Opfern, welche diese Kation gebracht hatte. Der Hafen des Vorgebirges 
der guten Hofinung sollte gemeiuBchaftlich sein, und das eroberte Malta 
dem Orden wieder gegeben werden, von dessen Felsen England das 
niitteUändische Meer unumschränkt beherrschte. Gegen diesen Friedens- 
vertrag sprach sich aber die Stimmung des englischen Volkes so laut 
- aus, dass die Minister, die ihn geschlossen hatten, ihn auch wieder 
brechen mussten, um sich im Amte zu erhalteu. 

Zum Wiederausbruch des Krieges zwischen Franki'eich und Eng- 
land trug auch nachfolgendes Ergebniss wesentlich mit bei. Spanien 
hatte nämhch an Frankreich deu ihm zugehörigen Theil der Insel Domingo 
abgetreten, welche lusi.'i sich aber indessen frei erklärte und den Kampf 
um ihre Freiheit mit dej' Eiiuorduug aller WeiHsen begann. So lange 
Frankreich sowohl auf dem Festlande, wie auf der See durch mächtige 
Fßinde beschäftigt wurde, konnte es an die Wiedereroberung dieser 
höchst wichtigen Insel nicht denken. Kaum hatte abei' der Friede von 



Ämiens und LuneviUe ^Napoleon freie Hand verschafft, ak er im Mai 1802 
eine bedeutende Flotte und Landungs - Armee dahin absandte, weil er 
mit der Eroberung Bomingo's den französischen Handel von hier aus 
neu begründen und vielleicht auch die Herrschaft in den weatindischen 
Gewässern sich sicher stellen wollte. Dem Scharfblicke Englands könnt« 
aber die ganze Grösse der ihm allda drohenden Gefahr nicht entgehen, 
in die Uapoleon's Plane es versetzen wllrden, und es entachloss sich 
lieber zum neuen Kampfe. Unter mancherlei Vorwänden verweigerte es 
nun die Übergabe Malta's an den Orden und erklärte endlich nach 
einjähriger Waffenruhe (18. Mai 1803) förmlich den Krieg an Frank- 
reich. Die unmittelbare Folge davon war, dass Neapel von französischen 
Truppen besetzt blieb, Hannover in die Hände der Franzosen fiel, und 
die versprochene Entschädigung des Königs von Sardinien nnterblieb, 
kurz, dass sich Napoleon flir das Scheitern seiner Pläne durch Ver- 
gröBserungen auf dem Festlande schadlos zu halten suchte, die aber 
nur auf Unkosten des Vertrags von Lnneville möglich waren. 

Der immer mehr sich ausbreitende Einflusa Frankreichs auf Italien 
und Deutschland masste Osterreich mit den gerechtesten Besorgnissen 
erfüllen, und fuhr Frankreich in den einmal ergriffenen Massregeln fort, 
so war ein neuer Continentalkrieg unvermeidlich, sobald sich Österreich 
einigermassen von den Schlägen erholt haben würde, welche der erst 
beendigte Krieg, -^ den es mit seltener Standhaftigkeit 10 Jahre hin- 
durch allein gegen die Wuth der neuiränkischen Republik geführt, — 
ihm beigebracht hatte. Der deutsche Reichs verband, obgleich noch durch 
lose Bande scheinbar zusammengehalten, hatte im Grunde schon durch 
den Frieden von Luneville aufgehört zu sein. Zu spät raussten viele 
der deutschen Fürsten nun die Engherzigkeit ihrer kleinlichen Staats- 
kunst bereuen, mit der sie ihr Interesse von jenem des Reichs-Oher- 
hauptes trennten, und ihren Kaiser allein auf dem Kampfplatze stehen 
liessen, der schon so oft durch das Blut seiner Untertbauen die Sache 
einer Krone vertheidigt hatte, von der nur noch der Glanz der alten 
Cäsaren sein Haus überstrahlte. Der Keichsverband war in seinen Grund- 
festen erschüttert; drei KurfTirsten, alle Erzstifte, Abteien, die unmittel- 
bare Ritterschaft nnd fast alle freien Reichsstadt« waren aus der Reihe 
der Stände verschwunden, um die Entschädigungs -Artikel des Lune- 
viller Friedens vei-wirklichen zu können. Durch dieses Beispiel hatten 
aber die noch bestehenden kleineren deutschen Fürsten erkennen gelernt, 
dass ihre Titel nicht ehrwürdig genug seien, sie vor gleichem Schick- 
sal zu schützen, wenn Deutschland der Schauplatz neuer Kriege werden 
sollte; man sah sie daher nach Paris eilen, um den Sehuta des ersten 
Consuls durch Erniedrigung zu erkaufen, denn sie hatten keine andern 
Waffen mehr, ihre Selbstständigkeit zu vertheidigen. — Die grösseren 
Fürsten dagegen waren durch den erhaltenen Länderzuwachs für Frank- 
reich gewonnen ; es umnebelte sie damals »chon der Schwindel nach 



voller Soaveränet&t, den Äugenblick sehnsüclitig erwartend, wo sie sich 
an das mächtige Frankreich als dessen Verbündete anschliessen könnten, 
dessen Gesandte am Reichstage die Kolle übernommen hatten, die sonst 
jenen des Kaisers gebührte, wodurch auch der letzte Schein der ehe- 
maligen Reichapäicbtigkeit verschwunden war. 

Preusaen verfolgte Friedrichs Grundsätze ohne seinen Geist. Vom 
Glücke begünstigt, suchte es sich zur ersten deutschen Macht zu erheben 
und erblickte nur in Österreich ein Hindemiss, das sich seinen Ver- 
grösserungs-Plänen entgegensetze. Jedes neuerworbene , unbedeutende 
Städtchen schien ihm Zuwache seiner Macht, nicht bemerkend, dass 
Frankreich unterdessen Königreiche erwerbe. — Von Friedrich'a Zraten 
war Nichts mehr als der Schwindelgeist übrig, den seine Siege zurück- 
gelassen hatten, und leere Formen, in denen man Stärke wähnte. — 
Spanien endlich huldigte Frankreich in ganz schmachvoller Erschlaffung. 

So stand Österreich in der Mitte Europas vereinzelt, der einzige 
Damm gegen die herrschsüchtigen Pläne einer Republik, die mit Bom's 
Formen auch Rom's Grundsätze zu verfolgen scHen. Es blieben ihm 
sonach keine anderen Verbindungen mehr übrig als Russland un4 Eng- 
land. — Letzteres, diese günstige Stimmung benützend, machte auf 
Frankreichs Vergrössorungasucht aufmerksam und suchte Osterreich 
seine bedenkliche Lage immer gefahrvoller darzustellen. Ruselands Thron 
hatte ein junger feuriger Monarch bestiegen, der, Feind der neuen 
Ordnung der Dinge in Frankreich, eich nach einer Gelegenheit sehnte, 
seinem Cabinot hohem Einfluas auf die europäischen Angelegenheiten 
zu verschaffen und seiner Regierung durch errungene Siege Glanz zn 
verleihen. Das Interesse seines Reiches hatte ihn mit England ausge- 
söhnt, und die übernommene Garantie dee Luneviller Friedens foi-derte 
ihn auf, Frankreich entgegen zu arbeiten. 

Bonaparte's Auftreten auf der Weltbühne schien Anfangs eine 
jener wohlthätigen Begebenheiten zu sein, die, von Zeit zu Zeit sich 
in der Geschichte wiederholend, bedrängten Reichen Rettung gewähren 
können, und so kündigten ihn auch die Weisen der Zeit an. Er hatte 
der Anarchie, die noch immer in Frankreich wüthete, Grenzen gesetzt. 
Eine auf sichere Grundfesten gestützte Ordnung der Dinge giong endlich 
unter seiner Leitung hervor und flösste wenigstens den benachbarten 
Staaten die Hoffnung ein, sich mit Frankreich in friedliche Verbindungen 
einlassen zu können, dessen, bis jetzt, jeden Augenblick wechselnde 
RegieiTingsform und anarchische Staate-Grundsätze jede andere Ver- 
bindung, als die mit den Waö'en in der Hand erzwungene, unmögHch 
machten. Auf seinen Ruf stiegen die gesunkenen Altäre wieder aus dem 
Staube empor, und die Wiederherstellung der Religion Hess auch jene 
der Sittlichkeit hoffen. Doch diese schöne Täuschung dauerte nicht 
lange, Bonaparle zerriss sie nur zu früh ; bald entwickelte sich sein 
ungeheurer Ehrgeiz und liesa voraussehen, dass der kurzen Ruhe grössere 

Digilizedby Google 



Stänue folgen würden. — Freilich tmg Englands selbstsüclttige Staata- 
kunst VielM dazu bei, die Schritte zu rechtfertigen, die nun rasch auf- 
einander folgten, wodurch er alle Hoffnungen, die die Welt auf ihn 
gründete, zerriss und endlich Österreich und Russland gegen ihn in 
die Waffen rief. 

Der Titel eines französiechen Consuls genügte Bonaparte nicht 
allein, — - die cisalpinische Republik ernannte ihn zu ihrem Presidenten. 
Diese Präsidentschaft muaste Österreich schon mit den gerechtesten 
Besorgnissen erfilllen, die sich in dem Masse steigerten, als bald darauf 
Bonaparte's Ernennung zum lebenslänglichen Consul, und seine Erwäh- 
lung zum Kaiser der Franzosen, als Napoleon L, (18. Mai 1804) erfolgte, 
und als €ir sich endlich selbst die eiserne Krone der Lombardie 
(26. Mai 1805} aufs Haupt setzte. 

Durch den letzten Act war der Friede von Luneville gebrochen, 
da nun Italien, wenngleich nicht der Form, doch dem Wesen nach mit 
Frankreich vereinigt wurde. — Osterreich musste jetzt jeden Äugen- 
blick dem Ausbruche eines neuen Krieges entgegensehen, denn der 
lombardischen Krone fehlte ein Theil ihres Glanzes, insolange nicht 
auch die venetianischen Staaten mit ihr vereinigt waren ; dann konnte 
man auch leicht voraussehen, dass der Besitz dieses Küstenlandes in 
den HSnden einer mit England befreundeten Macht den Absichtop 
Napoleon's ganz entgegen sein müsse, nachdem er der stolzen Insulaner 
Demüthigung durch Vernichtung ihres Handys sowohl, als durch offenen 
Kftmpf herbeizuführen beschlossen hatte. 

Um den Besitz Italiens waren schon in frühuren Jahrhunderten 
Ströme von Blut zwischen den Deutschen und Franzosen vergossen 
■forden, und dieses Schauspiel drohte sich nun wieder zu erneuern, 
denn die Verhältnisse und Grundsätze zwischen Österreich und Frank- 
reich Italien gegenüber waren noch immer die nämlichen. 

Napoleon beaobllesst Enerland zu erobern. 

Der Friedensbruch von Aniiens hatte Napoleon die Politik Eng- 
lands erkennen gelehrt. Sei es nun, dass ihn damals schon der Gedanke 
an eine Universalraonarehie und Weltherrschaft erfasst hatte, oder sei 
?8, dass es ihm nur darum zu thun war, Frankreich wieder Colonien, 
und mit ihnen den verlorenen Handd zui-ückzugeben , so konnte er 
Ein^ wie das Andere nur durch Englands Demüthigung erlangen, das 
sich ihm gegen beides mächtig entgegen stellte. Sein Plan gieng nun 
vorläufig dahin, England durch eine Landung zu erobern, weshalb er 
f^ den Küsten, England gegenüber, in mehreren Lagern ein bedeutendes 
Heer zusammenzog und mit Anstrengung an einer grossen Anzahl 
Ulatter Landungs-Fahrzeuge und Linienschift'e arbeiten Hess. Doch bevor 
er diesen Zug mit Sicherheit unt«rne]mieD konnte, fOUte er die Noth- 



■••■*'■■■ •-••• 12 

wendigkät, sich zum Herrn zur See zu machen, was er durch Ver- 
einigung der in französiBchen, spanischen und batavischen Häfen ihm 
zu Gebote stehenden, von den Engländern aber blokirten Seemacht zu 
erreichen hoffte, und wozu auch die nothwendigen Anordnungen von 
ihm ausgiengeo. 

Bei diesen drohenden Rtlstungen Napoleon's, welche auf Seite des 
ganzen französischen Volkes einen b^eisterten Anklang fanden, 
konnte wohl England nicht so ganz sorgenlos sein ; es bot daher Alles 
auf, Frankreich auf dem festen Lande neue Feinde zu erwecken, um 
dessen Kräfte anderswo zu beschäftigen, und dazu gab ihm Napoleon's 
Verletzung des Luneviller Friedens die erwünschteste Gelegenheit. 
England konnte sonach damals schon die Hofhung hegen, dass es ihm 
gelingen werdaf die europäischen Hauptmächte in eine Verbindung 
gegen Frankreich zu verflechten und sich auf diese Art der drobeuden 
Rüstungen an Frankreichs Küsten am besten zu entledigen. 

England sohUesst ein Bündniss mit Schweden nnd dann 
anob mit Rnssland. 

Am 3. December 1804 schloss England auch schon mit dem 
schwedischen Cabinete — das besonders seit der Ermordung des Herzogs 
von Enghien mit Frankreich zerfallen — einen Vertrag ab, wodurch 
es sich, gegen eine Subsidie von 60.000 Pfand Sterling, auf der Insel 
Rügen und zu Stralsund Depötplätze zur Errichtung hannoverischer 
Truppen, und die Vertheidigung Stralsunds durch schwedische Streit- 
kraft, im Falle es von den Franzosen angegriffen würde, erwarb. Auf 
Schwedens Throne sass damals Gustav IV., der sich durch seinen 
blinden Hase gegen die iranzösiache Republik und gegen den nach- 
herigen Kaiser Napoleon auszeichnete und sich deshalb England unver- 
weilt hingab, sobald es sich um feindliche Schritte gegen Frankreich 
handelte, — unbekümmert, ob er den Untergang seines Thrones da- 
durch herbeiführen könne oder nicht. 

Entrüstet über die fortdauernden Verletzungen des Luneviller 
Friedens, und wohl auch durch Englands Geld geleitet, schloss Russ- 
land am 11. April 1805 ein Bündniss mit England, dessen Endzweck 
dahin gieng, Frankreich in die Grenzen der Ordnung zurückzuweisen 
und zur Ei-flUlung des Luneviller Friedens zu zwingen. Die Artikel 
dieses zu Petersburg geschlossenen Vertrages setzten im Wesentlichen 
fest: „Alles aufzubieten, eine allgemeine Verbindung der europäischen 
Mächte zu bewirken, sie zu vermögen, 400.000 Mann aufzustellen, um 
die französische Regierung zur Herstellung des allgemeinen Friedens 
und Gleichgewichtes in Europa zu zwingen." — Die Bedingungen des 
Friedens sollten folgende sein : „Die Räumung Hannovers und des ganzen 
nHrdlichen Deutschlands. Wiedereinsetzung des Königs von Sar^^mjen, 



IS 

mit einer den Umständen angemessenen Erweiterung seines Gebietes, 
Wiederherstellung der Unabhängigkeit der holländischen und Schweizer 
Kepubliken, die künftige Sicherheit Neapels und die gänzliche Räumung 
Italien« von IranzÖsiBchen Truppen, die Insel Elba mit einbegriffen ; 
endlich Wiederherstellung einer Ordnung der Dinge in Europa, welche 
vollkommen die Sicherheit und Unabhängigkeit der verschiedenen Staaten 
verbürge und jedem fernem Eingriff in ihre selbstständige Verfassung 
dauerhafbe Schranken setze." 

England versprach , mit seiner ganzen Macht zu Land und 
Meer zu den allgemeinen Anstrengungen mit beizutragen, und ver- 
päicbtete sich femer 1,500.000 Pfund Sterling an Subsidieu zu zahlen. 
Für den Fall, dasB andere Mächte diesem Bündnisse beitreten würden, 
verpflichteten sich endlich beide Theiie, niemals ohne Einwilligung aller 
Verbtindeten Frieden zu schliessen. 

Die 400.000 Mann wurden in einem besondem Artikel des Ver- 
trags folgendermassen vertheilt 

Österreich, an dessen Beitritt man wahrscheinlich nicht zweifelte, 
250.000, Russland 115.000, wovon 25.000 aus den sieben Inseln nach 
Neapel bestimmt waren. Den Rest sollten Neapel, Hannover und Sar- 
dinien stellen. Russland verpflichtete sich endlich, sobald als mOglich 
seine Truppen an die Orenze von Preussen und Osterreich in Bewegung 
zu setzen, um bei der Hand zu sein, mit diesen beiden Mächten gemein- 
schaftliche Sache zu machen, oder sie im Falle eines früheren Angriffs 
von Seiten Frankreichs vertheidigen zu können. 

Von diesem Vertrage wurden Preussen und Österreich verständigt 
und zum Beitritte eingeladen. Ersteres lehnte jedoch jede Verbindung 
ab, weil dessen falsche Politik von Napoleon' s Erkenntlichkeit ver- 
muthiich Vei^össerungen zu erhalten sich schmeicheln mochte, die von 
ihm bezüglich Hannovers in die Perspective gestellt waren; zwischen 
Österreich und Frankreich hatte aber der Same des Misatrauens schon 
zu tiefe Wurzeln geschlagen, als dass nach dem immer weiteren Umsich- 
greifen Napoleons und den Vorsichtsmassregeln, die Österreich dagegen 
nehmen musste, noch eine ft^ed liehe Ausgleichung sich hoffen liesa. 



ÖBterreioh stellt einen Sanitäts-Oordon au£ 

Darum hatte es auch schon im October 1804, bevor iigend ein 
öffentliche!- Schritt zu einem Bündnisse der Continental-Mflchte geschah, 
des in Spanien ausgebrochenen gelben Fiebers wegen die Oelegenheit 
ergriffen, die Grenze gegen Italien und die Schweiz untei- dem Namen 
eines Sanitäts-Oordons durch Truppen besetzen zu lassen. Die zwei in 
Tirol liegenden Regimenter Hildburghauseu und C ha steler- Jäger wurden 
hierbei nach Vorarlberg vorgeschoben, und ihnen eine Division Huszaren 
beigegeben, über welche Truppen General Wolfskebl den Befehl erhielt- 



u 

.Na«li 'firol kamen dag^cQ zwei andere Infanterie-Regimenter, m das» 
es mit drei Regimentern besetzt blieb. Dem FML. Chasteler ward der 
Befehl über' dienen sogenannten Sanitätp-Cordo'n übertragen. Auch die 
Organisation der Tiroler Landbewafirning wurde angeordnet, und ihre 
Starke auf 20.000 Mann featgecetzt; doch hatte diese Maasregel ao 
geringen Erfolg, dass bei dem wirklichen Ausbruch des Krieges ihre 
Bildung noch nicht vollendet war. Im Venetianischen wurden zwar die 
Truppen nicht vermehrt, doch rückten einige Regimenter näher an die 
Grenze von Innerßaterreich vor, die gleichsam als eine Reserve für 
Italien zu betrachten waren. 

Napoleon sammelt 40.000 Mann in Ober-Italien- — Öster- 
reich folgt diesem Beispiele. 

Im Mai 1806 versammelte Napoleon ein Heer von beiläufig 
40.000 Mann in Ober-Italien, um seine Eönigs-KrSnung in Mailand zu 
verherrlichen, welche Truppen nebst einem beträchtlichen Artillerietrain 
anfänglich ein Lager bei Marengo und endlich jenes bei Monte Chiari 



Dieae ansaergewöhnliche Truppen - Anhäufung in der Nähe des 

.Venetianischen und dea aüdlichen Tirol konnte österreichiacherseits 
nicht ohne Misatrauen angesehen werden und forderte zu Voraichts- 
maasregeln auf. Der im Venetianischen commandirende G. d. C. Graf 
Bellegarde erhielt demnach den Befehl, am 29. Mai zwischen GCrz, 
Udine und Palma nuova 12 Bataillona und 6 Escadronen zu versammeln. 
Ausser diesen wurden ihm noch alle Truppen im südliehen Tirol, in 
der TeiTa-firma und Venedig, nebst Kwei R^mentem bei Villach und 
Klagenfurt untergeordnet, welche zusammen 49 Bataillone und 22 Esca- 
dronen, etwa 40.000 Mann, ausmachten, und die mit der Macht, die 
Napoleon fiir den Augenblick am Mincio aufstellen konnte, im Ver- 
hältnisse standen. 

I ■ Gleichzeitig wurden auch in Tirol bei Trient, im Sarca-Thale, in 
den Giudicarien und auf dem Sulzberge bei Molven; im Venetianischen 
bei Brondolo, ' zwischen Vicenza und Verona, bei Baasano, und selbst 
bei Ponteba und Tarvis Verschanzimgen angetragen, und sonstige Ver- 
theidigunga-Massregeln eingeleitet, wobei auch Venedig nach dem Plane 

' des Erzherzogs Johann mit vennehrten Werken bedacht wurde, welche 
Arbeiten General Graf Crennevfile zu leiten hatte. Bei Pettau wurde 
ein L^er fär sieben Infanterie- und zwei Cavallerie-Regimenter ange- 

' ordnet, welche Truppen der Armee in Ittüien als Reserve dienen 
sollten. 

G. d. C. Graf Bellegarde ei-hielt ftlr den Fall, als diese Maas- 
Tegeln französiscberseits zur Sprache gebracht werden sollten, die Wei- 
sung, sie als Vertheidigunga -An stalten darzustellen, wozu, er sich als 

,_, ibyGooylc 



15^ 

OLerbefehlaliaber im Venetianischen verpflichtet halte, da die Anhäufung 
der fraDKÖsischen Truppen in Ober-Italien ihm gerechte Benorgnisse 
fiir die ihm anvertraute Provinz gäben. 

Aus der Niehterfllllnng der Luneviller Friedenapunkt« und 
selbst durch neue Verletzungen der darin gemachten Feststellungen 
sowohl, als durch die gegen alles Völkerrecht vollbrachte Aufhebung 
des Herzogs von Enghien erkannte Österreich nur 7u deutlich, wie sehr 
man sich bei solchen BewandtniRsen auf das Äuaaerste gefasst zu halten 
habe. Seine Majestät der Kaiser ertheilten daher nun auch dem Hoftiriegs- 
raths-Präsidenten, FZM, Grafen Baillet de la Tour, die geheime Instruc- 
tion, unverzüglich die Einberufung der Beurlaubten, die Ergänzung des 
Abganges auf den vollzähligen Friedens-Stand, der Ai-niee, die Ver- 
mehrung der Cavallerie - Regimenter und die schnelle Ausrüstung des 
erhöhten Ti-uppenstandes zu veranlassen. 

Nach Napoleon's Krönung (26. Mai) giengen zwar die in Italien 
versammelten französischen Truppen wieder auseinander, theils nach 
Frankreich, theils nach Neapel, aber Österreichischeracits wurden die 
im Venetianischen und im südlichen Tirol ergriffenen Masaregeln bei- 
behalten, und auch die begonnenen Vertheidigungsanstalten fortgesetzt, 
denn Napoleon's Gewaltschritte und Englands Bemühungen hatten das 
wechselseitige Misstrauen bereits zu hoch gesteigert, als dass eine fried- 
liche Ausgleichung der bestehenden Miss Verhältnisse noch wahrscheinlich 
sein konnte. 



Österreiob tritt dem Bündniss e:eg:eii K^ankreich hei. 

So standen die Angelegenheiten, als die Einladung zum Blind- 
nisse gegen Frankreich in Wien anlangte, Osterreich nahm sie an, 
begleitete sie aber in einer Note vom 7. Juli mit Gegenbemerkungen, 
Es l^te eine Übersicht der fi'anzösischen Streitkräfte bei, zufolge welcher 
^e nach der neuesten Organisation aus 

112 Linien- Infanterie-Regimentern . . . 404.822 Mann 

30 leichten Infanterie-Regimentern . . . 107.510 „ 

85 Cavallerie-Regimentem 64.226 „ 

16 Artillerie-Regimentern 21.430 „ 

Zusammen aus 595.988 Mann 
bestanden. 

Zählt man hierzu die in Corsica befindlichen 
Corps, die 21 holländischen, 11 Schweizer und 
18 italienischen Regimenter, so betrug die fran- 
zösische Gesanuntmacht 651.964 Mann, 

welche sich grössten Theils schon auf dem Kriegsfosse ItefiEindfln. 



16 

Oaterreich glaubte daher, dass Frankreich nach dieeer Annahme 
wenigstens 500.000 Mann sogleich gegen Italien, die Schweiz und 
Deutschland verwenden könne, dass mithin die Streitkräfte der Ver- 
bündeten viel zu untergeordnet sein wUi-den, wenn Oaten«ich nicht 
wenigstCQS 320.000 Mann in's Feld stellte. Nach diesen Annahmen 
berechnete ea die erforderlichen Subsidien und bewies, das» zur Ausrü- 
stung seiner Armee 1,500.000 Pfund Sterling nicht zur Hälfte hinreichten, 
welche England in dem Vertrf^ vom 11. April auch Osterreich zu 
diesem Behufe zugesichert hatte, wenn dessen Beitritt erfolgen sollte, 
und dass Österreich bei seinen zerrütteten Finanzen sonst nicht im 
Stande sei, die AusrüstUDg seiner Armee zu bestreiten. Vor Allem aber 
hob es hei'vnr, dass man zur Erhaltung des Friedens Alles aufbieten 
und dann erst zu den Waffen greifen müsse, wenn jede Aussicht zum 
Frieden verschwunden sei. Für diesen letzten Fall wurde zu obigen 
Bemerkungen auch gleich ein Operationsplan gegen Frankreich bei- 
gelegt, auf welchen wir jedoch erst spfttei" zurückkommen werden. 

Russisch -englischer Seits fand man dagegen die Stärke der fran- 
zösischen Streitkräfte übertrieben und suchte Österreichs Besorgnisse 
durch die Versicherung der kräftigsten Mitwirkung zu beruhigen. Rück- 
sicbtlich des zu wählenden Zeitpunktes glaubte man nicht zögern und 
keinen günstigem abwarten zu dürfen, denn je länger Europa zaudere, 
desto mehr werde sich die Regierung Napoleon'a befestigen, und dessen 
Macht sich vergrössem. 

Busslands Versuch zur Vermittlmig des Friedens. 

Unter Russlands Vermittlung sollten nun die letzten Schritte zur 
Wiederherstellung des Friedens zwischen Frankreich und England 
geschehen ; der Friede sollte aber keineswegs auf dem Tractate von 
Amiens beruhen, sondern auf den bereits erwähnten Grundsätzen, 
welche die verbündeten Mächte untereinander aufgestellt hatten. Ein 
günstiger Erfolg war aber von diesem Vennittlungs versuche nicht leicht 
zu erwarten, weil Napoleon selbst beim unglücklichsten Ausgange des 
Kampfes nicht mehr verlieren konnte, als man jetzt von ihm forderte. 

Der Kaiser von Rus^land ernannte als Bevollmächtigten den 
Herrn von Nowosilzow, in der Absicht, dass er in Paris unmittelbar 
mit dem Kaiser der Franzosen in Unterhandlungen treten sollte; von 
Seite Preussens wuivle auch fttr diese Frieden «Vermittlung sein ganzer 
Kinfluss beim französischen Cabinet aufgeboten, — Napoleon gab seine 
Einwilligung zu dem Wunsche des Kaisers von Kussland, und Nowosilzow 
erhielt Pässe nach Paris; allein in dem Augenblicke als dieser seine 
Reise von Berlin weiter antreten wollte, erapfieng er von seinem Hof 
(am 10. Juli) Befehl, wieder nach Petersbui^ zurückzukehren. Zu diesem 
Schritte bewog den Kaiser die in der Zwischenzeit ei-folgte Einverlei- 



IT 

bui^ Atx ^jgBsiBthbn S/ifpaMik in dasfranzS^BChe Kuserthum und die 
Verleihung des Gebiets von Lncca und Piombino, als eines aelbataUndi- 
gem FttTBtGDtlnimes^ an Elise Baeoiochi, Napoleons Schwester (4. Juni), 
wodorot neaerdiiigs der Friede Ton LnneT^lQ auf eine hfich^t trotmge 
Art gebrodien wräda' ■ ^ ■ . 

Wlnzinererode'B Ankunft In Wien. 

Wäbread- Kowoailzow's Sendung nach Berlin traf der Qenw&I- 
Adjutant des Kaisers yon Rtuslimd, Graf Winzingn'ode, in Wien ein, 
um mit dem österreichischen Cabinete die Mitwirkung der russischen 
Truppen im Falle eines ausbrechenden Krieges zu verabreden. 

Rusgland 'soblng durch Winalngerode vor, von den 115.000 Mann 
Hiliätrappea 26.000 Mann, die sich auf den sieben Insebi befanden , in 
Neapel landen ku lasaen, jedoch nicht eher, als die Feindeeügbeiten 
wirklich ansbreohea würden, um dureh diese Massregel die Friedens- 
untetbandlangen nicht zu kreuaen, da diese Truppen, deren Einschiffung 
bei Corfa, so wie jene von 6000 Engländern auf Malta, jeden Augen- 
blick mOgliah sei, durch die blose Bedrohung Neapels die dort sich 
befindenden Franzosen aafhalteo und ihre Vereinigung mit der Haupte 
Armee hindern würden. 

Die abrigen 90.000 Russen wUrdm sich in zwm Armeen, die 
ein© 60.000 Mium bei Brody, die andere 40.000 Mann bei Brzesc, ver- 
sammeln nad von dort nach Deutschland ziehen. Hiervon sollte die 
erstere beim Anschdne des Ausbruches der Feindseligkeiten sogleich 
eine Colonne entsenden, welche durch Galizien an die Donau zu rücken 
und die österreichische Armee zu verstärken habe; der Rest derselben 
abw masBe dann ohne Zeitverlust eben dahin folgen. In Bezug der 
fernem Beatimmung dieser OTSten Armee ward vorgeschlagen, mit selber 
auf dem linken Donau-Ufer zu operiren und sich mit den anf dem 
rechten Ufer ang^ommenen Österreiehern in Verbindung zu setzen. 

Die zweite Armee sollte über Lublin an die Weichsel vorrücken 
und durch preussisch Polen und Schlesien nach Sachsen oder Böhmen 
marschiren, um, nach den indessen eingetretenen Umständen, entweder 
gegen Frankreich, oder wo es anders noibwendig erachtet wörde, ver- 
wendet werden zu können. 

Ausser diesen II 6.000 Mann beschloss Russland noch ein 25.000 
Mann starkes Corps auf dem baltischen Meere einzuschifTen und in 
schwedisch Pommern landen zn lassen, allwo es sich mit der schwe- 
difichen Armee verbinden sollte, und über welches der König von 
Schweden den Oberbef^ zu filhren habe, welcher durch dieses Coi-ps 
vorerst Hannover besetzNi lassen müsse, dann aber selbes nach 
Umatandeit gegen Holland oder d&e nJ^dlit^e Frankmch weiter ver- 
wenden könne. 



r. Z«lUobrlft. 13TS. (yeldm 



by Google 



18 

Endlich sollte no<^ ein Corps einBtwuIen PreatBen im Äuge 
behsltOB. 

Q«neral Wiaziogwode war au<^ zi^leioh ennäcktigt worden, 
durch besonders abzuschliessende Verträge Alles festzusetzen, was auf 
den Marsch der rasaischen Truppen durch die Österreichisdien Staaten 
und auf die wechselseitigen Verhältnisse beider Heere Bezog haben 
konnte. 

Vertrag zwteohen Rossland und Österreioh tlber die Ver- 
hältnlsBO der beiderseitigen Heere. 

In Folge der gepflogenen Verabredungen kam am 16. Juli zwi- 
schen Wmzingerode und öaterreichischerseits zwischen dem FML. Fürsten 
Schwarzenberg und Baron Mack ein Vertrag zu Stande, nach welchem 
die erste russische Armee mit 54.916 Mann, 7921 Pferden und 200 Feld- 
Oeschützen am 20. August von Brody aufbrechen und in sechs Colonnen, 
jede 9 bis 10.000 Manu stark, nebst verhältnissmässiger Artillerie, durch 
OaUzien, Schlesien, Mähren und Österreich an den Inn miirBchiren sollte, 
ao dasB die letzte Colonne am 20. October in Brannau anzulangen habe. 

Hierbei wurde auch festgesetzt : dass diese Armee, wenn es die 
Umstände erheischten, gegen Italien oder auf einen andern Punkt des 
Kriegsschauplatzes ihre Richtung nehmen müsse, und dass der Chef 
derselben den Befehlen des österreichischen Feldherm untei^ieordnet 
werde, Torausgesetzt, dass dieses Seine Majestät der Kaiser selbst, oder 
der Erzherzog Karl, oder, in beider Abwesenheit, ein anderer Frzherzog 
von Osterreich seL 

Die Richtung der zweiten Armee, die sich bei Brzesc sammeln 
werde, hänge von Preussen ab ; gab dieses die Bewilligung zum Durch- 
zuge durch seine Staaten, so sollte sie über Warschau, im entgegen- 
gesetzten Falle über Pullawi und Krakau nach Bühmen marachiren. 
Auch der Chef dieses Heeres werde, um Einstimmigkeit in die gemein- 
schaftlichen Operationen zu bringen, dem jjsterreichischen Oberfeldherm 
untergeordnet sein. 

Xach AbschlusB dieser Convention gab nun Österreich seinen 
Rüstungen eine grössere Schnellkraft. Für jede der beiden russischen 
Armeen wurde ein österreichischer Oeneral, für die Armee bei Brody 
der GM. Baron Strauch, für die bei Brzesc GM. von Weyrother als 
Commissär ernannt Sie sollten die russischen Truppen durch die öster- 
reichischen Staaten lUhren und Alles anordnen, was auf gute Ver- 
pflegung und Unterkunft Bezog habe ; sie hatten ferner als Organe Aer 
österreichischen Regierung an der Seite des russischen Oberfeldherm 
zu bleiben und jedes mögliche Mbsverständniss abzuwenden. Beide 
Qenerale giengmi auch An&ngs Angost unter dem Vorwande von 
Privatgeschäften an ihre Bestimmung ab. 



by Google 



ustenrelohs f&rmUQhe Srklttrtmff de» Bettritte tma Btl&d^ 
niftse mit Engkuid vmA Rnsslaiid. 

Am &. AuguBt erfolgte endlich zu St Patersborg von dem ^ster.- 
reiclüsclien Botscliafter Grafen Fhilipp von Stadion die fäimliclie EiT- 
MäniQg des wirklicfa,ea Beitrittes Osteireiclu zu dem unter dem 
11. April z^dscheii England und Russknd abgescblosBenen BOndnisB, mit 
der Versicherung: Österreich werde im voileu Vertrauen, Am» die 
Verbündeten den übernommenen Verpflichtungen uachkonuaen würden, 
unverweilt alle seine Streithräfte in Bewegung setzen. 

Die mit England wegen Subsidien - Leistung noch obgewaltatm 
Differenzen wurden ausgeglichen. 

Österreichs Versttoh zur Erhalttmg des Friedens. 

Bevor es jedoch zum wirklichen Ausbruch des Krieges käraa, 
suchte Österreich selbst noch einmal dordi seine Vermittlung den 
Frieden auf dem FestUnde Europas zu erhalten und erklärte dieisn 
Wunsch in einer Note vom 6. August den Höfsn von Petersburg, 
Berlin, Paris und London; allein von diesem Schritte lieas sich k^n 
glücklicher Frfolg mehr hoffen. England war es nicht um Frieden zu 
thun; seine Bemühungen zur Bildung einer Coalition gegen Frankreich 
hatten einen zu glücklichen Erfolg gehabt, als dass es selbe in dem 
Augenblicke hätte auäösen sehen können, wo die Frdchte davon ein- 
zuernten waren. 

Napoleons Gewaltschritte und die dadurch erfolgte Verletzung 
des Luneviller Friedens waren nicht ungesohehen zu machen; zudeei 
war seine Lage auch zu. vortheilhaft, Beine militärische Haltung zn 
fest, ab) dass er in die fast emiedrigoDden Forderungen Eiiglaiids ein- 
gehen konnte. In Betreff Kusslands wünschte der Kaiser den Kri^, 
nachdem er sidb Buhm erkämpfen woHte; nhd Österreichs Schritte 
gegen Frankreich waren auch schon unmittelbar zu feindlich, diena 
sein Bundniss mit Russland und Engend knnnte Frankrüohs scharf- 
sichtiger Politik kein GeheJmniss mehr sein. Eine solch» Vermittlaiig 
konnte sonach nur als ein letzter, schwacher Veraoch zdr Erhaltong 
des Friedens erscheinen und mochte wohl auch nur Zeitgewinn zum 
Zwecke haben, oder aber nach völkerrechtlichen Formen den Zustand 
des Friedens in jenen des Krieges aufzulösen. 

So schien ihn auch Frankreich genommen zu haben. Es willigte 
zwar in Österreichs Anträge, forderte aber in eiiier Note un 13. Au- 
gust, dass Österreich alle Kriegsrüstungen an^eJoe, dass es siieh. gegen 
Engknd eben so wie Freussen erklttre, in keine feindhohen Ent*rUrfe 
gegen Frankroioh eingehe and alle gegen die Oreoae der Monarchid 

Digilizedby Google 



bereite in Bewegung geBetzten Truppen wieder in ihre Friedena- 
Q\M«&rQrswa(4Aiäeb^>£:ds^.<Ube m;]Bdi»Ii.'-vieih Jätöä iBwälaada^ iw^^Elroi 
und Italien Töni.Eleitfi. .OatqDfßfjcIn, «nfgoitqlU^n Q^ere, wovon das 
letztere bei weitem die französischen Streitkräfte in Italien überwiege, 
nar' auf' Srieg und keineswegs auf 'eifie friedliche Vermittlung Hn- 
detttelMw.' Dieset' folgt* am' T6. Angusteltie' zweite ^Nöfe^ iii welcher 
PVankireit* eine 'bestimmte ErklÄrung voöi Ösferreichiachen Hofe Über 
dl«' ißjrtiianemdefn Truppen -Ifärsche Und ■Eriegs-RüBtungeü for4erfei 
Es' «Mtarte," dftss dieöe dtöhöOäett'Rttstilngen es zwängen," öeine Un- 
ternehmungen gegen England in dem Angenblicte aufzugeben; wo siö 
ihrer Ausführung Dähe wären, — däsa es deshalb öchon Österreich als 
eine feiiM^efae, mit England Vt^rbOndote Macht betrachteti fnllsse. 

Erlcläning der Schweiz wegen Erlialtiiiier der Kentralltät. 

Zugleich wurde unter dem 17. Augast der schweizerische Ge- 
sandte z« Paris aufgefordert^ der EidgenoBBeosiihaft den Wunstih des 
franzOaisühen- Klüsers bekannt so maühen: dase die' Schweiz 'YOm 
Wiener Hofe eine Erkll^ang - yeriangen > mOge, was der Grund au einer 
BO beträchtlichen Truppeu'-Anhitufiuig in Tirol sei, wodurch die Schweiz 
eich, bedroht fühle, und ob üsterreieh die Nentra^Ult der Sdi'weiE fort- 
hin > Anerkennen werde, oder sieht. 

I Am 21. August erfolgte die Sendung des schwMSeriachsn Obersten 
O^liltz — Bmdws des I^ndammamia ~~ an Se. Uajestfit den Ktäeer von 
öeterreioh. Er drückte die Besorgnisse der Sch'weiz wegen ösierreichs 
Truppenanhäufung und Aufstellung an ihrer Grenze aus, wahrend von 
S«ite Frankreichs Allee ruhig bliebe.' Die Schweiz könne nnx neutral 
Ufliben, und obgleich sie keine feindliche Behandlang Vom deutschen 
Kaiser befÜrchtOj ab bitte' sie doch, die N«utralitat der 'Schweiz so 
lange i äirmlidbi aoEuerkennen, bis sie von keiner andern' Seite verletzt 
■wtode. 

Die Sclu^tte des franzS^t^en' Oabinets maohten kein Ausweichen 
Behr mSglich. Ajich setzten die anierdeSaes ihrem Zw>eoke näher ge- 
»ttckten Büstangen Osterreich ia den Stand, den Schleier nach und 
^Moh von d^n Geheimnisse ganzlich en lüften, mit- dem es bis jetzt 
friiM' Absiahtenizu verborgen gestrebt hatten 

Öperationaplaii der Österreiolier für den beyoisteliendea 

Peldzuff. 
• \.:\ .t!bL dent. vom KiiegB-MiniBtiir'Erzherzog'CarlSr. Majestät d^n 
KiS^ri uBtarlegten Eatwnrfe< zu dem sich 'v^rbdrm'tendeQ -Feldzäge, 
^#Qloh»a; die Beilage ohne 'Abkürsung gibt, 'wurde' als •wesentUobeter 
ßfytoäMlBB Mtgentmunen., diisa , diä' OjnratiäBen acciist "mit 'Ktaü 



by Google 



)Q' UüJiwij/bsgiMAn'ibolItBn;, um nFramkitoKiKB iBtjiwItclibt»' ! SwiB , die 
Fj«KdW'.®ofnt£, idunrii'i^a' Sthwbiz jangbeüeb. m hefnaiia. 'Cemzufoig« 
80lle,<iiii»l» lAnfMolgiti Tn.DeatsbliUiitd'liD'äBr.De^Biuive :bIeibaii>Hiiiid'iw 
bAgej dabei 'li^ärvcta,'bib toAn (rinVivadär in Italien <'Giits ^tsdiaidendk 
Schlacht gewonnen habe, oder die Vereinigung mit d^Q' ihi^n''«« 
Standd >gbkinnmsn bciniHFürdAi <' < ' ' i < ' '''l '- <i I 

Fäf den'Oangi^r pjMFatioQBilMTniEde'&Bt^teillty'daas' in ItaKed 
AUsa Uiaftweiideii: sbi, iim denFalM aog^meh 2s emes entScheidenddA 
Scblat^tzu itwiBg6ii.:Bteibelnian^e^eTy'flo mUsse MantdaamdiPedthiBra 
lieUg«rlv iiadidiaBeBdagennigen' Htit' denn' grasten Kiaifttiufwwiid« zsm 
8t)hiiallQni£nde gsführt' weodenk Der Feind wttrednim «ntireder dtü:eb 
Veritirktuig' der Ahn«e jn Tirols odär dan^^EntBendangeb gegen >dift 
Schweiz aus dem Veltlin und Engadini aft verti'eüifliL , um' ihn Ton 
jeder Untemehmtug gegen 'Titol abvuhalteiL Qienge'^serdieSdMacht 
Tfirlojm, 80/ sollte i Bidh die Aitnee -tMt ItaliieB -aiMk Tirol w^rfeii, 
damit -dtr Feind in der Tcitfc fehna' festgehalten Varde, bm iwelchetrf 
Zuge-jedooh Venedig mit einer starken Bettttzung zi versjrfien' vSM: 

Ütie Armee in- BeatBchlanfl beire9«ndl, so habe ' ^e in ScUw^ben 
so weit als mogliob T<orKuT«okon , dabei aber doch die VerefiHgan^ 
mit den Bneeen — ^ *in Htraptoweck ihrer Operationen beho Beginn 
derselben -:- im Ange zn behalten. Sollte aibh der F«ind auf dem 
rechten Donau-Ufer iaii' einer ÜberlelgBnen Macht ailf «le Tverfen, so 
habe sie' sieh ^ngS' dßm Fneae' deP'Gwbirge aaf die Russen zurhcfe- 
siuäetien, und für Aea Ftdlj daas die ■Armee wegen der 'Verbrodang 
mit den Rutsan bis an die Salza Btuüci:weiobeD mäsate, sei Salzbuig 
in deb Vcartheidigongszu^tand {OTsuriohte^. Wenn aber die 'feindlichen 
OpeiiatiDneü am KakenUfer dw 'D6n«i geg^n' Ulm odOT gar 'gegen 
Regebsbirrgstattfilndenj ■so dürfe doch'die !OT8<e'Ri(*itbng ^dieBl- 
seitigen Marsoliea durch Bajttrh keine' Änderung erleiden;' in ^esenl 
Falle müaste die Armee beim Hinausrücken über München sich erst 
nach der Donau wei^i^ ani;<d^n'^ein4.entnf4d<r durch eine Stellung 
hinter dem Flusse, oder durch einen Übergang und Bedrohen seiner 
OperiUdoiialinie'So laagtr'auftwhWtfl«',' bi»idie heUngekommeneÄ Ver- 
atäikangen eiufe lenisch^dende ■ Scfalakhti zn iiefAr* »rlftubten. W&nI 
iüea. 'SeUacbt gewonnen, so habd nun 'dbr ' ATigftff Ä«f Üie ' Sehweii? 
zu eifolge^, Velcher'tim den Bod^oseb hemm über 3tol;kachBtatl«nlinde^ 
habe, um dadurch einer mUbeamen Operation gegen die 'O-eb^gs-C&ii tön« 
»H«inriTeickfen/ Hierauf BeS id^nn «n ' trachtJen; sieh ■ Belforta und' Httn- 
näi^en's izu betniiohtigen. Einen Ai^ff gegen EVankreichs 'ÖStlicha 
Öofenaeii hieh:'n(än wegen 'der Vteiöb "ätaAiötl-Felitufi^en fltr ^Brtwek-J 
wttbigy MenstOrt»!- and 'Zrät raubeAd. Es ueütaWos >ih' ßdbwi^ß SMi^ 
Beobachtung Strassburgs und zur Deckui^* 'dfer*"Bi^lrtfrnng dttlf 
Sijhw«4«'Bhi öe©* sleh^'bltttt»«^" etttk geiug, Äi^e Zirtcke' W er- 
mielwÄ.' ■'' ' '■'' '■•■ '■'■■ -^•^■■' ■■■; .".i ■' it '■■ '■ ■■■•■■■■■.- ■-, !■; 

Digilizedby Google 



Zht ErobeniBg der Sdimiz mttnte auch ^e Ajmao von It^ieo^ 
man aöe Am Uincto siegte, ivaoh ihr yoirttcfaen In der LoiWbardei 
wid dnroli ffiateend^mgon gegen die Tblüer das Y^lün und Orattbütid- 
tcns mitwiihen; ihr näohster Zwack bleibe aber die Ü^obonuig Tariafi 
Bild AlesBandriaa. 

Für den Fall, daes das Heer in DenteclÜBod eine Bohlacbt ver- 
liere, und zum Rüc^tznge gcnötltigt w«rde, müsse die Armee in 
Italien, s^bat wenn sie megte, sich auf die Erobeinmg tob Ifantua. 
und Peacbäera beschränksn , ein bedeutendes Corps nach Tirol ent- 
senden und den Feind, der unterdessen dort eingedrungen sein könnte, 
in VerbinduTig mit den dortigen Tmppea aas Tirol Trerfen, und, durch 
eine Vorrü^ung gegen Bayern, die rechte Flanke des gegen Osterreich 
TOrdringenden F«indea bedrohen. 

IHa Corps in Tirol an der irestUcheu Orenze dieses Landes (bei 
lüattdere und Taufers) habe sich so lange vertheidigungsweise zn rer- 
halten, bis durch die Vorrückung des Heeres von Italien die Mttn- 
dongeu diw Thäler der Adda in der Gewalt der Österreicher seien. 
Nach Besetaong derselben habe aber dann ersteres den Urapruug des 
Inn und der Adda zu gewinnen, wodurch sich die Schwierigkeiten 
seiner weiteren Angriffs-Bewegungen von selbst heben würden. 

Die Eroberung der Schweiz srä übrigens nur durch das sieg- 
reiche Heer in Deutschland und in der vorherbezeichneten Richtung 
zu bewirken, wodurch die Bäumung G-raubündtens nebst den kleinen 
Cantonen von selbst erfolgen dürfte. Bezüglich der Operationen 
in Tirol wurde endlieh bemerkt, dass sie jedenfalls den Erfolgen der 
deuts(^n und italienischen Armeen untergeordnet seien, und ebenso 
auch jene des Truppen-Corps in Vorarlberg, welches bei Landeck im 
Inn-ThaLe stehen zu bleiben und den Khein nur ea beobachten habe, 
bis das deuts*^ Heer M«ilter von Schwaben sein würde. 

VertheÜimr der Truppen. 

Dieses wwen di« Haupt- Orundaüge, auf welchen die künftigen 
Operati(«ien gegen Frankreich beruhen sollten, «ad hiemach wurde 
die österreichische Armee dergestalt verthailt, dass die grftssäre Hftlfte 
der Infantearie nach Italien, <üe kleinere aber. nach Tirol, Vorarlberg 
und Deutschland kam. 

Flu- die Armee La Italien wurden 171 BataiUoaa, 96 Escadronen 
mit 100 Pontons und dem angemessenen Artillerie-Park bestinunt. 
ßeduiet man das Bataillon im Durchschnitte ku 590 Mann, und die 
Escadron zn 100, so bestand die Infanterie aus 85.500, und die Ca- 
T^erie aus 9.600 Kann. 

Das imt südlichen Tirol ' BusammfinzUKiehenda Corps wurde aua 
21 Bataillonen und 6 Escadronen gebildet und an die Befehle des 



by Google 



Heorftlfarflrs der iUlienüehea Armee angetrieten. Für dea Bflrdlichen 
Theil dieses Landes wurden 44 Bataillone und 10 Escacb-onen ange- 
tragen, so dasB im Q&Dzen 32^00 Kann In&nterie nnd 1600 Mann 
CaTwUerie nach Tirol zu stehen kommen sollten. 

Die zur Armee nach Deutschland bestimmten Streitkräfte be- 
standen aqs 88 Bataillonen, 148 Escadronen und 100 Pontons, 44.000 
Mann Infanterie and 14.800 Betern, nebst der erftmlerlicben Artillerie. 
Zählt man hierzu noch die beiden ruBsisdiea Heere mit 90.000 Uaun, 
die aber erst gegen Ende October und gewiss mit sehr vermindertem 
Stande aof dem Eriegsschauplatze eintreffen konnten, so stellen sich 
sämmtlicbe zur Armee nach Deutsctdand angetragenen Streitkräfte 
mit 148.800 Mann heraus. 

Nach dieser Vertheilung der österreichischen Streitmacht blieben 
im Innern der Monarchie nur noch 35 Bataillone imd 18 Escadronen 
im Ganzen zurilok, welchen die Aufrecbthaltung der öffentlichen 
Sicherheit und die Abrichtung der Becruten obla^. 

Aafbmoli nnd Marsoh des ÖsterraicMsohen Heeres. 

Die Truppenbewegung zur Zusammenziehung der nach Deutsch- 
land bestimmten Armee wurde in sechs Zeitabschnitte eingetheilt, deren 
Dauer zwei Monate, nämlich vom 25. August bis 25. October, um- 
fasste, so dass die letzten Abtheilungen unge&hr zu gleicher Zeit mit 
der letzten russischen Colonne der über Brody anmarschirenden 
Armee am Inn anzutreffen hatten. Demzufolge sollten allda eintreffen : 

In dem ersten Zeitabschnitte vom 25. August 

bis 5. September 29 Bat 40 Ksc. 

Zweiten Zeitabschnitte vom 6. Sept^nber bis 

15. September 17 „ 8n 

Dritten Zeitabschnitte vom 16. September bis 

25. September 13 „ 8 „ 

Vierten Zeitabschnitte vom 26. September bis 

5. October — „ 24„ 

Fünften Zeitabschnitte vom 6. October bis 

15. October 5 „ 32 „ 

Sechsten Zeitab schnitte vom 16. October bis 

25. October 16 „ 30 „ 

und endlich mit Ende October noch .... 8 n ^ n 

Zusammen 88 Bat. 148 Esc. 

Diese Streitkräfte sollten anfänglich in Lagern, sowohl an der 
Orenze, als im Innern des Landet zasammeogezogen werden, ' 

Digilizedby Google 



sbbar nur das :bei Budw«« .und WsU «ick Wiüdiiji, and mror ■»Moh 
nur auf einigB Tage Teriammeite ; diä übrigen Ti!»jq>en-.i:ttckten,jepiocli 
uttat^altaami nach ihrer weitem Bsetinimang ab, d-. der Laof der 
Ereignisse eine schnellare ßntwioklnilg nahm, -ala msa beam Entwurf 
vermuthet hatte. . . i ... 

Um das Zu3BnimeDzi«h«Q der Armee zu rechtfertigen, hedi^te 
man sieh des Vorwandes neu eingeMhrter Äbändemngen in Stelhmg 
und Bewegung der Truppen. Das Regiment ward auch wirklich in 
fünf BataiUone — worunter «in Grenadier-Bataillon — ■ and daa- Bataillon 
in Yier Compagnien eingetheilt Der Kriegastand eioe^ Oompägnie ward 
auf 160 Feuergewehre, jener einer E^cadron schwerer OavaDerie auf 
110, einer Escadron leichter Cavallerie auf 130 berittene Gemeine 
feBlgeeetzt, und nebstbei angeordnet, dass die Oavallerie nicht mehr in 
drei, sondern in zwei Gliedern zu stellen sei. 

Seine Majestftt der Kaiser ernannte nun auch die Befehlsl^ber 
der italienischen und deutschen Armee ; filr erstere wurde Seine kaiser- 
liche Hoheit der Erzherzog Carl bestimmt, und über letztere erhielt 
Seine königliche Hoheit der Erzherzog Ferdinand den Oberbefehl, 
welchem GM. Mayer von Heldenfeld als Gener al-Quartienueiater, Oberst 
Baron Bianclü aJs Genera-Adjutant und FKL. Baron Rouvroj als 
Chef der Artillerie beig^;eben worden. 

- Seine Majestät hatten Übrigens anch die Abgeht, aich in eigener 
Person zum Heere nach Deutachland zu begeben, weswegen HOchstdie- 
selben den FML. Baron Mack zu Ihrem General-Qnartiermdster er- 
nannten, an welchen jene der Erzherzoge Carl und Ferdinand Bi:^;e- 
wieaen blieben. 

In Tirol ftlhrte der Erzherzog Johann das Ober-Comtnando, und 
die Aufstellung der in dieser Provinz Anfangs September vorhandenen 
Streitkräfte war folgende: Unter dem FML. Baron Simbaditin," w«lohwü 
FML. Hiller im Commando folgte, versammelten aich 23 Batiiillone 
und 6 Escadronen bei Trient, welche aber an die Befehle dm Er^' 
herzogs Carl angewiesen waren und den recht^i Flügel der italienischen 
Armee bildeten. 

Ein zweites Corpä sammelte sich Untör FML. ' Jellaci*; bei Imst, 
Innsbruck und Landeck mit 14 Bataillonen und vier Escadronen. Zu 
diesem Corps gehörten auch noch die im Voratlbergiechen befindlichen 
sieben Bataillone nnd zwei Escadronen, so dass dasselbe 21 Bataillone, 
sechs Escadronen zählte, nnd daa Ganfee einen Theil der deutschen 
Ai-mne zu bilden die Bestimmung hatte. Endlich befanden sich bei 
Na«ld«i« und Glnms 21 Bataillone, vier Escadronen unter FML. Auf- 
fenberg, wovon 16 Bataillone, zwei Escadronen die Bestimmung 
fasttton^ die- Unternehmungen der erstem zwei Corps -nach: Bedarf 
fiinATV' oder andererseits za ontarstOtBen ; der Keet^ stand abwi bei 

Digilizedby Google 



0limi8 tuf4 wprde .sfu ^eobaiiliitn^gj der ,AasgftQgfi das ValtieÜBa v«Vy 
wendet *). - . . ' ■ i 

Ah nunmehr iDqt^elcb» , KriegfWüHtiuigßa hialllng^äh irüt ge- 
diehen waren, beafltwprtftt*. ip^ajx (CabiA»t.,MBteim. :3. Septemtwr d!s 
liaiuE&sisqheQ Illo^a, Tom ,13. and 16. Anguat dwait-* nAma die Gf" 
haltung de^ Friedens, nicht blps dadii) bestfibo, ^iiCh nicht weebselBeitig 
anaui^reifen, «o da^a sie -weBenÜich in der Beobachtung der V«rträgo 
bestünde, worauf sich der Friede jprliode. Frankreich habe' d«n Luli»^ 
viller Friedeng- Vertrag verletzt, „worin die SelbatatändigköU der itar 
lieniecben, helvetischen und batayiscben FreistaaMn bedingt, and ihnen 
4ie Wahl ilirer Ilfigienwgpfonn ungesichert, war.^ ... 

„Frankreich habe, Eurgpaa ßobe gaeU^ lindem Q9 aieh Kechts 
des Besitzes, des Dinfluases und Schutzes .amjiasae, die weder durdl 
Völkerrecht, »och durch V«rtr|ig« begründet seien. Frankreich 
sei OS, welches das Übrige Europa zu den Waffen rufe. D« 
Kaiser von Österreich raste sich nicht, um eine Diversion aum Kach* 
theile der Landung in England, zn nwc^en, deren Äusfohrung nac^ 
zweijährigen Drohungen nicht gerade flir den Äugenblick vorbehalten 
zu ?cin scheine, wo Frankreich Österreich und Kussland zu Unter- 
nehmungen neize, die auf seioftn J^eg gegen JBngland nicht den min- 
desten EinflusB hatten, oder durch aeU>en gerechtfertigt wilrdea. Es 
rüste sich zur Aufreckthaltung der festgestellten Friedess-Bedingungton, 
ohne welche der Friede nur in itsr Einbildung bestehe, Ea rüste sieh 
zur Erwirkung einer Übereinkunft, die sich auf die Müssigiuig' aller 
betheiligten Mächte grHnde, wodurch JBurojws Ruhe iind O^leiohgewicht 
allein erhalten werde.** 

„Die Kaiser von Österreich und Rus^laud aeöen, ujogeacbtet der 
durch Frankreichs Anmassungen veruilasaten Unterbrechung der 
Friedens-Vermittlung BiassJands, bereit, mit d«a franzfiüschen Hofe 
über die Erhaltung des Gontinental-Friedens aof die gmaassigtes^^ 
Bedingungen, die sich nur immer mit dei* allgeneünen Bnhe UBd ^ 
cherheit vertrügen , zu unterhandeln , und versichern , dass , welches 
auch der Ausgang der Unterhandlungen sein möchte, und aejbst bei 
der Uuverm eidlichkeit eines Kiegea, beide Monarchen sich wechsel- 
fleitjig verpflichtet hatten, sich auf k^ine Weise la Frankreichs innere 
Angelegenheiten zu nüscheB odar, den gegieawttrtig gasetKm&saig b»i 
stehenden Zustand des dentsoben £eichS' zu stören, und. eben so wenig 
die Besitzungen und Ipt^rität der ottomimischi«! Ffotte «tDautasfeea^ 

').Iu den. nwugelluAeii IfeldiKesMttcn, find«! :Na]i kei«a CMra-ds.bHitaiUe to» 
-der denttuhen Armee vor, ua^ ans den ßnicbttOclieii derselben liess sich durebatv 
nicht« VerUssIiches luaam mens teilen, vi« die Armee beini Beginne des FeldzuKei 
cm n mm en gesetzt war. Die Namen der ßegimeiiter eracbolnen fn dem spHter beilie- 
gMuten Hanebplane, und dia Ordrei de bstail)«« d«r varachiedenen Corps nxcb den 
10. Octftber kwaunsB im ItfsAi ;dn (l«fBUobte:T4n. . '^ ' ' 

Digilizedby Google 



die sie im Cregontlieile, soviel von ihnen abhtfcge, zu vertheidigen 
bereit wären." 

Änf diese Erklärttng des Wiener Hofes erfolgte jedoch in wenigen 
Tagen der Einmarsch der öBterreichiaclien Truppen in Bayern. Die Ant- 
wort des französischen Cabineta auf die erwähnte Erklärung lautete 
nun dahin: „daas keine Unterhandhing mehr denkbar sei, wenn nicht 
die österreichiBchen Truppen von ihrem Vorrücken abstünden und 
si«^ über den Inn wieder in ihre Staaten zurückzögen; im entgegen- 
geeetzten FaUe sei es unfehlbar Napoleons Absieht, sie mit Gewalt 
der Waffen zurOckznweiaen ; auch werde er nie irgend eine Ausdeh- 
nung Öeterreichs in Deutschland dulden, welche Absicht sich durch 
eine VorrUckung nach Bayern nur zu dentiich ausspreche, n&mlich 
Österreichs Grenze bis an den Lech erweitern zu wollen." 

Obgleich bis nun der Krieg noch immer nicht förmlich eiklärt 
war, so war selber dennoch schon ganz unvermeidlich geworden, und 
es stand zu erwarten, dasa Napoleon durch Gewalt und Überredung- 
sidi der Reichsl^rsten und ihrer Mitwirkung versichern werde, wes- 
wegen der Kaiser von Österreich ihm hierin zuvorzukommen be- 
BchlosB. 

Die Verbindung mit Bayern, ala dem mächtigsten der deutschen 
Kurfiirstenthümer, dessen Entschlüsse sich leicht Andere zur Richtschnur 
nehmen konnten, vorzüglich aber seine geographische Lage, die durch- 
aus eine Neutralität unmöglich machte, war von grosser Wichtigkeit. 
Sie mueste durch Güte oder Gewalt bewirkt werden. 

Am 2. September traf FML. Mack in Wels ein und ertheilte 
so^eich den dort versammelten Truppen den Befehl zum Aufbruche 
in zwei Colonnen. Die erat« unter FML. Graf Klenau, 15 Bataillone, 
16 Escadronen mit einer Cavallerie-Batterie , erhielt ihre Richtung 
gegen Braunau; die zweite, 15 Bataillone, 14 Eacadronen nnter FML. 
Bm^h Gotte^eim, zog gegen Schärding; beide sollten am 7- am Inn 
eintr^en, am 8. über den Fluss gehen nnd in Bayern einrücken. 

ITnterhandlungren weeen des Beitrittes Bayema 

Diesen ersten Schritt, den man allerdings als einen feindlichen 
betrachten konnte, und der später zum übereilten und zeratückten Vor- 
rücken der Öaterreicher bis über die Bier und Donau, und dadurch 
auch hauptaächlich z« deren Trennung von den Russen fithrte, be- 
gleitete ein Schreiben des Kaisers an den Kurflirsten aua Hetzen- 
dorf vom 3. September, worin er die Vereinigung der kurfürstUchen 
Truppen mit den öaterreichischen inÜ dem Beifugen forderte, „daas 
er sidi gezwungen sehe, alle Mittel, die in seiner Macht stünden, zur 
Erfüllung Beines Verlangens anzuwenden. Dagegen erklärte Sr. Ma- 
jestät der Kaiser feierlich, im FaUe der KurÖtost den gi^[enwartigen 



by Google 



Forderungen entspreete, die Sü^iiieit anä Integrität der kurfÖrst- 
lichen Staaten gegen jede BeointiitchtigaDg Törtheidigen zu wollen, 
daaa Sie, wcächea Ende der Krieg liaben möchte, me Bire Absichten 
auf den kleinsten Theit dar kurfUiB^icIien Staaten aia Erwerbung 
oder als Tansch richten wttrden." 

Hit dieaeiQ Schreiben sandte der Kaiser den Hofkriegsraths-Vice- 
Prftaidenten FML. Fttrsten zu Schirarzenberg an den Kurfürsten in 
ifx Absicht, mit dem General Mack Alles gemeinBchaftUch zu ver- 
abreden, was auf die Übergabe der bayerischen Truppen Bezug haben 
könnte. Mack ertheilte aber den GenenUen Klenau und Gottesheim die 
geheime Weisung, fallB sie von den Bewegungen der bayerischen Trappen 
etwas in Erfahrung brächten, soglei^ Cavallerie und Infanterie, letztere 
auf Wagen, abzusenden, um jenen den Weg abzuschneiden, wobei die 
Commandaoten dieser Abtbeilungen jenen der bayerischen Truppen 
höSich, aber fest erklären sollten, dass sie den Befehl hätten, ihren 
Rückzug zu hindern und sie in ihre Standquartiere zurückzuweisen. 
Übrigens sollten sie keine Feindseligkeiten anlangen, aber jede gegen 
sie verübte erwidern. In Bezug der Vorrüekung nach Bayern habe 
die Colonne des Generals Klenau bei Braunau und Markel über den 
Inn zu gehen und ihren Marsch ttber Alt-Öttingen, Mühldorf, Ampfing, 
Haag, Hohenlinden bis Paradorf fortzusetzen, wo sie am 13. September 
eintreffen müsse. Jene des Generals Gottesheim habe bei Schärding 
über den Imi zu gehen und sich sodann über EggenfeHen, Litzel- 
kirchen, Landshut, Mosbui^ und Freysing zu wenden, wo sie ebenfalls 
am 13. eintreöen mUsse. 

Der in Bregenz stehende General Wolfiikehl ward befeUigt, mit 
3 Bataillonen und 3 Escadronen nach Ravensburg und Waldsee 
vorBarücken, am 12. September dort einzutreffen, in Biberach eine 
Vorhut von 4 Compa^ien und 1 Escadron aufzustellen und Reiter- 
Piquets an die Donau vorzusendeu. Bezüglich der bayerischen Truppen 
erÜelt auch er die nämlichen Befehle wie Klenau und Oottesheim. 
Die zu Bregenz noch verbliebenen 3 Bataillone und 1 Escadron 
mossten nach F^dkirch abrücken. General Wolfskehl blieb übrigens 
an FML. Jelacic angewiesen, welch' letzterer aber von nun an vom 
Armee-Commando in Deutschland ganz abhängig wurde. Hierbei wurde 
demselben auch aufgetragen, mit seinem ganzen Corps nach Vorarl- 
berg vorzurücken und die Stellungen von Hohenems und Feldkirch 
sogleich verschanzen zu lassen. 

Die tlbrigen Truppen der deutschen Armee, die theils schon in 
W^ eingetroffen, theils im Anmärsche waren, worden dahin befehligt, 
dass die erste Colonne, unter FML. Kienmaier', 13 Bataillone, 
16 Eacadronen und eine Batterie, am 12. September in Scbärding, die 
zweite, unter FML. Graf Riasch, 12 Bataillone, 16 Escadronen und 
1 Batterie, am 13. in Braunau, und die dritte, unter .FML. Graf 

Digilizedby Google 



j^nftr-des GaUj^ralB . iß^eoan rfolgen eoUtea,; niitJ'^eldLei» sM em^ >Sfb^ 
Bammtmacht von 63 Bataillonen und.:>7BM£iBcadi^aan^' lanuil' n^t Bbi' 
^äblijng: 4^ ust^ 'FMXh iJeUadie •Meb^ndAUrCf^FpS' tüb SltBätäUlonen 
^nd 6 £ls«adroiieQ, eioe Sttreitmsiebt üYok :42X)00 IMt^' lofitalWPie 
und 8400; Mann >:CavfJlerie bUdeJeB-'Eilidliali 'aoUteii bU ztirt'iti Sep- 
tember 11 iBataiUäQAnUtui 4' Cavällerle-^g:kneiitelr:>'iBi: Weta'' eim^ 
treffen und aja ßeservd mucbtriieken. ) ■:':■•'■ ' •' • •■ " i' -' 

:^ML. Mack gUttbte mit di^ben KrftfteB der Bntwickitaii^ Aw 
pinge ruhig «a'^genBebwi zu fa&^en, da,'nach seineD S^ehnu'ngeiij 
vor Aokuiift aekudr nobb w-riters: , mit 28 'Bataillonsii iindi 52 Ese»- 
droaen — 19.200 Mann f— im Anmaracbe * befindlichen ¥eflr8*ftrk«Dg«ni 
nebst jener i dflr Kl«a»eli, der«» ' Infanterie niui auf Wagen geführt 
wurdoj yoß Napoleoü kein Angriff zu : fäi-cbten sei. Döcb' die EVlg^ 
wird lehren, wie sehr er weh in seilien Bereobnnügen tänaohte, äA Qf 
Napoleona G^ist in&cb eiaem . gdwöbnlii^en MaäsBtabe maas. 

Besondere Vortheile i erwaHetd Mack von der Aneikennong' dei* 
Neutralität der Schweiz. Er schrieb de^ialb adi a. SaptOTttb« *oii 
'Weiß an Seine Majestät den Kaiaer, um ihn hiezn zu bew6gi(n,näd es 
scheint^ dasa seine. AßfliobteB die Oberband behielten, demiwiTklitir 
erfolgte bald darauf diese Anerkennung. Eb ist schwer zu begreifen; 
wie Beine Gründe ■ »eh mit d«m in dem HauptoperationspAane ad%e^ 
stellten Crrundaatze: Frankreich durch die Scbweia^ anzufp^aifeni Ivei*- 
einbaren lassen. : Im. HiLckhalte i mochte freiHcb der Gedanke liegen, 
dass die Sehweia- sich nach eiA«m erfochtenen Si^e "-beaonderB. Wenn 
Englands Gold tbätig mitwirkte ■ — gegen Frankröicb erklttrMi würde; 
und daBs man Tor der Hatid dXirbh deren Neutralität' in den -8iand 
geeetat werde* dieffir Voitariberg nnd das weetlicheTliol »ngetrageajeti 
Truppen mit dem Heere' in Deutschland vereinigen zu können; allein 
Kapoleoil erbi alt . dadurch gleicte Vortheilei denln auch er ward einer 
bedeutenden Entaeudang ' überhoben und könnte iuüisoiheliT mit tmg»^ 
theilter Kraft in^ Deutschland erscheinen. ■ i . , i . i 

Vbrrttöloing dÄ ÖsterreioTierr iiaoh BaJ-6i*n. .'..,[ 

Am 8. September erfolgte wirklich deB Übeirgang der Cdlöntte» 
der iQensrale .Kledau. und Gottesheinli über :dfln liin). Eraterer ferhielt 
^l«ibhBflitig den B«f^l^ seinen M&mnh nAch^I^reüihung von Faradorf 
unvärwült übtr Xnning^ Landsbftrg, Mllndelbeim'nachMemmiingeh fbrt- 
»uaotzwii w« er am Sl.SBptetDbeflf: eintreffe» mttBee) und moh niiiÖei- 
iiecal, Wolfckehl i;gepin; Waldate und ■ Biberwcb : ihi V«fcbinduag' tv 
JHta&a.hilbA, ■ .-.t.: .', ■'•■') ■,-■■ '■■■•! '■■■-■ ' '1' ■'■' '" .'iii >■ .■.■■! i 

Digilizedby Google 



Hack hatte namlüili'*" übar' ■^•an £rfolg' -A-eT Sendung des 'Filrsten 
ädiwareeiibeDg'<hoaIt^k^in6''!Ma<tht>idlit' erkälten. ' Ejrferfohi' 'ata & Sep- 
temberim.Btaanaaj «bgläidh' Biekt «.üb' offinetlei- 'Quelle, d'^ir der Sür- 
filrst von Bayern München reriasseu und "sich »aftK Würzborg be- 
geben- : habe; f^ver daaa 0icb die dteSBeits Msticben' geatandenen 
Tni|ipaii Ulf die -Nachricht deS' VorHlckfihs ' dfn" 'öfrtärreicher nach 
dM^FiStsidt atiräckgäaogte hatteoy und dasfl-sie aioh daaelbst und bei 
Ulaasdninielii walltEm, um hinter die Dona^ zu sieheb, Ttelche ' matt 
de .die Bemareatifilu^ifl awiaohen denS&teir^IiiBchen'ünd bayeriscBeä 
Tmj^fin < aautmjehmeb geneigt' Bt:J)«iiia ' Obgleich dieses' Geruch, wlö 
aus der Folge bervoi^eht, damals noch falsäh warj ' »i> 'roranlassto ea 
äennclch!dQB''FML.'Mack,i nnverrreilt M&s#regähi äu ' ^i^relfbn, die den 
Rückzug der Bayern viörhindem könnten; nachdem et überzeugt war^ 
dssK Seine- Msj^tftt'der Euser nicht' gesonnen sei; den' bayerhchen 
Trappen die Möglichkeit bu lassen, sieb mit den Praüzosen zu ver-. 
mnigen. , i ■ : ■ ■ > ■ .■,:.•■ '\- ' < 

: deneral ä'Otte^eün erhielt daher den Befehl, den Oberst Gi^afen 
Givallart von Bosenberg^Obeväuxteg€'rs mit einer Abtbeilung von vier 
Escadronen und drei Bataillonen nebst vier KanoneU als Avantgarde, 
aofbreoben nod Tag und Nacht über Landshut nach Neubui^ an die 
Donau marachir^n Kn lassen. £}r sollte sich überall um die Stellung 
ond Richtung ■ der bayerisohen Truppen erkundigen, ' um ihnen den 
Bückxug abzusi^neiden , wobei er auch selbst über die Donau 
KU gehen' habe, wen»' es der ausgesprochene Zweck nothwendi^ 
mache;: 

Eine zweite Abtäeilung von zwei fiscadronen, zwei Bataillonen 
und zwei E!«Tlonen habe eben so schnell nach Straubing zu mar- 
seätPfiD, um diesen Ort und die Brücke zu besetzen, die dortige Gar- 
nison zu bew^en, nach Landahut «nd Freysing abzugehen und jener 
von Passao, falls sie schon ansmarsebirt wäre, den Weg abzuschneiden, 
wenn sie aber noch in Passau stünde, ihr mit guten Worten oder 
I>rohungen' d«i Abnug nach' EVeysing zu difctireri. StJhlicsalich habe 
General Gottesheim mit dem Reste «eines Corps der Avant- Garde 
unter OberWi Givallart dei^stalt zu folgen, da'as er 'nie weiter ala 
eisen Harsch 'Von ihr edtfemt wäre. 

Um 11 Uhr Nachts ' erhielt indeäseö Mackvoni' FHL. Fürsten 
Sobwarzenberg einen Courier, welcher den Widerruf dieser bereits er- 
griffen«» Massregel herbeiführte ■ und ihn bestimmte , das Truppen- 
Co^ des Generals- Golteshrfm inrti der Richtung jenet des General* 
Klenan folgen zu lassen. ' '.'''. 

■• Am '6. September war Fürst Sehwftrzenberg'' ii München' ein- 
g«tr«ffeni riinii hatte -s(^!di(*' Äbet den GügteötAnd': seiner Sendung 
«hiö ' Audienz' bei deiB KurftLretMi gehabt, Wbbri' ilün''Äi^i''-dt6 

Digilizedby Google 



ao 

mflndliclie Vereicberung seines EinvemtKadmiaes mit Österreich gab, 
und von dem er am T. folgendes Eandbillet erhielt: 

„Ich bin entschlossen, mein lieber Fürst I Sprechen Sie mo^^n 
Früh mit meinem Minister Mont^eU«; er wird Ihnen meine Bfedingnngen 
eröffnen; seien Sie solchen nicht zuwider." 

Bei der hierauf erfolgten Zasammenkon^ bestätigte auch der 
Hinlster den Entschluss des Eorfdrsten; die Bedingungen des Bei- 
trittes waren folgende: die Oamison von München sollte zur Dispo- 
sition des Knrfürsten verbleiben, wozu das Leib-Begiment und jenes 
der Kurfüratin bestimmt wurden; dann sollten München und Nymphon- 
burg mit einem angemessenen Umkreise tdq den ÖHterruohischen 
Truppen nicht betreten werden. • 

Auf diesen Ornndbediognisaen hätte den folgenden Tag die Über- 
einkunft der Übei^abe mit Zuziehung des FML. Mack zu Haag er- 
folgen sollen; allein alle diese Schritte der bayerischen Begierung hatten 
keinen andern Zweck, als Zeit za gewinnen und die OsterreicbiBchen 
Massregeln durch Sicherheit einzuschlsfem. Frankreichs Einfluss, ge- 
leitet durch Montgelas, hatte bereits die Oberhand gewonnen und den 
Kurfilrsten von vorae berein schon bestimmt, sich in die Arme 
Frankreichs zu werfen. 

Am 8. September sandte er seinen G-eneral-Adjutanten Nogarola 
an Se. Majestät den Kaiser, um noch einmal die Erhaltung seiner 
Neutralität nachzusuchen. Hierzu benutzte er als Vorwand den Auf- 
enthalt des Kurprinzen in Frankreich, der damals eine Beise in 
diesem Lande machte, und dessen persönliche Freiheit der Kurfürst 
bei dem geringsten feindlichen Schritte gegen Frankreich als bedroht 
darstellen Hess. Der mittlerweile am 8. erfolgte Übergang der öster- 
reichischen Truppen über den Inn zeigte indessen dem Kurfürsten 
deutlich, daas man Österreichischerseits entschlossen sei, ihm keine 
weitere Wahl zu lassen, als sich gerade und offen für oder gegen 
Österreich auszusprechen. Es eröoss sonach in der Nacht vom 8. auf 
9. September der Befehl an die bayerischen Truppen, sich Ober die 
Donau zurückzuziehen, und der Kurfürst reiste auch nnverweilt mit 
seinM- Familie nach Würzbnrg ab. 

Als am 9. die Qenerale Mack und Schwarzenberg in Haag ein- 
trafen, erschien endlich ein bayerischer Oberstlieutenant, welcher das 
Zurückbleiben der bayerischen Truppen abschlug und erklärte, dass 
ihre Vereinigung mit dem österrei^ischen Heere nur das Besultat 
einer vorausgegangenen Unterhandlung, keineswegs aber eine vor- 
läufige Bedingung sein kOnne; dass der Kurfürst nie in die Auf- 
lösung seiner Truppen willigen und lieber unterliegen, als sich diese 
Bedingung gefallen lassen würde. FML. Mack forderte nun, dass die 
bayerischen Truppen, da wo sie sich befänden, stehen bleiben sollten 
während die österreichischen ihre Bewegoi^ fortsetzen würden. Diese 

Digilizedby Google 



31 

Fordenmg bestimmte den bajeriaclien Offic!er, die Üaterrednog ab- 
zabrechen. Die üBterreichischen Truppen räckten zma nnaufgehalteoi 
vor; allein die bayerischen hatten eini^ Märsche voraus und g^engea 
über die Isar und Donau nach der oberen Pfalz; ib Hauptquaiüar 
kam nach Bamberg. Die angeknüpften Unterhandlungen wuidea Kwar 
noch durch den Gesandten aan Wiener Hofe, Baron Grafenreuth, fort- 
gesetzt, blieben aber ohne Erfolg. 

Von Haag begab sich jetzt General Mack nach Ulm, um die 
Linie der Uler zu bereisen, die er zur defensiven Aufteilung des 
Heeres gewählt hatte. 

Napoleons TTmtrielie In Detttsohland. 

Napoleon war seinerseiits in Deutschland nicht nnthätig geblieben 
nnd hatte mittlerweile alle Triebfedern seiner gewandten Politik ia 
Bewegung gesetzt, um den deutschen Fürsten — deren kleinen Sinn 
und Kurz sich tigkeit er genau kannte — Österreichs Benehmen zu 
verdächtigen und somit wenigstens den Samen der Zwietracht in eine 
Verbindung zu werfen, wo er bis jetzt immer nur zu schnell und 
leicht Wurzel ge&sst hatte. Sein Geschäftsträger Bacher schilderte 
seinei^eits in einer Note vom 11. September Österreichs Schritte als 
einen Bruch des Lnneviller Friedens. Den Stoff dazu rnnsate die Er- 
werbung Lindaus, die noch nicht getilgte, sogar für nichtig erklärte 
venetianische Staatsschuld und Justiz- Verweigerung gegen Unterthanen 
von Mailand und Mantua etc. geben. Bacher l^gte hinzu,, dass Kapoleon 
jeden Angriflf des deutschon Reiches und vorzüglich Bayerns als eine 
Kriegserklärung ansehe, und dass er sein Interesse nie von jenem der 
deutschen Fürsten trennen werde, die er als seine natürlichen Ver- 
bündeten betrachte. Andererseits liess er die ReichsstAnde auffordern, in 
Verbindung mit Frankreich Österreich zur Einstellung seiner Rüstun- 
gen zu bewegen und zu bewirken, dass es in Schwaben und Tirol 
nur die zur Besetzung der Plätze nöthigen Garnisonen lasse und seine 
Armee auf den Friedensfuss setze. 

Diese Sprache Frankreichs hatte von jeher in Deutschland Ein- 
gang gefunden und seine Angelegenheiten verwirrt. Das alte rftmiech- 
deutsche Reich nahte sich seinem Unte^ange, imd dessen Fürsten 
boten leider selbst dazu nur zu bereitwillig die Hand, wovon Mancher 
es zu bereuen hatte. 

Anfbrnoh der französisolien Armee naoh Deutsolüand. 

Während österreichischerseits Schritte geschahen, die eine fried- 
liche Ausgleichung der Mis^elligkeiten nicht mehr hoffen Hessen, hatte 
auch Napoleon, dessen Heer, zom Kriege ganz gerüstet, mit Allem 

Digilizedby Google 



TOn^eu, der EUste Englands' gegenUbei*, ^^stentUeila aber bei Bou- 
\ogae Btand, den Anfbmch seiner' Streitmacht nach Deutschland ange- 
aydnet Die Kräfte, die' er dort verwendet könnte, waren detien öster- 
micba weit aberlegen; sie beBtanden in 7 Corps nebst den kaiserlichen 
öarden. Die zahlreichen Kationalgarden erlaubten ihm, diese Truppen 
aiiewärtB zu verwenden. Von England stand vielleicht die "VerwUstung 
einiger Küatenplätze zu befürchten , alaer keine Diversion, die Kapo- 
leons Pläne i^ Deutschland durchkreuzen 'konnte. " i 

Die Stärke und Vertheilimg der französischen Streitkräfte nach 
ungefähren Angaben war folgende: | 





S 




Ualefl 


Leichte 








.£ 


j 






, 


M a u ü 




.5 
Q 


1 


Bata 


lone 


1 




' 1. Dm Corps des MarschfttU 












\ 


Äncere«a im Lager bei 
















8 


7 


19 


~ 


4 ■ 


\ 26.000 

1 


Die DetACbemantB diegaB 


Corps 


— 


— 


11 


. — 


— 




2. Dm Corp» Je- M*rfichalU 














Sej bei MoDtreviUe. . . 


1 


3 


13 


_" 


1 


80.000 


Dia DelBchamenM illesei 














c«-p* 


— 


— 


9 


_ 


1 




3. Du CoipB d«a MaraelullB 














Soult bei St. Omer . . . 


6 


10 


91 


10 


8 


65.000 


Die Detachemenla dieses 














Corps . 


_ 


' — 


18 


i 


8 




i. Drs Corpi dra HuTBchalU 














D»»odW b«i BpBgea. . . 


' 4 


10 


24 


4 


10 , 


40.000 


Die DatHchemant» diesaa 




















15 


2 


2 




B. Dns Corps 3e» Marschall 8 














Marniont Im LDf^er bei 














ütreclit in Holland . , , 


3 


6 


15 


e 


i ■ 


15.000 
















unter General Monet , . 




6 








25.000 


7. Daa Corps des Marschftlls 
















4 


« 


«7 


8 


8 


2S.000 


8. Die kaiserlichen Garden . 


— 


— 


— 


— 


— 


10.000 


g. Drb Corps des AUrscbAllH 














Laniie» mit den Qrena- 














■dlafen. . . 


3. 


« 


CS 


— 


— ■ 


fiOJOOO 


10. Die Reiteret, später rrllBi- 
WirtWeil» WrteiiiMMMt . ■. 














..4_ 


— 


— 


— . 


— 


M.Ono 


'' ' ' tittome 




' B» 


208 


' 26' 


46 


998.000 



by Google 



33 

Die SeiteTei lag theils Iftngs der Küste, theils im Innern, in 
HoUsad und Hannover, und bestand aus 2 Carabinier-, 12 Coraaeier-, 
24 Dragoner- (die grOsstentheils bei Amiens nnd Compi^ne standen), 
8 ChassenrB-, 6 Hnszaren-Regimentem. 

Das 1. Corps — Marschall Bernadotte — brach am 2. September 
von Hannover zugleich mit der Küsten-Armee bei Boulogne auf nnd 
marsehirta tLber Oöttingen nach Würzburg, wo es am 30. September 
eintraf. 

Das 2. Corps — Divisions - Genra-al Mannont — gicng am 25. 
September bei Mainz tlber den Bhein nnd nahm seine Richtung über 
Frankfurt und Aechaffenbui^ nach Würzburg, wo' es sich seiner Be- 
stimmung gemSsB mit dem ersten Corps vereinigte. 

Das 3. Corps — Marschall Davoust') — überschritt am 26. bei 
Mannheim, und 

das 4. Corps — Marschall Sonlt — am 25. auf eiaer Schiff- 
brücke bei Speier den Rhein; ereteres nahm seine Richtung über 
Heidelberg nach Neckar-Elz, letzteres über Bruchsal nach Heilbronn. 

Das 5. Corps — Marschall Lannes — gicng am 26. bei Kehl 
über den Rhein und marschirte nach Ludwigsburg. 

Das 6. Corps — Marschall Ney — setzte am 26, bei Durlacb 
(Knielingen) über den Rhein nnd marschirte gegen Stuttgart. 

Die Cavallerie-Reserve unter Murat gieng am 25. bei Kehl über 
den Rhein und erhielt Befehl, aich einige Tage vor den Eingängen 
des Schwarzwaldes aufzustellen und durch Streifzttge das Gerücht zu 
verbreiten, als wolle Napoleon durch die Defil6en dea Gebirges zwischen 
der Donau und dem Bodenaee hervorbrechen. 

Der Artillerie-Park gieng am 30. September bei Kehl über den 
Rhein und marschirte nach Heilbronn'). 

Blick auf den EriegrsBohauplatz und die soiistigen 
VerMltnlsse. 

Bevor wir nun in der Erzählung der Kriegsbegebenheiten des 
kurzen, aber für Österreich inhaltschweren Feldzuges fortschreiten, 
wird es noth wendig sein, einen Blick auf den Kriegsschauplatz und 
auch auf die sonstigen Verhältnisse zu werfen. 

Frankreichs geographische Lage, die Linien des Rheins — welches 
Stromes es 1805 fast von seinem Ursprange bis zu seinem Aus&nsse 
Meister wurde — und sein grosses F es tungs - System gaben ihm in 
militärischer Hinsicht ein grosses Übergewicht über Deutchland, welches 
durch keinen bedeutenden Strom, keinen Gebirgsrücken, keine Festungen 

') Thiers achroibt Dftvont. 

') Iri obiger Auftahlunif der frftnESflischen Streitkräfte übargicng der Verfusier 
du 7. Corpa Aiigeresn nnd die KaiseTgarde. D. R. 

ön«T. mitltlT. ZeiUcbiift ISIS. (Fcldinf IMt.) 3 

Digilizedby Google 



34 

«Digermauien gegen Frankreich gedeckt war. Diese Begünstigung der 
natürlichen Lage vermehrte noch der Übertritt der meisten Fürsten 
des stidhchen Deutschland, wodurch sich mcht nur Napoleons Krttft^ 
in dem Masse als er vordrang, vermehrten, sondern sich auch zur Er- 
haltung seines Heerea das fruchtbare Schwaben und Bayern freiwillig 
darbot; — er konnte Bonach, faüt unbefeümmort um jede Verpflegungs- 
Rücksicbt, eine überlegene Streitmasse gegen Öaterreich, und mit einer 
Schnelligkeit, die auBser dem Gebiete der gewöhnlichen Berechnung 
lag, entwickeln, gegen welche es mit den in Deutschland disponiblen 
Truppen weder angriffs- noch vertheidigungaweise sieb messen konnte. 

Rechnet man zu diesem Vortheile auch noch das wirklich vor- 
handene Übergewicht an materiellen Streitkräften, welches auf Frank- 
reichs Seite 80 bedeutend war, und bringt man noch Napoleons Genie 
als Herrscher und Feldherr zugleich in Anschlag, so stellt es sich 
klar beraua, data dfis österreichische Heer nur mit einem seltenen 
Grade geistiger und moralischer Kraft oder merkwürdigem Glücke im 
Stande gewesen wäre, das Feld gegen Napoleon zu behaupten. 

Der ganze Kriegsschauplatz bildet ein grosses Viereck, vom 
Rheine bis zu den Karpathen, von den Gebirgen von Vorarlberg, 
Tirol, Salzburg und Steiermark bis zu den Ufern des Mains und einer 
Linie, von Eger über Prag nach Olmütz gezogen, — beschränkt sich aber, 
im Grossen betrachtet, auf das Flussgebiet der Donau, welches an der 
nördlichen Seite durch den europäischen Hauptrücken . begrenzt wird. 
Dieser Hauptgebirgazug begleitet Anfangs in ziemlicher Nähe das linke 
Ufer der Donau, erst unter dem Namen des Schwarzwaldea, dann der 
rauhen Alp, zieht sich als Fichtel-Gebirge um die Ursprünge des Mains, 
der Naab, der Eger und Saale, nimmt weiter den Namen des Böhmer- 
Waldes an, bildet als solcher Böhmens wesdiche Grenze, tritt dann 
wieder näher an die Donau heran, bestimmt die Grrenze zwischen 
Österreich und Böhmen, engt aber das Thal der Donau bedeutend 
«n. Auf dem weitem Zuge wendet sich der Hauptrücken unter der 
Benennung der mährischen Gebirge nördlich, bildet die Girenze zwischen 
Böhmen und Mähren und zieht sodann unter der Benennung der 
Sudeten und Karpathen weiter nach Osterreich fort. An der süd- 
lichen Seite des Flussgebietes der Donau zieht die Wasserscheidung 
durch die Hochgebirgsländer von Vorarlberg, Tirol, Salzburg und 
Steiermark, von wo die Gewässer meistens in nördlicher Richtung der 
Donau zuöiessen und mehrere hinter einanderhegende Vertheidigungs- 
linien bilden. 

Alle diese Gebirge haben zum Theil schwierige Defil4en, wie 
K. B. der Schwarzwald, das Höll- und Kinzing-Thal ; sie bilden aber 
keine grossen Naturbindemisse, da sie der unbedeutenden Breite wegen 
in wenigen Märschen passirt werden können; auch gibt es auf beiden 
Donauseiteu nach allen Richtungen gute Strassen, wodurch das Fort- 



by Google 



35 

kommeii mit Ärmeefuhrwerken und die Zufiilir von LebensbedÜrfmBBen 
keinen Schwierigkeiten unterliegt 

Da» grösflte Naturhindernise anf dem ttBtUchen Abfalle des Kriega- 
BchauplatzeB bildet ohne Zweifel die Donau. Unterhalb Regensburg 
zieht der Strom meistens mit gsBammeltem Wasser und reissendem 
Lauf, nördlich von den Äbl^Uen des Böhmer-Waldea, südlich von jenen 
der norischen Alpen begleitet durch Österreich. Bei Krems tritt sie 
in die Ebene von Nieder-Österreich , berührt das ans der Geschichte 
bekannte Marchfeld und theitt sich in viele Arme, wodurch sich mehr 
oder minder bedeutende Inseln bilden. Hier finden sich auch mehrere 
Übergangapunfcte, die aber wegen der Bedeatendheit des Stromes immer 
ihre Schwierigkeiten behalten. Unfern Preasburg berührt die Donau 
die tmgariacho Grenze. Von Ulm an beginnen ihre Übergänge be- 
schwerlicher zu werden. Ulm selbst ist von grosser strategischer Wich- 
tigkeit, denn hier vereinigen sich eine Menge Strassen; ee ist daher 
als eine centrale Stellung zu betrachten, von welcher aus man mit 
gleichem Vortheil die Operationen gegen alle Punkte der feindlichen 
Basis richten kann; es liegt an einem steilen Abfalle der rauhen Alp. 
Von hier entfernt sich dieser Gebii^srücken von der Donau und Ifisst 
zwischen sich und derselben eine ein bis zwei Meilen weite Ebene. 
Zwischen Ulm und Donauwörth gibt es mehrere Ubergangspunkte, als: 
Leibheim, Gänzburg, Laningen, Dillingen; doch ist das rechte Ufer 
fast überall vom linken beherrscht. Von Donauwörth bis Regensbtu'g 
fehlt ea ebenfalls nicht an Uebergängen, als: Neuburg, Ingolstadt etc. 
Von Donauwörth bis Neuburg begleitet ein sanftes Mittelgebirge den 
Strom, welches sich in eine Ebene verliert, die durch die tiefen Thäler 
der Altmühl, Laaber und Kaah begrenzt wird. Schroffe Ablälle be- 
zeichnen sodann ihr linkes, Ebenen und hie und da Sümpfe ihr rechtes 
Ufer. Ingolstadt wird wichtig, weil es eine zerstörte Festung mit 
Brückenkopf ist, deren Herstellung — zu gehöriger Zeit unternommen 
— vortheilhaft gewesen wäre. Von Rogenaburg bis zum Einflüsse der 
Isar ist das rechte Ufer flach, das linke steiL Bis Erems ist durch, 
gehends das linke Ufer aus steilen Abfällen gebildet, und es beherrscht 
das rechte; deshalb sind auch die einzigen Ubergangspunkte Linz und 
Mauthausen von dem rechten Ufer auf das hnke schwer zu erzwingen. 
Unterhalb Bj-ema sind mehrere Übei^änge möglich, die vorzüglich 
durch die vielen Auen begünstigt werden: bei Tnlln, Nussdorf, Wien, 
und jener durch die unterhalb Wien liegende Insel Lobau, die das 
Jahr 1809 berühmt gemacht hat 

Die der Donau zuströmenden GewKsser theilen sich in die nörd- 
lichen und südlichen; die wichtigsten derselben, denen wir in mili- 
tärischem Betracht wenig Aufinerksamkeit widmen, sind: 

l. Die Bier; sie entspringt auf den nördlichen Abfällen einea sich 
an der dreifachen Grenze von Grauboadten, Tirol and Vorarlberg ab- 

Digilizedby Google 



36 

lösenden Zweiges der Ealkgebirgakette, verlSBat das hohe Gebirge ober- 
halb Immenetadt, geht bei Kempten vorbei und filllt oberhalb Ulm in 
die Donau. Ihre Ufer sind mcbt sehr steil , dach wllrde sie , da sie 
sehr waaserreich ist, der Vertheidigasg grösserö Yortheile darbieten; 
wenn sie nicht durch dn Land äösse, tto sich so zahlreiche Ver- 
bindungen und Brtlcken befinden. Von der lUer his zum Ursprung 
der Donau besteht das Land aus einem sanften Mittelgebirge; es ist 
sehr cultivirt und bevölkert, und f<^lich reich an Communicationen. 
Die Riss, die Schassen und Oatrach bilden auf dieser Seite ebenfalls 
Defilöen. 

2. Der Lech entspringt im sogenannten Homspitz auf dem Tannen- 
berge in dem Gebirgsrücken, der Vorarlberg von Tirol scheidet Bei 
Reutte verlässt er dieses Land. Bis Landsberg sind seine Ufer steil^ 
dann tritt er in die Ebene und bildet viele Auen; daher fehlt es von 
Landsberg bis zum Einäuss in die Donau nicht an Übergängen; die 
vorzüglichsten sind Augsburg und Rain. 

3. Die Isar entspringt in Tirol ober dem Hellerberge, geht beim 
Passe Schamitz aus diesem Lande, diesst bei München und LandsKut 
vorüber und fällt bei Deggendorf in die Donau. Die hohen, sie bis 
Tülz begleitenden Berge verflachen sieh nach und nach in Mitteige- ^ 
birge und endlich in die Ebene. Sie bildet in ihrem Laufe bedeutende 
Moräste, worunter der 19 Stunden lange und fast eben so breite 
Moos-Kessel, zwischen ihrem rechten und dem linken Ufer der Ammer, 
bekannt ist Aus dieser Ursache sind ihre Übergänge fest durch- 
gehends mit Schwierigkeiten verknüpft Die vorzüglichsten sind: Mün- 
chen, Freising, Moosbui-g, Landahut, Digolfing, Landau und PlattÜug. 

4. Der Inn entspringt am Malojaberge in Granbündten, fliesst 
durch das Engadin und Tirol und fällt bei Pasaau in die Donau. 
Nachdem er die hohen Gebirge verlassen, bogleitet ihn bis Braunau 
ein Mittelgebirge; dort öffnet sich das Land; das rechte Ufer überhöht 
das linke. Seine Übergangspunkte sind beschwerlich; die besten sind 
bei Rosonheim, Wasserburg, Krayburg, Mübldorf, Neu-Otting, Marktel, 
Braunau und Schärding. Er nimmt zwischen Neu-Ötting und Marktel 
die Alz, und bei Winnelham die Salza auf; beide Flüsse strömen in 
einem steilen Defil6 und bilden mit dem Vertheidigungssystem des Inu 
ein Ganzes. 

5. Die Traun entspringt beim Markte Aussee aus der Gebirgskette, 
die Österreich von Steiermark trennt. Sie bildet in ihrem Laufe den 
Hallstädter- und den Traun -See und fällt bei Zitzlau in die Donau. 
Bis Lambach fliesst sie zwischen steilen Wänden; dort erweitert sich 
das Land. Ihre besten Übergangspunkte sind Lambach, Wels, Ehels- 
berg. Dieser letztere Punkt ist nicht unwichtig, da er die Haupt- 
Operationslinie sperrt; durch einen Übergang bei Wels aber kann er 
umgangen werden. 



by Google 



37 

6. Die Enns entspringt nördlich der Radatädter Tanem in Steier- 
mark and fällt Mauthhansen gegenüber in die Donau. Sie lauft in 
einom steilen Thale, das sich zwar bei Steyer etwas verflacht, aber 
fortwährend bis faat zu ihrem Auaflusae schroffe Ufer behält Ihre 
bequemsten Übergangspunkte sind bei Temherg, Steyer und Enns, 
die aber säramtlich mit Schwierigkeiten verbunden aind. 

Die weiter Östlich der Donau rechts zuströmenden Wässer haben 
keine milit&riache Bedeutung, weshalb wir ihrer nicht erwähnen. 

Die am linken Ufer in die Donau fallenden Gewässer sind weniger 
wichtig als die erwähnten; sie haben zwar grösstentheils steile TTfer 
und bilden Defilöen, sind aber dennoch zu unbedeutend, um als Stellung 
benutzt, oder als einigermassen bedeutende Hindemisse betrachtet weiden 
z« können. Die vorzüglichsten sind die Wemitz , die Altmühl , ilie 
Naab. Aus Mähren strömt der Donau noch die March zu, die doi-t, 
wo sie einige Bedeutung erhält, meistens flache Ufer hat 

ADe diese Wässer, besonders die südlichen, können zwar als 
Stellungen betrachtet werden, allein sie bilden fttr sich keine selbst- 
ständigen Linien; ihre Haltbarkeit hängt einerseits von dem Besitze 
- der hohen Gebirge, andererseits von dem Besitze des Donau-Defilös 
ab. Ein Heer, das Meister der Donau-Übergänge ist, ist auch zugleich 
Meister aller dieser Linien. Allein es ist eine sehr schwierige Aufgabe, 
alle Übergangspunkte von Ulm bis Eegensburg zu vertheidigen ; diese 
Strecke erfordert eine Kraftanflösung, die am Ende dennoch nicht das 
gewünschte Resultat hervorbringt. Um da^i Defil6 der Donau zu ver- 
theidigen, muss man Meister beider Ufer sein. In dem Masse als sich 
diese Linien der österreichischen Grenze nähern, erlangen sie melir 
Seibstständigkeit; denn unterhalb Passau hat die Donau wenig Über- 
gänge mehr, und das linke Ufer, durch die letzten Abfälle des Böhmer- 
Waldes gebildet, ist arm an Verbindungen; die Vertheidigungslinien 
werden kürzer, und das Thal der Donau bedeutend enger. Die Enns 
würde deshalb beaondarB manche Vertheidigungs-Vortheile darbieten, 
allein es wird ihr rechtes Ufer von dem linken beherrscht; auch fehlt 
es Ilinga des ersteren an hinreichenden Verbindungen. 

Die Gewässer des Main und Neckar hatten auf den vorliegenden 
Feldzug keinen Einfluss, weshalb wir sie hier übergehen. 

Von Frankreich führen zwei Haupt-Operationslinien gegen die 
westliche Grenze Österreichs. Die nördliche von Mainz über Würzbnrg 
nach Nürnberg, von wo sie sich, nach dem Lauf der Operationen, ent- 
weder links nach Prag, oder rechts nach Regensburg wendet, um sich 
hier mit der südlichen zu vereinigen, die in mehreren Zweigen von 
Mannheim über Heilbronn und Nördlingen gegen Donauwörth, oder über 
Stuttgart nach Ulm, sowie von Strassburg durch die Defil^en des 
Schwarzwaldes auf das rechte Donau-Ufer, über Stockach gegen Mem- 
mingen, oder über Möskirch gegen Ulm führt Von Ulm zieht diese 



38 

OperatioBslinie entweder über Augsburg gegen Regensbnrg oder Mün- 
chea und von dort gegen den Inn in verocbiedenen Zweigen, die 
endlicb jenseits Enns in die grosse Strasse znsammenfliesBen und un- 
getbeilt gegen Wien laufen. Auf dem Linken Donau-Ufer ist von Regens- 
burg gegen Wien keine Operation möglieb, ausser durch Böbmeu. 

Der wichtigste Punkt an der Donau in Österreich ist Wien; hier 
äiessen alle grossen Strassen der Monarchie aus Böhmen, Mähren, 
Ungarn, Italien und aus dem deutschen Reiche zusammen , und dieses 
Vereinigen der Haupt-Operationslinien gibt Wien einen grossen strate- 
gischen Werth, der durch dessen statistische Wichtigkeit als Haupt- 
stadt des Reiches noch vermehrt wird. Wien ') war zwar 1805 noch 
eine durch einen baationirten Hauptwall und Ravelins fönnlicb ge- 
schlossene Festung, allein die mit einer grosseu Hauptstadt verbundenen 
Übelstände Hessen nicht zu, dass man daraus den möglichen Nutzen 
schöpfe. Es blieb unvertheidigt. 

Diese beiden Haupt-Operationslinien sind durch eine Menge Trans- 
versalen mit einander verbunden, da der vorliegende Kriegsschauplatz 
das Horz und die fruchtbarsten Provinzen Deutschlands umfasst; die 
£arte zeigt dies am deutlichsten. 

Die westliche Grenze des österreichischen Kaiserstaates hat wenig 
militärische Kraft; sie ist so wie der ganze Kriegsschauplatz von der 
Donau durchschnitten und dadurch gleichsam in die Provinzen des 
rechten und linken Donau-Ufers getheilt. Die Grenze zwischen Öster- 
reich und Böhmen ist sehr gebirgig und hatte nur eine Strasse von 
Eudweia über Freistadt, die diese bdden Provinzen mit einander ver- 
bindet. Durch das Thal der Enns führt eine wichtige "Verbindung 
nach Leoben in Steiermark auf die Communication des Heeres in Italien. 

Sehr günstig für Österreich ist die Lage Tirols; es bildet mit 
Vorarlberg eine grosse natürliche Festung und beherrscht wie eine 
solche die Ebenen der Lombardic und Bayerns. Die österreichischen 
Heere von Italien und Deutschland bieten sich durch Tirol die Hand 
und können sich wechselseitig mit einer Schnelligkeit unterstützen, 
welche bei dem französischen Heere nicht zu erlangen war, selbst 
nicht, wenn es Meister der Schweiz wäre. Allein das Land selbst 
ist wie jedes Gebirgsland zn arm, um Heere ernähren zu können. 
Der Transport der Lebensmittel beschränkt sich auf den Zug der 
Hauptthftler; zudem fohlt es Tirol an einem Waffenplatz, wo bedeutende 
Vorräthe aufgehäuft werden könnten. 

Auch das Innere der Monarchie hatte keine Festung, welche 
einigermassen auf den Lauf des Krieges einwirkte , ausser Obnütz in 
Mähren. 

') D. h. die sogenaDQte iDoere Stadt, alao nur ein kleiner Tliell der Ke«ideni, 
auf 700 Schritt Distanz voa an* gedehnten VorBtädton nn^beD. D. K. 



by Google 



39 

Über die Basinmg der belderseitigeii Operationen dieses Krieges 
lOsBt Bich nicht viel ea^n. Frankreichs treffliche Rheingrenze mit 
seinen Festungen ist zn bekannt. Napoleon liess in letzteran, vor- 
züglich in Mainz, StraBsburg, Neu-Breiaach , die zu ihrer Verstärkung 
und Ärmirung nöthigen Arbeiten vornehmen ; auch Kehl und Alt- 
Breisach wiirden durch Herstellung der Erdwfllle nnd Palissadirungen 
zu vertheidigUDgeälhigen Plätzen umgeachaffen. Die Operationen öster- 
reichischer Seits entbehrten einer ähnlichen Basis', sie beruhten auf 
falschen Berechnungen der feindlichen Bewegui^en und Streitkräfte; 
keine Yerschanzung im Kücken der Armee deckte ihren Rückzug, kein 
Brückenkopf über den Inn oder die Enns sicherte die Vertheidigung 
dieser Flüsse. Im Gegentheil wurde ans Braunau alles Kriegsgerätho 
and Festungageschütz nach Ulm und Memmingea geschafft Braunaa 
hätte leicht in Vertheidigungsstand gesetzt werden können, da es eine 
bastionirte Umfassung und nasse Gräben hatte. Napoleon zog, wie wir 
später sehen werden, bessern Nutzen daraus. Auch Eger in Böhmen, 
fi-eilich ohne alle strategische Wichtigkeit, gieng ein, und das dort be- 
findliche Geschütz ward mit der Besatzung nach Ingolstadt beordert. 
Nur an Salzburgs Befestigung ward gearbeitet Kurz das Schicksal 
der Armee blieb filr den Fall eines Rückzuges dem Zufalle überlassen, 
und statt für diesen Fall Vorsichtsmaas regeln zu treffen, erschöpfte 
Mack seine Kräfte an der Linie der Iller, um Ulm und Memmingen 
in Vertheidigungs zustand zu setzen. 

Durch die NeutraUtät der Schweiz und Preussens hatten die 
Operationen in Deutschland eine bestimmte Richtung erhalten. Die 
Planken der Stellung an der Hier schienen dadurch gedeckt, ein An- 
griff Böhmens oder eine Umgehung auf dem linken Donau-Ufer durch 
Franken nicht möglich, denn Preussen hatte standhaft mit bewafineter 
Hand die Behauptung seiner Neutralität erklärt und am 8. September 
60 Bataillone nnd 65 Eacadronen mobil gemacht, die zum Theil im 
Anspachischen standen. Dieser Umstand rechtfertigte einigei-massen 
die vorgefasste Meinung Macks von der Vortrefflichkeit der Stellung 
an der Hier, Immer aber war diese zu weit vorgeschoben. Die Be- 
stimmung des österreichisch-deutschen Heeres, nach den im Haupt- 
Operationsplan angenommenen Gmndsätzen, war: so lange verthei- 
digungsweise zu Werke zu gehen, bis in Italien eine Hauptschlacht 
gewonnen, und die russischen Hilfsvölker nahe genug wären, um nach 
ihrer beiderseitigen Vereinigung auch an der Donau angriSsweise vor- 
gehen zu können. Die Vereinigung mit den heranziehenden Russen 
heas sioh aber durch die Aufstellung hinter der Bier nur so lange 
sichern, als man Meister des linken Donau-Ufers und aller zahlreichen 
Ubergangapunkte zwiachen Ulm und Regensburg bheb. Sie hatte den 
nnverkennbaren Nutzen, dass sie die Verbindung mit Vorarlberg, Tirol 
nnd ItaUen deckte; doch gerade hieraus zog man gar keine Yortheile. 



40 

Allein ancfa taktisch gebrach es ihr an den nOth^en Eigenschaften 
einer lange zn behauptenden Vertheidtgunga-Stellang , daea nicht ge- 
lang, die höchst wichtigen Paukte Ulm, Memmingen tmd Kempten in 
den Zustand einer selbstatändigen Vertheidignnga&higkeit zu veraetzen. 
Die Möglichkeit, durch einen Donau-Übergang von Ulm aus auf die 
Operation slinie des Feindes zu wirken, war ein in dem etrat^ischen 
Werthe Ulms gegründeter Vortheil, welcher leider ans Unentschlossen- 
faeit des FML. Mack unbenutzt blieb, den aber auch Napoleon durch 
aeine gegen Ulm vereinigte Übermacht zum Theil entkräftete. Ein 
längeres Verweilen in der Stellang an der Hier muaste daher das 
österreichische Heer gegen seine Bestimmung in eine entscheidende 
Schlacht verwickeln, oder in die — später wirklich eingetretene — 
unglückliche Lage versetzen, sobald g» in Unthtltigkeit dem Feinde 
Zeit liesa, durch einen Übergang auf das rechte Donau-Ufer seine Hanpt- 
veo-bindnng mit dem Inn und den herbeieilenden Kuseen, und durch 
die Wegnahme Hemmingens auch jene mit Tirol abzuschneiden. 

Am 15. September traf Mack in Ulm ein und hof^ nach Be- 
sichtigung dieses Platzes, ihn bis zur Ankunft der Franzosen in halt- 
baren Stand zn setzen. Der Michels- und Frauenberg, von welchen 
aus Ulm gänzhch beherrscht wird, mussten durch eine Linie mit der 
Stadt verbunden werden. 

Weder in den Feldacten, noch im Genie-Archiv fend sich eine 
genaue Darstellung der im Feldzuge 1806 zur Befestigung dieses wich- 
tigen Punktes unternommenen Arbeiten, und wir können daher nur 
ein beiläufges Bild seines Zustande» hier entwerfen. Ulm, wie früher 
erwähnt, am Fusse eines Abfalles der rauhen Alp am Buken Ufer der 
Donau liegend, vereinigt die vom rechten Ufer kommenden Strassen 
von Augsburg aber &ünzburg und von Kempten über Memmingen; 
am linken Ufer laufen hier die Strassen von Nördlingen, von Stuttgart 
über Geislingen, von Stuttgart über Blaubenren, dann j«ie von Möa- 
kirch, die sich oberhalb Ulm mit der von Stockach kommenden ver- 
bindet, zusammen. Es ist am linken Ufer von Anhöhen umgeben, die 
in noch wirksamer Kanonenschusaweite die Stadt beherrschen; der 
Michelsberg ist die wichtigste von ihnen. Die Stadt hat kleine enge 
Strassen, meistens von Fachwerk aufgeführte Häuser, deren Zahl bei 
1500, sowie die der Einwohner 15.000 beträgt'). 

Auf dem rechten Ufer war ein Brückenkopf mit einem ver- 
schanzten Lager angelegt, welches bei geringer, höchstens 100 Schritte 
betragenden Tiefe des Raumes sich mit sehr verschiedenartigen, un- 
regelmässigen, aber zusammenhängenden Erdschanzen, doch längs der 
ganzen Stadtbefestigung, nämlich auf 1900 Schritte auadehnte. Eine 
Ponton- und eine Jochbrücke, fUr welche sich Durchbräche in den 

') 8iebe Tafel Nr. B. 

Digilizedby Google 



>41 

Stadtmaaem befaDden, dieoten znr Yerbindang mit diesem Xioger; 
ausser der gemauerten Brücke, die ttber eine mit dem alten gemauerten 
Brückenkopf befestigte Insel in die ans einer 1797 regnlirten , in 
einem Ravelin bestehende, ügentlicbe Rubere BrückenBcbanze am 
recbten Ufer führte. 

Die verschanzte Stellang begann oberhalb der Stadt an der 
Donan, bei der Höhe der sogenannten Zi^elhUtten, zog in einem 
Htdbkr^e ttber Aeia Michels- and Oeiabei^, bis auf die Strasse von 
Heidenbeim, wo sie sich an die Werke der Stadt anschloss, und die 
tiefliegenden WieseogrUnde bis an die Donau durch gezogene Wasser- 
gräben abgeschnitten waren. Es gebrach an Zeit, diese Stellung diirch 
eine Linie zu sohlieesen; daher waren nur die anagezeiclinetsten und 
beherrschenden Funkte mit abg^onderten Werken verschanzt'). 

Memmingen lag im Mittelpunkte der Stellung, und hier vereinigen 
sich die Strassen von Strassburg und Schaffhanaen. £s hatte eine 
alte Stadtmauer mit Thttrmen nebst Grab^i, vor welchen man neun 
Fleschen von Erde anfwarf, die aber wie die Arbeiten von Ulm, des 
fortwährenden Regens wegen, nicht die nothwendige Stärke erhielten. 
Sudöstiich wird die Stadt von dem 1600 Schritte entfernten Hühner- 
berge beherrscht. Die Höhe am rechten Ufer der Ach, über welch© 
die Mindelbeimer Strasse fuhrt, ist zu weit entfernt, um der Stadt ge- 
fährlich zu werden. Letztere hat 9000 Einwohner und meist von Ziegeln 
gebaute Häuser in breiten Strassen. 

Kempten war der Anlehnungspunkt des linken Flügels ; dieser kleine 
Ort, der die vom Bodensee und aus Voraribei^ kommenden Strassen 
vereinigt, war mit einer Mauer und einem (jh-aben umgebe n and sollte 
gleichfalls in Vertheidigungsstand gesetzt werden. Zur vollkommenen 
Deckung des linken Flügels ward der Bau eines Brückenkopfes vor 
Lindau nebst einer grösseren geschlossenen Verschanznng seitwärts 
dieser Stadt angetragen. Auch die Stellung hinter der Argen sollte 
durch Kunst verstärkt wra^en ; sie lief von Isny, bei Eisenbardt, Wan- 
gen, Neu-ßavensburg, Roggenzeil und Eamptersweilen vorbei, über die 
Höben von Lindau an den See und schloss in einer zweiten Linie 
die Befestigung der Strecke von Schönbüchel bis zum Pftnderberg 
am linken, nnd der Qegend von Immenstadt am rechten Flügel 
mit ein. 

Die später erfolgte Beorderung des Corps von Vorarlberg an die 
Donau war Ursache, dass dien Arbeiten, mit Ausnahme der Lindauer 
Brückenscbanze, welche noch aus früherer Zeit bestand, unterblieben. 
Nur die Stellung bei Hobenems und Feldkirch ward verschanzt und 
einigermassen in haltbaren Stand gesetzt. 

'} Utah ActeD in k. k. Genie-ArcIÜTei waren die Vorwerke grOsHtentlieila 
demolirt f^weeen, nnd erat vor Ausbrach des Erieft^i uothdarftig in Stand g^Retxt 
worden; gegen einen energiiches Angriff daher weni;; krKftig. , . D. B. 



Ankunft des Erzherzogs "bei der Armee. 

Am 19. September traf der Erherzog Ferdinand in Alt-Ötting ein. 

Die Verhältnisse des Erzherzogs zum General • Quartiermeister 
Mack verdienen einige Erwähnung; sie sind so seltsam, dass die Ge- 
schichte keine ihnen ähnliche darbietet, und ancb der tägliche Commando- 
■wechael der römischen Consnln nicht damit verglichen werden kann. Ohne 
Zweifel Hegt darin zum Theil der Grund des später erfolgten nnge- 
heuren Unglücks der Armee. Der Erzherzog war der Form nach 
Oberfeldherr, — dem Weaen nach war es Mack; dieser besäss das Zu- 
trauen des Monarchen, und dieses Zutrauen rüstete ihn mit Vollmachten 
aus, die viel zu ausgedehnt waren, als dass sie neben der Würde eines 
Oberfeldherm bestehen konnten. Er sollte durch Rath die Jugend des 
Erzherzogs unterstützen, allein er handelte selbstständig und im Kamen 
des Kaisers, so dass dadurch unmittelbar eine Reibung zwischen ihm 
und dem Erzherzoge entstehen mnsste, dessen jugendlichem Feuer es 
unmöglich zusagen konnte, der Repräsentant einer Würde zu sein, 
deren Macht er in der Hand eines Andern sah. Überdies brachten 
schon die Jugend des Einen und das Alter des Andern Ansichten her- 
vor, die einander entgegengesetzt waren und, sobald sie von beiden 
Theilen mit Heftigkeit verfochten wurden, auf den Lauf der Operationen 
lähmend einwirken mussten. 

Diese unglückliche Spaltung des militärischeQ Oberbefehls Suaserte 
gleich bei den ersten Schritten ihre nachtheilige Wirkung. 

Der Erzherzog hatte bei seinem Abgehen von Wien vom Kaiser 
ein Handbillet bekommen , mit dem Befehle , die aus 30 Bataillonen 
und 30 Escadronen bestehende Vorhut der Armee, die bereits bis an 
die Iller vorgerückt war, dort aufzustellen und, wenn ea zweckmässig 
gefunden würde, auch einzelne Abtheilungen weiter vorzusenden, damit 
der feindliche Vortrab am zu weiten Vordringen gehindert werde. In- 
dessen sollte die Vorhut, so lange die Franzosen keine Feindseligkeiten 
ausübten, sieh auch ihrerseits derselben enthalten; sie sollten sich in 
dem Masse als jene vorrückten, nach und nach zurückziehen; die Hier 
oder auch eine andere Linie, die der Einsicht des Feldherm über- 
lassen blieb, sollte die Grenze sein, wo man den Franzosen zu er- 
klären hätte, dass jedes weitere Vordringen mit Gewalt zurückgewiesen 
werde. Alle Dispositionen sollten so getroffen, die Armee so vertheilt 
werden, dass sie nicht vor Ankunft der Russen angegriffen würde, ehe 
aie durch erhaltene Verstärkungen dem Feinde hinlänglich gewachsen 
wäre. Es sollte zwar auch nicht nnnöthiger Weise mit der Armee 
zurückgegangen, dieselbe so wenig als möglich vertheilt und durch 
unnütze Märsche ermüdet werden. 

Im Einklänge mit diesen Instmetionen stellte der, Erzbsrxog das 



eilige Vorrücken der Colonnen ein und liesa jene der Oenerale Riesch, 
Gynlai und Kienmayer, die ebenfalls gegen ^e Bier im Marsche be- 
griffen waren, zwischen der Isar und dem Lech halten, mit der Absicht, 
diese 33 Bataillone und 48 Escadronen im Einverständnisse mit Mack 
so zu verlegen, dass sie bei Annäherung des Feindes nach Umständen 
am Lech oder Inn gesammelt werden köunten. Der Erzherzog hielt 
es gegen den Sinn der erhaltwien Instmction , mit seinen Streitkräften 
weiter Torzugehen ; auch wollte er das moralische Gefühl der Armee 
beim Beginn des Feldznges nicht gleich durch RUckzflge nieder- 
schlagen. 

Die Vorhut sollte, falls sie über die Hier gegangen wäre, zurück- 
gezogen werden und nur einzelne Cavallerie - Entsendungen zur Be- 
obachtung jonseita aufsteUeo. Die Truppen waren dnrch anhaltende 
Eilmärsche sehr ermüdet, und das Nachkommen der Transporte und 
dringendsten Bedürinisse so verspätet, dass zur Herstellung der Ord- 
nung einige Euhe höchst nöthig war. 

Der Erzherzog sandte zugleich dem längs der Hier herumreisenden 
FML. Mack den Befehl zu, nach München zu kommen, um sich noch 
vor Ankunft des Kaisers bei der Armee mit ihm über ihre Aufstellung 
besprechen und ihre beiderseitigen Ansichten über die erforderiichen 
Massregeln nach dem Sinne der erhaltenen Weisungen berichtigen 
zu können. 

Allein Mack setzte seine Keise von Memmingen, wo er den Be- 
fehl des Erzherzogs erhalten hatte, nach Kempten fort In einem Be- 
richte vom 20. an den Erzherzog suchte er die hohe Wichtigkeit dar 
Stellung an der Iller zu beweisen und beschwor ihn bei dem Wohle 
des Vaterlandes, den Marsch der zum Halten beorderten Truppen fort- 
setzen zu lassen. 

Der Kaiser trifft bei der Armee ein. 

Ohne sich durch Mack's Vorstellungen irre machen zu lassen und 
das angeordnete Halten der Truppen zn widerrufen, gieng der Erz- 
herzog am 20. nach München, wo zugleich auch Sr. Majestät der 
Kaiser eintrafen. Sr. Majestät befahlen sogleich, dass die zum Halten 
beorderten Truppen ihren Marsch fortsetzen sollten. Es ist nicht wahr- 
scheinlich, dass- Mack sich wegen Fortsetzung des Marsches bereits 
unmittelbar an Sr. Majestät gewendet hatte, da der Bericht Mack's an 
den Erzherzog und der Marschbefehl, welchen der Kaiser persönlich 
ertbeilte, beide vom 20. Nachmittage sind. Es geht folglich daraus 
hervor, dass der Kaiser ein grosses Vertrauen in die Anordnungen des 
General-Quartiermeisters setzte. 

Am 21. gieng der Kaiser nach Landsberg, wohin sich auch der 
Erzherzog und Mack , begaben. _^ 

Digilizedby Google 



Die letssten Versuohe, die Sayem mit den österreiohem 

zu Terelni^n. — A-afätellunsr iiud Bestimmung: des Corps 

EienmayeT. 

Da die Versncbe fehlschlugen, die bayerischen Truppen, die bei 
Amberg standen, mit den Österreichischen zu vereinigen, so wurde von 
Landsberg aus am 23. die Aufstellung eines Corps bei Neuburg an- 
geordnet, um sowohl jenes Corps DJlchst Amberg, als das Bemadotte's, 
von dessen Bewegung gegen Würzburg man bereits Nachricht hatte, 
zu beobachten. Zu diesem Ende erhielten die in Böhmen zürückge- 
bhubenen, am 8. nach Deutschtand beorderten 4 Batfullonc des Re- 
giments Qemmingen nebst einer in Eger gestandenen Division Hohen- 
loho-Dragoner Befehl, gegen Amborg, sowie das Uhlanen-Regiment 
Merveldt, über die Donau gegen Eichatädt vorzurücken. Ausser diesen 
Truppen wurden nach Neuburg und Ingolstadt noch 16 Bataillone nnd 
24 Escadronen, im Ganzen also 20 Bataillone und 34 Escadronen, be- 
stimmt, worunter jedoch 10 Batmllone und 16 Escadronen begriffen 
sind, die erst vom 22. bis 29, September am Inn erwartet wurden. 
Diese 10 Bataillone mussten, sowie die der Armee nachrückenden 
20 Grenz-Bataillone doppelte Marsche machen und wurden abwechselnd 
auf Wagen gefahren, so dass diese 10 Bataillone am 1. October am Orte 
ihi er Bestimmung eintreffen konnten. Den Oberbefehl über dieses Corps 
erhielt FML. Kienmayer, 

Unterdessen waren die Unterhandlungen wegen Übergabe der 
bayerischen Truppen durch den dem Kurfürsten gefolgten Öster- 
reichischen Gesandten Buol-Schauenstein fortgesetzt worden, der dem 
Kurfttrsten noch einmal vorzustellen hatte, dass der Kaiser von Öster- 
reich unter keinem Neutralitäts -Verwände irgend ein Truppen-Corps 
eines deutschen Fürsten im Rücken dulden könne. Würde diese letzte 
Erklärung zurückgewiesen, so sollte so manövrirt werden, daas die 
bayerischen Truppen bei vergeblicher Aufforderung mit Gewalt zur 
Niederlegung der Waffen vermocht würden. In diesem Falle sollten sie 
den österreichischen und russischen einverleibt, oder, wenn es die Um- 
stände räthlicher machten, entlassen werden. Allein am 25. brachen 
diese Truppen aus der Gegend von Amberg und Sulzbach auf und 
zogen sich nach Bamberg, worauf die Unterhandlungen über diesen 
Gegenstand gänzlich abgebrochen wurden. 

Der Kaiser verlässt die Armee. 

Die Herannäherung des ungarischen Landtages erheischte die 
Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers. Allerhöchst derselbe verhess am 
26. die Armee; die kaiserlichen Feld -Equipagen aber blieben bei ihr 



45 

zurück. Vor Beinem Abgänge fuid der Kaiser fOr nOthig, dea bei der 
deutschen Armee als General * Qutaüermeiater tuigastdlten General 
Meyer dieser Stelle zu eotliebeii und als Brigadier in der Armee eia- 
zutheilen. 

Noch Tor Sr. Majestät Abreise erschien am 25. das Manifest, in 
welchem die Grtlnde entwickelt wurden, welche die bisherigen Rüstun- 
gen veranlasst hatten. 

ÖBterrelohs Krieg^erklärtmg. 

Was anfänglich nur VorsichtsmasBregeln gegen die von Seite 
Frankreichs hart an den Grenzen Tirols und Venedigs gemachten 
Rüstungen gewesen, würde nun nothwendige Massregel zur Wiederher- 
stellung der Ruhe, Sicherheit und des gestörten Gleichgewichts im 
europsiechen Staatensystem; die verbündeten M&chte müssten durch 
«ne bewafinete Mediation diesen Zweck erreichen, nachdem Russlanda 
und Österreichs wiederholte Versuche zur Einleitung friedfertiger Unter- 
handlungen vergebens geblieben wären. 



Lagre der Armee in Betreff Ihres materiellen Znatandes. 

Die Lage der Armee in Deutschland war keineswegs von det* 
Art, dass man mit Recht gegründete Hofhiungen glückHcher Erfolge 
darauf bauen konnte. Der Entwurf zur AuEifüstung der Armee von 
Sr. königl. Hoheit, dem Kriegsminister Erzherzog Carl, hatte zwar auf 
alle zu dem bevorstehenden grossen Kampfe erforderlichen Krie^mittel 
auünerksam gemacht, allein die Ausführung bUeb weit hinter dem 
Entwürfe. 

Die veranlassten Änderungen in der Eintbeilung der Truppen, 
obgleich an und für sich nicht von Bedeutung, erzeugten Unordnung, 
— das Hin- und Herwerfen der Officiere und Mannschaft wechselseitige 
UnkonntnisB und Mangel an Vertrauen. Unternommen im Augenblicke 
des Ausmarsches, entstand daraus !t(achziehen von Transporten , und 
die Regimenter langten unvollständig in Bayern an. Hierzu kam noch, 
dass man die Truppen gleichsam vorwärts schleuderte ; sie konnten 
nicht mit den nothwendigen Monturs- und Ausrüstungssorten versehen 
werden, an denen es übrigens auch in den Depots gebrach; alle aut 
Verpflegung und Besoldung Bezug habenden Depöta blieben zurück; 
kurz, die Truppen kamen in einem sehr vemachläBsigten Zustande 
in Schwaben an. Dies Alles konnte aber Mack's beflügelte Eile nicht 
zurückhalten. 

Die Pferde der Artillerie-Bespannung waren noch nicht zur Hälfte 
angeschafFt, als die ersten CtJonnen über den Inn giengen. Sie hatten 
nicht mehr als zwei bespannte Brigade-Batterien bei sich; das übrige 



by Google 



46 

Geschütz ^ard zum Theil mit VorBpann, zum Theil mit Miethfuhren 
der Armee uachgeschickt ; die Bespannung folgte transportsweiae. 

Niehts vermochte gegen dieses Übel das von Mack entworfene 
und vom Kaiser genehmigte Requisitions-Sjatem ; die Truppen suchten 
sich die unentbehrhche Verpfiegung, selbst Montorastüeke , Pack- und 
Zugpferde durch willkürliche Requisitionen zu verschaflFen. Mau zwang 
die Bayern und Sehwaben, das Österreichische Papiergeld nach dem 
Werthe der Reichs Währung anzunehmen. Dies veranlasste Exceese 
jeder Art und Bedrückung der Einwohner, wodurch die Stimmung des 
Landes im höchsten Grade gegen Österreich aufgereizt wurde. 

Gleich im Anfange äusserte sich Geldmangel; dadurch geriethen 
sogar die Arbeiten an den zu befestigenden Plätzen ins Stocken. Die 
Regimenter konnten öfters nicht einmal ihre Verpflegung bestreiten. 

Gegen dieses Bild stach jenes der französischen Armee sehr 
grell ab. Bei der bedeutenden Zahlen - Überlegenheit des feindlichen 
Heeres, welches, mit Allem ausgerüstet und versehen, was zur Führung 
eines langwierigen grossen Kampfes erfordert wird, vom ersten Feld- 
herm der Zeit befehligt war, hatte man österreichischer Seits allen 
Grund, ihm mit grösster Vorsicht zu begegnen, und jenes Voreilen und 
Entfernen von allen Quellen und Verstärkungen erscheint um so ge- 
wagter, da es, auch wenn Napoleon Preussens Neutralität respectirte, 
nicht zu erwarten stand, dass man sich bis zur Ankunft der Russen 
an der Hier werde halten können. 

Zur Ergänzung de» Abganges der Armee erliess der Kaiser aus 
Landsberg am 24. September den Befehl an den Hofkriegsrath , mit 
möglichster Eile Reserve-Bataillone und Escadronen zu errichten; ausser- 
dem ward für jedes Bataillon eine neue Rekruten - Aushebung von 
400 Mann angeordnet Die Grenz-Eegimenter sollten sogleich für jede 
Compagnie 20 Köpfe nachmarschiren lassen, und bis zum halben Jänner 
jedes derselben noch ein Bataillon zu vier Compagnien marschfertig 
gebildet haben. München und Rameshofen wurden zu Feldspitälem 
bestimmt. Die grosse Artillerie - Reserve bheb bei Landsberg , die 
Pontons bei München. Die Pferde dieser Trains waren in erbärmlichem 
Zustande. 

Noch hatte man von dem Operationsplan der Franzosen keine 
Eenntniss. Es scheint, dass man geglaubt habe, Napoleon werde fUr 
seine Person den Feldzug in Italien eröffnen, als in jenem Lande, wo 
er zuerst mit Ruhm aufgetreten, und früher emmgene Siege die Meinung 
für ihn stimmten. Vielleicht mochte man auf diese Voraussetzung auch 
die Ansicht gründen, dass man mehr Zeit gewänne, und die französischen 
Operationen nicht so schnell eröffnet würden. Indessen stand zu er- 
warten, und war auch wirkUch im Entwürfe des Operations-Planes an- 
genommen, dass Napoleon trachten werde, noch vor Ankunft der Rnssen 
Vortheile über die Österreicher zu erringen. Das konnte nirgend! als 

Digilizedby Google 



in Deutschland geschehen, wohin er seine bei Boulogne gessrnmelten 
Streitkräfte am schnellsten bewegen konnte. Eine Operation dnrch 
Deutschland versprach ihm griSssere und schnellere Erfolge und 
Vortheile, 

Nebst der Leichtigkeit der Heeres-Verpflegung in dessen frucht- 
baren Ebenen und bei einem mit der Operationslinie gleichlaufenden 
schiffbaren Strome, mochte Napoleon wohl sein Verhältniss zu den 
deutschen Fürsten, vorzüglich zu dem Kurfiirsten Bayerns berück- 
sichtigen, dessen Ministerium damals von Montgelas, einem dem fran- 
zösischen Interesse ergebenen Manne, geleitet ward. Wir werden bald 
sehen, dass man österreichischer Seits darüber nicht lange im Zweifel 
bleiben konnte. 

Die anerkannte Neutralität der Schweiz gab Österreich Beruhigung 
fäi Tirol, und man beschloss, einen Theil der für dieses lissid ange- 
tragenen Truppen zur Verstärkung der Armee von Deutschland zu 
verwenden. Der Hofkriegsrath ertheilte dem FML. Äuffenberg am 
6. den Befehl, mit den Infanterie - Regimentern Spork, Erzherzog- 
Ludwig und Fronn nach Deutschland zu marschiren. Am 24. waren 
diese 14 Bataillone (eines blieb in Innsbruck) bei Innsbruck versam- 
melt; am 25. traten sie ihren Marsch nach Schwaben an. Die zwei 
nach Italien bestiminten Infanterie - Regimenter Erzherzog Carl und 
Auersperg erhielten in der Gegend von Brisen ebenfiills Befehl, um- 
zukehren und nach Deutschland zu marschiren. Hiedurch konnte die. 
Armee bis zum 7. October eine Verstärkung von 11,500 Mann er- 
halten. 

Schon am 25. September hatte der Erzherzog in Mindelheim die 
ersten Nachrichten von der Anmarsch des BemadottischeD Corps erhal- 
ten, und die Aufstellung Kienmayer's hatte, wie wir erwähnten, dessen 
Beobachtung zum Zweck. Indessen besorgte mau wahrscheinlich noch 
keine Verletzung des neutralen preussiachen Gebietes. Aber am 29. 
traf der Freiherr von Buol-Schauenstein, von Würzburg kommend, im 
Hauptquartier ein und brachte nähere Nachrichten über die Pläne der 
Franzosen, sich mit den bayerischen Truppen zu vereinigen. Bemadotto 
wuchs dadurch zu einer Stärke von 60.000 Mann an, und dieser Um- 
stand liess allerdings vennuthen, dass dieses Corps eine besonder» 
wichtige Bestimmung habe. Man wähnte Böhmen durch die Auf- 
stellung dieses Heeres bedroht; deshalb ei'bat sich der Erzherzog Ver~ 
haltungsbefehle vom Kaiser, ob im Falle einer Verletzung des preus- 
sischen Gebietes und einer Operation gegen Böhmen das Kienmayer'ache^ 
Corps zu verstärken und bei Waldmünchen aufzustellen sei, od^ ob 
Sr. Majestät der zweiten nach Böhmen bestimmten russischen Armee 
die Vertheidigung dieses Königreiches anvertrauen würden. Der Erz- 
herzog wünschte das Letztere, da er sich durch eine zureichende Ver- 
stärkung dieses noch in der Sammlnng begriffenen Corps zu sehr zu 

Digilizedby Google 



schwAchen fUrchtete, besöodera da des Feiodee B6weglu^^ noch vor 
Ankanft der aus Tirol und Italien enrarteten Verstärkungen ein Zu- 
sammentreffen mit ihm vermuthen lies. 

Befesti£img Insrolstadts. 

Mack hielt es unter diesen Umständen fUr nöthig, Ingolstadt unter 
der Leituig des Majors Logdmann in "Vertheidigungsstand setzen zu 
lassen, denn er nannte diesen Ort in seinem darüber an den Kaiser er- 
Btatteten Vortrag den ScMäsael der obem Pfalz. Am 1. October traf 
er daselbst ein. 

Ingolstadt, diese ehemalige Festung, war 'wie Ulm und PhilippB- 
burg 1800 geschleift worden. Die (Jräben konnten zwar mittels des 
Schmutterflnsses unter Wasser gesetzt werden, allein die Demolining 
der Werke war vollständig, und die Zeit, die zu ihrer Wiederher- 
stellung noch erübrigte, kurz. Ea kamen daher nur einige unzu- 
reichende Erdwerke zu Stande, deren Vertheidigung , wie der Erfolg 
lehren wird, unterblieb. Unterdessen entwickelten sich die Pläne des 
franzSsischen Feldherm immer deutlicher. 



Kapoleoa's Ankunft l)ei der Armee. Yerelnlermig der Pran- 

zosen mit den Bayern. Marsoh der französischen Colonnen 

an die Donau. 

Arn 2. October traf Napoleon bei der Armee in Öttingen ein, 
wo ihn der Kurfürst von Baden empfing. Am 3. begab er sich nach 
Ludwigsburg zum Kurfürsten von Württemberg. Die unmittelbare Folge 
dieser Zusammenkunft war die Vereinigung der 4—6000 Mann starken 
Truppen dieser Fürsten mit der französischen Armee. 

Bemadotte und Marmont vereinigten sich am 3. October mit den 
Bayern, welche unter Deroy'a Oberbefehl ein Corps von 20.000 Mann 
bildeten. 

Diese Armee - Abtheilung bewegte sich in drei Colonnen von 
Würzburg gegen die Donan, die Biyom durch die Ober -Pfalz Über 
Schwabach und Nürnberg, die Franzosen durch das Anspacbische nach 
Eichstädt Das Corps des Marschalls Davoust nahm divisionsweise seinen 
Marsch von Neckar-Elz über Meckmühl, Ingelfingen, Kreilsheim, Dün- 
kelsbühl, Öttingen gegen Neuburg. 

Sonlt's Corps zog von Heilbronn über Ohringen, Hall, Gaildorf, 
Aalen und Nördlingen gegen Donauwörth. Gegen letzteren Übergangs- 
punkt brach auch Lannes mit dem V. Corps am 4. von Ludwigshurg 
auf, mit der Marschrichtung über Schorndorf, Gmünd, Aalen und 
Kördlingen. 



by Google 



w 

Ney marschirte am 3. Ootober von Stat^art ttber Esslingen, 
Oöppingea, Weissenstetn, Heidenheiiu, Qiengen gegen Ulm. 

Die vier Reiter-Divisioaen Muritt's , von denen drei vor den Do- 
filöeo des Schwarzwaldes gestanden und dort Sclieinbewegungeh ge- 
macht hatten, folgten den Infanterie - Coloimen über Stuttgart gegen 
Donauwörth. 

Durch Bemadotte's und Marmont's Bewegung ward die prerissische 
Demarcationelinie durchbrochen. Im Vertrauen auf die Gesetze des 
VölkorrechteB und PreusseoB ixmere Kraft, welches am 21. September 
sein ganzes Heer mobil gemacht und, zur Behauptung seiner Neutra- 
lität, sowohl an seine nördliche als östliche Grenze vertheilt hatte, 
hatte man Österreichiecher Seite sowohl in Wien als bei der Armee 
die Verletzung des neutralea Gebietes durch die Franzosen nicht be- 
fürchtet und für diesen Fall keine hinreichend kräftigen Gegenvor- 
kehrungea getroffen. Kienmayer's Corps war viel tu schwach, um die 
im ßüchea der Armee liegenden Übeigangspunkte über die Donau zu 
vertheidigen. Indessen konnte doch dieser völkerrechtswidrige Sehritt, 
der eines Theils Freussens Schwäche, andern Theils Napoleon's Kühn- 
heit beurkundete, der in dem Augenblicke, wo er einen Krieg gegen eine 
mächtige Verbindung begann, auch noch diese Macht gegen sich reizte, 
keineswegs das Verweilen in der Stellung an der Iller rechtfertigen. 
Es blieb dem österreichischen Feldherm noch immer Zeit genug übrig, 
sich aus dieser Schlinge zu ziehen, und sein Verweilen scheint c 
bar zU beweisen, dass er Ansichten über Napoleons Pläne oder Nach 
richten über seine Streitkräfte und Bewegungen hatte, welche die Folge 
als unrichtig darthai Bernadotte ward zwar, als er an den Barrieren 
der preussischen Grenze erschien, abgewiesen, schützte aber seines 
Kaisers ausdrücklichen Befehl vor, mit der Äusserung : die prenssis eben 
Truppen mochten immerhin, wenn sie Befehl dazu hatten, echieaaen, — 
er würde es nicht erwidern. Um nicht mehr mit den Franzosen in 
Boröhrung zu kommen, räumten die Preussen Ansbach, und Bernadotte 
setzte ungehindert seine Bewegungen fort. Zur Beobachtung derselben 
war österreichischer Seits die Reiter-Brigade de^ Generals Grafen Nostitz 
von Kienmayer's Armee -Corps bei Eichstädt aufgestellt, wovon sich 
zwei Escadronen vor Amberg und zwei andere vorwärts Ellwangen 
befanden. Das R^ment Roaenberg - Chevauxlegers von dem bei Ulm 
stehenden Corps des Generals Riesch war in das Württembergische 



Der Erzherzog Ferdinand erhielt am 2. October vom Erzherzog 
Carl die Nachricht, dass auf hofkriegsräthliohen Befehl zur Verstärkung 
des deutschen Heeres noch fiinf Infanterie- und zwei Cavallerie - Regi- 
menter von der italienischen Armee entsendet würden. Es seien dies 
die Infant«rie-RegimenteT Mittrowski , Czartoryski , Klebek , Duka und 
Kerpen, dann die Dragonar-Regimenter Melas und Württemberg, wovon 

ÖMen. mlllUr. Ztluebrlft. (Felding ISOS.) i 

Digilizedby Google 



das erste Infanterie-Begimeiit schon an demselben Tage in Innsbruck 
eintreffen eoUte. Da aber die erste masische Armee, deren Infanterie 
zum Bcbnelleren Forttommen auf Wagen transportirt ward, schon 
zwischen dem 16. nnd 24. October bei Dachau erwartet wurde, vor- 
züglich aber dnrch die dringendeii Voretellnngen Mack's bewogen, die 
OETensiv-Operationen des italienischen Heeres durch dessen Schwächung 
nicht in's Stocken gerathen zu lassen, entschloss sich der Erzherzog, 
diese Verstärkungen zurtlckzusenden und nur die drei zuerst anlau- 
genden Infanterie-Regimenter, wovon das erste schon am 10. in EJnif- 
beuren eintreffen musste, beizubehalten und sie auf dem ünkas HOgri 
der Armee bei Kaufbeuren und Kempten aTiämtellen. TÜesB Nicht- 
übereinstimmung der Ansichten der ttrtw re ichischwi Feldherren, die 
hauptsächlich dadurch erzeugt wurde, dass es der Leitung des Glänzen 
an einem souverainen Willen gebrach, veranlasste Hin- und Hermärsche 
nicht unbedeutender Streitkräfte, die bei dem schnellen Lauf der Kriegs- 
ereignisae, mit Ausnahme der Infanterie-Keg^menter EH. Carl und 
Auerspeig, nirgends verwendet wurden. 

Am 2. October nahmen die Feindseligkeiten förmlich ihren An- 
fang, und zwar bei Cräppingen auf der Strasse von Ulm nach Stutt- 
gart. Während der Vorposten-Commandant mit dem Führer der tran- 
zösischen Yorhst eine Unterredung anknüpfte, Hess dieser seine Beiterei 
einhauen und machte einen österreichischen Rittmeister und 12 Mann 
zu Glefangenen. 

Am 6. hatten sich alle voi^eschobenen Cavallerie - Abtheilnngen 
von Amberg, Ellwangen und Eichstadt bei Annäherung der fran- 
zösischen und bayrischen Truppen gegen die Donau zurückgezogen, 
und die Lage der Dinge nahte sich immermehr der Entscheidung ; 
jeder Tag liess grosse Ereignisse erwarten. 



Übersicht der beiderseltigren Stellnneren. 

Die Stellung des österreichischen Heeres vor Ausbruch der Feind- 
seligkeiten war folgende: 

In Tirol blieb nach dem Abmärsche des FML. Auffenberg zur 
Beobachtung des Valtelins und des oberen Innthales zu Q-lums der 
General Prinz Victor Rohan mit 5 Füsilier-, 1 Jäger-Bataillon und 
2 Escadronen {3200 Mann). An ihn wurde die Tiroler LandesmiliK 
angewiesen, deren Organisation nicht eben schnell von Statten gieng. 
Der linke Flügel des Corps in Vorarlberg, 7 Bataillone (4000 Mann), 
hatte Bludenz und das InnÜial, — das Centrum, 6 Bataillone, 6 Esca- 
dronen (2500 Mann, 600 Pferde), Lindau, Buchhom, Tettwang und 
Mörsburg, — der rechte Flügel, 7 Bataillone (4000 Mann), Aehberg, 
Wangen, Isny und die Verbindung mit Kempten besetzt. 



by Google 



51 

Von der Armee in Dentacbland stand am 3. October das Corps 
des FML. Bieacb, 31 Bataillone, 32 Escadronen (15,500 Mann, 3200 
Pferde), jenes des Fürsten Scbwarzenberg, 20 Bataillone, 14 Escadronen 
(10.000 Mann, 1400 Pferde), längs der Bier und der Donau, zwischen 
Kempten nnd öünzburg. 

Das Corps des FML. Eienmayer, erst 6 Batiüllone, 30 Esca- 
dronen (3000 Mann, 3000 Pferde) stark, hatte 3 Bataillone in Ken- 
bnrg, 3 Bataillone, 16 Escadronen in und vor Ingolstadt, 8 Esca- 
dronen in Eicbstfidt, vier vorwärts Ellwangen nnd zwei vor Amberg. 
In Anmarsch befanden sieb 24 Bataillone, 56 Escadronen (12.000 Mann, 
5600 Pferde). 

Diese geringen, auf eine grosse Strecke vertbeilton Erftfte sollten 
den weit überlegenen feindlichen, die gegen jeden Funkt der öster- 
reichischen Stellung vereinigt werden konnten, die Spitze bieten und 
Bo lange an der Hier eine Vertbeidigungsstellung behaupten, bis die 
heranziehenden, sowohl Osterreichischen, als russischen Verstärkungen 
das Gleichgewicht der Kräfte herstellen würden. Aber die Vereinigung 
mit diesen Verstärkungen konnte nicht vor den letzten Tagen Octobere 
geschehen, und schon am 6. stand das französische Heer schlagfertig 
beinahe im Angesicht der Österreicher. Beniadotte und Marmont nebst 
den baTrischen Truppen standen bei Weissenbnrg, Davoust bei Öttin- 
gen, Soult bei Donauwörth, Ney bei EOssingen, Lannes zu Neresheim, 
Murat's Reiterei und die Garde bei Donauwörth '). 

Napoleon's Pläne waren nun vollkommen enthüllt, und es konnte 
über seine Absicht, das österreichische Heer vor Ankuntl der Russen 
zu schlagen, auch nicht der leiseste Zweifel mehr aufsteigen. Nur über 
das „Wie" dieses Zieles, nicht über das „Ob" konnte der Öster- 
reichische Feldherr noch ungewiss sein. Ein grosser und kühner Geist 
hätte vielleicht es wagen dürfen, in dieser Stellung die Entwicklung 
der feindlichen Absichten abzuwarten; dann durfte er aber keinen 
Napoleon gegen sich haben, oder er musste eben so hoch über diesen 
erhaben sein, als Napoleon über Mack war. 

In Italien und Süd-Tirol waren bis 20. September 153 Bataillone, 
62 Escadronen, die eine Streitmasse von 82.700 Mann bildeten, schlag- 
fertig versammelt. Entsendungen nach Deutschland von 35 Bataillonen 
konnten dieses Heer jedoch nicht so schwächen, daas es nicht den 
feindlichen Streitkräften noch gewachsen blieb, die unter Masaena's An- 
fühnmg um eben diese Zeit 50.000 Mann, 6000 Pferde betrugen und 

1) Nach dem Werke: „Elgtoire da coDsalat et de l'eMpire", par Thiers, Tom» 
siiieme, standeii am 6. October: Der Margehall Vvj bei Eeydenheim, der Marschall 
Iiannes bei NereBheim, der Marsohall Sonlt bei Nördlingen, Am Marachall Davoiut 
bei öttiDgCD, der General Harmont und Msrachall Bemadotte anf der Strasse toq 
Aicbiadt. D. B.. 



by Google 



jtlieil^ anderEtech, theils am Mincio standen. Doch wtirdeii die Opera* 
tionen noch v«r Mitte October erOfinet 

Die Landung, mit der 25.000 RuBsen Tön CoHii, 6000 EnglSnder 
TOD Malta au8 Neapel bedrohten^ konnte die 15J)00 Franzosen nnter 
Gouvion St Cjn* dort nicht festhalten. Napoleon echlosa einen Ver- 
trag mit- der neapolitanischen Kegierung ab und zog diese Truppen 
auB dem Königreiche, um sie mit jenen MasBena's zu vereinigen. Sei» 
Blick würdigte zu richtig die Lage der Dinge; er wusste zu wohl, 
daea, wenn er über ÖBteireich siegte, Neapel ihm keineu Widerstand 
1<nat«i könne, wenn auch England und Kussland es mit ihrer ganzen 
Kraft unterstützten. Um höhere Zwecke zu erreichen, gab er kleiner© 
Vortheile aus der Hand, die ihm von selbst wieder zufallen mussten, 
sobald er jene erkämpft hatte. So siegte er vorzüglich, mdem er seine 
Streitkräfte mit möglichster Schnelligkeit auf Einem Punkt zu ver- 
einigen wusste. 



by Google 



n. Abscbnitt 



Die Ktcktang, die das franzÖsiBclie Heer nahm, belehrte deä 
österreichiBcben Feldherm, dass es keineswega Napoleon'B Absicht Bta^ 
die Stelluiig der Österreicher in der Front zwificfaen den Q^birgen 
Vorarlbergs und der Donaa anzugreifen, sondern daes er seine ganze 
Kraft gegen das linke Donaa-Ufer wende. Es Hess sieb erwarten, dass 
er dort nic^t lange nuthStig bleiben, sondern seine Übermacht bald 
ZQ einem entscheidenden Schlag rerwenden werde. 

Die österreichische Äu&tellong gab durch Vemachlässigong des 
linken Ufere ihre Verbindungen mit der Monarchie und den benm- 
ziehenden Bussen Preis. Erzwuig .Napoleon den Übei^ang zwischen 
den Russen und Österreicbem , so fand er entweder Gelegenheit, sie 
theilweise zu schlagen, oder er nfithigte das österreichische Heer, eich 
nach ' Tirol zn werfen. 



Jellaüiä wird aaoh Bllieraoh beordert. 

Bei der nun anegesprochenen Richtung der feindlichen Haupt- 
macht war die Aofetellong eines Corps in Vorarlberg unnütz. Jella^e 
erbiet den Befehl, am 6. October zur Deckung der Verschanzungen 
bei Lindau ein Bataillon, zwei Gscadronen zurückzulassen, seine übrige 
Infanterie in Biberacb zusammenzuziehen, seine Vorhut, Zu welcher 
Bdchs Escadronen Elenau-Cherauxlegers statt ' der sechs zu Klenau's 
Division übersetzten Schwadronen Blatikenstein - Huszaren bestimmt 
wurden, bei Stockach aulzustellen und die Strecke zvrischen dem 
Bodensee und der Donau zu beobachten. 

Mack's erstem Operations-Entwurf gemäss, sollte die Armee bis 8. b<M 
Ulm versammelt sein und die verschanzte Stellung auf den Hßben des 
hnkenUfersbezieben. Die feindlichen Operationen sollten ilann bestimmen, 
ofa man einer oder der andern Colonne entg^en gteben, sie zOrück- 
werfen, oder ob man in dieser Stellung ruhig die Ankunft der Russea 
and ihre Vereinigung mit Kienmayer abwarten und alsdann erst die 
offensiven Operationen gemeinschaftlich . beginnen werdei Das Corpa 
des FML. JeÜa^ic, welches zwischen dem 7. und 8. Biberat^.eireäohte^ 



Goo' 



sehte, 



54 

«ollte bei Echingea oder Riedlingen aber die Donau gelten und in 
die rechte Flanke des gegen Ulm yorrUckenden Feindes operiren. 

Das Corps des FML. Kienmayer sollte Bich nach UmBtändea 
Tor Donauwörth oder Nenburg versammeln, um gegen des Feindes 
linke Flanke thätig zu sein. 

Im Falle diese Corps zum Ktickzuge gezwungen würden, sollte 
JellaSic nach Lindau gehen und Memmingen mit vier Bataillonen und 
einer Escadron besetzen, — Kienmayer aber seine ganze Infanterie und 
Artillerie nach Ingolstadt werfen und diesen Platz auf das Hartnäckigste 
Tortheidigen ; seine Keiterei sollte auf dem rechten Ufer die Verbindung- 
zwischen Ulm und Ingolstadt erhalten, und wenn sie gedruckt würde, 
üch gegen Landahut ziehen, wo schon am 14. October die ersten 
Colonnen des ruaüschen Fuaavolkea eintreffen würden. 

Der Marsch der Russen sollte von Braunan nach Landshut und 
von da gegen Neuburg oder Ingolstadt geleitet werden, um sie nach 
den eingetretenen Umständen entweder gegen Böhmen oder an der 
Donau zu verwenden, iaUa Bemadotte mit Marmont und den Bayern 
vereint jenes Königreich angreifen würde. 

Diesem zufolge wurde das Corps des FML. Wemeck aus seinen 
Cantonnirungen zwischen Schwabmüncbeu , Krambach, Burgau und 
Wertingen nach Gtlnzbarg beordert Die Division des FML. London ') 
war seit dem 3. bei lUeraichheim zusaimnengezogen und dem Ober- 
befehl dea FML. Riesch untergeordnet. 

Die Corps der FML. Fürst Schwarzenberg und Graf Riesch 
befanden sich bereits in der Gegend von Ulm und dehnten ihre 
Cantonnirungen bis Sleraichheün aus. 

General Spangen, welcher die drei aus Italien und Süd-Tirol 
beorderton Regimenter: Mitrovsky ftlnf, Czartoryski filuf und Beaulieu 
ein Bataillon befehligte, welche, wie erwähnt^ der Erzherzog allein von 
den ihm zugesandten Verstärkungen an sich zu ziehen beschloss, er- 
hielt den Befehl, diese Regimenter sogleich nach ihrem Eintreffen in 
Kaufbeuren nach Ulm marschiren zu lassen. 

Die bei Landsberg stehende Artillerie-Beserve ward mit äusserst 
möglicher Beschleunigung nach Ulm beordert, — der fiir die mssiBche 
Armee gehörige Theil nach Landsbut, und die Positions - Batterien des 
letzteren nach Ingolstadt. 

Während der Ausführung dieaer Disposition, die beweist, dass 
es an richtigen Nachrichten über die feindlichen Bewegungen gefehlt 

1) London kam mit Aaffenberg hob Tirol; leln« S4 BstMllone bildeten die 
Brigaden Anenpei^ und d'Aspre. Eriters bestand ans den Begimentem Anersperg 
Uni, HH. Eail fBnf Bataillone, gieng aomittelbar ana dem Innern der Monarchie 
nach Dentachland nnd war bereita in Hemmingen eingetroffen; letttere beatafid ans 
den Begiinentem EH. Lndwig vier, Froon fOnt Spork fttnf BataiUone and kam 
mit London ans Tirol. 



by Google 



liatte, entwickelte sich die franzöBiBche Hauptmacht nicht gegen Ulm, 
Bondem gegen Donauwörth und Neuburg. Durch die Verletzung des 
neutralen preuBBischen Gebietes hatte ihr linker Flügel wenigstens 
sechs Märsche gewonnen. Die Österreichische Armee konnte vor dem 
8. nicht bei Ulm, noch früher als am 9. bei Gttnzburg ycrsanunelt sein, 
und schon am 7. stand eine ä-anzOsische Übermacht bei Donauwörth. 

Kienmayer hatte bei ihrer Annäherung alle Entsendungen, die 
sich noch auf dem linken Donau-Ufer befanden, auf das rechte gezogen. 
Jene VerBtärkungen, die von Eger über Amberg zu ihm stoasen sollten, 
nebst dem von Eger nach Ingolstadt bestimmten, durch das Vordringen 
der Bayern Über Nürnberg abgeschnittenen Artillerie-Zug erhielten 
von ihm den Befehl, sich über WaldmUnchen nach Böhmen zurückzu- 
ziehen; sie bestanden in einem Bat^Uon Erbach als Bedeckung des 
Artillerie-Zuges, in vier Bataillonen Gremmingen, zwei Escadronen 
Hobenlohe-Dragoner und zwei Escadronen Merveldt - Uhlanen, welch' 
letztere, wie früher erwähnt, zur Beobachtung der bayerischen Truppen 
von der Donau entsendet worden waren. 

Zwischen Eichstädt und Nouburg Ijess Kienmayer nur einige 
Trupps leichter Reiterei und befahl, wenn diese herüber gedrängt wür- 
den, aUe Brücken von Neuburg bis Neustadt abzubrechen. Zur Ver- 
theidigung der Brücke bei Ingolstadt blieb ein Bataillon, eine Escadron 
und zwei Kanonen; bei Donauwörth ein Bataillon, % Escadron und 
zwei Kanonen; ein Bataillon ward an der Lechbrücke bei Rain auf- 
gestellt Die noch übrigen drei Bataillone und 33 Escadronen behielt 
Kienmayer bei Neuhurg versammelt. 

Die Franzosen besetzen Donanwörth. 

Am 6. October erreichte Marsehall Soolt NOrdlingen; seine 
10.000 Mann starke Vorhut unter Vandamme setzte uuverweilt ihre 
Bewegung über Haarburg fort, drängte zwei Escadronen Liechtenstein- 
Huszareu gegen Donauwörth und besetzte, nachdem sich diese noch 
am Abend über die Brücke zurückzogen, sogleich die Stadt. Der 
Feind begann nun auf die mit der Abtragung der Brücke bescbäftigto 
Mannschaft ein lebhaftes Feuer, welches das Bataillon Joseph Colloredo 
eben so lebhafr erwiderte, wobei es gegen 40 Mann verlor. Unter- 
deBsen gelang das Abtragen der Brücke, und der Feind stellte das 
nutzlose Feuer ein; er breitete sich nun in der Nacht weiter an dem 
Ufer aus, besetzte Lauingon und am 7. October Dillingen '). Zwischen 
dem 7. und 8. trafen die Corps der MarBchalle Lannee, Soult und die 

■) Nftch .Tbiers" Oberflel die Dmgion yaudamme Am 6. October Abends 
bloB die, eine Liene oberhalb DoDsnwHrth gelegene BrQcke von Mttnster, während 
am 7. du CorpB iee MsnchalU Sonlt erst die Brücke von PonaawHrtb beietate. 



byGoo^e 



Garden unter Bessi^res nebst einem Theile von Murats Reiterei bei 
Donauwörth ein, und der Feind fieng nun an, nnter dem Schutz z^l- 
reicher Batterien sich mit der WiederherBteQnng der Brücke zu be- 
schäftigen. 

Diese Bewegungen des Feindes bestimmten den Erzherzog Fer- 
dinand, die Armee bei CMtnzbnrg zu sammeln, um mit vereinter Kraft 
dem Feinde nachzurücken und die erste Colonne, die überzugehen 
wagen würde, anzugreifen und zugleich auch in der Absicht, der Ver- 
einigung mit den Russen näher zu sein. Die Gründe dieses Entschlusses 
sind in dam Aufeatze des FML. Mack: „Betrachtungen über die Lage 
der gegenwärtigen Umstände" aufgefiihrt angegeben. 

Wemeck, der in der Nacht auf den 7. bei Günzburg eintraf, er- 
hielt Befehl, daselbst stehen zu bleiben. Loudon und Spangen wurden 
ebenfalls dahin beordert; Fürst Schwarzenberg und Rieach blieben bei 
Ulm. Zur Beobachtung des jenseitigen Ufera ward General d'Aapre 
mit einem fliegenden Corps von drei Bataillonen, zwei Jäger -Com- 
pagnien und sechs Escadronen entsendet und sollte sich mit dem Haupt- 
heere in gleicher Höhe halten; vorzüglich war ihm aufgetragen, dafür 
KU soi^n, dass jede feindliche Bewegung gegen Ulm bei Zeiten da- 
selbst bekannt würde. Kienmayer erhielt den Befehl, sich nicht gegen 
Landshut, sondern gegen München zur Vereinigung mit den Russen 
und den nachrückenden Verstärkungen zurückzuziehen, welchen die 
Weisung ertheilt ward, ihre Richtung dorthin zu nehmen. 

Durch die Wegnahme von Donauwörth hatte der Feind eine 
kürzere Linie nach Augsburg gewonnen als das österreichische Heer, 
das in diesem Augenblicke seine' Streitkräfte erst zu sammeln begann, 
die noch zwischen Biberach, lUeraichheim, Ulm und Gttnzbui^ zer- 
streut waren. 

Um 4 Uhr Nachmittags traf Mack von Ulm kommend in Günz- 
bürg ein; hier erst erfuhr er die Besetzung von Donauwörth. Um nicht 
durch diese Stellung des Feindes sogleich seine Verbindung mit Kien- 
mayer zu verlieren, befahl er diesem die Besetzung der Stadt Rain 
und deren hartnäckigste Vertheidigung. 

FML. AufFenberg ward mit seiner Division nach Wertingen ent- 
sendet, mit dem Auftrage, sich sogleich über Rain mit Kienmayer in 
Verbindung zu setzen. 

Der JEreherzog Ferdinand, der Tags zuvor sein Hauptquartier in 
Mindelheim genommen hatte, eilte auf die von Mack erhaltene Nach- 
richt sogleich nach Günzburg. Er liess das Corps des FML. Riesch in 
der Nacht auf den 7. von Ulm nach Günzburg aufbrechen; jenes des 
Fürsten Schwarzenberg sollte nnverweilt dahin folgen, sobald JellaÖic-, 
der die dringendsten Befehle erhielt, in Ulm eingetroffen sein würde. 

FML. Mack entwarf in dieser Lage der Dinge zwei verschiedene 
OperatioHs-Entwürfe, die beide beweisen, dass er des Feindes Ahsich- 



ten noch iu<^t durchachaute, ihm nicht sb schnelle und kräftige Maas- 
regeln zumufhete. 

Er nahm die beiden Ffille an, dass die Arme« entweder auf da^ 
linke Ufer übergehen nnd länga desselben abwärts operiren und die 
feindhche unter Begünstigang der ümsttode angreifen könne, oder dass 
auf diesem Ufer nur ein fliegendes Corps die feindlichen Bewegungen 
beobachte, das Heer aber auf dem rechten bleibe, der Hauptmacht 
des Feiades folge und die erste Abtheilung, die Überzugehen wage, 
angreife. 

Dem ersten Falle setzte er die Betrachtung entgegen, dass tod 
Ulm abwärts das Land auf dem linken Ufer sehr durchschnitten und 
vom Feinde ausgesogen sei, die Subsistenz daher Beschwerltchkeiten 
unterliege, weil man nicht so nahe an der Donau operiren könne, um 
auf dem Strome den Verpflegsbedarf nachMiren zn können. Durch 
eine Operation auf das linke Ufer wiü^e femer der Transport der von 
Braunau für Ulm und Memmingen bestimmten Artillerie gefährdet. Fr 
hielt es von der grössten Wichtigkeit, dass dieser seine Bestimmung 
erreiche, indem dadurch diese beiden Plätze gegen Belagerungen eines 
mit keinem schweren G-eschiltz Tersehenen Heeres in Stand gesetzt 
würden, da von ihrer Behauptung allein, der Besitz des Landes zwi- 
schen der Donau, Tirol und dem Bodensee abhänge, Tirol aber und die 
Verbindung der verschiedenen österreichischen Heere durch sie gedeckt 
bliebe. 

Im Falle jedoch die Umstände den Übei^ang des Heeres auf das 
linke Ufer erheischten, sollte sich dieses zwischen Leipheim, Grünzburg 
und Burgau zusammenziehen, die Brficken von Leipheim und Crünzbur^ 
in seiner Macht behalten, und d'Aspre mit seinem fliegenden Corps 
jenseits verbleiben. Auffenberg sollte, mit Zurttcklassung eines fliegen- 
den Corps bei Wertingen, sich nach Burgau zurückzieheo ; Kienmayei- 
hatte sich, mit Ausnahme von zwei über Augsburg zum Hauptheere 
abzuschickenden Reite r-Regimentem, lechauiwärts zu ziehen, mit seiner 
Infanterie Tirol zu decken, oder, wäre dieses nicht bedroht, seine Ver- 
einigung mit den Russen zu suchen. Die Armee aollte nach einiger 
Erholung und Abfassimg dreitägiger Verpflegung an den obgenannteu 
Punkten etwa den 10. Abends übergehen, das schwere Gepäck über 
Memmingen nach Kempten sich nach Tirol in Marsch setzen. Ulm 
'wollte man in diesem Falle gänzlich räumen, aus dem Grunde der Un- 
möglichkeit, es mit der nothwendigen Artillerie zu versehen. JellaSiä 
Bollte sich mit seinem Corps gegen Memmingen zurückziehen, - diesen 
Platz , im Falle das von Braunau und , Kufstein erwartete Geschütz 
einträfe, mit filnf Bataillonen besetzen, im entgegengesetzten Falle ihn 
aber auch veiiassen und mit seinem Corps, müsste es der Übermacht 
weichen, nach Vorarlbei^ gehen. 

Kiemnayer sollte sich so lange als mö^ioh jenseits der Donau 



58 

halten, den Posten Rain sogleich mit zwei Bataillonen b^etzen und 
mittels der zureichenden Reiterei sich die Verbindung mit der Haupt- 
Armee Terschaffen; mOsste er über die Donau zurückgehen, so sollte 
er einen Theil seiner Infanterie zur reichlichen Besatzung von Ingol- 
stadt bestinunen, mit dem Überreste seines Corps sich gegen die Haupt- 
Armee oder gegen die ankommenden Russen zurückziehen. Nach 
Ingolstadt rnttsse mit denkbarster Beschleunigung alles noch in Braunau 
vorhandene Geschütz Tag und Kacht geschafFt werden, weil möglicher- 
weise der Artillerio-Tranaport dahin von Eger abgeschnitten sei, wie 
es auch der Fall war. 

Diese beiden Entwürfe wurden in einem Augenblicke veHasst, in 
dem nur ein kräftiger, schneller Entschlnss die Armee aus der gefähr- 
lichen Lage retton konnte, in die sie gerathen war. Die Aasf(ihrung 
eines solchen war aber durch die Zerstrennng der Truppen in den 
Cantonnirungen sehr erschwert pder vidmehr in dem dringenden ge- 
genwärtigen Zeitpunkte verhindert 

Die Armee war regimonter-, höchstens brigadeweise zu ihrer 
Sammlung in Bewegung. Bei Gilnzburg war erat das Corps Womeck 
versammelt; Riesch konnte nicht vor dem 7^ Fürst Schwarzenberg 
erst zwischen dem 9. und 10. in Günzburg eintreffen, da er die An- 
kunft des Corps von JellaSic in Ulm erwarten musste. 

Der Erzherzog baute seine Hoflhungen darauf, entweder den 
Feind zu schlagen, falls dieser nur mit einem TheU seiner Kräfte über- 
gienge, oder, zur Sicherung der Vereinigung mit den Russen, noch 
Friedberg zu erreichen, wenn sich nur wenigstens zwei Tage bis zur 
Besetzung Augsburgs durch die Franzosen gewinnen liesson. Sollten 
aber diese zwei Tage nicht mehr zu gewinnen sein, und der Feind 
vor vollendeter Sammlung des Heeres schon mit überlegener Macht 
am rechten Ufer stehen, so beschloss er, durch einen Übergang auf 
das linke Ufer einer Schlacht auszuweichen und so seine Verbindung 
mit den Russen wieder zu eröffiien. 

Kienmayer erlüelt den Befehl, auf jeden Fall sich auf die Russen 
nnd die nachrückenden Verstärkungen gegen München zurückzuziehen. 
Da aber das Vorrücken einzelner Colonnon durch Bayern gefahrvoll 
war, 80 beschloss der Erzherzog, die noch erwarteten österreichischen 
Verstärkungen nicht weiter als bis Mühldorf gehen au lassen, wo sie 
nebst der Infanterie der Bussen deren Reiterei und Geschütz erwarten 
sollten, welche erst 1? bis 18 Tage später dort eintreffen konnten, da 
sie der abwechselnd mittels Vorspann beförderten Infanterie nicht gleich 
schnell zu folgen vermochten. General Crennoville wurde mit diesem 
Auftrage und der Schilderung der Lage des österreichischen Heeres 
an Kutusow, den Befehlshaber des ersten russischen Hil&heeres, abge- 
sandt. FHL. Fürst Hohenlohe, der mit dem Begimente Erzherzog 
Johann-Dragoner vom Inn im Anmarsch begriffen war, yrs^ an Kien- 



majer, die Regimenter Olieilly-CfaeTanzlegers, Kaiser- und HeBsen- 
Hombnrg-Huszarea mit den nachfolgenden drei Orenz-Begimentem, dem 
waUachiacli-illiriBchen, ersten und zweiten irallacbischen an die rassi- 
sche Armee am Ion angewiesen. Die Pontons, die Artillerie und alle» 
Kriegsgeräthe, das sich für die Armee in Manchen befand, sowie Älles^ 
was von Braunan auf dem Wege nach München begriffen war und 
innerhalb zwei Tagen noch Landsberg erreichen konnte, ward nach 
Landsberg und Mindelheim beordert, was aber weiter entfernt war und 
die zu München sich befindende, für die mssiache Armee bestimmte 
ArtiUeiie nach Braunau zuiückgeachickt. 

Ül^ergang der Fninzosen tiel Donauwörth. 

Am 7. Vormittags hatte der Feind die Brtlcke bei Donauwörth 
hei^estellt und das zu ihrer Vertheidigui^ aufgestellte Bataillon Joseph 
CoUoredo mit zwei Kanonen zum Rückzug genOthigt. UnverweUt gieng 
Murat mit den zwei Dragoner-Divisionen Klein und Walther, denen 
die Divisionen Bourcier und Beaumont nachrackten, über ; erstere beide 
wandten sich sodann gegen Rain. Kienmayer erfuhr die Ereignisse bei 
Donauw((rth, die ihm seine Verbindung mit der Armee zu rauben droh- 
ten, früher als er den Befehl erhielt, sich auf die her^irUckenden Rus- 
sen zurückzuziehen ; er beschloss sich daher nach Aichach zu wenden 
und entsendete den Qeneral Thelou mit einem Cüraasier-Regimeute imd 
dem in Ingolstadt gestandenen Bataillon nach Ffaffenhofen, wohin er 
auch das im Anzuge begriffene Infanterie-Regiment Gjulai und drei 
Bataillone Brooder beorderte, welch' letztere- er aber in Aichach an 
sich zog. Der Feind fand Rain achwach besetzt und bemächtigte sich 
ohne Schwierigkeiten des Ortes und der Lechbrücke — nach französi- 
schen Angaben durch den Angriff von 200 Dragonern, die durch den 
Lech schwammen '). 

General Oraf Nostitz, mit zwei Bataillonen Joseph CoUoredo, 
Liechtenstein-Huszaren und Merveldt-Uhlanen im Rückzuge nach Aich- 
ach begriffen, stiess schon in der Gegend von Holzheim auf eine feind- 
liche Reiter - Abtheilung, welche oberhalb Rain durch den leicht zu 
durchwatenden Flass setzte und ihm die Verbindung mit Aichach ab- 
geschnitten hatte; er griff sie an, zerstreute sie und nahm einen Theit 
derselben gefangen. 

Murat's Reiterei folgten : das Corps des MarschaUs Soult mit den 
Divisionen St. Hilaire, Vandamme und Legrand; das Corps Lannes 
mit den Divisionen Ondinot und Suchet; Bessi^es mit den Garden, 



') Nach „Tbiera" glcDg nur eine DragoDer-DiTisios Mnrat'a am T. auf der 
Brücke von Mflniter and nicht auf jeuer von DouanwOrth Aber die Donau und be- 
■etite die Lechbrücke bei Baiu , iudesB Sonlt eieb In DonanirOrtb festietEte, und 
Davout bei der Brücke von Nenbnrg eintiaf. _, D. K. 

Digilizedby Google 



60 

die vereint eiae Streitmasee von melir als 50.000 Mann Infanterie bil- 
deten. Sie recognosoirten am 8. Macbmittaga Eienmayer's SteQang bei 
Aicbach, die er am rechten Ufer des Paar-Flnsses besetzt hatte. Eien- 
mayer fand seine Stellnng zu gewagt und hielt es wider seine Be- 
BtimmuDg, eich gegen so überlegene Kräfte in ein Cl«fecht einzalassen, 
da es ihm besonders an Infanterie gebrach; er zog sich noch in der 
Nacht auf der Münchener Strasse bis Schwabhanaen zurttck, wo er daa 
eben dort eintreffende Cttraasier-Regiment Nassau an sich zog. 

Murat brach am 8. in der Frühe mit drei Cavallerie-Divisionen 
aus der Q-egend von Rain gegen Wertingen auf. Auffenberg war mit 
10 Bataillonen, 4'/, Escadroncn, gegen 4800 Mann stark, und mit 8 Ka- 
nonen daselbst den 8. nach 7 Uhr Früh, von GHlnzburg kommend, ein- 
getroffen, um die Verbindung mit Kienmayer'a Corps und die Strasse 
nach Augsburg zu decken'). Bald naeh seinem Eintreffen wnpfieng er — 
in Folge des im Hauptquartiere gefassten Entschlusses, sich nach Fried- 
berg zu wenden — den Befehl, sogleich zur Sicherang der Augsbnrger 
Strasse nach Zusmanshauaen zu marachiren, um dort den Vortrab der 
Armee zu bilden, welche den folgenden Tag dahin aufbrechen sollte. 
Mit Nichtachtung dieses Befehles und der Nachricht, dass die feindli- 
chen Colomien bereits bis Nomdorf vorgerückt seien, beschloss er den- 
noch, diesen Tag bei Wertiugen stehen zu bleiben und erst den folgen- 
den nach Zusmanshauaen zu marschieren, weil er seine Truppen von 
den unausgesetzten starken Märschen zu ermüdet fand. Mit drei Ba- 
taillonen besetzte er die Thore des Städtchens; die Grenadiere lagerten 
in den Gassen; die Reiterei ward vor dem Orte angestellt. 

Gegen Mittag erhielt Auffenberg die Nachricht, dass der Feind 
mit einigen Hundert Mann das von Wertingen nur 1'/, Stunden ent- 
fernte Dorf Pfaffenhofen besetzt habe. Er beschloss diese Abtheilung 
zu überfallen und genane Kundschaft von den Bewegungen des Fein- 
des einzuziehen. Zu diesem Zwecke wurden ein Bataillon (zwei Com- 
pagnien Reuss-Greitz und zwei Grenadier-Compagnien Stuart) mit zwei 
Escadronen Albert-Cürassieren entsendet, deren Führung sich General 
Dienersberg selbst unterzog. Allein diese vermeinte einzelne feindliche 
Abtheilung war die Vorhut Oudinot's (von Lannos' Corps), der am 
linken Ufer der Zusamm über Nieder- und Ober-Thierheim vorrückte, 
während Murat am rechten Ufer dieses Baches über Ried und Frauen- 
stetten gegen Wertingen im Anzüge war. 

Dienersberg theilte sein kleines Corps in zwei Colonnen, wovon 
die eine, zwei Compagnien, eine Escadron, auf dem linken Ufer des 
Baches über Thierheim, die andere in gleicher Starke auf dem rechten 
Ufer über Frauenstetten marschirte. 



■) Seine Truppen bestMiAen »ni: Brifnde Hohenfeld, 7 GrenBiUer-Bateillone, 
Bri);sde Diuarsberg, K Bfttailloue ReuBi-OreitB, 4'/t Esci^äroiieii Albert-Cttraaaiare ; 
2 Bicadroneti Latonr-Ch«Tsai1egers trafen im Laufe des Oefechtea ein. 



byGooylc 



Odfeoht von WeTtiiieren. 

Wertingen, eine kleine Stadt, liegt anf dem linken Ufer der Zu- 
sajnm an dem Abfall des Höhenzuges, der die CMatt von der Zusamm 
trennt. Olierlialb des Städtchens, zunächst des sogenannten Judeur 
Kirchhofes, sind die Äbfölle des Höheiu^ckena kahl; eine halbe Stunde 
von Wertingen abwärts werden sie bewaldet und bleiben ea bis gegen 
Pfaffenhofen. Die Höhen am rechten Ufer der Zusamm reichen zwar 
bis an das Flüsschen, sind aber kahl, flach und Tollkommen filr Ca- 
vallerie gangbar. Die vereinte Strasse von Burgau und Günzburg zieht 
ttber die Hßhe des Juden-Kirchhofes, der Weg nach Zusmaoshausen 
durch das kleine Thal der Zusamm ttber Drettelshofeu. 

In zwei kleinen, gleich starken Colonnen marschirte G-eneral 
Dienereberg auf beiden Ufern der Zusamm gegen Pfaffenhofen. Ala 
diese vor Fraueustetten und Thierheim auf den Feind stieasen, wurden 
sie von dessen Übermacht schnell gegen Wertingen zurtlckgedrängt, 
und ein grosser Theil durch die überlegene Reiterei zersprengt und 
aufgerieben. 

Auf die erste Meldung dieses raschen Vordringens des Feinde? 
wurden von den sieben Grenadier-Bataillons vier (Kaunitz, Erbach, 
JellaSic und Joseph Colloredo) auf der Hohe links von der Günzbur- 
ger-Strasse, eines (Ludwig) vor dem Augsburger Thor, und eines 
(Spork) mit den noch übrigen zwei Compagnien Stuart (zwei warea 
mit Dienersbei^ entsendet) vor dem Pfaffenhofer-Thor zur Aufuahme der 
beiden Colonnen Dienersberg's aufgestellt. Die drei Bataillons Keuss- 
Greitz besetzten die Stadt; die noch übrigen 2'/, Escadronen Albert- 
Cürassiore standen auf dem rechten Flüge! der vier Grenadier - Ba- 
taillone. 

Auffenborg hätte vor Abend darauf bedacht sein sollen, sieb 
Nachrichten über die Stärke und Stellung des Feindes zu verschaffen,. 
um bei der vielfachen Übermacht desselben seine Division durch einen 
schnellen Kückzug nach Zuamanshausen oder GUnzburg zu retten. Did 
Annahme des G«f6chteB acheint zwar nicht mehr von ihm abgehangen 
zu haben, denn er ward fast überfallen; aber in der gewählten Stel- 
lung musste er nothwendig auf beiden Flügeln umgangen werden, so- 
bald er sich zu lauge vor Wertingen verweilte und mit einer Ver- 
theidigung des Ortes beschüftigte. 

Des Feindes Abaichten waren dahin gerichtet, dem Corps sein© 
beiden ROckzugs-Linien abzuschneiden. Oudinot drang auf dem linken 
Zusamm-Ufer mit etwa 10.000 Mann Infanterie und einer zahlreichen 
Reiterei durch den Wald zwischen dem Juden-Kirchhof und Ober- 
TTiierheim gegen die Strasse von Günzburg vor, während Murat auf 
dem rechten eich mit seiner ganzen Reiterei gegen Geradshofea und 

Digilizedby Google 



62 

Laogna ausbmtete, um die Strasse von Zngmanshanaen abznsclmeideii. 
Zwischen diesen beiden Hanpt-Colonnen drang eine kleinere Colonne 
gerade gegen Wertingen vor, um die Vertheidiger in der Front zu 
beschäftigen. 

Ein an ihrer Spitze marschirendea Cavalterie-Regiment zwang das 
Bataillon Ludwig nebst zwei Compagnien Stuart (von Dienersberg's 
rechter Colonne), sich vom Augsburger-Thore hinter den Ort zu ziehen, 
hieb in die kaum 100 Pferde starken, am rechten FlUgel der Qrena- 
^ore stehenden Cürassiere ein und warf sie, ward aber, als es auch jene 
angreifen wollte, vom Bataillon Kaunitz mit einem bo lebhaften Feuer 
empfangen, daas es zordckwich. 

Indessen hatte sich schon Mnrat's Reiterei gegen Creradshofen und 
Laugna entwickelt. ÄufiFenbei^, um seinen Rückzug gegen Zusmans- 
hausen besorgt, befahl, dase alle Qrenadier-Bataillons nebst den Cüras- 
sieren und der von Grtinzburg dem Corps nachgeschickten Oberst- 
liieutenants-Division von La Tour-Chevaoxlegers sich auf die Höhen 
von Geradshofen ziehen sollten. Diese Bewegung begann ; die drei Ba- 
taillons Ludwig, Stuart und Spork deckten den Rückzug *, das Regi- 
ment ReuBs-Greitz, vom Feinde angegriffen, hielt sich noch beim Pfef- 
fenhofer-Thore, wohin sich auch Dienersberg mit den Überresten seiner 
Abtheilung gezogen hatte; allein die feindliche Reiterei hatte bereits 
den Weg nach Zusmanshausen gewonnen und griff die Bataillons der 
Nachhut an. General Hohenfeld eilte an der Spitze einer Fscadron La 
Toux-Chevauxlegers unter Rittmeister Mesemacze herbei und setzte so 
den ferneren Angriffen der feindlichen Reiterei augenblickliche Grenzen. 
Die Truppen konnton nun aber nicht mehr die Höhen von Gerads- 
hofen erreichen, sondern zogen sich gegen die Höhen des Binswanger 
Waldes an dem Juden-Kirchhof hinauf. Die ersten vier Bataillone er- 
reichten glücklich diese Höhen die letzten drei (JellaCic, Spork und 
Ludwig) wurden getrennt und verloren viele Leute. 

Mittlerweile rückte auch Oudinot, trotz des lebhaften Artillerie- 
Feuers der Österreicher, aus dem Walde über die Günzburger Strasse 
gegen die Höhen von Binswangen vor, die Grenadiere in Rücken und 
Flanke nehmend. Das zur Deckung des Bückzuges in Wertingen ge- 
bliebene Regiment Reuss-Greitz konnte nicht mehr das freie Feld ge- 
winnen und fiel der Reiterei Murat's in die Hände '). 

Auffenberg befahl nun den Rückzug längs der Günzburger Strasse 
auf den sie begleitenden Bergrücken; doch die feindlichen Colonnen 
hatten sich bereits in seinem Rücken fast vereinigt, und ihre Reiterei 

') Eb ist in der vorändigeu £«1fttii>a nichts Oewiases fibsr dftB SchtckgAl die- 
ses BegimBQt« zn finden ; doch nnterlief^t es wohl keinem Zweifel, dass es in die 
Hände dea Feindes fiel, als e« Weitingen verlaageu und den OreDadieren folgen 
wollte. 



by Google 



63 

-warf sich zwischen die Colomie imd die Nachhat, wodurch das Batailton 
Jella^iö grSsBtentheils, die von Ludwig und Spork aber gänzlich auf- 
gerieben worden. Die Reiterei, die den RUckzug deckte und den An- 
drang des Feindes mehrmalen abzuwehren versuchte, ward ebenfalls 
geworfen. Das Geschatz, das über die brüchigen Abfälle nicht folgen 
konnte, fiel in die Httnde äem gamAai, wit ftuwiahiM swa ~ 



doBon ea nodt packte, xmr jodüeB. Zeä dJB Sbwm» -na Ba^a. i 



Die vier Grenadier-Bataillone retteten sich mit General Hohmifeld 
durch die Wälder gröastentheils nach Burgau und Günzburg oder nach 
ZusmanshauseD. Am folgenden Morgen waren von der ganzen Grena- 
dier-Brigade in Borgau nicht mehr als 1400 Mann gesammelt General 
Dienersberg bahnte sich mit der Reiterei einen Weg durch den Feind 
und kam in der Nacht ohne bedeutenden Verlast nach Zusmans- 
hausen. 

Da der Erzherzog den fehlerhaften Dispositionen des FML. Anf- 
fenberg den so nachtbeiligen Ausgang des Gefechtes beimase, so wurde 
seine Division dem FML. Graf HohenzoUem ttbeigeben, und Auffen- 
berg bis zu seiner vollständigen Rechtfertigung, des Beispiels wegen, 
vom Felddienste enthoben. Das andern Tages erfiihr man, dasa er die 
!Nacht nach dem Gefechte in Gefangenschaft gerathen war. 

Der Österreicher Verlust in diesem Gefechte betrug 101 Todte, 
233 Verwundete, 1469 Gefangene, worunter 62 Officiere, 3 Fahnen, 
€ Geschütze und mehrere Muni tions wagen. 

Das Gefecht von Wertingen erfifihete die Reihe der unglücklichen 
Ereignisse, die von nun an das österreichische Heer Schlag auf Schlag 
trafen. Der nachtheilige moralische Eindruck, den es auf das Ganze 
hervorbrachte, gab ihm Wichtigkeit Der hier erlittene Verlust war 
zwar nicht unbedeutend, doch nicht von der Art, dass er unmittelbar 
auf deu Lauf der Operationen einwirken konnte. Auffenberg war auf 
jeden Fall zu schwach, um die Rückzugs-Linie des Heeres nach Augs- 
burg vertheidigen zu ktimien. Es war zwar durchaus zwecklos, dasa 
er sich in ein Gefecht einliess, aber er ward dazu gezwungen. Ware 
ea ihm auch gelungen, Zusmanshausen bu erreichen, so musste er am 
9. diesen Punkt an Murat überlassen ; denn eiu nutzloser Widerstand 
würde an diesem Tage dieselben Folgen hervorgebracht haben wie bei 
Wertingen. Zwei Bataillons bei der Brücke von Rain und Auffenberg's 
Division bei Wertingen konnten unmöglich zwei Tage die Macht 
Napoleon' s festhalten, der bereits seine Absicht, sich zwischen die 
Russen und Österreicher zu werfen, durch den Übergang seiner Haupt- 
macht zu erreichen bemüht war. 

Murat verfolgte seinen Sieg mit der Reiterei und Lannes' Corps 
gegen Zusmanshausen, welchen Ort er am 9. Früh besetzte. (Hieher 
verlegte Napoleon sein Hauptq^uartier und hielt über diese beiden 



by Google 



Armee-Corpa Heerschaa.) Soult rOckte auf beiden Ufern des Lects 
ani^artB nnd besetzte noch am 9. Angsbnrg nnd Friedberg'), wo auch 
bald die kaiserlichen Garden und die Cürassier-Division d'Hautpoult 
einrückten. Bemadotte folgte dem Kienmayer'scben Corps auf der 
Strasse nach MUnchen. Marmont, an diesem Tage zwischen Aichach 
und Angehurg stehend, erhielt so wie Davoust die gleiche Bestimmung 
gegen den Inn; nachdem sieh aber Napoleon Gewissheit der noch nicht 
geschehenen Ankunft der rusaiachon Armee verschafil hatte, ward 
Marmont wieder nach Schwaben gezogen. Diese Truppen-Änhänfung in 
nnd um Augsburg scheint zu beweisen, dass Napoleon, der wahrscheiTi- 
lich die österreichischen Streitkräfte schon gesammelt wähnte nnd viel- 
leicht Auffenberg's Corpa als den Vortrab des heranrückenden Heeres 
betrachtete, einen Angriff erwartete. 

Ney, dessen Corps aus den Divisionen Dupont, Maltzer, Loison, 
Guzan und der Fuss-Dragoner-Division Baraguay d'Hilliers bestand, 
war auf dem linken Donau-Ufer geblieben, theils um die österreichi- 
sche Armee, deren gänzliche Einschliessung Napoleon beabsichtigte, bei 
Ulm und Güuzburg festzuhalten oder ihr durch einen schnellen Donau- 
Übergang in den Rtlcken zu fallen, wenn sie Ulm verlassen und gegen 
Augsburg marschiren sollte, theils um ihr den Übergang zu wehren, 
wenn sie durch ein kühnes Manöver, im Augenblicke wo Napoleon 
bei Donauwörth abergieng nnd sich gegen Augsburg wendete, einen 
Übergang bei Ulm oder Günzburg versuchen sollte. 

Ney theilte sein Corps in zwei Abtheilungen, wovon die eine 
unter Loison ihre Richtung ttber Langenau gegen Uhn, die andere 
unter Ney's persönlicher Anfuhrung tlber Gundelfingen gegen Günz- 
burg nahm. Schon in der Nacht auf den 9. machte Loison's Vortrab 
einen lebhaften Angriff auf die Brücke bei Flchingen, deren Belag- 
holz abgetragen war, brachte das am rechten Ufer aufgestellte Bataillon 
Spork zum Weichen, bemächtigte sich im schnellen Anlauf der Brücke 
und einer Spfilndigeu Kanone, ward aber durch einen lebhaften Anfall 
des Bataillons wieder über die Donau zurückgetrieben, ohne den 
SPfünder mitnehmen zu können. Am 9. Mittags griffen die Franzosen 
die Vorposten des noch bei Ulm stehenden schwarzenbei^ischeu Corps, 
wahrscheinlich in der Absicht einer Recognoscirung, gerade als sie von 
den Truppen des FML. Jella5ic abgelöst wurden, an und drückten 
sie bis Ober-Haslach, zogen sich aber Abends selbst zurück. FML. 
Jella£ic klagte in dem Berichte über Mangel an Cavallerie, da die sechs 
Escadronen Rosenberg nur 400 Pferde zählten. 



') NBch aTbifra* irnrde A-ugsbnrg »m 8. October beastit. 



by Google 



Uarsolt naoli Borgau tmd wieder zurftolc . 

Am 9. Früh war endlicL der gröaaere Theil des OsterreiolÜBcIiea 
Heeres bei Günzburg versammelt; man konnte ihn auf 30.000 Mann 
schätzen. Fürst Schwarzenberg , durch die in der Nacht erfolgte An- 
kunft des FML. JellaSic in der Stellung bei Ulm abgelöst, hatte diese 
Stadt am 9. verlassen und war gleichfalls gegen CHlnzburg im Anzug. 
Jetzt traf die Nachricht von Auffenberg's Niederlage bei Wertingen 
ein. Auf Mack's Vorschlag beschloes der Erzherzog, mit der Armee am 
9. nicht weiter als bis Burgau zu marachiren, dort iHogs der Mindel 
eine Stellung zu beziehen und das Eintreffen des Scbwarzeoberg'Bchen 
Corps und der Brigade Spangen zu erwarten. 

Der Marsch des Heeres nach Burgau war ohne Zweifel auf den 
Plan, bei Friedbeig über den Lech zu gehen, gegründet Die Nach- 
richt von Auffenberg's Niederlage, die Stärke, die der Feind am Lech 
entwickelte, verriethen dessen Absichten zu deutlich, um hoffen zu 
lassen, ohne eine Schlacht den Übergang über den Lech und die 
FrOfinung der unterbrochenen Verbindung mit den Rossen zu be- 
wirken. 

Die Armee brach auf und traf noch Vormittags, — da der Weg 
nur eine deutsche Meile beträgt, — an der Mindel ein. Unterdessen be- 
stallten die einlaufenden Nachrichten immer mehr, dass des Feindes 
Hauptmacht bereits bei Augsburg stehe, und Zusmanshausen schon von 
ihm besetzt sei. Die Stellung bei Burgau aber fand man zu gewagt, 
da vorzüglich der linke Flügel jeder Stütze entbehrte. Man beschloaa 
also die Armee wieder naclr Günzburg zurUckzofllhren , wo sie am 
Abend nach einem nutzlos verlornen Tag eintraf Ein mehrtägiger 
Regen und die grundlosen Wege erhöhten den Nachtheil zweckloser 
Ermüdung der an Nahrung und Beeidung Mangel leidenden Truppe. 



Oefeoht "bei OiliizT)urg. 

Während die österreichische Armee zwischen Burgau und Günz- 
borg hin und her marschirte, nahte sich Ne^r mit den Divisionen 
Oazan und Malher diesem Punkte. Qeneral d'Aspre war, wie firUher 
erwähnt^ zur Beobachtung des Feindes auf das linke Ufer entsendet, 
mit der Weisung, sich bei lUedhausen zur Deckung der Brücke bei 
Oünzburg aulstellend, nebst seiner eigentlichen Bestimmung für Beobach- 
tung des Feindes auch diesen Übergang und jenen bei Leipheim zu 
decken, seinen etwaigen Bückzug aber über Oünzburg zu nehmen. 
Er ward von Ney's Vortrab so schnell überfallen, dass in kurzer Zeit 
aein Corps theils zeraprengt, theils gefangen war, und nur Flüchtlinge 

ÖMm. mlUtb. ZMMahrUU IWIS. (Teldnn IBOB.) f HHulp 



M 

sich über die Bracke bei Günzburg retteten. Die näheren UmBtSnde 
dieses EreigBisses sind nicht hiiütoglich aufgeklart, aber wahrschein- 
lich fand der Feind Cfelegenlieit, von durchschnittenem Terrain be- 
günstig, sich zwischen d'Aspre und den Strom zu werfen, wodurch 
die Au&eihung dieses Corps mSgjlieh ward, ohne dass eine Meldung 
v«n des Femdee Ännäberoug herüber gelangen konnte. Der Qeneral 
selbst fid bei dieser Q«legeaheit iA Q^^mgensohaft '). 

Als die Spitzen der Ootonnen der Haupt-Armee wieder in der 
SteUnng bei Ctünzbnrg eintrafen, war bereite das diesseits mir Deckvmg 
der Brücke mit einer Kanone aufgestellte Bataillon des Kegiments 
Spork mit dem Feinde im Gefechte. Die Höhen des reiften Ufers, 
die hier steil gegen den Strom abfallen, beherrschen zwar das linke, 
und man hätte dem feindlichen Versuche durch Artillerie leicht Grenzen 
seteen können, aber man hatte hier nur eine einzige SpfÜndige Kanone 
au%efilihTt und vermochte daher nicht die Festsetzung einer zahlreichen 
feindhchen Infanterie in den Wäldern und Gebüschen des linken Ufers 
zu hindern; doch schlugen ihre Versuche, sich vor Ankunft des Heeres 
der Brücke zu bemächtigen, fehl 

FMIi. Mack, der jetzt vielleicht fithlte, dasa ein längeres Ver- 
weilen auf dem rechten Ufer die Armee in eine gefahrvolle Lage 
versetzen Würde, entschloss sich auf das linke überzugehen, sich gegen 
Nördlingen zu wenden, auf den Verbindungen des Feindes aufzustellen 
und die seinigen mit den Russen wieder zu eriJffiien. Die Amee 
marschirte auf den Höhen hinter GUnzburg auf, mit dem rechten 
Flügel an dem Dorfe Liepach, mit dem linken nächst Reisensburg; 
alle Brücken bis Leipheim waren besetzt Gegen Abend wurde die 
Wiederherstellung des jenseitigen Theils der abgebrochenen Brücke 
von' Günzbnrg, die in zwei Abtheilungen Über den dorch eine Insel 
in zwei Arme getheilten Strom fUhrt, anbefohlen. Der Feind setzt© 
diesem Unternahmen keine Schwierigkeiten entgegen, eondem vorhielt 
sich bis zu dem Augenblick der Vollendung der Brücke ruhig; kaum 
aber gewahrte er dies, als er in einer dicht geschlossenen Infenterie- 
Colonno aus dem Walde hervorbrach, sich in schnellem Anlauf der 
wiederhergestellten Brücke bemächtigte und sich links und rechts in 
den Gebüschen verbreitete. Die an der Brücke aufgestellte Osterreichi- 
ij<;he Infanterie, von dem Kartätachfeuer ihrer Kanone unterstützt, ver- 
theidigte sich mit gutem Erfolge; das 59. Regiment an der äpHai» 
der feindlichen Colotme verlor seinen Obersten und zählte zwei v«r- 
wundete Stabsofficiere. Endlich gelang es der andern Brigade, taft Be- 
nützung einer Furt, am rechten Ufer Fuss zu fassen. Die Vertheidiger 

■) Über die Art nnd Weia«, wie die drei Douan-Brflcken bei Qfioibnr; Unsb 
die Division Malhu des B. fraoROBiscben Cotpi Key genemmen müden, ^t.da* 
yieik: ,HiBtoire du coiualat et de l'^mpire, pu Thiers (Tl. Band, pag. 92)" Auf-' 
Mini«. D; K. 



by Google 



T 

zogen sich nseli Otinzbnrg, unter desBen Thore sich Alles dergestalt 
zaBammendräiigte, daes dadurch selbst der Feind in seinem Vordringen 
aoigehalten wurde. Eben langte der Erzhetbog von Bargau an; er 
Ebbe! sogLeicb eine Division von Blankenstein->HiiBzaren von dem gleich- 
falls eingetroffenen Corps des Fürsten Schwarzenberg auf die Spitz« 
der feindlichen Colonne einbaaen ; allein die Tirailleura empfiengen aua 
dem Oebttscbe die Haszaren mit einem so lebhaften Feuer, dasa diese 
nach wiederholten vergeblichen Angriffes sieh zum Weichen gezwungen 
sahen. Die YorrUckung des Generals Maier mit vier Qrenadier-Batail- 
lons und dessen Entsendung einiger Compagnien in des Feindes rechte 
Flanke, dann die einbrechende Nacht machten endUch dem Gefechte 
ein Snde ; aber der Feind hatte sich auf dem rechten Ufer behauptet 
and blieb Meister der BrUcke. 

Der Verlust in diesem Gefechte war nicht unbeträchtlich, woran 
hauptsächlich das Zusammendrängen am Thore von Gänzburg Schuld 
war. Gegen 800 Verwundete blieben in diesem Orte liegen, gegen 
lOOO Mann nebst einem SFfUnder fielen in die Hände des Feindes^ 
Die Franzosen geben ihre Verluste auf 400 Todte und Verwun- 
dete an. 

Dieses Gefecht brachte Mack von dem Entschlüsse ab, bei Günz-, 
barg über die Donau zu gehen; statt dessen beschloss er mit dem 
Heere nach Ulm zu marschiren, welche Bewegung auch in der Nacht 
stattfand. 

Der Übergang der Franzosen bei Günzburg gehört gewiss unter 
die militärischen Seltenheiten and setzt voraus, dass man aUe Vor-. 
Bichtsmassregeln ausser Acht gelassen, die ein Heer, wenn es das- 
schwierige Unternehmen beabsichtigt, im Angesicht des Feindes über 
eiaen Strom zu gehen, nothwendig eirgreifen muss. Noch unbegreiflicher: 
aber erscheint der Entschlnss, nach Ulm zurückzumarschiren, nach- 
dem man dem Feind selbst eine Brücke gebaut hatte. Es waren bei 
Günzburg die drei Armee-Corps Biesch, Wemeck und Schwarzen' 
berg vereinigt, die eine dem Feind überlegene Streitmasae bildeten. 
Jella^ic stand bei Ulm; während dieser durch eine schnelle Bewegung' 
auf den Rücken des Feindes wirkte, musste der Übergang um jedui 
Preis erzwtmgen werden, und wenjj je im ganzen Verlauf des Krieges 
eine Schlacht nothwendig und der Zeitpunkt vielleicht selbst günstig 
war, so war es dieser. Statt derselben lässt man den Feind im Besitse 
der Brücke und eines Hauptllbergangs-Punktes, ohne auch nur einen 
Versuch zu machen, ihm diese Vortheüe wieder zu eutreissen oder 
die tibergegangene Abtheilung aufzureiben, und zieht sich nach Ulm 
zurück, wodurch loan sich immer weiter von der Möglichkeit entfernte, 
sich aus der bedrängten Lage herauswickeln zu können, in der man 
sich bereits befand. 

Digilizedby Google 



Elenma^ers Rüokzuff an den Inn. 

Bemadotte, von EichstStt kommend, war znm Tteil schon am 
8. bei Ingolstadt über die Donau gegangen. Diese Stadt sollte zwar 
in VertheidiguDgsstand gesetzt and dnrch Kienmayer reichlicli mit In- 
fanterie besetzt werden, allein die kurze Zeit lieas ihre Befestigang 
nicht zn *) ; es fehlte anch an Geschütz, die Werke zn besetzen, denn 
die aus Böhmen kommenden Transporte waren abgeschnitten und 
genöthigt worden, sich znrdckzuziehen. Kienmayer fand es nicht 
rKthlich, eine Garnison hineinzuwerfen, deren Aufopferung onvermeid- 
lich gewesen wäre. 

Napoleon bestimmte Bemadotte zur Verfolgung dea Kienmayer' sehen 
Corps, welcher nun unanfgebalten auf der Strasse über Ffaffenhansen 
gegen München vordrang. 

Kienmayer, von vier feindlichen Armee-Corps in Front und Flanke 
gefolgt, war bei Annäherung so überlegener Streitkräfte, die seine 
Vorposten am 9. bis auf eine halbe Stunde vor Aichach drückten, 
nach Dachau, am 10. Früh nach München zurückgewichen. Seine 
Stärke im Lager daselbst betrag 12 Bat^ons und zwei CUrassier- 
R^imenter, von welch' letzteren Kronprinz Ferdinand den Befehl er- 
hielt, über Landsbei^ zur Haupt- Armee zu marschiren. General Thilen 
hatte sich nach Freisingen zurückgezogen und traf Nachmittags mit 
Lothiingen-Cürassieren in der Aufstellang Kienmayers ein; statt seiner 
ward General Aner mit Nassau-Cüraasieren nach Freisingen entsendet, 
wo er sich mit 4 Bataillons des Re^ments Gyulay vereinigte; er hatte 
den Befehl sich, würde er gedrängt, über Erding auf Hohenlinden 
zurückzuziehen. Die Vorhut unter Gh-af Nostitz von sechs Grenz- 
Bat^ons und zwei lachten Cavallerie-R^;imentem stand bei Dachau, 
die Vorposten bei Schwabhansen. Eine Entsendung von zwei Compagnien 
und einer Escadron Uhlanen beobachtete die Strasse von Scfaleichheim, 
ein Bataillon Deatschmeister zn Mossacb Jene von Augsbui^ mit einer 
Compa^e in Nymphenburg. Bis zum 10. Abends 6 Uhr war das 
Corps in seiner Stellung bei München nicht vom Feinde beunruhigt 
worden; jetzt traf die Mddung ein,.dass auf der Strasse von Schleiss- 
hdm der Feind mit Macht vordringe, dessen Vorhut General Wrede 
mit etwa 8000 Bayern bilde. Kienmayer wollte es in seiner Stellung za 
keinem ernsten Gefecht kommen lassen , da seine Truppen durch 
Mangel an Lebensmitteln und den anhaltenden Kegen sehr gelitten 
hatten ; zudem konnte ein nachth^liges Gefecht wegen des im Rücken 
befindlichen Defil^s von den traurigsten Folgen sein. Die unterdessen 



by Google 



erhaltenen beetimmten Befehle des Erzherzogs Ferdinand, der Über- 
macht zu weichen nnd aioh nOthigenfalls bis Muhldorf zurückzuziehen, 
machten dem General seinen Rückzug umsomehr zur Pflicht. Die 
Nachhnt wich gegen HUnchen; das Corps brach itm 8 ühr Abends 
auf und morschirte b^ anauBgeaetztem Schneegestöber die ganze 
Nacht hindurch; um 4 Uhr kam es bei Anzing an. 

General Auer zog sich bei Annfiherang des Feindes von Frei- 
singfln anf der Strasse von Hobenlinden zorttck. Bemadotte besetzte 
Freisingen mit etwa 14.000 Mann. Kienmayer besorgte, durch das Vor- 
rOcken eines bedeutenden Corps von dort her die Strasse nach Mübl- 
doif zn vertieren ; deshalb trat er nach dem Abkochen seinen Rück- 
zug nach Haagem an. General Auer zog sich nach HohenÜnden und 
setzte sich mit dem General Nostiz in Verbindung, der mit seiner 
Nachhut um 4 Uhr Früh München verUess. Eine Entsendung beob- 
achtete die Strasse von München nach Wasserburg. 

Abends langte ein russischer Courier bei Eienmayer an, welcher 
Überbringer der angenehmen Nachricht war, daas die erste mssiscbe 
Colonne unter Führung des Fürsten Bagration, 8300 Mann stark, in 
Braonau eingetroffen sei. Auch ward das Eienmayer'sche Corps am 
12. durch drei Grenz-Regimenter verstttrkt, die sich aber in einem 
sehr vernachlässigten Zustande befanden. Ihre Mannschaft bestand 
grOsstentheils aus des Ladens noch unkundigen Recruten, die aus 
Mangel an Montura - yorrllthen in ihrer Hausmontur ausmarschirt 
waren und bei dem sehr schlechten Zustand der Letzteren und dem 
Abgange von Mänteln viel litten. Manche befanden sich darunter im 
blosen Hemd und Unterhosen, ihre Gewehre waren ohne Feuersteine 
und zum Tbeile der Herstellung bedürftig. Dies war jedoch in Hin- 
sicht der Waffen nnd Munition nur Schuld der Oommandanten. Der 
Verlauf des Feldzuges rechtfertigte auch keineswegs die gute Mei- 
nung, die man sonst von diesen Truppen hatte; jeder Bericht der 
Generale klagte über ihre Unzuverlfissigkeit und den wenigen Mnth 
den sie in den Gefechten bewiesen, — ein Umstand, der gewiss zum 
Theil ihrer äusserst mangelhaften Ausrüstung zuzuschreiben ist 

Am 13. zog das Corps auf Ampfing und nach dem Abkochen 
auf Mahldorf zurück; die Nachhnt blieb bei Hohenlinden stehen; Ge- 
neral Aoer vereinigte sich wieder mit dem Corps. 

FML. Fürst Hohenlohe, welcher nnterdesaen mit dem Re^ment 
EH. Johann-Dragoner zu dem Corps gestossen war, wurde mit diesem 
Regiment und zwei Grenz-Bataülonen bei Neumarkt aufgestellt; das 
Corps selbst cantonnirte bei Mühldorf. Zur Beobachtung der anderen 
Ubergangspnnkte wurden nach Wasserbui^ zwei, nach Rosenheim ein 
Bataillon Deutsch-Banater nebst Reiter-Abtheilungen entsendet, welche 
die nSthigen Befehle zur Abtragung der dortigen Brücken erhielten; 
die Bagage des Corps ward nach Braunau und Burghaosen gesdiickt. 

Digilizedby Google 



Zustand der Armee naoli ihrem Rttokzngre n&db. Ulm. 

Das Bild, welches das öeterreiclüschd Heer am Tage »einer An- 
kunft bei Ulm darstellte, war nichts weniger als er6raiilicb. Die ange- 
strengten Marsche bei seiner Znsammenziehimg, die zwecklose Bewe- 
gung nach Bnrgau nnd wieder zorftck, das GWecht bei Güiizburg, 
der Rückmarsch in der Nacht nach Ulm bei unausgesetztem Regen- 
wetter auf grandiosen Strassen, der Mangel an Lebensmitteln hatten 
bereits die physischen und moralischen Kräfte des Soldaten erschöpft. 
Missmuth und gänzliches Misstrauen, sowohl in das eigene Vermögen, 
als in die Massregeln der Führw, raubten ihm jede Hofhung eines 
glücklichen Erfolges, wodurch nothwendig die Bande des militärischen 
Gehorsams gelockert wurden. Die Pferde der Reiterei und Artilleri« 
befanden sich im elendesten Zustande. Das (beschütz ward mühsam 
auf den aufgeweichten Wegen fortgeschleppt; manche Escadroa hatte 
kaum 40 bis 60 brauchbar berittene Leute. Ein finsterer Geist Waltete 
über dem Heere imd schien das nahe Unglück jedem Einzelnen vor- 
aus zu verkünden. 

Die Uneinigkeit der Umgebung des commandirenden Erzherzogs 
und des Oeneral-Qnartiermeieters Sr. Majestät des Kaisers, die vom 
Beginne des Feldzi^s nur Unglück ahnen liess, fand tSgUch mehr 
Nahrung. Dieser Geist teilte sich den übrigen Generalen mit nnd 
wirkte weiter auf die nnt^^eordneten Officiere, die dadurch das Ver- 
trauen zu ihren Anführern verloren. 

Regimenter- oder brigadeweise in Unordnung war das Heer von 
Günzburg aufgebrochen; so lagerte es auch in und um Ulm. Die Oe- 
uerale fanden ihre zerstreuten Truppen nicht; jedes Regiment hatte 
seinen Lagerplatz, auf dem es zuerst anlangte, oder der ihm der be- 
quemste schien, willkürlich gewählt Die bereits erlittenen Verluste 
und diese Unordnung machten eine andere gleichmilssigere Truppen- 
Eintheilui^ nothwendig. 

Nirgends war Einheit der Massregeln; die Befehle von Wien 
widersprachen den Ansichten und Anordnungen der Generale. So hatte 
sich der Hofkrie^raths-Präaident bei Sr. Majestät beschwert, dass das 
Armee- Commando in Deutachland auf eigene Verantwortung, olme sein 
Vorwissen, von den aus Italien nach Deutschland bestimmten Verstär- 
kungen nur drei Regimenter angenommen, die andern vier aber znrückbe- 
ordert habe. Von Wien aus ward daher diesen Regimentern ein Gegen- 
befehl zugeschickt, und sie mussten neuerdinge nach Deutschland um- 
kehren; doch zu ihrem Glück ^eng darüber so viel Zeit verloren, 
dasB sie Deutschland nicht vor der unglücklichen Katastrophe von 
Ulm erreichten, in die sie sonst ohne Zweifd mit verwickelt worden 
wttren. 

Digilizedby Google 



Beweemngen des firanzöslsohni Heeres ffegren TTIm, 

Diese rtickgfiiigige Bewegung der QeterreiohiscIieD Amoa n&ch 
Ulm überzeugte Napoleon, der am 10. aein Hauptquartier in Angebnig 
hatte, dftBs de ftlr Wleder-Eröfi&iiuig ihrer Verbindang mit dem Oster- 
reicbiflch-russiflchen Heere am Jim keine Schlacht wagea wollte. 

Das Corps Soult brach am 11. von Angibuig, Friedberg und 
Oberhausen auf, nm über Landsberg und Mindelheim auf Memmingen 
zu marschireo. Die Division Suohet die§ee Cdfi», welche znr Ver- 
stärkung des Corps Laone's der Bewegung Murat'e gegen Burgau ge- 
folgt w^, erhielt die Weisung, eich übet Zusmanshausen in Mindel^ 
heim wieder mit Soult zu vereinigen; dort traf sie ein neuer Bef^ 
zum Marsche nach Burgau, um eu dm gegen Ulm bestimmten Heeres- 
theilen zu stossen. Von Ne/s Corps lagerten die Divisionen Loison^ 
Malber und die unberittene Dragoner - Division Baragua; dlÜUiers 
zwischen Uhn und Gänzburg am rechten, die Division Dnpont bei 
Alb^ am linken Ufer; letztere war bis zum 12. die einzige feindHcho 
Tnif^e auf dieser Seite der ' DonAO. Bedarf es noch eines anver- 
lässigeren Beweises, dass Napoleon die Stärke der bei Ulm stehenden 
Ssterreichischon Macht nicht ahnte? Hätte er sonst diesen vereinzelten 
Generalen den Befehl ertbeil^i können, den 11. sich Ulm zu nähern, 
es zn blokiren und sich zu einem Sturme dieser befestigten Stadt vor- 
zubereiten, ohne dieses Unternehmen durch Entsendnx^ einer grösseren 
Truppenmasse zu sichern? 

Im österreichischen Hauptquartier hatte man mit dem RUokzuge 
von Güuzburg nicht dae Vorhaben aufgegeben, sich durch einen Über- 
gang auf das Unke Ufer die Verbindung mit der Monarchie wieder zu 
eröfhen und das Heer der "ihm drohenden vollständigen Einschliessung 
zu entziehen. FML. Mack entwarf biezu am 10. eine Disposition, im 
Wesentlichen folgenden Inhaltes: Elenau sollte, mit der Hälfte des 
Schwarzenbergischen Corps den Feind zurückwerfend, von dem er nur 
ein schwaches Dragoner - Regiment in Albeck vermuthete, als Avant- 
garde den 11. Nachmittags 3 Uhr aufbrechen and die Armee in Hei- 
denheim erwarten, Posten in Albeck und Nerenstetten zurücklassend. 
Seinen Marsch zu verbergen, wurde eiije Stunde vor der seines Auf- 
bruches eine Aiarmirung der feindlichen Vorposten auf beiden Ufern 
angeordnet FML. Gottesheim hatte mit dem übrigen Theile des 
Schwarzenbergischen Corps den -mit Einbrach der Nacht zu bespan- 
nenden Bagagetrain der Armee zu begleiten. Die gröaste Stille war 
hiebei anbefohlen, das Tabakrauchen untersagt Nach Zurücklegung 
des Thaies von Heidenheim war das Auffahren des Wagenzuges an- 
befohlen, welchen die Division durch eine angenommene Aufstellung 
zu schützen hatte, Fatrullen nach G^ienzen und Geislingen auaschiokend. 

Digilizedby Google 



Das Corps des FML. Riesch hatte um Mitternacht aufzubrechen, und 
die geeamnite Artillerie-Reeerve unter desaen Schutze zu marBchiren. 
Das dritte Haupt-Corps des FML. Wemeck folgte drei Stunden später 
auf derselben Strasse nach Heidenheim und hatte die Arri^regarde bei- 
zoatellen. 

Gleichzei^ mit Elenan's Avantgarde hatte sich ein fliegendes 
Corps einer von dem Corps des FML. Riesch commandirten gemisch- 
ten leichten Brigade ttber Darmstadt und Westerstätten nach O-eislin- 
grai in Marsch zu setzen und, gegen Stuttgart vordringend, sich als 
die Vorhut der gegen Strassburg vorrückenden Armee auszugeben. 

Ulm sollte nach dieser Disposition, weil es nicht mehr m&glich 
war, „den Platz mit Artillerie zu versehen", verlassen werden, und 
FML. JellaMc sich um 3 Uhr nach Mitt«^acht mit den Regimentern 
Beaulieu imd Stein nebst zwei Escadronen Rosenberg nach Mem- 
mingen zurückziehen, wohin sein Gepäcke nach Einbruch der Kacht 
abzugehen hatte. Die andern zehn Bataillone und zehn Fscadronen 
dieses Corps unter General Richter wurden einem der nach Heiden- 
heim marschirenden Corps zugetheilt. Sollte der aus Braunaü nach 
Memmingen bestimmt gewesene Artillerie - Trün eingetroffen sein, so 
wäre der Platz damit zu besetzen, zu verproviantiren und, nachdent 
sich JellaSic darin und in der Gegend, so lange als es nur immer die 
feindliche IJbermacht gestattet, behauptet habe, und er zum Rückzüge 
gegen Lindau bestimmt würde, mit ßlnf Bataillonen besetzt zu lassen. 
Die Re^menter Czartorisky, Dncks und Mitrowsky sollte JellaSie zur 
Verstärkung seines Corps an sich ziehen, Wolfskehl aber zwischen der 
Donau und dem Bodensee stehen lassen, so lange er selbst nicht zam 
Backzng in das Vorarlbergiscbe genOthigt sei. 



QefeoM bei IHm'). 

Am 11. stand das Heer geordnet auf den Höhen des linken 
Donau-Ufers, die örenadierö als Reserve in und um die Stadt. Nur 
eine Brigade vom Armee-Corps des Fürsten Sehwarzenberg blieb im 
Brückenköpfe auf dem rechten Ufer zurück. Die Abrückung aus dieser 
Stellung nach der erwähnten Disposition ward durch feindliche Bewe- 
gungen, die man in der Gegend von Albeck und Elchingen gewahrte^ 
veraögert, weil man erst die Entwicklung seiner Absichten abwarten 
wollte. 

Gegen Mittag griff die Vorhut der Division Dupont die österrei- 
chischen Vorposten in der Gegend von Haslach und Thalfingen an und 
drängte sie gegen die Front der Armee zurück. Der Feind rückte 



by Google 



78; 

nxm aof der Strasse von Albeck tind Mchingen heran. Am rechten 
Flttgel entspatm tuoh zuerst ein lebhaftes In&nterie-Oefecht, ohne das» 
ea dran Feinde gelungen wäre, Vortheile zn erringen. Unterdessen 
rdokt« auch eine bedeutende Infanterie-Colonne aas dem Walde ober- 
halb Jnogingen gegen dieses Dorf vor, welches vor der Mitte der 
österreichischen Stellung lag, und bemltchtigte sich desselben. FML. 
London griff es mit einigen Bataillonen wieder an und warf den F^nd 
heraus; allein dieser sammelte sich nnd nahm trotz des hartnäckigsten 
Widerstandes das Dorf zum zweiten Mal. Nun führte London das ihm 
allein noch übrig bleibende Infanterie-Regiment Froon vor, und es ge- 
lang ihm, sich des Dorfes zu bemächtigen und darin zu behaupten. 

Während man auf dem rechten Flügel ohne Entscheidung und 
im Mittelpunkte um den Besitz von Jangingen mit gläcklichem Erfolg 
stritt, setzten sich FML. Schwarzenberg und Klenau an die Spitze 
der zwei COrassier - Regimenter Mack und Albert und einer Division 
La Tour-Ghevauxlegers nnd warfen sich mit Ungestüm in die rechte 
Flanke und den Rücken des Feindes. Diese Bewegung entschied. Der 
Feind floh in Unordnnng gegen Älbeck zurück '). Zwei seiner leichten 
Cavt^erie- und ein leichtes Infanterie - Regiment worden fast gänzlich 
angerieben, 2 Adler, 11 Kanonen und 17 Pulverwagen erobert. G-egen 
1600 todte und verwundete Franzosen blieben auf der Wahlstatt liegen, 
8 — 900 fielen in österreichische Gefangenschaft. Der österreichische 
Gesammtverlust mochte sich über 1000 Mann belaufen. Mack wurde 
leicht verwundet 

In dem erbeuteten Gepäcke des Generals Dupont fand man 
einen Befehl, Ulm zur Übergabe aufcufordem und es im Weigerungs- 
falle durch einen Handstreich zu nehmen. Dies lässt keinen Zweifel, 
dass Napoleon die Hauptmacht der Österreicher nicht bei Ulm ver- 
sammelt, sondern dieses nur von einer schwachen Garnison besetzt 
glaubte. Die Richtung des grösseren Theiles seiner Streitkräfte gegon 
die Hier spricht fiir die Vermuthung, dass er das österreichische Heer 
gegen Tirol in Bewegung wähnte. Auch war das Gefecht des 11. zu 
ernsthaft, als dass man es blos für eine Scheinbewegung zur Täuschung 
des Österreichischen Feldherm halten konnte. 

Das Gefecht vom 11. unterbrach die Reihe der widrigen Ereig- 
nisse, die seit Beginn der Feindseligkeiten die österreichischen Waffen 
verfolgten, auf eine beruhigende Weise. Es hätte glückliche Erfolge 
haben können, wenn man die errungenen Vortheile benützt und den 
dadurch wieder einigermaseen au%erichtetea Muth des Heeres belebt 
hätte und unverweilt nach Heidenheim angebrochen wäre. 

Napoleon's Hauptmacht befand sich auf dem rechten Ufer gegen 



*1 Übrigem sind alle Torfindigen Belationen dieses Qefeohtes si 
Im Nihar« Über tU« Avtrtellniigeii dusiu •ohOpfoB in kOnnen. 



by Google 



die Hier in Bewegung. Nfly'e Cmt« ww wenigsteas dem flsterreieM- 
scheti Heere nicht überlegen und dureh den eben erlittenen SohUg ein-; 
gesdittclitert worden. Dupont's KiederUge hielt jener dea Aüffenberg'- 
schen Corps das Gleichgewicht und der österreichische Feldherr würde 
flieh mit Buhm aus der gelegten Schlinge losgemacht haben, wenn er 
jetzt mit festem EntachlusBe za Werke gegangen und sich gegen Nörd- 
lingen Luft gemacht hätte. Man durfte hoffen, diesen Punkt ssu er- 
reichen, ehe Napoleon Zeit gowaim, sich aof der Strasse dahin mit 
einer hinreichend starken Macht entgegen zu stellen, und die Untrüg- 
licbkeit setner Berechnungen wttre in den Augen Europa'» in Schatten 
gest^t worden. Allein leider brachte der an sich wenig bedeutende, 
am 11. errungene Vortheil die entgegengesetzte Wirkung hervor: er 
raubte einen Tag Zeit und bestärkte den FML. Mack, der aus Mangel 
richtiger Nachrichten über die feindlichen Bewegungen, Um flir einen 
über die feindliche Hauptmacht erfochtenen Sieg hielt, in seinen irrigen 
Ansichten. 

Unterdessen näherten sich die feindlichen Corps Ulm immer mehr. 
Soult war am 11. auf dem Marsche nach Landsberg; seine Avant- 
garde, das 26. Jäger - Beg^ent, stiess hier auf das zur Armee im 
Marsch begriffene CUraesier-Regiment Kronprinz Ferdinand, zersprengte 
und nOthigte es, sich nach namhaften Verlusten über Füssen nach 
Tirol zu ziehen. Von Landsbei^ setzte Soult seine Bewegung gegen 
M emmingen fort; die Corps der Marschälle Lannes, Murat, Marmont, 
BoBsiäres und die Division Hautpoul waren im vollen Äuznge g^^n 
Ulm; ihr Vortrab streifte bereits bi« Ffaffenhofen, Weiss^ihom und 
Illerdissen. 

Von nun an nahm Ungewissheit und UnentsdUossenbäit bei 
Mack Hauptquartier immer mehr überhand. Es gab beinahe gar 
keinen Oberbefehl mehr. Der Erzherzog hatte am 10. vom Kaiser die 
Weisung erhalten, in Allem dem Bathe Mack's zu folgen; dadurch 
ward ihm der selbstständige Wille geraubt, ohne dass ihm das Armee- 
Commando abgenommen und Mack förmlich übertragen worden wäre. 
Das wechselseitige Misstrauen erreichte den höchsten GipfeL Die meisten 
Genorale waren Mack's Entwürfen entgegen, ohne daas sie es gewagt 
hatten, ihrerseits Schritte zu thun, um die Dinge, welche zur Kata- 
strophe führen mussten, zum Bessern zu wenden. In den abgehaltenen 
Kriegsräthen herrschte Verwirrung und Lisubordination, so dass auch 
Mack in der Ausflibrung seiner entworfenen Dispositionen gehindert 
ward, der überdies noch zu keinem festen Entacblnss kommen konnte 
und seine Pläne dreimal in einem Tage änderte oder sich mit Neben- 
dingen beschäftigte, weil er das Gefahrvolle- seiner Lage nicht überäah. 

Das Gefecht vom 11., die Stille des Feindes auf dem linken 
Ufer, die Nachricht, dass Günzburg nur schwach vom Feinde besetzt 
sei, eine in den Papieren des Generals Dupont gefimdene I^oclanuition, 

Digilizedby Google 



n welcher die feindliche Commniiicstioii über ^ndenhüm aofgehoben 
tmd .auf die StrasBe llber NSrdlingen nach Donauwörth verlegt ward, 
bestttrkten Mack in der vorge&ssten Meinung, dasa sich der Feiod 
mit seiaer Macht g^goa die Rtusen gewendet habe tmd die Öster- 
reicher bei Ulm nnr beschafldgen wolle, damit Bie nicht zum Vortheile 
jener ^ne DiveTsion im Bttcken dea Feindes nntemAhmen. 

Anf diese AsBichten gestützt, beaehloas er nno, sich mit der 
ganzen Armee auf dea Feindes Verbindungen zu werfen und im 
Rtlcken desaelben durch ein bedeutendes Corpa bia an den Rhein 
Schrecken und Verwimmg zu verbreiten. Statt dea FML. Elenau 
sollte nun Wemeck mit der Hälfte seiner Truppen sogleich g^en 
Heidenhnm aufbrechen, um über Ahlen des Feindea Verbindungen 
nüt Stuttgart zu unterbrechen. Wemeck trug im Eiiegarathe vor, 
dasa der Aufbruch seines Corps unmöglich achon heute erfolgen kttnne, 
worttber sich zwischen ihm nnd Mack ein Wortwechsel erhob, in 
welchem sich Letzterer bereit erklärte, wenn Wemeck meine, daaa die 
Disposition ihm etwas UnauBfilhrbares anbefehle, aelbat die Führung 
seines Corps zu übernehmen und ea nach dem Sinne der Disposition 
zQ verwenden. Der Erzherzog sprach sich jedoch hierüber aus, dasa 
FML. Mack, der alle Dispositionen entworfen habe, auch flir deren 
Auaflkhmng unentbehrlich sei nnd nicht d^i Befehl eines Heeres- 
theilea übernehmen dürfe. 

Dieae Vorstellung Wemeck's hatte zur Folge, daas der Aufbruch 
seines Corps für den 13. Früh festg^etzt wurde. 

Unterdessen gab Mack diesen Plan auf und schlug dafilr einen 
allgemeinen Ai^fF jener Abtheilung des Feindes vor, von der man 
glaubte, dasB sie sich nach dem Oefecbte dea vorigen Tages gegen 
Albeck -und Langenan zurückgezogen habe. 

Während des Wechsels dieser Dispositionen, trafen wiederholte ' 
Meldungen des Generals M^caeiy ein, der die Vorposten auf dem 
rechten Ufer commandirte and bei Oberkirchberg stand, daae der 
Feind mit bedeutender Macht auf den Strassen von Leiphcim, Woissen-' 
hom und F&ffenhofen gegen Ulm vordringe; auch Gefangene und 
Deserteurs sagten aus, dass die ganze feindliche Armee im Anzüge 
begriffen sei. Gegen Mittag ward General Möcsery wirklich angegriffen; 
es entspann sich ein lebhaftes Vorposten-Gefecht, in welchem es ihm 
nur mit Mühe gelang, sich bis Abends auf dem rechten Hler-Ufer zu 
halten. Gleichzeitig traf die Nachricht ein, dass Ney sich gänzlich auf 
das rechte Donau-Ufer gezogen habe. Dieses veranlasste endlich die 
dritte Disposition zum Marsche der ganzen Armee gegen Kördlingen, 

Jellajjic aoUte am folgenden Tage nach Vorarlberg zurückgehen, 
Wemeck mit seinem ganzen Armee-Oorps nach Heidenheim aufbrechen, 
die ArtilleHe-Reaerve und Riesch ihm um einige Stunden später folgen. 
Zur Deckung und Verhüllung dieses Matsches sollte Fürst Schwarzen- 

Digilizedby Google 



7g 

hecg eine Scheinbewegimg auf dem rechten Ufer nntemehmeii, am 
Abend alle seine Trappen nach Ulm znrückräehen und am 14. den 
beiden andern Corps nach Heidenheim folgen. 

So war nenerdingg ein kostbarer Tag ans Ursache der Ver- 
schiedenheit der Ansichten des FML. Mack ttnd jener der Umgebung 
des Erzherzogs, wodurch die WiderspSnstigkdt der Generale gegen 
des General-Quartiermeisters Anordnungen genährt wurde, nnbentttzt 
vorübergegangen, während der Feind in Thätigkeit und Bewegung, 
die letzten Schritte zur Versammlung seiner Streitkräfte zur völligen 
Einschliesaung des österreichischen Heeres that. 

Sr. känigl. Hoheit der Erzherzog berücksichtigte die vom FML. 
Mack gemachte Bitte wegen Besetzimg der durch Mayers Bintbeüung 
in die Armee erle^gten General-Quartiermeisters-Stelle. FML. Graf 
Qyulay verbat sich zwar diese Stelle, übernahm sie jedoch proviaorischr 
obwohl auch der Erzherzog ihn sehr ungern seiner Division entzog. 

Die Verhältnisse des Erzherzogs hatten dtirch den bestimmten 
Willen Sr. Majestät eine feste Bichtung erhalten, und er spielte von 
nun an in der That eine jener Macks untergeordnete Rolle. Indessen 
muss es die 6eBchichte aufbewahren, dass der Erzherzog dem Ge- 
neral-Quartiermeister Mack oft Vorstellnngen wegen UnschlUssigkeii 
und der geüthrvoUen Lage des Heeres machte. In einem Berichte vom 
12. an Se. Majestät den Kaiser schildert er diese Li^ getreu und ge* 
steht, dasB er wenig Hoffnung hege, trotz der am 11. errungenen Vor- 
theile das Heer aus dieser misslichen Lage zu retten. 



Anfbmoh der Corps Jella&iö, Wemeok und Riesoh. 

Am 13. erfolgte endlich der Aufbruch der Corps nach der Tags 
zuvor entworfenen Disposition. Jella^ic entsendete zur Deckung seiner 
Bewegung den General Mayer ') mit einer aus Jägern und Infanterie 
bestehenden kleinen Colonne, welche das Corps, das bei Gögglingen 
über die Donau gieng und auf der Strasse von Laupheim marschirte, 
stets in der linken Flanke begleiten, dabei auch alle Brücken über 
die Eier abwerfen sollte. Nicht weit von Oberkirchberg stiess Mayer 
auf eine bereits bis an den sogenannten Landgraben vorgerückte 



') Dieser General gehflrte jetit zn Jellft£id'B Corpg, d»s nach dem beständigen 
Wechsel der Ordre de bataille noch b(u folgenden Trappen bestand: 

4 Bataillone Stein, 1 Orenadiar-Bataillon Beanlien, S'/, Bataillone Jella^tS, 
3 Comp^nien Chasteler-Jftger, 2 Eacadronen BlankeiMtein-Hiuzaren, 2 Eseadronen 
Ro senberg- CbeTanilegers. 

Hierzn Wolfekehls stets bei Stockach gebliebenes Corps mit S Bataillonea 
Beanlien und 2 Eacadronen Klcnan-ChcTanilegera. 

Die Oamison Ton Memmingen, bestehend aas; 
. 1 Bataillon Beanlien, 5 Bataillone Ciartoriaky, ö Bataillone UitiOTikj und 
Vi Eseadron BUnkenatein-Hnaiaren. 



by Google 



TT 

Endliche Abtheihmg, mit der er ein lebhaftes Gefecht bestaud nnd 
mir mit Muhe über die Dler setzte. Vier Eacadronen Blankenatein- 
HuBzaren nnd zwei Eacadronen Rosenbe^-CheTauxlegers, die hier auf 
YorpOBten standen, worden toq Uba abgeschnitten und genöthigt, sich 
an Mayers Oototme onzuschliessen ; später wurden sie dem Oorpa 
JeÜaSic fSmiUch einverl^bt Abende Yereioigte sich Mayer bei Ochsen- 
hausen mit dem Corps, dtta unterdoBsen daselbst eingetroffen war. 

Um 6 Uhr Früh brach auch Wemeck ') mit seinem 26 Bataillone 
28 Eacadronen (bei 10.000 Mann) starken Corps und mit. ihm die 
guize Artillerie-Haupt-Reaerve gegen Heidenheim auf. Er hatte Befehl, 
noch an demselben Tage Heidenheim zu erreichen und wShrend dieses 
Huwibes besonders in seiner rechten Flanke die nothwendigen Vor- 
sidits-Maasregeln zu ei^reifen. Das Corps konnte des spSten Aufbruches 
und der schlechten W^e halber nur bis Herbrechtingen gelangen; 
seine Vorhut besetzte jedoch Heidenheim. 

Riesch *) sollte um 10 Uhr die erste Colonne seines Corpa nnter 



■) Ordre de bst«IUe. 



rhat. 



FBIL. 

Bullet 



t PriDE Bofaftn 



{Bosenberf-CheTsnzlcgei 
ChMteler-JIger . . . 
Spork-Infinterie . . . 
{Ksnnlti- Qrenadlere . . 
K&nnlti-FtUillere . . 

Treffen. 

{La ToAr^CberBOzleKen 
Wflrttamber^Inf&nterle 
Beon-Greitt-InfantBrie , 
f Stuart-Infanterie . . . . 
\ BemH-FUnen-Infanterie. 

1 Palatinal-HuBiaren . 



FML. I 
Heheiuollem ] 



Sioiendorf 



BciuB-Oreii-Gretisdiere 
Spork-Otenadieie . . 
Btnftrt- Grenadiere . . 
Bean-Plan en-Oren adiere 
OM.- 1 Albert-CflrMiiere . . 
Dienenberg | Lft Tonr-ChevAnxlegeri 

1 Qsfl9sht8 bal Wanln(sa ki 



4 _ _ 



n MO Huitt )tark. 



■) Ordre.de batalllq. 



FUL. Baron Ijondon. 
Vorbnt. 

{BlankenitelD'Ha*taren 
EH. Lndwi^Infanterie 
EH, Lndurig. Grenadiere 

Dls dnt BatkUlooe LnUirlf ' OhltBii uah thno Vaiinita ImI OBu] 



by Google 



TUL. Loadon, 16 Batailhme, sieliea Eecftdroneo (etwa 7000 Manii-^ 
Btark, W«meck folgen lassen, mit dem Rest des Coipe, 16 BatiüUonen, 
6 y, Escadronen (etwa 8000 Mann), mit kleinem Zwiachem-aame dar 
anten Colomie nachrUcken. Allein kurz vor Aem Aufbräche erbielt 
der Corps-Coroimandant von London die Anzeige, das* er unmittelbar 
von Mack befehligt worden sei, mcht Über Albeck nach Heidenkeim, 
sondern länga dem linken Donan-Ufer über lEScbingea nach Qnnd^- 
fingen zu mars^nien. Gegen Mittag bekam BieBck selbüt den Befebl 
mit der zweiten Colonne London nackzorOoken. Diese Vc^finderang 
der Disposition ward in Vt^Ung gesetzt, ohne dasg Wemeok dsToa 
Terst&ndigt worden wBre. 

Der Zweck der veränderten Marschrichtnng dieses Anneä-Corps 
war die Deckung der rechten Flanke des Heeres während seiner Be- 
wegung gegen Nördlingen. Deshalb sollte die Colonne Londons noch 
an demselben Tage Oundelfingen erreichen und von Thalfingen ab- 
warte alle Brücken über die Denan aBwerfen, des folgenden Tages 
sich mit kleinen Abtheilungen bis Hochstett aasdehnen. Alle Berichte 
sollten nach Hausen gesendet werden, wo eich am 14. das Haupt- 
quartier befinden würde, welches mit dem Corps des Fürsten Schwarzeu- 
berg Ulm verlassen- sollte. 

Diese unglückliche Abänderung der früher entworfenen Disposition 
war die ganze Cirundlage des Un&lles, der die Corps von Rlosch und 



Traffe 

(Rieae-Infanterie 
EH, M&ximiliAn-Infuiterie . . 
HohecEolleni-CllrsBiiaTB . . . 



{Froon- Grenadiere 
Joseph Colloredo-Gren&diere 
Froon-Infsnterre 

HobenEollein-CUrRsaieie 

a. ColonB«. 
' PHL. Prinz HeMen-Hombtu^. 



rhut 



(Erbach -Infanterie 
Erbach -Grenadiere . . . , 
Frans Mailaiid-Cäraaaiere . 



fEH. Carl-InfoDterie . . 
Anersperg-lofanterie . 

Franz Mailand-CflrasBiei 



iAnerspers-iGienadiere 
EH. Carl-Greoadieie 
Froou-InfaDterie . . . . . 
Frans Mailand- Carawiw« . 



1 — 

2 — 

— a 



by Google 



_ _T» 

Wwneck trftf. Der dadurcli beabsiclitigte Zw^k wäre schneller und' 
gewisser dttroh ein fliegendes Corps erreicht worden, ohne dasa man 
dftdmvli des Feindes Aofmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Das 
Corps von lüesch war in jedem FaUe zn Schwach, dem Feinde, der 
im Besitz der meisten Übei^angB-Punkte war, den Übergang über 
den Strom eh wehren. Die Entsendung dieses Corps Biesch entlang 
der Donau zog den letzten Schleier von den Absichten der Öater- 
reich^ und lenkte des Feindes Äufinerksamkeit auf das linke Ufer, 
der bis jetzt säne' Hauptstärke auf dem rechten versammelt hielt, 
weil er wahrscheinlich dort eine Schlacht erwartete. 

London brach gegen Elchingen an£ Um 2 Uhr Kachmittags 
folgte die zweite Colonne; sie schlug der Disposition gemäss den 
Landweg längs dem Ufer nach Thalfingen ein, der, durch die waldigen 
Ab&lle und den Flnss eingeengt, Hohlwege bildete und durch den an- 
haltenden Regen fast ganz mit Wasser angeftillt war, so dass Mann- 
schaft und Pferde stets bis an den Leib waten mussten. Die Beschaffen- 
heit dieses grundlosen Weges bezeugt das Ertrinken von drei Mann 
der Artilleriebespannung in seinen FfUtzen während der nächtlichen 
Finsteraiss; es war aber nicht mehr thunlich, einen andern einzu- 
schlagen, <^ne wieder bis Uhn zurückzumarschiren. Ein Munitiona- 
Karren attlrzte mit einem abgerissenen Sttlck Ufer-Randes in den 
Strom. Das Geschütz, das überall stecken blieb und in die Sumpflöcher 
stürzte, sperrte den Weg und mnsste mit tinaäglicher Mühe heraus- 
gezogen werden. Die Colonne dea Corps ward durch Alles dies ge- 
trennt, und ihr Marsch der Art verzögert, dass sie erat nach 14 Stunden, 
Anweise sogar erst am folgenden Motten in Elchingen anlangte , ob- 
gleich die Strecke von Ulm bis Elchingen nicht mehr als zwei Stunden 
beträgt j nur ihre Vorhnt traf am Abende daselbst ein. 

London, der wahrscheinlich einen besseren Weg über die Höhen 
eingeschlagen hatte, war Nachmittags bei Elchingen eingetroffen; hier 
stiesa er anf die Vorposten des Marschalls Ney und verdrängte sie 
aus dem Orte. Während dieses Vorposten-Gefechtes wurden von dem 
bm Thalfingen zurückgebliebenen Bataillon von Erzherzog Ludwig 
zur völligen Zerstörung der dortigen Brücke drei Joche abgesägt. Bei 
Elchingen ist der Stnim durch zwei Inseln in drei Arme getheilt, über 
Welche die Brücke in eben so viel Abtheilungen ftihrt Es gelang 
LoudöU) sich nur des diesseitigen Theils zu bemächtigen; der Feind 
blieb Heister der beiden andern. Dieser Umstand, das späte und thoil- 
weise Anlangen der zweiten Colonne, dann eintreffende Nachrichten, 
dass der Feind sich auf» dem jenseitigen Ufer bei Leipheim stark 
sammle, bestimmten Riesch, die im höchsten Grade ermüdeten Truppen 
nicht über Elchingen rücken zu lassen. 

Zur Beobachtung des Feindes bei Leipbeim wurden vier Bataillons 
und swei Dscadrone nach Riedheim entsendet Biesch glaubte sein ge- 

Digilizedby Google 



trenntes, theilweise aolangeitdee Corps darolUtaB' nicht in der Vei^aqxig, 
um aioli ohne den Besitz der vom F^nde besetzten zwei BrlickenUieUe in 
ein vielleicht hartnackige b Gefecht einlassen zu können. Er w(^te 
überdies vermeiden, die Aoünerksamkeit des Feindes aof sich zn ziehen, 
und begnügte sich deshalb, zur Sicherung gegen einen Überfall an 
dem diesseitigen Theile der Brücke einige Balken abtragen zu lassen 
und zur Bewachung derselben während der Nacht zwei Bataillons 
mit zwei Kanonen aufzustellen. 

Das Corps des Fürsten Sohwarzenberg sollte nach der ersten 
Disposition in zwei Colonnen, die eine unter Elenaa anf der Strasse 
von Weissenhom, die andere unter Qottesheim auf jener von Gttn«- 
borg vorrücken. 

Sie sollten sieh in kein ernsthaftes Q-afecht einlassen, sondern 
nur des Feindes Aufmerksamkeit beschäffigen, ihn über die Haapt- 
Bowegnng der Armee irre führen und sich am Abend wieder nach 
Ulm zurückziehen. Auch diese Anordnungen änderte Maek dahin, 
daas nur einige Uhlanen-Escadrons auf der Linie von Oögglingen, 
Wiblingen, dem Zollhause und Pfuel auf Vorposten bleiben sollten. Zu 
ihrer Unterstützung würden an den ersten Häusern von damvon Lipheim 
erwarteten Kegimente Württembei^ drei Bataiüons aufgestellt Das Corps 
sollte, wie erwähnt, am folgenden Tage Wemeck folgen, nur General 
Richter mit fünf Bataillons und vier Escadrons als Besatzung des mit 
Geschütz versehenen Brückenkopfes und der Stadt Ulm zurückbleiben 
Während so die österreichischen Streitkräfte sich nach allen Welt-' 
gegenden zerstreuten, wodurch es ihnen vollends unmöglich wurde, 
auf irgend einem Funkte mit Kraft wirken zu können, conoentrirten 
sich jene des Feindes immer mehr. 

Das Corps des Marschalls Ney hatte sich mit Ausnahme der 
Division Dupont, welche auf dem linken Donan-Ufer hinter der Brenz 
stehen blieb, von Uünzburg gegen Ulm gezogen. Lannea, Hürat und 
die kaiserlichen Garden unter Bessi^res waren schon in der Gegend 
von Weissenhom und Gtlnzburg, Marmont auf dem MarBohe von 
Augsburg an die untere Hier, Soult in der Nähe von Memmingeo. 

Diese Bewegungen des Feindes bestätigten sich am 13. Vor- 
mittags, als kaum die Corps nach der Tags zuvor entworfenen Dispo- 
sition aufgebrochen waren, verbunden mit einer Nachricht, die aber 
keineswegs aus einer zu berücksichtigenden Quelle entsprang; dass 
die Engländer bei Boulogne gelandet, und im Innern Frankreichs 
eine Empörung ansgebrochen sei, erzeugten in Mack einen der selt- 
samsten Irrthümer, der die Lage des öaterr^chischen Heeres vollends 
verwirrte und die letzte Ursache seines angeheuren Unglücke war. 
Mack hatte einmal die Idee gefasst, dasa Napoleon durch seinen 
Übergang bei Donauwörth ihn bloa von den Russen trennen wolle, 
dass er diesen entgegen gehen und sie zu schlagen trachten werde. 

Digilizedby Google 



81 

Es ist sonderbar, dass er an dieser Ansicht so feat hielt, um 
sich lieber zu den irrigsten Schlüssen verleiten , als von ihr abbrin- 
gen zu lassen. Viel näher als aie lag doch die Betrachtung, daas Napo- 
leon den ersten seiner Feinde, gleichviel ob Busse' oder Österreicher, 
Ett erdrücken bemüht sein werde, — daas er eher trachten müsse, ein 
Heer los zu werden, welches in seinem BUcken und auf seinen Ver- 
bindungen stand, als jenes, welches ihn nur in der Front bedrohte. 
Dieses einfache Baiaonnement, das aus dem ganzen Benehmen der 
Franzosen hervorgieng, erforderte nur höchst beschränkte militfirische 
Ansichten, und das von nun an erfolgte Benehmen Mack's lässt sich 
nur aus der näheren Kenntniss seines Charakters und der schiefen 
Beurtheilung seines Gegners, niemals aber durch militärische Gründe 
erklären. Mack, der bis jetzt die Franzosen auf dem Marsche gegen 
die Russen wähnte, konnte sich ihre Bewegungen gegen die Iller so 
wenig erklären, daas er auf den Gedanken verfiel, Napoleon sei auf 
dem Rückzug gegen den Rhein begriffen. 

Ein am 13. geschriebener, in seinen Papieren vorgefundener 
Aufsatz: „Meine Überzeugungen" betitelt, verdient deshalb hier wörtlich 
eingeschaltet zu werden, „Bonaparte'*, sagte er , „steht mit einer 
Haupt-Colonne zu Weissenhorn; er hat wegen Beschwerlichkeiten des 
Terrains die grösate Mühe, bis an die Iller zu gelangen, die er zu 
übersetzen wünscht. Ein Blick auf die Karte beweist, dasa er nicht 
ohne Unsinn bis Weiasenhorn vorwärta hätte eilen können, um wieder 
nach Gänzburg zurück zu kehren, und die Donau durch einen weiten 
Umweg zu übersetzen. Herwfirts von Günzbnrg ist die Übersetzung 
der Donau wegen Beachwerlichkeit des Terrains ganz unmöglich. Was 
wir thun sollten, wäre, ihn bei Weissenhorn, oder wenigstens an dem 
Tage, wo er die Eier paasiren wird, anzugreifen. Vielleicht wird er 
sie auch morgen noch nicht paasiren, denn es ist sehr wahrscheinlich, 
dass er erst Memmtngen nehmen werde, um die Colonne, dorten paasirt, 
auf dem linken Ufer der Bier vorrücken und sich seinen Übergang 
decken zu lassen. Es wäre der günstigste Augenblick, ihn aufzureiben, 
and er selbst wird uns, wenigstena in aeinem Herzen, auslachen, dass 
wir es nicht thaten. Die gegen Memmingen vorrückende Colonne und 
seine Stille auf dem linken Donau -Ufer sind die überzeugendsten 
Probabilitäten seines Bückzuges. Wenigstens müssen wir nun augen- 
blicklich darauf denken, die Fortsetzung seines Rückzugs zu beun- 
ruhigen und so schrecklich für ihn zu machen, als er es verdient. 
Unsere Armee muss mit ihm den Rhein erreichen, vielleicht irgendwo 
mit ihm pasairen, besonders wenn eine Revolution ausgebrochen wäre." 
Dieses die Betrachtungen, die Mack bestimmten, vorläufig den Corpa- 
Commandanten die Waistmg zu geben, dass der Feind sich wahr- 
scheinlich zurückziehe. Jellacii sollte Memmingen räumen lassen, sich 
aber nicht zu weit entfernen, um zur Verfolgung der über Memmingen 

Ö*I«rr. mlllUr. Zsiuehrlft. 1973. (Fcldins 1B05.) A. , 

Digilizedby Google 



zartlt^weioheQddD Colonne bei der Hand zu sein. Riesch irard an- 
gewiesen, sicli»^ Nachrichten über des Fundes RUcksug aus Bayern 
einzuziehen und die rossiBche Armee am Inn sogleich davon zu ver- 
ständigen. 

Wemeck sollte die Ärtillerie-Reaerve und das Gepäck nicht bis 
NOrdlingen, sondern nur bis Aalen gehen lassen, diunit sie nicht einer 
über Nördlingen nach Mannheim zurückgehenden feindlichen Colonne 
in die Hände fiele. 

Am 14. Morgens erschien nun in einem G-enerala-Befehl eine förm- 
liche Bispositioa zur Verfolgung des Feindes. Man nahm darinnen an, 
dass sich derselbe in drei Haupt-Colonnen zurückziehe, wovon eine uniem 
Memmingen, eine andere bei Hlertissen über die Hier, und eine dritte, 
wahrscheinlich Bemadotte, bei Donauwörth über die Donau gehe, 
welch' letztere ihre Richtung über ]!^ördlingen nach Mannheim nehmen 
werde. Die mittlere Colonne werde (so wähnte man), sobald sie die 
liier im Rücken hätte, bei Elchingen und Riedlingen über die Donau 
setzen, die linke aber sich über Yillingen nach Stiassburg wenden. 
Zur Verfolgung des Feindes sollten also jedes der vier Armee-Corps 
anverweilt zwei fliegende Corps zusammensetzen, wovon das eine 
dem Feind im Rücken, das andere aber in der Flanke zu folgen 
hätte, um ihn bratfindig zu beunruhigen und alle Zufiihr und Lebens- 
mittel abzuschneiden. 

Die Verfolgung der linken Colonne ward JellaSic, der mittleren 
Schwarzenberg imd Wemeck, der rechten Kienmayer und Riesch über- 
tragen. Fürst Schwarzenberg sollte seine Richtung über Geislingen 
nach Stuttgart nehmen, Wemeck seine beiden leichten Corps in Eil- 
märschen ebenfalls dorthin senden und ihnen mit dem Reste des 
Corps folgen, die württembergischen Truppen an sich zu ziehen 
trachten und sich jenseits des Keckars mit Schwarzenberg vereinigen; 
noch früher als der Feind dort einträfe, tun ihn aufzureiben oder, 
wenn sich irgendwo ein Engpaas vorfitode, zur Niederlegung der Waffen 
zu nöthigen. 

Das Bemadott'sche Corps sollte von Kienmayer im Rücken 
und in der rechten Flanke, von Riesch in der linken genommen, 
die Artillerie - Reserve sogleich wieder nach Ulm zurückgeschickt 
werden. 

Dieser unselige Irrthum veranlasste, dass das Corps des Fürsten 
Schwarzenberg in Ulm blieb und nicht, nach der Anfangs entworfenen 
Disposition, Wemeck's Corps nachfolgte. Solche Nachrichten, aas 
dem Hauptquartier selbst erhalten, mnssteu natürlicher Weise das Be- 
nehmen der Corps- Commandanten schwankend machen, die sich von 
einem fliehenden, nur um seinen Rückzi^ kämpfenden Feind verfolgt 
wähnten. 



by Google 



CapitQlatlon von Kemmlngren. 

Sckon bei Empfang des BefeUes, aich ntcht zu woit von Meot- 
mingea zu eotfemeit, hatte Jel)a2!c an den BefeltlrfiabcT de« PlatzM^ 
Ckmeral Grafen Spangen , den Befehl gesirndt, mit der Besateon^ die 
Stadt zu ranmen und sich mit ihr in der Bichtoi^ von Wurzach 
zu vereinigen. Allein in der Nacht vom 13. auf den 14. erechien 
Sonlt vor Memmingen und scblosB es sogleich von allen Seiten ein, 
aus velcher Ursache wahrscheinlich Spangen den ihm zogesandtea 
Befehl nicht mehr erhielt 

Der Feind forderte die Stadt zur Übei^abe auf und gab seiner 
Forderung durch eine lebhafte Beschiessung Nachdruck. Die drin- 
genden Vorstellungen der Einwohner, die selbst in Drohungen ttber- 
giengen, der Mangel an Munition und Artülerie bestimmten Spangen, 
die angetragene Capitulation anzunehmen, die er am 14. Abends 8 Uhr 
unterzeichnete. 11 Bataillons, eine halbe Escadron streckten die Waffen; 
die Officiere wurden auf Ehrenwort , bis zur Auswechslung nicht zu 
dienen, entlassen, die Mannschaft aber kriegagefangen nach Frankreich 
abgeführt. 

Jellacie ahnte das Schicksal Memmingens nicht, sondern setzte, 
ohne sich diesem Platze zu nähern, am 14. seinen Marsch über Wurzach 
nach Leutkirch fort 

Während desselben ward seine Nachhut von einer bei ÖOOO Mann 
starken feindlichen Colonne des Corps Soult, die bei Egelseen Über 
die Hier gegangen war, lebhaft angegriffen und musste sich den ganzen 
Tag hindurch fechtend zurückziehen. 

Unterdessen lieaa der Donner der Kanonen, den JellaÖic während 
dieses Marsches aus der Gegend von Memmingen vernahm, ihn die 
bedrängte Lage dieses Ortes vermuthen. Er wiederholte daher von 
Wurzach auf verschiedenen Wegen durch einen verkleideten Officier 
und UnterofGcier , die durch Versprechen besonderer Anerkennungen 
zu dieser That aufgemuntert wurden, dem General Spangen seinen 
Befehl zum Abzüge, welche aber beide nicht mehr in den schon am 
vorhei^henden Abende »unziugelten Platz kommen konnten. 

Von Leutkirch, wo JellaJäc Abends 10 Uhr eintraf, Hess, er das 
Grenadier - BataUlon Beaulieu über Aitrach gegen Memmingen vor- 
lücken, um der Garnison die Hand zu einem Ausfalle zu bieten; 
doch am 14. Früh erfuhr er die Übei^be der Stadt Er zog daher 
dieses Bataillon wieder an sich, liess den früher fortwährend bei 
Stockach gestandenen General Wolfahehl als Vorhut bei Ravensburg 
und zog sich den 16. dann über Wangen nach Vorarlberg zurück, 
von wo an die ferneren Ereignisse dieses Corps in die Geschichte 
des Feldzuges von Tirol verflochten werden. 

D,9,l,zedbyC00^[e 



84 

Memmingen war oacb den ämtlichen Anaaagen des Ingenieur' 
Majors Laner gegen einen Anlauf gesichert. Hstte General Spangen 
diesen Platz nur bis zum 15. gehalten, so konnte eine Vorrücknng 
des Jellaöie'schen Corps der nicht unbedeutenden und mit 10 StQck 
Geschützen versehenen Besatzung Gelegenheit verschaffen, sich in 
einem Ausfall durch den zwischen zwei Feuer gebrachten Feind durch- 
zuschlagen und sich mit JellafSiö zu vereinigen. 

Diese Übereilte Capitulation schDitt die letzten Verbindungen 
des österreichischen Heeres mit Tirol ab. Soult entsandte zur Beob- 
achtung des JellaSie eine Abtheilung und rückte unverweilt gegen 
Biborach vor, wodurch die letzte Strasse, die von Ulm an den Boden- 
See führt, in feindliche Gewalt fiel. Von Biberach rückte Soult mit 
zwei Divisionen nach Laubheim und Achstetten und sperrte dadurch 
die Gegend zwischen der Donau und dem linken Iller-Ufer. Die 
Division St Hilaire von diesem Corps gieng wieder über die Hier 
zurück und nahm jenseits derselben Stellui^ gog^n Ulm. 

Unterdessen hatte sich der Kreis der feindlichen Corps, die be- 
reits Ulm umgaben, immer mehr verengt. Marmont besetzte am 14. 
die Dörfer Ober- und Unter-Kirchberg und schob seine Vorposten im 
Ulmer-Kied und gegen Göklingen vor, Launes erschien auf den Höhen 
oberhalb Pfuel, griff die österreichischen Vortruppen an, und drückte 
sie bis an den Brückenkopf von Ulm zurUck. Die Reiterei verjagte 
durch ihre Überlegenheit allenthalben jene des Fürsten Schwarzenberg, 
die endlich Befehl erhielt, sieh ganz auf das linke Donau-Ufer zurück- 
zuziehen. Diesen Corps folgten die kaiserlichen Garden und Grenadier© 
als Reserve, 

So war nun am 14. Früh bereits vollkommon die Einschliessung 
Ulm's auf dem rechten Donau -Ufer vollendet; auf dem linken Ufer 
befand sich immer nur noch die einzige Division Dupont, welche am 
14. aus ihrer Stellung hinter der Brenz gegen Albeck vorzurUcken be- 
stimmt wurde. Mit dem erwähnten allgemeinen Angriffe auf dem 
rechten Ufer gegen die -ausserhalb der Festung aufgestellten österrei- 
chischen leichten Truppen hatte Kapoleon auch einen gleichzeitigen 
Angriff auf die Brücke von Elchingen durch den übrigen Theil des 
Corps Key anbefohlen, das theila bei Leipheim, theils, Elcbingen ge- 
genüber, bei Nersingen und Leiben stand, als Riesch njit seinem Corps 
bei Elchingen erschien. 

Die Brücke von Leipheim war völlig in des Feindes Gewalt; 
auf dem rechten Ufer waren zu ihrem Schutze Batterien aufgefahren, 
und auf dem linken deckte sie eine Vorhut Von jenen bei Elchingen 
war, wie erwähnt, der gröaste Theil in den Händen der Franzosen, 
und diesseits nur wenige Balken abgetragen. 



by Google 



OefeoM bei Elolüngren. 

ßiösch Iiatte am 14. das InfaDterie-Regiment Erzherzog Maximilian 
jnit zwei Escadronen HohenzoUem-Cürasaieren unter dem Obersten 
Biber entsendet^ um den Übergangspunkt bei Leipkeim zu beobachten 
und die dortige Brücke zu zerstören. Der Oberst stellte sicli bm den 
BOgenannten Weissinger Hfifen aaf und schickte ein Bataillon ab, 
diesen Befehl zu vollziehen. DaB Bataillon stiess zwischen Kiedheim 
und der Donau auf den Feind und machte einige Gefangene, von 
welchen es die Besetzung der Brücke erfuhr, weshalb es bei Riedheim 
stehen blieb. 

FML. Bieech erstattete dem Erzherzoge Bericht über die Lage 
der Dinge und bescbloss, mit Beisammenhaltung seiner ganzen Streit- 
kräfte den Marsch fortzusetzen, um desto sicherer die Bewegungen 
des Haupt-Heeres decken zu können. 

Er sandte einen Ofßcier ab mit dem Befehle, den Erzherzog 
oder Mack auf der Strasse von Ulm nach Hausen aufzusuchen, in 
welchem Orte nach der letzten, Kiescb bekannten Disposition heute 
das Hauptquartier eintreffen sollte. 

Den Qeneral Mecseri liess er mit vier Bataillonen und fünf 
£scadroneD über Langenau zur Beobachtung des Feindes vorgehen; 
ihm sollte in kleiner Entfernung London mit 10 Bataillonen und dann 
Biesch selbst mit dem Best des Corps (10 Bataillone, 7'/, Escadronen) 
folgen. 

In dem Augenblicke, wo Mecsery von Elchingen aufbrach, giengen 
viele französische Truppen toi Leipbeim über den Strom. Das Ba- 
taillon zog sich ans Riedheim gegen die Weissinger Höfe zurUck, und 
der Feind setzte unaufgehalten seine Bewegung gegen Langenau fort. 
Zu gleicher Zeit drang er über den in seiner Gewalt befindlichen Theil 
der Brücke von Elchingen vor. 

Biesch hatte bei der ersten Nachricht von diesen feindhchen 
Bewegungen die zur Vertheidigung der Brücke von Elchingen auf- 
gestellten zwei Bataillone und zwei Kanonen unter Oberst Schiaffinati 
mit zwei andern Bataillonen und vier Kanonen verstärkt, mit dem 
Befehle, sich auf das ÄusBerste zu halten. Doch diese Bataillone er- 
füllten ihren Auftrag schlecht, indem sie nach kurzem Widerstände 
wichen, worauf der Feind in grösster Eile mit den sich von jenseits 
zurückziehenden Abtheilungen gemischt übergieng, den abgetragenen 
Theil der Brücke herstellte, und die Division Loison, mit dem 69. In- 
fantme-R^mente an der Spitze, den Übergang bewerkstelligte; ihr 
folgte die zu dem Corps Key gehörige leichte CavaUerie - Brigade. 
Letztere wandte sich sogleich gegen die von den Weissinger Höfen zu- 
rückziehende Colonne des Obersten Biber, deren Rücken nnd Flanken. 

Digilizedby Google 



durch den Übergang der Franzosen preisgegeben waren , hieb in sie 
ein, and nach einem vergeblichen Versuche der beiden Escadronen 
HohenzoUem zur Unterstatznng deren Infanterie ward das Regiment 
Jlttundiliui durobbroicheD und theik niedwgehauen , theils gefangen; 
noa* fttnf Compa^en rettetm sit^ gegen Hausen und schlössen sich 
an Woneck's Corps an ; die beiden Escadron^i erreichten die Stellung 
von Elchingen. 

Da wo auf einer Platte das weitläufige Kloster £lchiag«n -liagt, 
bilden die «teil ansteigenden Höhen eine vortheilhafte, die kleine Ebene 
bis zur Donau beherrschende Stellung. 0uroh gut angestellte Bat- 
teridn kann einem Angriffe und der Entwicklung einer über den Strom 
gehenden Colonne ein kräftiger Widerstand enigegengesetat werden; 
allein auf dem linken Flügel, gegen die Albecker Strasse, verflachen 
sich diese Höhen sehr sanfit, ao dass nicht allein Infanterie, sondern 
auch Cavallerie gegen sie mit voller Freiheit manßvriren kann. 

Nach dem schnellen und unerwarteten Verluste der Brücke von 
Elchingen sah Riesch wohl ein, dass er einem ernsten Gefechte nicht 
mehr ausweichen könne. Er ertheilte daher London und Mecsery, 
welch' Letzterer bereits Langenau, Ersterer Ottingen erreicht hatte, 
den Befehl, umzukehren und sich an ihn anzuachliessen. £r stellte seine 
Infanterie hinter dem Wege von Elchingen nach Öttingen in Schlacht- 
ordnung; seineu rechten Flügel lehnte er an den Wald hinter Elchingen 
und besetzte ihn mit zwei Bataillonen ; in die Abtei von Elchingen 
warf er ein Bataillon Erzherzog Carl, ebenso in den binterliegenden 
Ort ein Bataillon Froon, Seine ganze noch bei ihm befindliche Reiterei, 
7'/, Escadronen, stellte er anf den am meisten bedrohten linken Flügel, 
an welchen sich Mecsery anlehnen sollte, der bereits das Vorrücken 
einer überlegenen feindlichen Reiterei gegen Langenau anzeigte. Es war 
schon 9 Ubr Früh, aber noch immer trafen einzelne Truppen auf dem 
Wege von Thalfingen ein. Das Geschütz, welches man ans demselben 
herausschleppen konnte , ward auf der Höhe aufgefahren , eine halbe 
Cavallerie-Batterie gegen die Brücke gerichtet, die andere Hälfte auf 
dem linken Flügel zur Unterstützung der Reiterei verwendet. 

Von Allem diesem erstattete Riesch neuerdings Bericht in das 
zu Hausen vermuthete Hauptquartier. 

Ney verfolgte die über die vier Bataillone zunächst der Brücke 
errungenen Vortheile; diese zogen sich gegen Elchingen zurück, wo- 
durch sie ihr Geschütz gleichfalls zum Rückzuge nöthigten, welches 
mit Erfolg gegen das Brücken-Defil^ wirken konnte, wenn es die 
Infanterie unterstützt hätte. FML. Prinz Hessen-Homburg und Major 
Eapler des Generalquartierstabs, zu den Truppen nächst der Brücke 
eilend, wurden am Ausgange des Dorfes beide verwundet Die fran- 
zöeische Infanterie eroberte nach und nach die Gärten und andern 
Gebäude des Klosters, die hartnäckig vertbeidigt wurden. 

Digilizedby Google 



67 

Als aie auf die St^ung des Corps Btiegg, ward sie mit BataüloDs- 
Dechargen empfangen und trotz ernenertem Angriffe aushalten. 

FML. RioBch, immer in der Meinung, den Marsch der Armee 
gegen Nördlingen zu decken, fasste den Entschlnss, durch einen 
Angriff seinerseits den Feind wieder Über die Brücke zurück zu 
werfen. 

Auf die Meldung des Generals Mecsery jedoch , dass der Feind 
mit Macht, besonders vieler Cavallerie , ober Langenau gegen den 
linken Flügel der Stellung vordränge, gab Rieech die voi^ehabte 
Angriffa-Bewegung auf und richtete sein Augenmerk auf Erhaltung 
der Verbindung mit dem Haupt-Heere. 

Zu dem Ende entsendete er das Infanterie-Regiment Riese gegen 
Albeck und befahl dem General Mecsery, sich näher an den linken 
Flügel anzuschliessen ; allein die feindliche Reiterei hatte bereits die 
fünf Escadronen dieses Generals geworfen und griff nun auch die 
andern Escadronen an, deren keine über 50 Pferde zählte, die überdies 
noch vor Ermüdung kaum fortgebracht werden konnten. 

General Hermann, der aie befehligte, schlug die feindlichen An- 
griffe viermal ab und drang sogar bis an die folgende feindliche 
Infanterie vor, von welcher er zwei Compagnien gefangen nahm. Doch 
seibat der Sieg masate diese tapfere Reiterschaar aufreiben; sie wurden 
endlich von der Übermacht geworfen und ao zu Grunde gerichtet, 
dass sich kanm zwei Eacadronen sammeln liessen. 

General Hermann, Oberstlieutenant Aaernhamraer und Colletti 
fielen in feindliche Gefangenschaft. General Mecsery ward gänzlicli 
vom Corps getrennt und zog sich gegen Herbrochtingen zurück. 

Nach Beaiegung der Cürasaiere griff nun die feindliche Reiterei 
das am äusseraten linken Flügel stehende Infanterie-Regiment Erbach 
an, welches aber unter Oberst Baron Henneberg den Angriff zweimal 
muthig zurückschlug. 

Das Geschütz wurde während des ganzen Gefechtes sehr gut 
verwendet und that dem Feinde besonders hier grossen Sehaden. 

Von den französischen Truppen war nun auch die Division 
Malher über die Donau gegangen und hatte sich als zweites Treffen 
hinter dem linken Pittgel Ney's aufgestellt. 

Jetzt laugte von dem Regimente Riese die Meldung an, dass 
eine bedeutende feindliche Colonne gegen Albeck vorrücke. Es war 
dies jene der Division Dupont, welche, im heftigen Gefechte mit dem 
österreichischen Knken Flügel, gegen die grosse Strasse in der Richtung 
auf Albeck vordrang. Der hartnäckige Kampf blieb lange unentschieden, 
bis die von Elchingen zur Umgehung der österreichischen linken 
Flanke entsandte Colonne von Truppen der Division Loison diesen 
Angriff untere tützte. 

Die dadurch wieder erfolgte Umgehung des linken Flügels und 

Digilizedby Google 



88 

Ney'B unterdessen erneuerte Stürme auf Elchingen bestimmten Biesch 
zum RtLckzuge gegen Ulm. 

Er hatte den Entschluss gefasst, sich mit der dortigen BeBatzuug 
zu verbiuden und sieh im schlimmsten Falle auf dem rechten Iller- 
üfer mit Jellaßie zu vereinigen, da ihm durchaus Nichts von Schwarzen- 
berg's Corps bekannt war. 

FML. Riesch hatte zur Deckung seines Rückzuges den hinter 
Elchingen liegenden Wald mit zwei Bataillonen besetzt und gieng, in 
Vierecke gebildet, unter beständigem Anprall der feindlichen Reiterei 
gegen Haslach und Jungingen zurück. 

Napoleon, durch die Berichte Ney'a von dem anhaltenden Wider- 
stände der östeii'eichischen Truppen unterrichtet, schickte noch die 
Dragoner - Division Bourcier zur Verstärkung auf das linke Ufer. 
Diese feindliche Reiterei hieb in die zuletzt abziehenden Infanterie- 
Regimenter Erbach und Äuersperg zu wiederholten Malen ein, durch- 
brach sie endlich und nahm den grössten Theil gefangen oder zer- 
sprengte sie. 

Der Corps - Commandant rühmt in seiner Relation, nebst der 
tapfem Mitwirkung seiner gesammten Herren Generale, insbesondere 
den Major Eapler des Oeneralquartiermeister-Stabes , der trotz seiner 
schweren Wunden bis an daa Ende des Gefechtes mit besonderer 
Bravour thätig blieb. Der Adjutant des Rittmeisters Wemhardt 
und Oberlieutenant Lobenstein von Palatinal - Huszaren hatten viel 
Muth und Eifer gezeigt. 

Ney lagerte die Nacht über mit seinem rechten Flügel bei Älbeck, 
mit dem linken bei Öttingen. Der Feind verfolgte das zurückweichende 
Corps langsam bis Jungingen. 

Fürst Schwarzenberg kam für seine Person Riesch bis Haslach 
entgegen, und erst von ihm erfuhr er mit Erstaunen die Gegenwart 
des Hauptquartiers und des Schwai-zenbergischen Corps in Ulm. 
Die nach Hausen abgeschickten Berichte fielen dem Feinde in die 
Hände. Während des Gefechtes hatte Riesch die Mittheilungen wegen 
des vermeinten Rückzuges der französischen Armee, doch ohne die 
am 14. erlassene Disposition zu ihrer Verfolgung erhalten, aus wel- 
cher der Nichtabmarsch des Schwarz enbergischen Corps hätte folgen 
können. 

Der Verlust des Corps Riesch belief sich auf 4000 Todte, Ver- 
wundete und Gefangene. Von den längs der Schlachtlinie vertheilten 
Geschützen fiel keines in die Hände des Feindes; doch steckte ein 
grosser Theil noch in dem Hohlwege, den das Corps am 13. dm-ch- 
zogen hatte, und konnte nicht gerettet werden. Der Verlust des 
Feindes ist nicht bekannt 

Das Corps des Fürsten Schwarzenberg besetzte die Stellung auf 
dem Michel- und Geisberge. Von jenem des FML. Riesch diente die 



by Google 



eioe Hälfte Ersterem als Reserve, während die andere in die Stadt 
verlegt wurde. 

Die auf den Werken der Festung und der verechanzteo Stellung 
aufgeführte Artillerie beschränkte sich auf die leichten Caliber, da 
alles PoBitiona-Geschütz mit der Artillerie-Reserve Ulm verlassen hatte. 



Der Erzherzog Perdlnand verlässt TTlm. 

Dieses Ereignisa bewog den Erzherzog Ferdinand, Ulm zu ver- 
lassen, 80 lange noch ein Ausweg übrig und die Bettung möglich sei. 
Er bemühte sich noch Abends dem FML. Mack die gefährliche Lage 
vorzustellen, in der man sieh in Folge seiner falschen Berechnungen 
befände, und ihn zu bewegen, sich ohne Zeitverlust mit der Armee 
auf dem linken Ufer durchzuschlagen. 

Mack, auf dem Irrthume , dass der Feind sich zurückziehe , be- 
harrend, erklärte dem Erzherzog, dass er Vollmacht habe, nach seinem 
Gutbefinden zu handeln, — dass. nicht die Lage des österreichischen, 
sondern jene des französischen Heeres verzweiflungsvoll sei, — dass 
der Feind nur angegriffen habe, um seine Verlegenheit zu verbergen 
und seinen Rückzug zu verhüllen, den er noch diese Nacht über den 
Rhein antreten werde, wodurch am folgenden Tage die Strassen über 
Augsburg und Günzburg offen sein werden. 

Da der Erzherzog den FML. Mack zu keinem andern Ent- 
schlüsse bewegen konnte, so begab er sich, von dem FZM. Kollowrat, 
dem FML. Schwarzenberg, Stipsicz, Gyulai, seinem General- und den 
Flügel-Adjutanten , sowie von den Officieren des General - Quartier- 
meister- Stabes begleitet, den 14, Abends auf den Michelaberg und 
sandte sogleich sechs bis sieben Escadronen auf den einzuschlagenden 
Weg und eine Escadron zur Erkundigung nach Geislingen voraus, 
zu sehen, ob dieser Ort vom Feinde besetzt sei. 

Als eben der Erzherzog die Meldung empfangen hatte, dass die 
Strasse noch nicht in den Händen des Feindes sei, erhielt er ein 
Schreiben von Mack, worin dieser die FML. Stipsicz und Gyulai 
als in Ulm unentbehrlich erklärte und den Erzherzog bat, ihm schriftHch 
zu geben, dass er darauf beharre, sie mit sich zu nehmen. Am Schlüsse 
dieses Schreibens heisst es: „Ich erkläre übrigens noch einmal, dass 
ich mit meinem Kopfe für Ihre Person stehe, wenn Sie ruhig in Ulm 
bleiben, nicht im Geringsten aber, wenn Sie in der Nacht und in 
solcher Verwirrung Ulm verlassen." 

Auf dieses Schreiben entliess der Erzherzog die beiden Feld- 
marschall - Lieutenants und die Officiere des Quartiermeister - Stabes 
und brach um 10 Uhr Nachts auf die erbetene Meldung, dass Geis- 
lingen noch unbesetzt sei, mit neun Escadronen dahin auf, in der Ab- 



by Google 



sieht, sich mit Wemeck'a Corps 'zu vereinigen. Ihn begleiteten FZM. 
Graf Kollowrat «nd FML. Fürst Schwarzenterg. 

An diesem Morgen griffen die Franzosen die Österreichischen Vor- 
posten am rechten Ufer wieder an und drängten sie gänzlich in den 
Brflt^enkopf zurück , aus dem - sie zwar mit einem lebhaften Klein- 
gewehr- und Kanonenfeuer empfangen wurden , dpch hatten sich ihre 
Tirwlleurs bereits der Gebtiache und Gärten des Ufer -Randes be- 
mächtigt und filgten durch ihr Feuer sowohl der Bedienung des Ge- 
schützes, als der Besatzung des Brückenkopfes groBseu Schaden zu. 



Murat's Tind Lannes' Übergang auf das linke Ufer und voll- 
kommene ElnsohlleBSiing TTlm's. 

Die Division Bourcier von Murat's Reiterei war bereits mit Ney 
am 14. Früh auf das linke Ufer tibergegangen; in der Nacht folgte 
über die Brücke das Corps des MarscfaaUa Lannes, von dem sich die 
Division Suchet vorwärts Juogingen aufstellte, und die kaiserlichen 
Garden, an deren Spitze sich Napoleon in Person befand, der sein 
Hauptquartier von Pfiiel nach Elchingen verlegt hatte. 

Diese, den eingeschlossenen Österreichern weit überlegeng Truppen- 
masse vereinigte sich mit Ney's Corps , der nach dem Gefechte des 
vorigen Tages auf den Höhen von Haslach stand, und umgab in 
einem Halbkreise die österreichische Stellung, ihren rechten Flügel 
in der Richtung von Sofflingen ausdehnend, wodurch sie auch der 
Strasse von Geislingen mächtig ward. 

Kapoleon's Streitkräfte waren nun so vertheilt, dass, wohin auch 
die österreichischen sich wenden mochten, Überlegenheit ihnen be- 
gegnen musste. 

Soult stand bei Biberach Marmont bei Pfiiel und hatte die Iller- 
Brücke bei Oberkirehberg in seiner Gewalt. Auf dem linken Ufer 
befanden sieh mit weit überlegener Macht die Corps von Lannes, Ney, 
Murat's Reiterei und die kaiserlichen Garden; die Brücken von El- 
chingen und Leipheira sicherten die Verbindung der durch die Donau 
getrennten Heeres-Abtheilungen. 

Von nirgends her war für das Heer in Ulm Entsatz zn hoffen. 
Am Inn in weiter Feme sammelte sich erst ein von Bemadotte 
und Davoust in Schach gehaltenes Heer ; das schwache Corps des 
FML. Jella^ic hatte bereits die Gebirge Vorarlbergs erreicht. Nur 
Wemeck konnte noch, obgleich mit weniger Wahrscheinlichkeit eines 
glücklichen Erfolges, zur Befreiung der umringten Besatzung eine Be- 
wegung gegen des Feindes Rücken unternehmen, altein die gänzlich 
unterbrochene Verbindung mit diesem Corps von Ulm machte jede 
Verabredung zu einer gemeinschaiUichen Unternehmung unmöglich. 



by Google 



Srstttnami^ des ICLobael- und. f^uenberg'ea. 

Mack hattß das in die Stadt gezogene Corps des FML. Riescb 
theilfi auf den Werken, tlieils .aof den'grösBem Platzen als Refi€frv& 
anfgestellt. Die eine Hälfte des Sollwarzänbei^i^en , nunmehr vom 
FML. Graf Kleoau befehligt, stand in den Versohaiizimgen des 
Michaels- nad Franenberges, die andere Hälfte «Ib Reserve snn FuHse 
der Höhen. 

Der Feind zog, irahrscheinlicli nin die Üaterreicher zu täuschen, 
seine Vorposten auf allen Punkten zurück. 

ÄIb man Mack, der vom Mtlnster-Thorme aas die Bewegungen 
derselben beobachten üeas, diesen Umstand meldete, befahl er, dadurch 
in seinem Irrthume, dass sich der Feind zurückziehe, bestärkt, daas 
man das Corps von Rieach und die Reserve von Elenau zm' Er- 
holung bei den Bürgern einquartieren solle. 

Wahrend man sich mit dieser friedlichen Massregel in Ulm be- 
Bchtlftigte, bereitete Napoleon den Angriff der österreichischen Ver- 
schanzuDgen vor, auf deren ganzer Ausdehnung nur 8 Bataillone ver- 
theilt waren, nämlich zwei bei der Ziegelhtltte, zwei in der Redoute 
des Michaelaberges und vier auf dem Frauenberge '). 

Unter dem Schutze eines starken Regens näherten sich die 
Franzosen der österreichischen Stellung. 

Es war ungefähr 12 Uhr Mittags, als man eine etwa 200 Mann 
starke feindliche Colonne in der Richtung von Bopfingen gegen die 
Linie des rechten Flügels vorrücken sah, die sich jedoch nach einem 
unbedeutenden Schein- Angriffe wieder zurückzog, warscheinlich, um 
die Aufmerksamkeit der Österreicher von dem beabsichtigten Angriffe- 
Punkte abzulenken, oder ihren rechten Flügel wohl gar zur Räumung 
zu verleiten, ihn dann abzuschneiden und die Werke mit Überfall 
zu nehmen. 

Um die Mittagsstunde setzten sich die franzSsischen Colonnen 
gegen die Verschanzung in Marsch. Die vordere des Michaelsberges, 
nur halb vollendet und durch den Regen zum Theil eingestürzt, war 
zuerst dem Angriffe ausgesetzt und nach kurzem Widerstände erobert. 
Napoleon beaufti-agte seinen Adjutanten, den General Bertrand, mit drei 
Bataillonen zur Erstürmung der Hauptschanze des Michaelsberges, deren 
Grabenwäude ebenfalls durch den anhaltenden sechstägigen Regen theiU 
weise eingesunken waren, vorzurücken. Die Besatzung dieses Werkes 
leistete nur schwachen Widerstand und zog sich unordentlich den Ab- 
hang hinab dem Franenthor zu, vom Feinde lebhaft gegen die Stadt 
verfolgt, iu der nun Allarm entstand und Alles nach den Wällen eilte* 

■) Siehe Tafel Nr. 2. JKaner-Heft. 

Digilizedby Google 



M 

Hauptmann Yoith vom G«neralqaartienneiBter-Stabe, der sieb auf dem 
Frauenbei^ befand, bemerkte die QeCohr, in der sich in diesem Augen- 
blicke unzweifelhaft die Stadt befand; er eilte an das Franenthor, 
lieaa es sperren, suchte die vom Michaelsberge Herabäiebenden zu 
ordnen und stellte sie in den Retranchements vor dem Thore au£ 
Hiedurch war der Feind, der schnell folgte, wieder an den Fubs der 
Höhen zurückgetrieben. 

Napoleon, der vom Michaelsberge die Verwirrung am Frauen- 
tbore wahrnahm, glaubte dasselbe offen ; er befahl dem Obersten Vedel, 
»ich desselben mit einem Grenadier-Bataillon zu bemächtigen. Dieser 
rückte mit Ungestüm vor, warf Alles über den Haufen, drang bis unter 
den Bogen des Frauenthores, wo sich ein lebhafter Kampf erhob. 
Allein seine Reserve ward durch das Feuer der nebenliegenden Werke 
zurückgetrieben, und eeine Grenadiere, die sich bereits Sieger wähn- 
ten, von den gefangenen Österreichern, die man ausgeplündert hatte, 
ohne ihnen die Gewehre abzunehmen, deren Hauptmann Graf Leinin- 
gen vom Regiment Froon aus einem Nebenwerk zu Hilfe eilte, um- 
ringt und er selbst mit dem grössten Tbeil des Bataillons zu Ge- 
fangenen gemacht Während dieses Gefechtes am Frauenthor hatten 
sowohl die Bataillone aus der ZiegelhUtte, als jene auf dem Frauen- 
berg Zeit gewonnen, sieh in die Werke der Stadt zurückzuziehen, der 
Feind griff zwar auch das Günsthor lebhaft an, ward aber durch 
das Feuer der Werke zurückgetrieben. 

Da ihm der Handstreich auf Ulm missglückt war, so zog er sieh, 
um gegen das Fener des Platzes gedeckt zu sein, hinter die Höhen 
und Hess blos eine Kette von Vortruppen zurück. Er war auf diese 
Art um sehr geringen Preis Meister der verschanzten österreichischen 
■ Stellung geworden. 

Die Franzosen verloren 300 Gefangene. Bei dem Franenthor 
blieben von beiden Seiten gegen 600 Todte und Verwundete liegen; 
genau ist der beiderseitige Verlust nicht bekannt 

Um 6 Uhr Abends erschienen zwei französische Officiere als 
Parltunentäre vor der Festung; man brachte sie zu Mack, bei welchem 
alle Generale zum Kriegsrath versammelt waren. Durch sie Hess Ney 
Ulm zur Übergabe auffordern. Mack erklärte seinen festen Entschluss, 
Ulm zu vertheidigen und jeden als Verräther, der von Übergabe 
sprechen werde. Doch eine unglückliche Zwietracht hatte sich bereits 
aller GemUther bemeistert and die letzten Bande der militärischen 
Ordnung gelöst. Mangel an Geschütz, Lebensmitteln tmd Munition und 
die Erklärungen des Genie-Obersten Dedovic, dass der Platz nach 
Verlust der beherrschenden Höhen höchstens nur acht Tage baltbar 
-sei, bestimmten die Generale, die angetragene Capitulation anzunehmen, 
wenn ihnen der Feind die Bedingungen zugestehen würde, die sie 
stellten. 

Digilizedby Google 



Ohne Mack'a Zuziehang entwarf man daher folgenden von allen 
Generalen unterfertigten Revers: 

„Endeagefertigte schwttren alle einstimmig, sich unter den Trüm- 
ment der Stadt zu begraben, wenn man der Besatenng den freien 
Abzog ans Ulm mit Waflfen und GJ«päck nicht gestattet und ihr nicht 
die Freiheit lässt, sich zu den Elenmayerischen Corps zu begeben, 
um sogleich dort wieder zu dienen." 

Mack verweigerte seine Unterschrift und fügte seine Protestation 
bei. Mit dieser Erklärung begab sich 6M. Fürst Moriz Liechtenstein 
in das Hauptquartier des Marschalls Ney. 

Mit Einbruch der Kacht war der Brückenkopf auf dem rechten 
Donau-Ufer verlassen, die Brücke abgebrochen, und nur das kleine 
Zangen- Werk auf der Insel blieb besetzt 



■Wemeok's Niederlage. 

Das Corps des FML. Wemeck hatte, wie bereits erwähnt, ant 
13- Ulm verlassen, die Artillerie-Reserve war ihm gefolgt. Er er- 
reichte an diesem Tage Erbrechtingen, seine Vorhut, vier Bataillon» 
Sporck, vier Escadronen Latour unter dem General Vogel standen bei 
Heidenheim und entsendete gegen Aalen und Neresheiro; nach dingen 
waren fünf Bataillone, zwei Escadronen Rosenberg; nach Unter-Kocher 
der übrige Theil von Latour verlegt. 

Zur Beobachtung der nach dem Gefechte am 11, hinter der 
Brenz aufgestellten Division Dupont wurden Hermaringen, Hurben 
nebst Gingen besetzt und Reiter-Ahtheilungen in Hausen und Neren- 
stetten aufgestellt. 

Auf dem Marsche war ein in Mangektetten getroffenes fran- 
zösisches Batailloä theil» zersprengt und theils gefangen worden. Ausser- 
dem fielen in Heidenheim, Langenau und Gingan viele Gefangene in 
die Hände der Österreicher, und überdies verschiedene VorräÄe von 
Kleidnngs- und Nahrungsmitteln, deren sie sehr bedürftig waren, indem 
grosser Mangel an Brod und Fourage herrschte. 

Am 14. besetzte die Vorhut Aalen und Nereaheim und ent- 
sendete Abtheilungen gegen Ellwangen. Das Corps selbst aber blieb 
bei Herbrechtingen stehen, um sich nicht zu weit von dem Corps 
Riesch zu entfernen, von dessen Marsch man noch immer keine 
Meldung erhalten hatte , und zugleich auch , um den Durchzug 
der Artillerie - Reserve durch das Defil6 von Herbrechtingen zu 
decken. 

Bereits am Abend meldeten Versprengte die Niederlage Riesch's^ 
Diese unglückliche Nachricht erhielt bald durch die Ankunft des 
Obersten Henneberg ihre volle Bestätigung, ebenso die Besetzung^ 

Digilizedby Google 



Albeckfi durch den Feind, wodurefi das Cot^ unmiMetbar setne Ver- 
bindung mit Ulm verlor. 

Da der Feind auf die Beobachtung des Wemeck'sclieB Corps 
nicht die geringste Aufmerksamkeit verwendete, so war zu vermotben, 
daBs derselbe entweder gar keine Kenutniss seines Abmarsches aus 
Ulm und seiner Stellung habe, oder es doch für sehr unbedeutend 
halte. Bei der bedrängten Lage der Stadt, bei dem Mangel an 
Mmütion und dem so mangelhaften Zustande der Werke wäre 
daher eine kräftige und schnell ansgefilhrte Vorrückung dieses 
Corps im Kücken des Feindes , den man zu tiberraschen hoffen 
durfte, sehr geeignet gewesen, der Besatzung von Ulm Lnft zu 
machen , bevor auch die Strasse von Geislingen in des Feindes 
Hftnde fiele. 

Für dieses Unternehmen waren besonders der FML. Hohenzollem 
und Baillet sehr eifrig gestimmt, und sie bewogen auch den Corps- 
Commandanten hierzu, der den 15- zu dieser offensiven Bewegung 
festsetzte. Seine Streitkräfte wurden überdies noch durch den, wie 
wir ans dem Vorhergehenden sahen, bei der Niederlage des Corps 
Riesch abgeschnittenen General Mecaery mit 2000 Mann aus dem 
Gefecht gesammelten Truppen am 15- Vormittags in Herbrechtängen 
verstärkt 

Wemeck theilte sein Corps in zwei Colonnen, die eine unter dem 
Befehl des FML. Grafen Hohenzollem, bestehend aus 11 Bataillonen, 
10 Escadronen, die andere unter dem FML. Baillet aus 12 Batail- 
lonen, 14 Escadronen, bei welcher sich Weraeck in Person aufhielt- 
2 Bataillone Spork und 4 Escadronen Latour wurden bei Aalen zur 
Deckung des Parks zurückgelassen. 

Baillet sollte gerade auf der Strasse über Hausen und Neren- 
stetten, Hohenzollem über Hürben, Hermaringen, Brenz und Lan- 
genau vorrücken, sich auf den zwei Höfen bei letzterem Dorf» mit 
der andern Cotonne vereinigen, um den in Albeck vermutheten Fwnd 
anzugreifen. 

Dieser Anordnung zufolge brach die linke Colonne unter Hohen- 
zollem nm 10 Uhr Früh auf; sie hatte bereits eine Brigade in Gingen 
und Hermaringen stehen. Eine Stunde später setzte sich auch Baillet 
in Marsch, welchem Mecsery mit seiner Brigade zu folgen bestimmt 
war, sobald sich seine sehr abgemattete Truppe in etwas erholt haben 
würde. Es war durchaus kein Grund vorhanden, waram man das 
Corps in zwei Colonnen statt in Einer auf der geraden Strasse nach 
Nerenstetten vorrücken liess. Hohenzollem musste einen so bedeuten- 
den Umweg machen, dass sein gleichzeitiges Eintreffen mit Baillet 
fast unmöglich war, anch wenn er sich nicht durch eine vermuthete 
Überschwemmung, wie es die Folge zeigen wird, hätte anthidten 
lassen. 

Digilizedby Google 



Um halb vier Uhr Naohmittags traf die Coloone des FML. Baillet, 
bei welcher sich auch Wemeck be&nd, vor NereuBtetten ein und blieb 
hier stehen, mm die ennlldeten Truppen ansmbeii zn laAsen und diw 
Erscheinen der Colonne HaheozoUem zu erwarten. ZugUicli berichtete 
die Avantgarde, dass ansehnliche Colonnen feindlicher In&nterie and 
vorzüglich Cavallerie von Langenau gegen Älbeck in Bewegung seien. 
So sagt die Relation des FML. Wemeck, im Widerspruch mit Jener 
des ihm zugethrälten Hauptmanns Czoriofa des Genendquarttermeister- 
Stabea, derzufolge die jetzt eingelaufenen Nachrichten beetstigten, dass 
der Feind ganz gegen Ulm abgegangen sei, und sich in Älbeck nur 
eine unbedeutende Besatzung befinde. 

Zugleich verkündete der Kanonendonner von Ulm her, dass diese 
Stadt bereits mit Nachdruck angegriffen wurde. Es schien in diesem 
Augenblicke nothwendig, unverweilt und ungestüm im Kücken des 
Feindes vorzudringen, allein die Colonne Hohenzollem'a erschien nicht, 
und in ihrer Erwartung gieng eine kostbare Zeit verloren; der An- 
griff geschab nicht nur zu spät, sondern, wie Hauptmann Czorich ge- 
steht, mit zu wenig Entschlossenheit Wemeck befahl dem Yortrab, 
g^eo Albeck vorzurücken. Der überraschte Feind, etwa 800 Mann 
stark, bildete in der Ebene zwei Massen and vertbeidigte sich gegoa 
die Division von Kosenberg - Chevauxlegers, w^che einige Gefengene 
machte. 

FML. Baillet mit dem Haupttreffeu der Infanterie folgte in zwei 
Colonnen längs den Waldungen der Vorhut Auch von General' 
Meesery'a Truppen war die Cavallerie in Nerenatetten eingetroffen. 
Generai Dinnersberg war mit zwei Batüllonen Kaunitz- und dem 
Regiment Albert-Cüraaaiere nach I^angenau zur Deckung der linken 
Flanke entsendet, da Hohenzollem nicht angelangt war. 

Wemeck, geängstigt durch die Nacht und das Nichteintreffen 
Hohenzollem'a, fand sich bewogen, die von ihm nicht gewürdigten, 
glänzenden Ausaichten dieser Überraachung der französischen Armee 
in ihrem Rücken, aufzugeben und den FML, Baillet mit einem Tbeil 
seiner Truppen wieder über Nerenatetten nach Hausen zurück zu 
schicken, welches dieser auch in der Nacht erreichte. Doch erhielt 
er dort von Wemeck gleich wieder den Befehl, sich nochmals nach 
Nerenatetten in Marsch zu setzen. 

General Dinneraberg meldete Abends, dass er in Langenau einige 
französische Truppen angetroffen, Gefangene gemacht, jedoch den Ort 
ohne Schwierigkeit besetzt habe. 

Die Vorhut blieb bei Albeck stehen. Der zu schwache Feind 
verhielt sich daaelbst ruhig. 

Vom FML. Hohenzollem erhielt Wemeck die Meldung, das« er 
Brenz erst um 6 Uhr Abends erreicht habe, ea aber nicht wage, wegen 
einer drohenden Überschwemmung auf dem bestimmten Wege nach 

Digilizedby Google 



Laogenan vorssuiUcken, wohin er des andern Tages aeine Bewegung 
fortsetzen werde. Wemeck sandte ibm den Befehl zu, in Gingen und 
Brenz Beobachtungs-Foaten zurück zu lassen und sich in der Kichtung 
Ton Hauaen wieder mit ihm zu vereinigen. 

FML. Wenieck änderte noch in der Nacht seinen Plan und 
beschloss, den Feind unfehlbar am 16. anzugreifen. Demzufolge 
hatte er Baillet wieder nach Nerenstetten berufen, und Hohenzollem 
erhielt Befehl, über HOrben und Hausen gegen Nerenstetten vor^ 
zugehen. Allein die Umstände hatten sich unterdessen bedeutend ge- 
ändert. 

Murat Hess etwa 4000 Pferde nach Langenau vorrücken, warf 
die unter Oenerid Dinnersberg dorthin entsendeten Gürassiere vom 
Regimente Albert, trennte sie von ihrer Infanterie und nahm beide 
Bataillone Raunitz fast ganz gefangen. 

Noch vor der zur Angriffs- Vor rückung vom FML. Werneck fest- 
gesetzten Stunde erhielt dieser den aus Ulm vom 14. datirten Befehl 
zur Verfolgung des Feindes auf dessen vermuthetem Rückzuge gegen 
den Rhein, mit der Weisung, dass die Artillerie-Reserve wieder nach 
Ulm zurückzugehen habe, — und zugleich durch einen von Aalen am 
16. abgegangenen Officier den Befehl Sr, kön. Hoheit des Erzherzogs, 
ihm dahin schleunigst zu berichten, welche seine von Ulm erhaltenen 
VerhaltungH- Befehle seien. Zugleich mit der Meldung dieser Ereignisse 
traf ein Courier des Erzherzogs ein, der Wemeck die Lage der Dinge 
'aufhellte und den Befehl überbrachte, sich zurückzuziehen und in der 
Richtung von Aalen mit dem Erzherzoge zu vereinigen. Sogleich war 
der Befehl zum Rückzug nach Herbrechtingen ertheilt. Um diese rück- 
gängige Bewegung zu verhüllen und zu decken, unternahm General 
Mecsery eine Recognoseirung gegen Albeck. In diesen Augenblicke 
erschien endlich auch die Vorhut der andern Colonne unter General 
O'Donell vor Langenau, da Hohenzollem, der keinen der ihm zu- 
gesandten Gegenbefehle erhalten und seinen Marsch nach der ersten 
Diaposition fortgesetzt hatt». 

Jetzt sandte der Feind einen Parlamentär und Hess das Corps 
zur Übergabe auffordern, da man aber diese Aufforderung mit Ver- 
achtung verwarf, so griff er die zurückziehende Vorhut unter General 
Mecsery und O'Donell mit einer sehr überlegenen Reiterei an; sie 
konnten dieser Übermacht nicht widerstehen, wurden geworfen und 
lebhaft verfolgt 

Unterdessen war der Abend hereingebrochen und die Colonnen 
hatten sich vor dem Deäl^ von Herbrechtingen vei-einigt, wo auch 
General Dinnersberg mit den vier Escadronen Albert - Gürassiere 
wieder eintraf. Allein der die Nachhut aufs Lebhafteste verfolgende 
Feind traf fast zugleich mit den Weichenden ein, und man gewann 
kaum noch so viel Zeit, einige Truppen aufmarscbiren und Geschütz 



by Google 



anfFahrec zu lasBeB. General Graf O'Donell, der eineo Theil der Nach- 
hut führte, ward tödtlich verwundet gefangen und starb des andern 
Tages. 

Das Corps lagerte zusammengedrängt und in Unordnung auf 
der Höhe von Herbrechtingen ; int Rücken hatte es ein beschwerliches 
Br(lcken-Defil6 über die reiasende Brenz. Es war von höchster Wichtig- 
keit, fio schnell als möglich durch dieses Defil6 zu gehen. Während 
dieser Zögerung war auch ein Theil der feindlichen Infanterie ein- 
getroffen und griff lebhaft an (es war etwa 9 Uhr Abends); nach 
schwachem Widerstände verlieasen die Truppen die Höhen und eilten 
in Unordnung gegen das Defilö- 

Eine bedeutende Anzahl im Dunkel der Nacht Verirrter fiel bei 
dieser Gelegenheit in die feindliche Gefangenschaft. 

Erst um 3 Uhr Morgens traf die Spitze und um 9 Uhr Vor- 
mittags der Nachzug der Infanterie in Nieder-Kocher ein. Der Verlust 
des Corps an diesen Tage betrug gegen 2500, meist Gefangene, 

Der Erzherzog Ferdinand war am 16. in der Nacht zu Äiden 
eingetroffen, wo er sich mit Wemeck zu vereinigen hoffte. Hier be- 
achloBs der Prinz den Versuch, sich über Ottingen und Neumarkt mit 
Kienmayer zu verbinden. Er sandte deshalb Wemeck den Befehl zu, 
nicht nach Aalen, sondern über Neresheim und Trochtelfingen nach 
Öttingen zu marschiren, um sich dort mit ihm zu vereinigen. Diesen 
Befehl erhielt Wemeck zn Nieder-Kocher, als er bereits Heidenheim den 
TheilungB - Punkt der Strassen nach Aalen und Neresheim hinter sich 
hatte, und um die Strasse nach Neresheim wieder zu gewinnen, musste 
er seine Richtung quer über die Höhen auf dem sogenannten Ebnater- 
Steig nehmen. Gleich nach dem Eintreffen des genannten Befehles 
brach er von Nieder-Kocher auf; zwei Bataillone Spork, vier Es- 
cadronen Latour blieben zur Bedeckung des grossen Artillerie-Parkes 
zurück; um 11 Uhr Vormittags traf die Reiterei, um 3 Uhr Nach- 
mittags das Fussvolk Susserst entkräftet in Neresheim ein, und das 
Corps bezog eine Stellung. Das Huszaren-Regiment Falatinal stand 
als Vorfant auf der Strasse von Heidenheim, das Regiment Rosenberg 
auf dem Wege von Aalen. 

Durch 60 Stunden war das Corps nun auf grundlosen Strassen 
in beständigem Regen bin und her marscbirt, ohne Nahrung zu sich 
nehmen zu können. Der grösste Theil des Fnssvolkes blieb auf dem 
Wege liegen oder zerstreute sich in den Wäldern. Nicht minder traurig 
war der Zustand der Reiterei und der Geschütz-Bespannung. Es war 
durchaus notbwendig, den Trappen einige Ruhe und Zeit zur Sanun- 
lui^ zu gönnen, wenn das Corps sich nicht gänzlich auflösen sollte. 
AUein bald nach 4 Uhr erschien der Feind mit zahlreicher Reiterei 
und fünf Kanonen und zwang das Regiment Falatinal aum Rückzuge in 
die Stellung von Neresheim; hier aber setzte das Regiment ihm einen 

öiun. nlutli. ZalMohFlft. ItTt. (Faldnt IWS.) 7 



by Google 



so hartnäckigen Widerstand entgegen , dass ea , nach einem Verluste 
von 80 Todten und Verwundeten, der Infanterie die nöthige Zeit 
zum Abmärsche aua der Stellung und zur Fortsetzung des ferneren 
Kückzuges über Ulmenheim nach Trochtelfingen verschaffte. Nur Gleneral 
Graf Sinzendorf, mit den drei Bataillonen Kaunitz und den Greuadieren 
von Stuart auf dem linken Flügel nächst dem Stifte Neresheim auf- 
gestellt, verweilte in dieser Stellung zu lange, und als endlich gegen 
Abend die Palatinal-Huszaren zum schnellen Rückzugs gezwungen 
wurden, schnitt ihm die zahlreiche feindliche Reiterei die Strasse ab. 
Auf das blose Zurufen eines fanzösischen Dragoner- OfSciers, daaa 
eine Estafette mit der Nachricht eröfineter Unterhandlungen ange- 
kommen sei, Hess der General das Feuer seiner Truppen einstellen 
und folgte der Einladung dieses Officiera zu einer Besprechung, wo- 
durch er und ein ihn begleitender Hauptmann in Gefangenschaft ge- 
riethen, und als Folge derselben seine bei 1200 Mann starke Truppe 
die Waffen streckte. 

Um Mittemacht erreichte der Rest des Corps, jetzt kaum mehr 
2000 Mann stark, in einzelnen Abtheitungen Trochtelfingen, dessen Um- 
gebung überschwemmt war; ein Theil der Truppe stand im Wasser, 
ein anderer lagerte unordentlich in den Waldungen. Der Feind folgte 
der Nachhut von Palatinal-Huszareu auf dem Fusse und sandte nun 
neuerdings einen Parlamentär mit Capitulations-Vorscblägen. 

FML. Hohenzollern , der sich bei der Nachhut befand, behielt 
diesen bei sich, ihn an Werneck verweisend, und zog, die Nacht be- 
nutzend, mit der Reiterei über Offingen nach Ottingen ab , um sich 
an den Erzherzog anzuschliessen. 

Wemeck behielt zwar den französischen Officier bei sieb, ent- 
schloss sich aber doch, durch die Vorstellungen des Hauptmanns 
Czoritz vom Generalstab bewogen, auf keine Capitulation einzugehen, 
sondern in der Früh den Rückzug, Wallerstein ausweichend, welches 
vom Feinde besetzt war, weiter fortzusetzen. Als aber der anbrechende 
Morgen ihm den trostlosen Zustand seiner Infanterie übersehen Hess, 
die in der überschwemmten Gegend zum Theil mitten im Wasser 
lagerte, und ihm min auch der Abzug der Reiterei mit den Generalen 
Hohenzollern, Dinnersberg, Mecseiy und Vogel gemeldet ward, so 
sandte er den FML. Baillet mit dem französischen Parlamentär zu 
dem die feindliehe Vorhut befehligenden General Klein , nm die 
Capitulations-Punkte zu verabreden. 

Murat behielt den österreichischen General bei sich und schickte 
seinerseits den General Klein an Wemeck. Dieser forderte freie Rück- 
kehr seiner Truppen in die kaiserlichen Staaten, Diese Bedingungen 
verwarf Murat und verlangte unbedingte Niederlegung der Waffen 
von allen zu dem Corps gehörigen Abtheilungen. Da sich die Unter- 
handlungen verzögerten, so drohte Murat mit einem neuen Angriffe. 

Digilizedby Google 



Wemeck unterzeichnete dann gagen 11 Utr Vormittags die Capi- 
tulation, nach welcher die Officiere mit Beibehält ihreB Gepäckes 
auf Ehrenwort entlasBen wurden, die Mannschaft aber kriegsgefangen 
blieb. 

Der schwache Stand des Corps und die Abw;es6nheit der Reiterei 
brachte Murat auf den Gedanken, dasa man ihn während der Un- 
terhandlungen durch Entsendungen betrogen habe; er drohte daher 
auch seinerseits die Capitulations -Punkte nicht zu erfllllen, wenn 
Werneck nicht sogleich Befehl an alle entaendeten Abtheilungen, be- 
aondera an die Reiterei schicke, sich den abgeachlosaenen Bedingungen 
zu fügen, Wemeck that es, und diese Befehle wurden den nachsetzenden 
feindlichen Abtheilungen übergeben. Doch die Reiterei war bereite 
mit dem Erzherzoge vereinigt und gerettet. 

Durch diese Capitulation , welche die Beilage gibt, Helen die 
Generale Wemek, Baillet, Hohenfeld, Rohan und Weber, 4 Stabs-, 
6T Ober-Officiere und 1553 Mann mit 31 Pferden in feindKche Ge- 
fangenschaft, und eine gleiche Zahl Munitionsfiihrwerke wurden über- 
geben. Der übrige Theil des Corps war bereits in den frühem Ge- 
fechten in Gefangenschaft gerathen oder zersprengt worden, von welch' 
Letzteren viele Leute nach Böhmen entkamen und spater das Corps 
des Erzherzogs verstärkten. Major Galeotti führte das von ihm be- 
fehligte Grenadier - Bataillon Reuss - Plauen so glücklich, dass er un- 
geachtet aller Hindemisse den 18. Mittags mit seiner gesammten 
Truppe bei Sr. königl. Hoheit in Öttingen eintraf. 

Major Wautier von Württemberg-Infanterie stand am 16. mit nicht 
ganz zwei Compagnion Württemberg und einem Flügel Palatinal- 
Huszaren gemeinschaftlich mit zwei Compagnien Reu sa -Planen unter 
Hauptmann Ängermayer bei Brenz auf Piquet und erhielt den 17. 
Nachts 2 Uhr Befehl, der Colonne zu folgen. Auf dem Marsche 
fand er die sechs Kanonen seines Regiments mit einiger Mannachaft 
zurückgelassen, welche er mitnahm und so bei Neresheim eintraf, ala 
bereits das Corps ina Gefecht verwickelt war; er ward gezwungen, 
sich nach Aufhausen zurück zu ziehen , wo er eine Abtheilung der 
Artillerie und des Bagage-Trains der Armee antraf. Er beschloss sie 

' wo möglich gegen Öttingen zu retten, erhielt aber durch den Feind 
Wemeck's Befehl, sich der Capitulation zu unterwerfen, worauf er 
aich persönlich zu Wemeck begab, um sich von der Echtheit des 
erhaltenen Befehls zu überzeugen, welchem er sieh sodann ftigen 



Die Niederlage des Wemeck'schen Corps vernichtete die letzten 
Kräfte, von denen der bedrängten Besatzung Ulm's für den Fall eines 
glücklichen Erfolges noch Rettang hätte werden können. 



by Google 



BeBobleasuug: inm's. 

In Eldüngen empfieng KapoLeon die erwähnte Erklärung der 
öaterreiehiachen Generale und verwarf jede andere Bedingung als Er- 
gebung der Q-amison. Gegen Mittag lieas er die Stadt beachiessen, 
docli ohne Erfolg. Nach einer Stunde ward das Bombardement ein- 
gestellt, nnd er lieae dorch einen Parlamentär bekannt geben, daes er 
den Fürsten Moritz Lichtenstein zu sprechen wünsche. Der Fürst 
verfügte sich mit mündlichen Instructionen von Mack nnd einer 
zweiten schriftliclien Erklärung der Generale, auf die Höhe vor Ulm, 
wo sich Napoleon aufhielt Diese Erklärung wiederholte noch einmal, 
dasB man bereit Bei, das Los des Krieges zu erwarten, wenn man der 
Besatzung jede billige Bedingung verweigere. 

In der Unterredung, welche Napoleon mit dem Fürsten hatte, 
erklärte ihm jener, daas er genau von dem Zustande Ulm's unter- 
richtet, dass er des glücklichen Erfolges eines Sturmes gewiss sei- 
Der Fürst erwiderte ihm, dass das eingeschlossene Heer binnen flinf 
Tagen auf einen Entsatz rechnen dürfe ; in diesem Falle sagte Napo- 
leon, wolle er der Garnison diese Frist gestatten, wenn sie dann, 
wenn kein Entsatz ankäme, die Waffen niederlegte. Er sei aber so 
sehr vom Gegentheil überzeugt, dass er keinen Anatand nehmen würde, 
ihr einen 14tägigen Zeitraum zu gestatten, wenn es die Schonung seiner 
Truppen zuÜesse. Der Fürst beharrte auf den freien Abzug der 
Besatzung. Napoleon besann sich einen Augenblick und willigte dann 
auch in diese Bedingung, wie er sich ausdrückte, aus Hochachtung 
gegen die Person des Erzherzogs, falls dieser sich in Ulm befände 
und ihm dafür bürge, dass die Garnison nicht vor ihrer Auswechslung 
wieder gegen ihn diente. Ala aber der Fürst erklärte, dass der Erz- 
herzog bereits Ulm verlassen habe, so bestand Napoleon auf den 
früheren Bedingungen. Der Fürst kehrte, begleitet von dem französi- 
schen Generale Bertrand zurück. Mack wartete am Frauenthore auf 
den Erfolg der Sendung, verwarf die zugestandenen Bedingungen und 
übergab diese Weigerung in einem an den Kaiser Napoleon mit Blei* 
Stift geschriebenen Zettel dem General Bertrand. 

Nun begann neuerdings die Beschiessnng der Stadt, hörte aber 
nach einer Stunde wieder auf. Die Besatzung verlor dadurch nicht 
mehr als zwei Todte nnd vier Verwundete, «nd man fahr fort, sieh 
mit Ausbesserung der beschädigten Werke zu beschäftigen. 

Gegen Abend 9 Uhr erschien ein Parlamentär, der ein Schreiben 
des Marschalls Berthier nebst den erwähnten Capitulations - Punkten 
überbrachte. Da die hierauf ertheilte und nicht bekannt gewordene 
Antwort Mack's einige dunkle Stellen enthielt, so erschien um 4 Uhr 
Früh ein zweites Schreiben Bertbier's, worin er die Lage des öster- 

Digilizedby Google 



_J01_ 'Jr-li V. -.::• 

reichiachen , die Stellung des französischen 'H^r^.. eatifif It^fi^. : ösH 
Mack zu beweisen suchte, dass an keinen Entsatz zu denken sei. 
Nochmals bot er eine Zeitfrist von fünf Tagen an, nach welchen 
aber die Besatzung sich ohne Widerrede ergeben müBste. 

In Beiner Antwort auf dieses Schreiben forderte Mack acht Tage 
Frist; würde man ihm diese nicht gestatten, ao werde er eher das 
Äusaerate erwarten als die Waffen des Kaisers durch eine schimpfliche 
CapitulatioQ entehren lassen. In Ulm bereitete sich Alles auf einen 
Sturm vor. 

Um 8 Uhr Früh kamen nenerdinga feindliche Parlamentäre, die 
eine nicht bekannt gewordene Unterredung mit Mack hatten. Das 
feindliche Feuer schwieg, und um halb vier Ubr Nachmittags kam 
Berthier von mehreren Adjutanten mit nnverbundenen Augen nach 
Ulm und ward in das Quartier des Generals Mack geführt. Nach 
einer langen und lebhaften Unterredung, welcher die Generale Gyidai 
und Riesch beiwohnten , kam man vorläufig über eine Capltulation 
überein. Um 10 Uhr kam Berthier Antwort aus dem französischen 
Hauptquartier nebst den Capitulations-Funkten, worin der Unterschied 
zwischen dem 33^ worauf die Franzosen, und dem 25., worauf Mack 
bestand, wahrscheinlich dnrch vorsätzlichen Schreibfehler vermengt 
und nicht gehörig bestimmt war. Mack sandte eie mit den nöthigen 
Bemerkungen zurtlck und achrieb darunter: „Der freie Abzug der 
Gamiaon, ohne kriegagefangen zu sein; — wo nicht, eine Zeitfrist 
von acht Tagen oder den Tod, das ist meine letzte Antwort" Hierauf 
antwortete endlich Bertliier, dass der Kaiser seiner Forderung nach- 
gebe, und nun unterschrieb Mack die Capitulation. 



Maok oapitolirt In THm. 

Einem Artikel derselben gemäss, besetzte um 9 Ubr Früh eine 
französische Brigade das Neu -Thor und den daran stossenden Theil 
der Stadt, welchen die Österreicher räumten. Die Brücke ward her- 
gestellt, und die freie Verbindung zwischen den feindlichen Corps auf 
dem rechten und linken Ufer durch die Stadt eröffnet. 

Die Lage, in der sich die Besatzung befand, war traurig; der 
Anblick eines übermüthigen Siegers, die zahlreichen Beleidigungen 
und Miashandlungen, denen der Soldat und Officier ausgesetzt waren, 
machte in Jedem den Wunsch rege, sobald als möglich aus diesem 
unnatürlich drückenden Verbältnisse befreit zu werden. Napoleon hatte 
durch Unterhandlungen seine Zwecke erreicht und wünschte der ein- 
gegangenen achttägigen Frist entbunden zu sein, um seine Kräfte so 
schnell als möglich gegen das sich am Tnn sammelnde russisch-öster- 
reichische Heer wenden zu können. Er liess am 19. Mack zu sich nach 



by Google 



£äcbiQg^tf.-,QntbÄ^i]ieh,-'.and.'- stellte ihm vor, dass eine Rettung der Be- 
sa^atiÄg" Vdü'keirier Seite möglich sei. Zur Bekräftigung dessen ver- 
pfändete BertKier sein Ehrenwort, daas die Österreichische Armee heute 
am rechten Inn-Ufer, und Bemadotte mit seinem Corps zwischen 
München und diesem Strom stehe; dass Marschall Lannea mit seinem 
Corps in der Verfolgung des Prinzen Ferdinand begriffen und gestern 
in Aalen eingetrofiFen sei; dass Murat mit seinem Corps gestern in 
Nördlingen war, und Wemeck bei Trochtelfingen capitulirt habe; dass 
endlich Harschall Soult zwischen Ulm und Bregenz stehe und die 
Sttasae nach Tirol in seiner Gewalt habe. 

Nach dieser, bei der Ehre verbürgten Erklämng des französischen 
Marachall's willigte Mack in Napoleons Begehren, Ulm am folgenden 
Tage zu räumen. Als Ersatz für die angegebene achttägige Zeitfrist 
verlangte er, dass Ney's Corps, aus 12 Infanterie- und 4 Cavallerie- 
Regimentera bestehend, sich vor Ablauf des 25. nicht aus der G-egend 
von Ulm entfernen solle. Diese Bedingung gieng Napoleon ein, und 
der Auszug der Garnison ward auf den folgenden Tag festgesetzt 
Die übrigen Generäle protestirten zwar gegen diese Verletzung der 
Capitulation, allein man befand sich in der Willkür des Feindes, und 
in dem österreichischen Hauptquartiere gab es schon lange keine Be- 
fehlende und Gehorchende mehr. 

Der 20. October des Jahres 1805 ist einer der verhängniss- 
vollsten und traurigsten Tage in den Ännalen Ulm's und Österreichs 
Caudium. Um 3 Uhr Nachmittags zog die Garnison in Parade — 
aus und streckte im Angesichte der französischen Armee, die auf den 
Höhen von Ulm aufinarschirt war, die Waffen. 

So fielen die letzten Reste eines Heeres in die Hände des 
Feindes, das keine verlorenen Schlachten, sondern falsche Berech- 
nungen, Leichtgläabigkeit, Halsstarrigkeit und Mangel an Einheit 
im Oberbefehl, nach ' einem Feldzuge von zwölf Tagen vernichtet 
hatten. 

Durch diese unglückselige Capitulation fielen dem Feinde sieben 
Feldmarschall-Lientenanta,. acht General-Majors, 23.000 Mann, wor- 
nnter 3000 Mann Cavallerie, 273 Artillerie, im ganzen 61 Bataillone, 
18'/, Escadronen, 59 Kanonen, 50 Munitions- Wagen, nebst Gepäck 
in die Hände. 

Die OfGciere wurden auf ihr Ehrenwort in die österreichischen 
Staaten zurückgeschickt, die Mannschaft kriegsgefangen nach Frank- 
r;eich abgeführt Mack reiste nach Wien, wo er selbst der Überbringer 
dieser fürchtertichen Nachricht war. 



by Google 



RUokzng des Erzlierzosrs Ferdlmutd naoli Böhmen. 

Bei Äaleo fand der Erzherzog die vier Escadronen Latour-Che- 
vauxlegers und zwei Bataillone Spork nebet einem Theile der Artil- 
lerie-Keserve ; er setzte seineo MarBch unanfgehalteo gegen Öttingen 
fort, in der Hoänung, sich mit Wemek vereinigen zu können; allein 
eie erhielten dvirch die Keiterei dieses Corps die Nachricht von dessen 
unglücklichem Schicksale. Diese Reiterei bestand nur noch aus den 
Überresten der Regimenter Herzog Albert, HohenzoUem , Franz Mai- 
land-Cürrasaieren, Hohenlohe-Dragoner, Rosenberg-Chevauxlegers, Blan- 
kenstein- und Falatinal-Huszaren. Er gab nun den Plan auf, sich mit 
Kienmayer in Verbindung zu setzen, nnd wandte sich gegen Nürnberg. 

Sobald Murat Wemek zur Niederlegung der Waffen gezwungen 
hatte, brach or mit seiner zahlreichen Reiterei znr Verfolgung des 
Erzherzogs auf. Es ist sehr begreiflich, dase bei dem schnellen Rück- 
züge eines blos aus Reiterei bestehenden Corps die wenige Infanterie 
nebst der Artillerie und dem Fuhrwerk, deren Bespannimg, wie schon 
öfters erwähnt wurde, sich in einem unglaublich schlechten Zustande 
befand, bei dem lebhaften Verfolgen des Feindes grössten Theils in 
dessen Hände fallen musste. Zwar hatte der Erzherzog einige Märsche 
vor dem Feinde voraus, aber er musste dennoch erreicht werden , da 
seine Reiterei zu ermüdet war, jene des Feindes aber bei seiner ausser- 
ordentlichen Überlegenheit stets abgelöst werden konnte. In der Glegend 
von Nürnberg bei Eechenan und Heroldsbei^ kam es zu lebhaften 
Qefecbten; der Erzherzog vermochte nicht den Artillerie - Park mit 
dar Bagage und Infanterie zu retten; 41 Kanonen, SOO Wagen und 
mehrere Hundert Gefangene fielen in die Hände des Feindes. 

Bei Nürnberg gab Murat endlich die HoSnung auf, dem Corps 
des Ereherzogs ein gleiches Schicksal wie jenem Hack's zu bereiten ; 
er stand vom Verfolgen ab, zu dessen Eile ihn ohne Zweifel die 
Hofinung gespornt, hatte, den zahlreichen Trophäen dieses schnell been- 
digten Feldzuges den Namen eines königlichen Prinzen beizufügen. Er 
wandte sich gegen den Inn, wo Napoleon nun alle seine Kräfte gegen 
die eben anlangenden Rassen vereinigte. Ferner nicht mehr vom 
Feinde verfolgt, traf der Erzherzog am 22. October in I^r ein, wo 
er seine Tmppen in Cantonnirungen verlegte, da im Augenblicke Nichts 
mehr vom Feinde zu fürchten war. Für seine Person eilte er nach 
Wien, um seiner Majestät Rechenschaft abzulegen, nachdem er zuvor 
das Commando dem FZM. Grafen CoUowrat übergeben hatte. 

Als es bereits kein deutsches Heer mehr gab, hatte der Feldzug 
in Italien noch nicht begonnen, sondern beide Heere standen, durch die 
Etsch getrennt^ schlaf^ertig einander gegenüber. 



by Google 



HL Abschnitt 



Das Aulreiben des deutschen Heeres, ohne Hauptschlacht, in 
einzebien Gefechten, durch Märsche, durch CapitnlationeD in unhaltbare 
Orte geworfener Beeatzungen, hatte die Österreichische Monarchie in 
die gefahrvollste Lage versetzt. Ihre noch Qhrigen Streitkräfte waren 
von der russischen Glrenze bia aa die Ufer der Etsch zerstreut, deren 
Sammlung dem Zufall des Kriegsglückea unterworfen. Napoleon drang 
mit emem siegreichen, weit überlegenen Heere auf die Hauptstadt los. 
Im Innern der Monarchie befand sich Mchts als die Depfits der Re- 
gimenter und einige zur Besatzung der Hauptstadt zurückgebÜebene 
Bataillons und Escadrons. Die Reste des deutschen Heeres , die eich 
mit dem Erzherzog Ferdinand nach Böhmen gerettet hatten, bildeten 
etwa 18 schwache, aas allen möghchen Regimentern zusammengesetzte 
Escadrons. Am Inn standen zwar 50.000 Österreicher und Russen, 
aber was vermochten diese gegen die Übermacht, die gegen sie im 
Anzug begriffen warl Die heranziehenden Verstärkungen der mssisclien 
Hilfsvölker bestanden ans der sechsten Colonne der Kutusov'schen 
Armee, 7000 Mann stark, aus 30.000 Mann anter Buxhijvden, 20.000 
unter GrossfUrst Coustantin und Essen, jedoch noch in so weitw Entr 
femnng (denn sie verliessen erst das mssiacbe G^ebiet, als der Feind 
bereits das deutsche Heer aufgerieben hatte), dass durch sie der Ent- 
satz der Hauptstadt durchaus unmöglich war. 

Rettung hoffend waren die Augen der Monarchie auf die Heer© 
der beiden Erzherzoge Carl und Johann gerichtet, die, jedoch von 
Vorarlberg bis Verona zerstreut, eine Heermasae von 90.000 Mann 
bildeten. Aber auch ihnen stand Massena mit 75.000 Mann gegenüber, 
und das Vordringen des Feindes gegen Wien drohte diese Feldherren 
zwischen zwei starke Armeen zu fassen. 

Von den in der Bildung begriffenen sechs Bataillonen und der 
ungarischen Insurrection liess sich natürlicherweise Nichts erwarten, 
was dem Laufe der Operationen eine gUnstigere Wendung geben konnte. 
Zwar waren Se. Majestät schon im October nach Fressburg abgegangen, 
um eine thätige Mitwirkung der ungarischen Nation zu bewirken und 
die Insurrection ward auch beschlossen. Sie sollte aus 39.360 Mann 



by Google 



bestehen; es wurden die schönsten Instmotionen und Befehle entwor- 
fen, aber erat nach dem am 7. November erfolgten ScMuaa des Land- 
tages Hand ans Werk gelegt, das, wie gewöhnlich bei allen Massen- 
Srhebnogen, so lan^am vor sich gieng, dass das InsurrectionsheeT zu 
keiner Mitwirkung in diesem Feldzuge gelangte. 

Noch lieeaen zwar die Rüstungen der meisten europäischen Staaten 
die Hoffnung übrig, dass Napoleon gezwungen sein werde, seine Kräfte 
zu theilen, allein die mit relssender Schnelle sich folgenden Ereignisse 
dieses Krieges entkräfteten alle diese Drohungen, die ohne Einklang 
und mit Zweifebucht unternommen wurden und daher, ab sie wirk- 
sam werden konnten, zu spät kamen. 



üeapdl's Bftstimgen gregen Franlnreioli. 

bleich nachdem die franzÖBischen Truppen durch einen Vertrag 
Neapel geräumt hatten, befahl der König sein Heer auf 60.000 Mann 
zu setzen. Erst am 19. November erfolgte die Landung der ßusson und 
Engländer; sie kam — zu spät, um den Dingen in Italien eine andere 
Wendung zu geben, und führte den Sturz Neapels herbei. 

Denselben Erfolg hatte Preussen's Benehmen; es hatte bis jetzt 
jedes Bitndniss gegen Frankreich und den Durchzog der russiscben 
Colonnen durch seine Staaten verweigert. Die starke Anhäufung seiner 
Truppen an der russischen G-renze hatte die nachtheilige Folge nach 
sich gezogen, dass die zweite russische Armee stehen blieb und mithin 
bedeutend später auf dem Kriegsschauplätze erschien. 

Die Verletzung des neutralen preussischen Grebietes riss endlich 
das Kabinet von Berlin aus seinem Schlummer. Dieser Schritt erregte 
allgemeinen Unwillen, und der König erliess durch den Minister Harden- 
berg am 14. October eine würdevoUe Erklärung an den französischen 
Gesandten Marschall Duroc, worin er die Nothwendigkeit aussprach, 
seiner Armee eine Stellung zu geben, welche die Sicherheit seiner 
Staaten erheischte, da er nach einem solchen Schritte glauben müsse, 
dass dem französischen Kaiser an der Erhaltung der Freundschaft des 
Königs Nichts mehr liege. 

Der König glaubte sich nun verpflichtet, der zweiten russischen 
Armee den Durchgang durch seine Staaten gestatten zu müssen, welche 
auch wirklich am 23- October in Schlesien einrückte. Diesem Schritte 
folgten entscheidendere Massregeln: 

Am 26. October rückten die preussischen Truppen in Verbindung 
mit Tolstoi in Hannover ein und stellten die alte Ordnung der Dinge 
wieder her. 

Am 25. October waren der Kaiser von Russland und, beinahe zu 
gleicher Zeit der Erzherzog Anton in Berlin eingetroffen, durch deren 



by Google 



106 

Einwirkung am 3- November eio Vertrag zu Potsdam abgeschlossen 
wurde, desaen Inhalt zwar nie wörtlich bekannt geworden ist, dessen 
unmittelbare Folge aber Preussen's Beitritt zum Bündniss gegen 
Frankreich war. 

Hatten nach diesem Vertrage die preussischen Streitkräfte sich 
sogleich gegen die Donau und den Bhein in Bewegung gesetzt, so 
hätte vielleicht schon damals das Glück Napoleon den Rücken gekehrt; 
allein der König suchte noch einmal den Weg der gütlichen Unter- 
handlung. Er sandte den Grafen Haugwitz an den französischen Kaiser, 
und während dieser die unglücklichsten und unrühmUchsten aller jemals 
gepflogenen Unterhandlungen zur Schande und zum Verderben seines 
Königs anspann, vernichtete der unglückliche Ausgang der Schlacht 
von Austerlitz alle auf Preussens Beiti-itt gegründeten Hoffnungen 
Europa's, 

Napoleon'a Anfbruoli gegen den Inn. 

Nach erfolgter Übergabe Ulm's brach Napoleon mit seinem Heere 
gegen den Inn auf, um sich mit Bemadotte zu vereinigen, der jenseits 
München stehen geblieben war und Kienmayer und die Russen nur 
durch leichte Truppen beobachten liess. Napoleon traf am 24. October 
in München ein; am 25, langten Davoust, Soult und die kaiserlichen 
Garden an; ihnen folgten die Corps von Marmont, Lannes und die 
Reiterei Murat's, die von der Verfolgung des Erzherzogs Ferdinand 
aus der Gegend von Nürnberg zurückkehrte, Ney brach über Lands- 
berg zum Angriffe Tirol's auf. 

Kienmayer hatte unterdessen in seiner Stellung bei Mühldorf alle 
Anstalten zur hartnackigsten Gegenwehr getroffen. Die alten Ver- 
Bchanzungen vor Mühldorf waren, so gut als es tUe Zeit erlaubt hatte, 
wieder hergestellt und mit Truppen und Geschütz besetzt worden ; die 
Brücke war zum Anzünden vorgerichtet. 

Bis zum 17. änderte sich nichts Wesentliches in der Stellung. 
Der Feind hatte die Verfolgung des Corps aufgegeben und beunruhigte 
es bisweilen nur durch Patrullen längs der Vorpostenkette ; auch parla- 
mentii-te er öfters; da aber die abgegebenen Depeschen nie etwas 
Erhebliches enthielten, so war leicht daraus zu entnehmen, dass sie 
den Zweck einer Erkennung hatten. Diesen Kunstgriff erwiderten 
die Österreicher ihrerseits ebenfalls durch abgeschickte Parlamentärs. 

Am 18. traf die fünfte Colonne der ersten russischen Armee am 
Inn ein, und es waren nun in und um Braunau 44 russische Bataillons 
versammelt, denn die Cavallerie und Artillerie hatte der Infanterie, 
welche auf Wagen geföhrt ward, so schnell nicht folgen können. Der 
kais. russische GL. Graf Kntusov übernahm den Oberbefehl über das 
russisch-österreichische Corps, dessen Ordre de bataille die Beilage 32 



by Google 



107 

enthält Bei ihm befand aich der FML. Grat Merveldt, der vorläufig 
die Dienste des Qeneral - Quartiermeiatera versah. Er war früher be- 
stimmt, vier bei der russischen Armee eingetheilte leichte österreichische 
Cavallerie -Regimenter zu befehligen , und war auf der Reise in das 
Hauptquartier des Erzherzogs Ferdinand auf das Kienmayer' sehe Corps 
geatossen. Da ihm der Weg zu der österreichiBchen Haupt-Armee 
bereits abgeschnitteii war, so begab er sich nach Braunau in das 
rusaische Hauptquartier, wo er aieh bald das Vertrauen des Qenerak 
Kutuaov zu erwerben wusste. Koch hatte man von den unglücklichen 
Ereignissen bei der Haupt -Armee keine Nachricht und wähnte nur 
Kienmayer's Verbindung mit derselben, durch das Bemadottiscbe Corps 
unterbrochen. An der Wiederherstellung dieser Verbindung schien Alles 
zu liegen. Der Graf Merveldt bot daher seinen ganzen Einfluss beim 
rusaiachen Oberfeldherm auf, ihn zu einer Angriffabewegung zu be- 
stimmen, um entweder durch Bemadotte's Verdrängung, oder durch 
einen Übergang auf das Unke Donau -Ufer die Verbindung mit der 
Haupt-Armee wieder zu erO&en. 

Doch die Unentschlossenheit des russischen Feldherm hatte bis 
jetzt diese Bemühungen fruchtlos gemacht. Bald wollte er die völlige 
Vei'sammlung seiner Infanterie, bald die Ankunft seiner Reiterei und 
Artillerie abwarten; später machte er neue Bedenken wegen der Un- 
möglichkeit, vor Eintreffen der Equipagen seine Stabs-Officiere beritten 
zu haben, worauf ihm, ausser €0 vom General Strauch herbeigeschafften 
Reitpferden, noch die übrigen von der österreichischen Cavallerie ange- 
boten wurden. 

Am 18. schien es endlich, dass es Merveldt geUngen werde, ihn 
bis zum 21. zu einer Vorrückung zu bewegen. Vor dem 26. oder 26. 
war, nach einem Berichte Merveldt'a, kaum zu erwarten, die russische 
Armee in ernstlicher Bewegung zu sehen. Man erhielt an diesem 
Tage Nachricht von den am 11, über den Feind errungenen Vorthei- 
len, zugleich aber auch Über das unglückliche Gefecht bei Wertingen. 

Da man zur Sicherung der freien Schifffahrt auf der Donau die, 
wie man wusste, mit 150 Bayern besetzte Feste Oberhaus bei Passau 
zu nehmen beschlossen hatte, so rückten zwei Bataillons Feterwardeiner 
auf dem linken Inn-Ufer nach Schärding, um, vereint mit den Russen 
unter General Schönthal, sie enge einzuachlieaaen. 

Gegen Mittag empfieng FML. Kienmayer von dem bayerischen 
General Wrede ein Schreiben ohne Datum, in welchem dieser ihm 
anzeigte, dass bei der Capitulation von Memmingen 11 Bataillone, 
und in Ulm 25.000 Mann Österreicher in Kriegagefangenaohaft gerathen 
wären, und man zur Übergabe der Nicht-Streiter und Weiber einen 
Ort bestimmen möchte. So wenig Glauben man Anfangs diesen Nach- 
richten beimasB, so machten aie doch einen grossen Eindruck auf den 
russischen Oberfeldherm, der jetzt dadurch immer mehr in seinem 

Digilizedby Google 



ZögeruDga-Systein bestärkt ward Tmd einen triftigen Qmnd zu seinem 
vorsichtigen Benehmen um ao mehr fand, als man über die Bewegung 
und Stellung des Feindes gar keine oder nur sehr mangelhafte und 
widersprechende Nachrichten hatte. 

Ein hofkriegsräthlicher Befehl vom 16. October hatte dem FML. 
Grafen Merveldt den Oberbefehl des Eienmayer'schen Corps anvertraut 
und Kienmayer augewiesen, sich in das Hauptquartier des Erzherzogs 
Ferdinand zu begeben. Der Hofkriegarath bUligte jedoch auf Mer- 
veldt's Vorstellung seiner NützUchkeit, um die Person Kntusov's bei 
dem er die Gteechäfte eines General - Quartiermeistera versah, daas 
Hohenlohe (der gleich Kienmayer älter im Kange war als Merveldt) 
das Commando der österreichischen Truppen am Inn fortführe, worüber 
dem FML. Merveldt die Oberleitung vorbehalteu blieb. 

Kienmayer übergab daher am 18. den Oberbefehl an den FML. 
Fürsten Hohenlohe, und da der Weg zu dem Hauptquartiere des Erz- 
herzogs Ferdinand gesperrt war, so gieng er in das russische ab. In 
diesem stand General Strauch dem Geschäfte des General-Commando's, 
General Crenneville der Detailkanzlei vor. 

Endlich hatte der Entschluss zu einer offensiven Vorrückung 
über die Bedenkhchkeiten des russischen Feldhem gesiegt. Am 19. 
langte der Befehl an, den Obersten Mesko mit acht Bataillonen und acht 
Escadronen vor Mühldorf stehen zu lassen, mit dem Corps aber über 
Nenmarkt und Eggenfelden nach Vilshofen an die Donau vorzurücken, 
wohin die russische Armee folgen sollte, um die unterbrochene Ver- 
bindung mit der Haupt-Armee wieder herzustellen, von der man glaubte 
dass sie bei Ulm auf das Unke Donau-Ufer übergegangen sei. 

Nachmittags kam aber durch einen Courier der Befehl aus dem 
russischen Hauptquartier, dass, weil Napoleon in Verbindung mit Ber- 
nadotte gegen Hohenlinden heranrücke, die angeordnete Vorrückung 
zu unterbleiben habe, und das Corps sich auf Tittmoning und Burg- 
hausen zurückziehen solle. 

Allein die Ruhe, die bei den feindlichen Vorposten herrschte, 
und deren ganzes Benehmen stand im Widerspruch mit diesen Nach- 
richten; der Corps- Co mmandant beschloss daher, seinen Rückzug um 
80 weniger zu übereilen, da ihn die Vorposten noch frühzeitig genug 
von dem Anrücken des Feindes benachrichtigen konnten. 

Dem Commandirenden wurden wiederholte Berichte über die 
Lage der Dinge gemacht, jedoch für den Fall des Rückzuges die 
Disposition getroffen, dass Oberst Mesko mit acht Escadronen und acht 
Bataillonen als Vorhut bei Mühldorf stehen bleiben, die Truppen in 
Neumark"; aber sich auf Ebrharding zurückziehen sollten, und zwar in 
gleicher Höhe mit dem General Nostitz, der seinen Rückzug am Unken 
Ufer des Inn's auf Neu-Otting zu nehmen angewiesen war. Die Posten 
am Ober-Inn sollten den Fluss leicht besetzt halten; im Falle aber 

Digilizedby Google 



der Feind einen Haupt-Übergang versuchte, sollte der Posten zu Krai- 
burg auf Hohenwarth, der zu Waaserburg auf Altenmarkt und der zu 
Roaenheim auf Seebruck zurückweichen, um die Stellung hinter der 
Alz zu besetzen. 

Nehat den 44 russischen Bataillonen war nun auch der noth- 
wendigste Theil ihrer Artillerie eingetroffen; den 22. wurden 40 Es- 
cadrons erwartet 

Die Ordre de bataille des österreichischen Corps ist in der Bei- 
lage 32 angegeben. Die österreichischen Parteien streiften zu dieser 
Zeit bis Lajidahut und über Regeosburg, die feindlichen bis Haag. 
Das äiegende Corps dea Obersten Radivojevich war bei Landau ver- 
sammelt. 

Da die Vorposten-Rapporte durchaus noch keinen feindlichen 
Angriff vermuthen lieaaen, so achrieb der FML. Merveldt in der Kacht 
des 20. an den Fürsten Hohenlohe: er hoffe die rückgängige Bewegung 
zu hintertreiben, ja die Russen zu einer Vorrücknng zu bewegen; er 
möge daher aeinen Rückzug nach Burghausen ao lange als möglich 
verzögern. Da aber Nachmittage 2 Uhr noch kein Gegenbefehl zu- 
gekommen war, trat das Corps, der entworfenen Disposition gemäss, 
seinen Marsch gegen die Alz an. Doch schon bei Alt - Otting er- 
reichte den Fürsten Hohenlohe der Befehl, bei Mühldorf mit den Vor- 
posten, bei Ampfing alle Truppen in ihre vorige Stellung zurück- 
zuführen, was zum Theü noch denselben Abend, zum Theil aber erst 
am 21. Früh geschah. 

Zugleich erhielt der Corps - Commandant von dem russischen 
Ober-General eine Dislocation, die eine allgemeine Vorrückung vor- 
auBaetzte, indem die ganze vereinigte Armee enge Concentrirungen 
hinter dem Inn beziehen sollte. In der Gegend von Alt-Ötting war 
der Ällarmplatz auagewählt 

FML. Kienmajer traf am 22. wieder aus dem ruasischen Haupt- 
quartier ein, nachdem ihn ein hofkriegsräthlicher Befehl bestimmt hatte, 
daa Corpa-Commando ao lange wieder fortzuführen, bis FML. Merveldt 
in seiner Eigenschaft als General-Quartdermeister im mssiachen Haupt- 
quartier entbehrlich sein würde. 

Neuerdings fand man auf den Vorposten einen Brief des bayeri- 
schen Generals Wrede, der die Übergabe Ulm's den bayerischen Land- 
stfinden verkündigte. Auch Reisende bestätigten diese Nachrichten. 
Dadurch ward der Commandirende , dessen Voraicht ihn zu keinem 
energischen Entschluss kommen lieas, bewogen, die allgemeine Vor- 
rückung noch um einen Tag zu verschieben. 

Am 23. Abends erhielt Kienmayer die Disposition zu einer Vor- 
rücknng auf Eggenfelden, wohin sich die russiache Armee in zwei 
Colonnen über Marktel and Edermanning in Marsch aetzen, und auf 
dem rechten Ufer der Roth bivuakiren sollte. Eiemnayer'B Vorhut sollte 



by Google 



Vilsbiburg, seine Haupttruppe Neumarkt erreichen, Oberst Mesko bei 
Ampfing stehen bleiben. Doch an diesem Tage Abends traf auch 
FML, Mack auf der Reise nach Wien im Hauptquartier Braunau ein. 
Seine Ankunft änderte plötzlich die Lage der Knga Durch ihn erfahr 
man zuerst ofSciell das traurige Schicksal der Armee in Deutschtand, 
zu deren Rettung nun keine offensive Bewegung mehr unternommen 
werden konnte, da sie aufgehört hatte zu sein. Jede Vorrückung 
würde die Armee dem unvermeidlichen Lose der Umgehung auf ihren 
Flügeln ausgesetzt haben ^ die Linie des Inns aber war zu ausgedehnt, 
um sie behaupten zu kännen. 

EutuBOv beschloss also, die kürzere und auf den Flanken mehr 
gesicherte Vertheidignngslinie der Fnns zu beziehen , vor der Hand 
mit der Hauptmacht nach Lambach zurückzuweichen und den Ina 
nach Ahbrennung aller Brücken durch die österreichischen Truppen 
leicht besetzt zu halten. Zu dem Ende ward noch in der Nacht 
vom 23. auf den 24. die beschlossene VorrOckung auf Eggenfelden 
widerrufen. 

Alle auf dem linken Inn-Ufer sich befindenden Truppen erhielten 
Befehl, sich auf das rechte zurückzuziehen. Man hatte Kundschaft er- 
halten, dass Napoleon den Plan habe, die Armee am Inn, wie jene 
in Schwaben, durch einen concentri sehen Angriff aufzureiben, nämlich 
durch Umgebung ihrer Flügel, während sie in der Front nur be- 
schäftigt würde. Diese Nachricht bestärkte umsomehr den Comman- 
direnden iu seinem Entschlüsse, den Inn zu verlassen. 

Alle jenseit befindlichen Truppen bewerkstelligten ihren Rück- 
zug am 25., wobei sie die Brücken von Mühldorf und Neu-Ötting- 
hinter sich abbrannten, so dass Hohenlohe in und bei Burghausen, 
der Rest des Corps mit Ausnahme der am Ober-Inn zurückzulassenden 
Truppen in Marktel, Alt und Neu-Ötting cantonnirte, um am 26. über 
Marktel, wo auch die Brücke in Flammen gesetzt wurde, hinter den 
Inn zurückzugehen, was die bei Neumarkt gestandenen Truppen über 
Braunau ausführten. 

Am 25. Früh um 4 Uhr nahm ein Bataillon Peterwardeiner 
unter der Leitung des Oenerala Crenneville mittels Leiterersteigung die 
Feste Oberbaus bei Passäu, wobei 1 Hauptmann, 4 Officiere und 
120 Mann Bayern uebat 6 Kanonen und einigen Vorräthen in die 
Hände der Österreicher fielen. Doch konnte aus dieser Eroberung 
kein weiterer Vortheil gezogen werden. Es fehlte an der nothwendigen 
Zeit, die Feste zu einer Vertheidigung in Stand zu setzen; ihre Be- 
satzung wäre wahrscheinlich aufgeopfert gewesen. Auch war es nicht 
dnmal thunhch, die Werke zu sprengen. 

Dem Peterwardeiner Bataillone wurde für diesen gelungenen 
Überfall, das Loh bewiesener Tapferkeit und eine fOuftägige Qratia- 
lohnuQg zu Theil. 

Digilizedby Google 



111 

Der Rittmeister Scheibler von Merveldt-Uhlanen , der mit einem 
Commando in der Gegend von Straubing streifte , blieb zwischen 
Deckendorf und Straubing stehen und konnte sich je nach UmBtänden 
über eine oder die andere BrUckc anf das linke Donau-Ufer ziehen. 

Am 25. brach die erste russische Colonno nach Ried auf. Ihr 
folgte, mit dem Hauptquartier und der Nachhut vereinigt, am 26. die 
zweite ebenfalls nach Kied imd von da nach Lambach. 

Die Stellung der österreichischen Truppen am Inn war am 27. 



1. Vom Einäuss des Inns in die Donau längs desselben bis 
Obemberg, unter General Graf Nostitz, 4 Bataillone, 10 Escadronen. 

2. Von Obemberg aufwärts längs dem Ino bis zum Einäuss der 
Saiza, unter General Schustek, 2 Bataillone, 10 Escadronen. 

3. Vom Einfluss der Salza bis Neu-Otting, unter Oberst Baron 
Graffen, 2 Bataillone, 6 Escadronen. 

4. Von Neu-Otting bis an die Grenze Tirol's, Oberst Baron 
Mesko. 

Ein Viertel dieser Truppen war aul Vorposten, ein Viertel auf 
Unterstützung, die Hälfte als Eoserve aufgestellt, und zwar jene des 
Grafen Nostitz nächst Eaab auf der Linzer Strasse; jene des Generals 
Schustek und des Obersten Graffen bei Altheim auf der Rieder Strasse; 
jene des Obersten Mesko bei Trosburg. Ein Bataillon Wallachisch- 
Illjrer wurde nach Salzburg, das andere nach Strasswalchen entsendet, 
wo sie spätestens am 29. eintreffen sollten. 

Das Haupt -Corps war im Marsche nach Lambach, und zwar 
unter Kienmayer 10 Bataillons, 14 Eacadrons auf dem Wege von 
Braunau nach Ried; mit Fürst Hohenlohe 7 Bataillons, 16 Escadrons 
(7-) auf der Salzburger Strasse nach Frankenmarkt, von wo die letzteren 
in vier Märschen naeb Steyer weiter marschiren sollten, um den linken 
Flügel-in der Stellung an der Enns zu bilden. Zugleich mit Hohenlohe 
Bellte die ganze russische Armee am 28. Über Wels, am 29. bei 
Ebelsberg, am 3Ö. bei Enns anlangen und in Verbindung mit Hohen- 
lohe die neue Vertheidigungs-Linie besetzen. Würde der Feind den 
Übergang über den Inn erzwingen, so sollte sieb General Nostitz nach 
Ebelsberg, General Schustek über Ried nach Lambach zurückziehen. 
Man hielt- es fttr nöÜiig die Armee von Tirol zu verstärken, Oberst 
Mesko erhielt also den Befehl, im Falle des Rückzuges die bei sich 
habenden 6 Grenz -Bataillons und 2 Escadrons Liechtenstein-Huszaren 
unter Major Frehlich nach Salzburg zu bestimmen. Dort werde General 
, Szenassy die aus den sechs Grenz - Bataillons gebildete Brigade be- 
fehligen und mit ihr dem Armee-Commandu von Tirol untergeordnet 
Ein Bataillon mit den zwei Escadrons Huszaren habe er nach Ischl 
zur Vertheidigung des dortigen Passes zu entsenden. Auf seinem 
ferneren Rückzüge über Laufen und Strasswalchen sollte Oberst Mesko 

Digilizedby Google 



112 

das im letzteren Orte steheode Bataillon Wallachisch - Illyrer an sich 
ziehen, und mit diesen und den noch übrigen sechs Eaeadrona über 
Vöklabruck, Ghnnnden und Kirchdorf sich nach Windischgersten wen- 
den, um den Fass daselbst zu vertheidigen. 

In Folge dieser Disposition waren die Truppen zum Theil schon 
in ihren Aufstellungen angelangt, zum Theil noch in Bewegung dahin, 
als am 27. ein hofkriegsräthliches Rescript anlangte, das alle diese 
Bewegungen missbilligte. Der Hofkriegsrath gieng von der Ansicht 
aus, da*8 wenigstens der obere Inn und Salzburg behauptet werden 
könnten, — vielleicht so lange, bis das Heer des Erzherzogs Carl, das, 
wie man selbst gestand, wenigstens einen Monat bedurfte, und die 
Verstärkung der Russen, deren sechste Colonne am 13. November in 
Krems eintreffen sollte, sich mit den am Inn stehenden Truppen 
vereinigen konnten. Durch die Vertheidigung der Salza hoffte man 
diesen Zweck zu erreichen, auch dann, wenn Kutusov den unteren 
Inn verlassen hätte. Sollte nach dem hartnäckigsten Widerstände das 
Corps zur Verlassung des oberen Inn's und Salzburg's gezwungen 
werden, so sollte sich die Cavallerie mit den Bussen auf der grossen 
Strasse nach Wien zurückziehen, — zu ihrer Aufnahme unter den 
Befehlen des Fürsten Auersperg ein Corps von 15, grösatentheils neu- 
gebildeten Bataillonen und dem Szekler Huezaren-Re^ment in Streng- 
berg aufgestellt werden, — die Infanterie aber, in vier kleine, aus 
3000 — 4000 Mann bestehende Colonnen getheilt, sich auf den ver- 
schiedenen nach Steiermark führenden Strassen in die Gebirge werfen, 
um von dort aus das Vordringen eines feindlichen Heeres zu be- 
unruhigen und wo möghch zu verhindern, im schlimmsten Fall aber 
sich gegen Leoben ziehen, um sich mit dem Heere des Erzherzogs 
Carl zu vereinigen. 

Dieser Disposition zu Folge erhielten die in Marsch l)egriffenen 
Truppen Befehl zu halten. 

Das ganze Corps zog sich am 28. bei Friedburg und Strass- 
walchen zusammen, nämlich des FML. Hohenlohe 7 Bataillone, 16 Es- 
cadronen bei Strasswalchen, die zu Ried gestandenen 10 Bataillone, 
14 Eseadronen bei Friedburg. Zugleich Hess Kienmayer Lauffen und 
Tittmoning von Strasswalchen aus besetzen und traf alle Anstalten 
ztir Vertheidigung hinter der Salza. 

Sobald Napoleon seine Streitkräfte in und um München versam- 
melt hatte, setzte er dieselben gegen den Inn in Bewegung. Bemadotte 
traf am 26. bei Sprengelbach und Staudbam ein, und seine Vorhut 
erschien auf den Hohen von Wasserburg. 

Davoust verliess Freising und stand am 27. vor Mühldorf; ihm 
folgte Mnrat mit der Reiterei. Lannes traf am 27. auf der Strasse 
von Landshut vor Braunau ein; Soult folgte ihm am 28.; Marmont 
stand bei Vilsbiburg. 

Digilizedby Google 



Sobon Ungten voa verEtdüedenen Seiten h^ Kacfarickt«ä asr^ daU 
dia FrüBiBOsen am 27, dan Übergang brä' Wasaarborg erBWtu^an 
Iiättem, aJfi notüi- immer ketne Meldung des Oberstea Mesko eingslau&a'. 
vmrt Endlich' in der Nat^t' vor d<em 3ß> traf sein' Benloht ein, daas 
er' BÜAi nadi Tro^berg geBogen habe , aia 29. IVuh die beattmmt»! 
Tr^ipau nach SalzhuFg senden verde, sich Belbst aber über Lauffe» 
auf Strasswalchen zurückziehe. 

Aim 29. Fräb stand djaa Cot^a nooh ruhig in gelner Stellung. 
Kmi hatte die set^ Orremsdier-BataiUofi» von EViodburg nwA StrasB- 
w^ciieo. gesogen» weil' man ßlr den linken Ftfigel mehr besorgte; der 
Feind hatte unterdessen bei Mühldorf den Übergazi^ erzwungen und 
die Ertiche hergeHtdlt. Nun laugte die Ueldui^ tob 0«neEal Scfanstek 
auf. dass dw Feind scüoa am 36. Ui, kl«ineD' Trupp» die Salaa hei 
BorghaniseD tlbeaetxt habe, and! sieh mit d'er ffersjieUang den Brücka 
beschäftige. Der- ä^aetuJ er^lt ßefeUf ct«a Feibd zurückKWweifen. 
"Ejas darauf kam> von dem. sieh noch im I2auptQ[u:ar.tier bedüdendan-. 
Corps-Commandanten der Befehl an, mit den ganaen Coi^ tiadi> 
Sala&urg au niair8^it:an. Es waD eis grosses ^iück^ daas., dieser Befehl 
nicht vor Abends ausgeführt werden konnte, weil mau auf den- Obersten 
Meiki» wartrai nHiaste-, denn schon ani' 30. in der Frtih rückte Bern», 
dotto in Salzbui^ ein, von wo sl<^ SumiABBjt gegen des Pass Luog 
zurückzog; dtft f^ranaöaen wäpeB' sonst vor- dem- Corps in Sälzbniig' ei»- 
getroffen^ und die auf einen weitläufigen Vorpostönliaifi^vaFdieiUeaGreri»- 
Baitaillon» wUrdea tfanen m die HSndo gefallen smb. 

Sä. Hajestät dec £iAis4r^am' 26. in W^ eingebroffen, gemhte, aCaM 
der TOiQ. Ibfkriegsratlt! entvorfboont bereiM' mi^etheitten' Dispoiitinn, 
am 29. die Vollziehung der folgenden anzuordnen,. wdelW'dem>Govpff iat 
SGraBsnuichen. l^achmittags- mihtau: Die' iruBSJschen Tr«f)peD steUea sich 
zoc Auinafasie dar 4>aterreiehi«chsB , w^be n^ötlugenftifift die Airi^a»- 
gania maciieD,. bei Lombaieb aui^ aiehea aber iluta> ganse Bagage and, 
di» (dwafiOsaige ArtiUeiäe bis hinter die Enna. 

Von den österreichi sehen Truppen mar8chIi'eai4BfttaiUone'Z)bUtBchr 
mentei^ SJoaef Cellorado, S£«ciuir«s«ttiKftsaa)t>(i?llriaAHere, ^EseaiäitoiieQ 
Lothnihgent aber UattigbolaQ -aaah £iamb)wh„ 

Wenn> diese Coloone itt Lambeeh eingetroftw iM, a^ kann, die, 
dort lagernde ruaaische Colonne, bestehend aus dem ersten TjeÄem 
undi der Avantgarde», auf Wcdv jen»' -ron Wel» abetr, dba zweite 'Bseffen 
und daa> Gon^e de reawve bildend» OMif MitUbttg' abrOckeD, wühmebd 
diene ez^^duris äatemeiobiselie. Oolonne, von LualMcb aaehi Keemn- 
münstw' mariuhirt undi dssellktti so: lange atehäOi bleibt, bis die Mmr- 
stände nöthig machan, di» vHiiiaKäBte> Amoeb hirtto^ du; Edüs Burüoh* 
ziehen. 

Die übrigen österreichischen Truppen, bestehend aus 26 Bataillons 
und 44 Escadronen, werden folgendermassen rertheilt: 6 Bataillone 

öiterr. mllltaT. Zelticbclft. IBIS. (Feldmi ISOS.) 8 

D,9,l,zedbXTOO^[e 



tiDter Szenässy nebst dem Salzburgischen Bataillone ziehen sich ans 
der Gegend von Wasserburg, Rosenheini, Kraibnrg bei Salzburg zu- 
sammen, wenn der Feind den Inn forcirt, und sind bestimmt, über 
Halleiu and Werfen sich gegen Rotteumann zurückzuziehen, um die 
rechte Flanke und den Rücken des Heeres von Tirol zu decken. 
FML. Ohasteler erhielt den Befehl, dieser Colonne zwei Escadrons 
zuzutheilen. 

Die Nachhut des Obersten Meeko (3 Batwllons und 8 Escadrons) 
bleibt zu Trostberg und hält, noch verstärkt durch die zwischen Rosen- 
heim, Wasserburg und Kraibnrg vertheilten Bataillone, den Inn von 
Rosenheim bis Mühldorf besetzt. 

Der etwa nöthig werdende Rückzug geht mit 2 Bataillons und 
6 Escadrons über Dittmoning, Mattighofen, Friedburg, Vöklabruck, 
Vordorf^ Frauendorf, Weyer hinter die Enns. Zur Deckung der linken 
Flanke wird Major Fröhlich von Liechtenatein-Huszaren mit 2 Es- 
cadrons imd 1 Batterie über Ischl, Seeberg, Steinfelden, Kuhdorf tmd 
Gförzenbur^ enteendet. 

Die Nachhut des Generals Schustek bei Ältheim (4 Bataillons 
und 12 Escadrons) hält den Inn von Mühldorf bis Obemberg besetzt 
und zieht sich im Nothfalle auf der geraden Strasse von Braunau 
gegen Enna zurück. Die ArriÄregarde des Generals Nostitz bei Schär- 
ding mit 4 Bataillons nnd 10 Escadrons zieht sich mit 3'/, Bataillons 
und 8 Escadrons auf der Strasse von Schärding und Paasau nach 
Linz, nöthigenfalla hinter die Enna zurück, schickt aber eine kleine 
Colonne von einem halben Bataillon und 2 Escadrons von Schärding 
über Riedau nach Wels zur Erhaltung der Verbindung mit der Colonne 
des Generals Schustek. 

Zur Aufnahme dieser kleinen Colonne werden bei Ried 4 Bataillons 
und 10 Escadrons aufgestellt Bei dieser Abtheilung, der Matte seiner 
Nachhut, hat der FML. Graf Merveldt zu bleiben und zu seiner Auf- 
nahme noch 6 Grenadier-Bataillons unter General Mondet bei Haag 
als Rückhalt aufzustellen. 

Es versteht sich, dass alle diese Colonnen untereinander in Ver- 
bindung bleiben und sieb auf gleicher Höhe zurückziehen. Diese 
Nachhut, sowie die ganze Armee sucht dem Feinde nicht ohne Noth 
zu weichen. 

Die Hauptabsicht bleibt, diese Armee ungeschlagen mit der 
nachrückenden österreichisch -russischen Verstärkung zu vereinigen und 
den Feind wieder über den Rhein zurückzuwerfen. Die ganze Bagage 
muss bis in die Gegend von Krems zurückgesandt, und hinter der 
Enns eine Stellung gewählt und verschanzt werden. 



by Google 



Die Armee verlässt den Dm. — Übergai^ der Franzosen. 

Die FortBchritte dos Feindes hatten indessen die Ansföhrung 
dieser Disposition imthunlich gemacht, indem das Reiter-Corps Murat's 
bereite bei Burghansen über die Saiza nnd bei Braunau Über den Inn 
gegangen war. Murat'a Vorhut erreichte am 30. boi Merabacb den 
österreichischen Nachtrab unter General Schustek, der dadurch in 
Front und Flanke hedroht war, und drängte ihn gegen Ried, wo die 
auf den HOhen schnell aufgestellte Reiterei die sich zurückziehende 
Infanterie aufnahm. 

Nachdem die Dragoner -Division Beaumont nachgekommen war, 
griff Mnrat neuerdings an, warf die österreichische Reiterei nnd gewann, 
mit ihr vermischt, das Defil^. Ein mörderisches Infanteriefeuer, mit 
welchem die Franzosen hier empfangen wurden, und die einbrechende 
Nacht verhinderten die weitere Verfolgung. Es galt hier einen raschen 
Entschluss. Nachdem noch in der Nacht alle Vorposten eingezogen 
waren, und man die bestimmte Nachricht von dem Eintreffen des 
sechsten Bataillons in Salzburg erhalten hatte, marschirte das Corps 
am 30. nach Vöklabruck. 

Man hatte über das Vordringen des Feindes gegen Lambach 
noch keine bestimmte Nachricht; es war durchaus nicht rathsam, mit 
dem ganzen Corps gegen Lambach zu marschiren, um dort die Traun 
zu übersetzen. Der Feind konnte schon Lambach besetzt haben, und 
dann würde man in eine missliche Lage gerathen sein. 

Am 30. Nachts um 12 tJhr brach das Corps auf. Man liess dto 
ganze Infanterie mit den beiden Cürassier-ße^meotem, unter dem 
Befehl des Fürst Hohenlohe, tlber die Trannfall - Brttcke gehen, nnd 
nur General Kienmayer nahm mit den beiden leichten CavaUerie-Re- 
gimentem Merveldt und Graf OTleilly seinen Weg nach Lambach. Um 
nöthigen Falls diesen beiden Re^mentem den Rückzug über die Traun- 
fall-BrUcko zu sichern, liess Fürst Hohenlohe ein starkes Detachement 
Infanterie zu ihrer Auinahme bei der Brücke stehen, welche zum 
schnellen Verbrennen vorbereitet ward. 

Fürst Hohenlohe stellto sich mit der Haupttruppe zwischen Wims- 
bach und Steiuakirchen auf und sandte zur Unterstützung der zurück- 
weichenden Nachhnt zwei Bataillons Gyulai und eine Division Cüras- 
siere auf dem rechten Traim-Ufer an dje Lambacher Brücke; Oberst 
Hesko nahm Stellung bei Gmunden. 

Unterdessen hatte der Feind schon den Genoral Schustek bis 
hinter Haag zurückgedrückt, wo dieser eine Aufstellung nahm; ihm 
gegenüber stellte sich Murat bei Ha^ auf, das 3. französische Corps 
zwischen Haag und Ried. Am 31. griff er ihn daselbst mit überlegener 
Macht an und drängte ihn mit grosser Schnelligkeit gegen Lambach. 

-?* 

Digilizedby Google 



IW: 



ejejfeqW. bei I^afli^KW^h, 

Die rqsBi^he Haupt-Anaee war bereits gegen Wel^ ai^gelirqclieii, 
und die, Nachhat üv Begriff, ihr T^i folget), als die l|lelduqg ypn der. 
bedrängten Ii>age des Generals Scho^ek in Lambach eintraf wo aicb 
Herveldt befatid. Mit gro^Mer Mühe gelang es ihm, K!utusow z«, be- 
weg«», 8. Bataillons ruBni^cher Jttger ^ zur UateratütBung der. hedrängtan 
Nachhut zu^ckxulasBien, wovon, i^wei auf hi^kem Wege T;On Hafig 
nach Lämhadi, ä\p bei4«p audem zu deren Aufnahme a,uf der St^asae 
rückwärts, und vier als Reserve hinter Lambach auf i<tT Strasse gegen, 
Wels aufgoateJUt wurdui. Allein nun weigerte sich der russische G-emeral, 
Beine Truppen in ei|t Q«£aeJit I™ vierwickeln, und ^vx die ErklSrong 
des Generals Merveldt: dasa eöne Armee, d|ie a^ch qicht: schlagen wolle,, 
TdD keinem Nutzen sei, bestun^ten den die russische Nachhut com-;, 
maüdirmden Fürsten B^fatLon, die beiden Bataillons unter General- 
Culanius gegen Haag vorfilokan zu. l^saep. 

IndeBfen hatte Murat die luEanterie'p^vision Biaaon des. 3. Corps, 
an sich ge^og^ ; seilte AngriKe wurden gegen X; Uhr heftiger, lu^d. 
die zurückweichende Nachhut, endlich auch^ die beiden russj^^heii 
Jftger-BataiUonS zurflckg^drängt, die iqi^ T^)er B^treitwilligkeit sich 
zweimal iiüt dem Bajonn^te ttn£. den Feind i '^ai^en, schliesslich «h,^- 
ebenfalls in; Unordnung gerieüien und ^liT^ck^ch^ Dar öepejal, 
Meryeldt begab sich selbst' vor, U|id es. gel^g ihm, einige Ahtheiluitgept. 
Infanterie and C^vaUerje zu ean^neJn^ un^ den Feind,, de^ schnell, 
gegen das vltn* I^ambach 8i<^ befindepdei Pefij4 yordrftqg, ei^^emnassen 
anf^ohalten. Doch in diesem A^ugenblicke w^ der niBBi3ch& Oherat, 
Graf Go^wkin, welche di^, beiden B^taiUonB cpinmandirte, . IjödtU'^i 
Terwi^döt^ und Obarst Gr^ff^n von ](ape?-Bwzftren.erschpff^eai dadfirch- 
rise. ei^e ai%^mßine Unordnu^ eup,, upd den Co^ip^adirande muaste. 
sich glücklich sßhfllzen, den Kt],ckzug n,ach Lajiibajch wenigsten^ einiger-, 
maese^ i^ Oirdnu^ zu be^«^e|■kBJieUigen. I^a^b^cU ^m:d noch bis. zi^n- 
Anbruch dar N(tcht> behfiupSQt , die Brücke zpr^tört, opd die. Trupj^e 
hinter die Traun zurückgef^rt. 

Die Frfmzoften; vOTlorea hierd^H; achB»)nierwwsde|eft Ct^-flisson, 
dtu^n Ipfftntwi^-Diviaipq i^id die- Djr^ofli^ BjMinnant'B,, die ^ivfi 
Stelliyig, bei, I^amilwh. nah^^ifM DAß' 4i^9|ep zogep, ^fäi iw^ih. Wels, 
aurüfija. 

Die beiden unter Kienmayer iß^ffif, I{E^iib^h, ii}Bra^hi,c^, <^a,-vftl7 
Iflrie^Beg^e^tep. ww^^- glci^ihi hei- ^^r. .^pki^fti ü^ die- Bjrücke 
ge^hickl^ sowie, die ä^serf>|t>ei;wU|ijlj|tQ Nachlfutiwter Glen^ral,.St^ti,3j:^, 
w^icjie bieiWimsVcJi aiufee^li^^t. wafd, upd, sfiitit i»Fpn Öiö bipi^^,jnu. 
gela^e», B^(^9»St vq^ Gffvj^^ «nd daf^. Regiippn^ JobsJUPrlJrftgeB^ 
nirt^,Ötiprpt Mari»?8y, dift Vxirposteniiuip &Vf>. 'echt^ Ttftu^-UfeT.' 1^ 



by Google 



zogen. Qeriei'al 'Kpertrtz, der Bich In gki^er BEöhe mit General Schustek 
zmilckgözogbii batte, stand ath 30. bei Efferdii^, ttUd giei^ am 31. 
eben&UB hlnteT die Tratin naiÄ Sbelaberg. 

Bas Glefecbt bei Lambach nnd der dem Feind dort geleistete 
'Widerstand 'hatten indessen die ^olge, dttes mab Zeit gewann, in der 
Kaöht die tramifall'BMcke zta zerstSren nnd rabig Steltong hinter 
dem FIiiss sitt nehtüen. Aita I. Set»tetiiber hätte sich das russische 
Hadptheer vom Efeelsbelfg üaöh Bnns, 8äb Cdterreichische Corjw nach 
Eremsinühäter smfttckgeizogÄn. 

Die Carvallerie - Dirision Walther -t^on Müraf b Corps besetzte 
Wels. Napoleon's Hauptquartier war in Ked. Die Traun war von 
ihrem Einflnss rn die Dbnaü bis nach Wels von der Nachtat des 
Generals Nostitz, in Verbindung mit einem TheÜ der msäischen besetat 
Bei Lambach stand Oberst Malrisssy mit zwei Bataillons C^ynlai and 
mit Johann-Dragoner, Die Treppen des Ghenerals Schnstek waren in. 
seiner Unterstützung und Auiiiahme bei Steinakirchen aufgestellt. 
Ihnen znnächät, änf^ärts des Flusses, stand Oberst Meskö bei Ghnunden. 

'UnteMesaen versuchte der Feind gegen Naöhniittag, unter dem 
Schutze eines heftigen Kanonen- und Kleingewebriteüers , den Über- 
gang bei Lambach zu erzwingen ; allein durch die BotschloSBenbeit des 
Obersten Mürtasäy ward er mehrmals zurüct^worfen. Endlich gelang 
es ihtb NachioittagB wirklich, unfern des TrauofaÜs flberzUgehwi ; bei 
Wels war dasselbe zu befürchten. Die Vortruppen worden dahw bei 
Steinakirchen zurückgezogen, nnd ihre Unterstütisui^ bei dem Wirth 
iin Holz aufgestellt. Die Nachhut des G-enentls Nostätz stand bei 
(Ebdsberg; Obörst Mesko war den ganzen Tag hindurch nicht vom 
Feinde beuiiruhigt worden. 

Die mssische Armee lagerte am 2. mit ihrem ersten Tr^fTen 
■zwischen Enns Und Strengberg, ihit dem zweiten Treffen und der 
Reserve bei Strengberg, wo auch das Hauptquartier war. Die Nach- 
tut müt den Truppen des Glenbrals Nostitz hielt noch Euns besetzt 
Das «steireichische Armee-Corps zog sich nach Steyer zurück, und 
die Vtirtreppen besetzten die Kreins. Oberst Mesko gieng nach Kirch- 
'flbrf, um den Windischgerstner PasB zu decken'; er hatte sich nOthigen- 
falls nach Bottenmann zurückzoziehen , wo er si(A voreint mit der 
-Abtheilung des Ischler Passet aufstellen soBte. Die beschwerlichen 
MärBcbe ääd öfterer FuttwTnangel hatten die zu jungen , der An- 
strengung Hi^ewohnten Pferde der Artillerie so entkräftet, dass man 
trogen FortsdiaffijBg ä'er Beswve in Verlegenheit kam, umsomehr als 
trotz aller Milbe nH*r sehr wenige Vorepannspferde aufzubringen waren. 

Am 3. Nachmittag hatten sSinintliche Vortruppen das linke Enns- 

Ufer dfflr Übermacht deis PeÄudeB geräumt Nöstitz sammt der russischen 

iSachhiit war bei Enn's auf das re<Ate Ufer übergegangen und haitte 

' die -BrUtike zer^Srt. Die bei Hremsmttnster gestaadene KacbliTit hatte 



118 

sich auf Steyer gezogen. Nor ein Commaiido von drei Compagnien 
Job. Colloredo and 30 Huszareo Btreifle noch zwischen der Eons und 
der Steyer und konnte sieb im Falle der Noth auf die Äbtbeilung des 
Obersten Mesko zorackziebeo. 

Ss waren von Wien wiederholte Befehle zur Vertheidigung der 
Enns eingetroffen. Zwei Handbillete des Kiüsers vom 4. und 6. an 
den General Kntusow empfahlen ihm, mit grösster Standhaftigkeit da» 
rechte Enns-Ufer zu behaupten und nur dann zu weichen, wenn des 
Feindes Überlegenheit keine andere Wahl übrig liesse. lin letzteren 
Falle sollte der Ruckzug Schritt ftlr Schritt nach Krems genommen 
werden, wo man an einem doppelten Brückenkopfe arbeitete. Der 
FML. Herreldt ward dem msBischen Obergeneral abi Q-eneral-Quar- 
tiermeister zugesichert, mit dem letzteren dieser Handbillete jedoch 
gemeinschaftlich mit ihm der FML. Schmidt als solcher zugeschickt 
Merreldt sollte vorzüglich den Vorpostendienst leiten. Schmidt traf 
den 6. bei Kutusow ein. 

Die Vertheidigung der Enns ist gegen einen von Westen vor- 
dringenden Feind schwierig. Die wichtigsten Übergangspunkte sind: 
Eons, Steyer und Temberg. Das Enns-Thal ist sehr enge. Von Tom- 
berg bis Enns wird das rechte Ufer ganz von dem Unken beherrscht, 
Bo dasa von diesem selbst die durch das Thal nahe am Flusse fort- 
laufende Strasse mit Kleingewehrfeuer in der grOssteu Nähe beunruhigt 
werden kann. 

FML. Merreldt hatte den mUndlichen bestimmten Befehl Sr. 
Majestät erhalten, seine Streitkräfte nicht von jenen der Rassen zu 
trennen, was er jedoch als sein Geheimniss behielt und selbst den ihm 
zugetheilten Stabsofficieren des Quartienneisterstabes nicht mittheilte. 
Seine eigene Ansicht war, im Falle der russische Ober-O-eneral sich 
hinter der Enns zu schlagen nicht gesonnen wäre, blos die vier 
Bataillone unter Kostitz und die der russischen Nachhut zugetheilten vier 
Reiter-Kegimenter mit den Russen vereinigt zu lassen, mit allen übrigen 
österreichischen Truppen aber die Strasse auf Altenmarkt und Leoben 
zur Rückzugslinie zu wählen, um damit die Flanken der nach Wien 
vordringenden französischen Colonnen zu bedrohen und den Feind 
zur TheUnng seiner Macht zu veranlassea. Merveldt stellte die Noth- 
wendigkeit dieser Bewegung in einem Schreiben vom 2. Kovember 
aus KremsmUnster dem Holkriegsrathe mit der Bemerkung vor, dass 
er die Entscheidung hierflber noch immer zeitig genug erbtüten könne, 
um sich im Falle der Missbilligaog dieses Entschlusses von Seite Sr. 
Majestät von Edlau oder Weyer Über Wwdhofen, Qaroing, Pui^stall 
nach Kemmelbach, oder von Tümitss über Lilienfeld nach St Polten 
oder über Kaunberg nach Wiener-Nenstadt zu wenden- Er erhielt die 
seinen Entschiusa missbilligende Antwort vom S. November erst am 10. 
Früh za Fronleiteo, aber bereite am 7. zu Neufaaua eine Zuschrift des 

Digilizedby Google 



FML. Schmidt, der ihm Sr. Majestät Willen bekannt gab, dass Kntu- 
sow in die Offensive übergehe, weshalb sich demnach Merreldt nicht 
VOD ihm getrennt haben Botlte, weil die ganze Macht erforderlich wäre. 

FML. Merreldt lieea sein Corps folgende Stellung nehmen: FML. 
KienEjayer mit Graf O'ßeilly-ChevanxlegerB, Johann-Dragoner, Nassan- 
und Lothringen- CtlraBsiere in Cantonnirungen zwischen Salaberg und 
Haag, hielt hinter der Fans von Fnnadorf bis Burg Vorposten und 
wollte, wenn Kutnsow nichts Anderes anordnete, in paralleler lUchtong 
mit den Russen zurückgehen, um sich mit ihnen über Waidhofen und 
Kloster Ganüng bei Molk, oder über Frankenfels bei St Polten zu 
vereinigen. 3 Ballone Josef Colloredo in Ennsdorf, 6 Fscadronen 
Ksiser-HuBzaren rückwärts von Fnnsdorf, 2 Bataillone Gyulai zwischen 
£nnsdorf und den Tambacher HOfen, 4 Bataillone Grenzer zwischen 
den Tambacher Höfen und Temberg, 4 Bataillone DeutschmeiBter in 
Temberg, 6 Eacadronen Merveldt-Uhlanen bei Temberg. 

Das Streif-Corps des Majors Süden hielt Garsten und die Vor- 
stadt Steyerdorf besetzt und sollte das Corps auf seinem Marsche 
Enns aufwärts auf dem linken Ufer begleiten. Die Truppen des Ge- 
nerals Nostitz mit der russischen Nachhut standen an der untern Enns, 
ihr Au&ahmsposten eine halbe Stunde vom Flusse auf der Wiener- 
Strasse. Die russische Armee stand in und um Strengberg, wo sich 
auch das Hauptquartier befand. 



Lage WienB und getrofi^ne Anstalten. 

Dunkle Gerüchte hatten schon in Wien ein Vorgefühl des Un- 
glücks verbreitet, das die Armee in Deutschland getroffen hatte. Der 
24. October sollte die schreckliche Gewissheit geben. FML. Mack traf 
am Abend dieses Tages daselbst ein, und seine Ankunft vernichtete 
alle Hoffnungen, mit denen man sich noch geschmeichelt hatte. Die 
Monarchie schwebte in Gefahr, und ihre Lage erheischte gebieterisch 
die kräftigsten Massregeln. 

Man beschäftigte sich seit längerer Zeit mit der Bildung einer 
Reserve-Armee, deren Errichtung und Bewa&UDg jedoch langsam von 
Statten gieng. 

Am 25. wurde befohlen, dieses Corps, das aus 15 Bataillonen 
nebst 6 Escadronen Szekler-Huszaren bestehen sollte, unter dem Be- 
fehle des FML. Fürsten Anersperg als Reserve bei Strengberg auf- 
zustellen. Da aber die von der Armee einlaufenden Nachrichten be- 
wiesen, dasB dieses Corps nicht einmal seine Aufstellung erreichen, 
und diese Verstärknng das zurückweichende Heer keineswegs in den 
Stand setzen werde, dem übermächlägen Vordringen des Feindes Ein- 
halt za thun, so ward diese Anordnung widerrufen, und am 27. erhielt 

Digilizedby Google 



der Herzog Perdinrad von Wttrttembn-g den Olo^-Be&hl -Sber äae 
'in und um Wien su tamBaelnde Corps Von 16 fifttBilionen omd 8 £«• 
cadroDen Oämseieffen, sowie über ^e Vfirdiaidigm^-Airatalbea. Nnr 
daa 'Sze^er-HnBaftren-fifl^ment ward naeb St. Föltnn beordert, mit 
'dfflu Bef^e, eich an dat zoräokwcieheiiäß ^terreioliisbh-mBräc^e Heer 
anzoBchfieaaen, Alle Unterätaiten feindUcker Fürsten, aowie alle Landee- 
kioder obn» bestimmten £rw«rb worden aus Wien eotfemtj aDe Pferde 
imd Scbiäe in BescbUg genommen. Die 3ti7^er-MiHz wurde isnr 
Anfreobduiltimg der Ordnung -nermekrt , and die VOTprovöuitinmg 
WieoB 'anbefohlen. 

Eta Bcfaeint^ dass man hoffte, dar Feind wiwde ee nickt wag^i, 
bis Wien verzudrisgen ^ (»1er ee werde der TOesiBch-0stMTQi<dii8(^n 
Anaoe gelingen, die Enne zn Tertheidigen, his die TUBBiBcbe VeretBr- 
kung und Erzherzog Carl ankommen würden, die gegen die Donau im 
Marsch begriff waren. 

Die Na<:iuiebteD, welche von der Armee einlie&n, mochten indes» 
diese Hoffiiungen immer problematiBoher. 

Am 2. August erhielt General CameriUe den Befehl, die Strasse, 
welche aus der TiÜDer-Ebene nadi Elos^emeubuig fOfart, bei Eiedecrbwg, 
nnd die Straiee von LUienfeld über Heiligankreuz zu vereciranzen. 
DieiO Punkte sollten tapfer TCrtheidigt werden. D»a Gemeral wurden 
zu ihrer Besetzung 4 Bataillone Szekler aagerwiesen. Oberst Fourquin 
vom Genie-Corps erhielt Befehl, bei Krems einen doppelten Brücken- 
kopf anzulegen und diese Arbeit nach Kräften zu beschleunigen. Aber 
die Ereignisse drl^teo eu sahBeU, als dass ns niö|;lich geworden 
wäre, diese Arbeit zu beendigen. Unter dem Vorsitze des FZM. und 
Hnfkriegsra^s-PräsideiKten BaiUet de la Tour Tersammelte sieh am 4. 
auf St. llajest« Befehl ein Kriegsrath, dessen BeidtH»' FML. fairst 
LiechtenstMn, Gyuki, Fleischer, GM. Creoseville, Klärt «nd ^OloiDez 
W[»«a. 

Hier wofden folgende GraodsU^e ati%68tellt: 

1. Die IWppen siRÄ sobald als raö^i<^ zu versammeln und, 
wenn es an der Zeit sein wird, in mehreren Corps aufzuet^rai. 

2. Wmin der Fall eintritt, das die Kutnsow'sohe Armee und 
Merveldt Über die Domhi g«heii müsaes, ao ist die Kntusow'sche Armee 
am linken Ufer der Donau bei Krems aufzustellen , um die Donau 
auf- tmd abwärts zu beobaohten und das Hnke Ufer zu deokmi. Die 
Armee des Generals Btish6vdea hatte »ch bei Hollabrunn zu samsaelD, 
das Corps de6 Herzof^ von Württembei^ und des FML. Kienmayer 
auf der Brttnner Stlrasse die ^hei^Hthen zn besetzen. Die Armeen 
und Corps erhaltet! unter si^ die Verbindung und beobachten das 
li&ke Donau-Ufer. 

3. Es können keine offensiven Operationen angefangen werden, 
bis nicht idle äta^tkrflfte vereinigt sind. Dieser Zeitpunkt ttfßte erst 

Digilizedby Google 



d«» 15, Detiember^iD, wo ein Übei^:ang mit der vereinigte» Awnee bei 
Krems und darch den Erzhwzog Ferdinand bei 'Linz üii gleicber 
Zelt zu gescbelien fatttte. In dieMr Absiobt wsrea die C(*ps der 
General« E/iaem lind iBennin^ell Tön ^rftBteDftu ftuf Mantbbausen 2u 
instnwikeb, um -sich mit d«n CoPpe in B^^ien m -V«i«in^M). Wenn 
das 'Corps des G^ftwi'ab Essen mcht in Pf4en «a( ä&a Benaingsön'sche 
wartet, kann die öpeFation am ein^ T^;e ff^er geBf^ebea, oder 
das Essen'sche Cöi^ii kttm einige "Iftge buSrastea. Fltr die nöthigen 
Pontons wäre 'Förs^fge ita «reffen. Bis zum Zeitpunkt«, -wo man 
offensiv vorg«h6ni kann, Bei sfcb über^ drfenair äu verhalten. Wenn 
der (Feind ■tibw die Dooaa gienge, hätten Sich die Armeen und Corps 
zu vereinigen und den möglichsten Wideretand zu leisten. Man müsste 
sich besonders bei Höhenleutben anf das hartfiSckigste vertheidigen, 
um das Marohfeld «u decken 'Und die Communioation mit Ungarn rai 
erhalteä. Es «ei Alles aiizn#»ideAüL, nm den Brückenkopf bei Kr«ms 
berBdställen und su behaupten. 

4, IHo Marsche der russischen Truppen -wären, wie es dennalen 
eingeleitet isl, foWatwetEen; nur hätten das Essen'ache und Benning- 
sen'flehe Corps -die DirectJon gegMi Budweis bu «rhMten, Und das Bux- 
hövden'aehe gegen HolUbrunn. 

6, Das KutosoVsche Gerps passirt nur dann die Donau bei 
Krems, ^enh es die Umstände unumgAtaglieb ^heisbhen, und stellt 
sieh dann, wie bereits unter 2. gesagt Worden ist, am linken üfw auf. 

6. FML, kSraf Merveldt hat, wran er Stey«r verlässt, Alles an 
sich zu Üieben, mit Inbegriff der nach Isebl Und in das Gebirg 
detachirteo Truppen, Und dabei äh beobachten, daas sein linkw Flügel 
immer gedeckt Bei. Er debat^irt ein fli^eades Corps von 2 Bataillonen 
und '6 Escadrtfnen von den an sieb gfezt^enen Truppen unter Com- 
mando des Oenerak SEendssJ- nach Wiener-Neustadt. Diese Btellen sich 
hinter d«r Leitha atlf imd sind an des Erzhei^oge Josef PaUtinus 
kaiserliche Hoheit ang-e^eaen. 

Merveldt mit einer asgemesHeiaeti Ani^gArde geht mit Kutasow 
über die Donau «ad versieht bei Eutusow die 0-enerals-Quartiormeisters- 
dienBte. Mit deAi Üben^st^ der Saterreichischen Truppen siebt neb 
FML. Baron Kieu«a5>or auf der Chaussee nach Wien so laa^^sam als 
mj^tiefa bis P-»^chling zurück. Wo selber die weiteren Bef^le er- 
halten w^d. 

7. Dm Hei^og von Württemberg bat die Yerschanzung auf dem 
Rieder-Bei^ -&ls tüne Demonstration fWixetzen zu lassen; sonst sind 
abw k^e Ver^basfaungen zu machen. Wenn der Feind 2wei Posten 
von Wies ist, aö «aarsobirt die Hälfte dieses Corps und der ganze 
AttUkrie-Train aitf dAs ti^e Donau-Ufer und trifft alle mä^ichen ge- 
be!»^ Anstalten, ma die Brücke bei Z^en ab}»-eclaen und die PfeUer 
absägen zu losftea. Die aadero HllH^e der GlamiMn wird mit der 



122 

Arri^regarde dea FML. Eienmayer bei seiner Ankunft; den RUckzug- 
aaf das linke Ufer der Donau antreten. 

8. Dem en chef commandirenden General Eutusow wäre zu bemer- 
ken, sich so lange wie möglich au der Enns zu halten ; der weitere Bück- 
zug BoUte so langsam wie mOglick geschehen. Dem FML. GUafen Merveldt 
eei die äusserste Strenge anzuempfehlen, damit jeder Btandhaft bleibe 
und Beäne Schuldigkeit, wie es für rechtschaffene Soldaten gehört, vollziehe. 

Diese einstimmigen BeschlilSBe des Eriegsrathes wurden den 
obersten Befdüshabem der verschiedenen Heere mi^ietheilt und schlössen 
mit der Bemerkung, dass, wenn die Armee die Tbaja passiren müsse, 
die Möglichkeit ihrer Subsistenz aufhören würde, da alle Lebensmittel 
aus Ungarn gezogen werden mtlssten. 

Diese SchluBsbemerkung war sehr richtig. IndeBsen scheint das 
menschliche und militärische Wissen in diesem EriegBrathe nicht er- 
BchCpft worden zu sein, da er durchaus keinen bestimmten Opera- 
tionsplan mit Begründung auf die eigenen und feindhchen Eräfte, 
mit Berücksichtigung von Zeit und Baum und dessen, was der Feind 
nach Erzwingung des Eons - Überganges wahrscheinlich thun könne 
und werde, vorschrieb, .Es war nicht darinnen gesagt, auf welche Art 
die Vereinigung der Eräfte der Monarchie, besonders des Heeres von 
Italien mit jenem der Russen zu bewerkstelligen, oder wie diese beiden 
Heeresmäcbte in Einklang mit einander zur Bekämpfung des Feindes 
operiren müssten. Wenn man die Möglichkeit einer Sabsistenz der 
Armee hinter der Thaya bestritt, so waren die Hobenleuthen und eine 
auf der Brttnner Strasse gewählte Stellung mit Preisgebnng der Com- 
munication nach Ungarn nicht der Ort , wo man die Eräfte der 
Monarchie concentrlren zu können ho£Fen durfte, da man in Wien 
schon darüber im Elaren sein musste, dass weder der Rückzug von 
Enns bis Wien, noch der Übergang über die Donau den Feind vom 
4. November bia Iß. December beschäftigen werde. Eurz, bei der 
leisesten Prüfling wird es der Beoachtnng nicht entgehen, dass dieser 
Eriegsrath einige allgemeine Massregeln, aber keinen umfassenden 
Operationsplan vorschrieb, der zur Grösse der Gefahr, in welcher die 
Monarchie in diesem Augenblicke schwebte, im Verhältnisse stand. 
Wirklich hatten diese vermeinten Vorkehrungen auch nicht die geringsten 
Folgen. Die Heerführer handelten nach eigenem Outdünken; Merveldt 
trennte seine Eräfte von jenen der RnsBen; der Erzherzog Palatin 
verbot die Aufstellung eines Corps an den G^renzen Ungarns; mit 
Bildung der Insurrection ward sogar inne gehalten; kurz es erfolgte 
Nichte von Alledem, vielmehr nur dasjenige, was die Umstände auf 
jedem einzelnen Punkte stündlich geboten, und wozu des Feindes 
Operationen nöthigten, die mit grösserer Schnellkraft fortgesetzt wurden, 
als man in Wien glaubte, obgleich die eben gemachten Erfahrungen 
darüber die bündigste Aufklärung hätten ertheilen können. 

Digilizedby Google 



123 

Unterdessen fahr man in Wien fort, die nöthigen Vorkehrungen 
ZOT Raummtg der Stadt za treffen; die Tabor-Brttcke ward zur achnellen 
Verbrennung vorbereitet Die bedeutenden, in den Zeagb&asem sicli 
befindenden Ärtillerie-Vorrfithe wurden einstweilen auf das linke Bonan- 
Ufer an den Spitz gebracht, da es an den nötlügen Pferden und Schiffen 
zn ihrer weiteren Fortschaffung gebrach. 



Rückzug: der Russen naoh Krems. 

Da zugleich die Nachricht von dem Übergange der Franzosen 
bei Steyer nach Merveldt's Rückzug eintraf, so zog sich Kutusow anter 
dem Schutze seiner ^Nachhut, die Bagration befehligte, und bei welcher 
sich Nostitz mit seiner Brigade befand, auf der Hauptstrasse zurtlck. 
Murat an der Spitze der leichten Beiterei verfolgte mit seiner gewohn- 
ten Hitze. Die flusserste Nachhut führte Nostitz unter beständigen 
Kämpfen mit dem Feinde gegen Ämstetten, wobei süne Trappe viel 
litt Die Hugzaren Hessen-Homburg bieben mehrere Male in den Feind 
ein und verloren viele brave Leute. Die Feterwardeiner und Brooder 
Bataillone wurden in diesen Gefechten fast ganz versprengt und auf- 
gerieben. Um dem ungestümen Nachsetzen des Feindes Ch-enzen zu 
setzen, liess Kutusow, der sich gegen Abend mit dem Hauptheer nach 
Kemmelbacb zog, den Fürsten Bf^ration mit 12 Bataillonen und 
2 Huszaren-Regimentem vor Ämstetten aufinarschiren. Hier entspann 
sich ein hartnäckiges Gefecht, und ungeachtet Murat, verstärkt durch 
die Grenadier-Division Oudinot, die grfissten Anstrengungen machte, 
die Bossen aus ihrer Stellung zu v^ireiben, so musete er dennoch 
nach einem namhaften Verluste seine Absichten aufgeben, und Bagra- 
tion zog sich in der Nacht um 12 Uhr gegen Kemmelbacb zurück, 
gedeckt von der österreichischen Nachhut unter General Nostitz. 

Am ?■ streiften Murat's Vortruppen bis nach Mälk. 

Die russische Armee nahm Stellung bei St Polten, wo sich Kien- 
mayer mit ihr vereinigte, der nachdem der Feind am 4. über die Enns 
gegangen war, seine Posten an sich zog, am 5. von Haag nach Ulmer- 
feld, am 6. nach Steinakirchen zurückwich und am 7. seine Verbindung 
mit den Bussen bewerkstelligte. 

Kutusow hielt es für nöthig, seine ermüdete Armee am 8. hier 
einen Basttag halten zu lassen. Dieses Stehenbleiben nahm der Feind 
ßir den Entscbluss, dass Kutusow zur Bettung Wien's eine Schlacht 
annehmen werde, und Napoleon unternahm an diesem Tage eine grosse 
BecognoBcirung. 

Kutusow schlosB hieraus f^ den 9. auf einen allgemeinen An- 
griff des Feindes und zog sich daher in der Nacht bei Krems auf 
das linke Donan-Ufer. 

Digilizedby Google 



Es Ttfat ttJäftSglEch geMiebÖn-, in 'dtnr ^ögöHwflrt^n Jahreszeit 
'flen örst ain 4. Norembei" bei lHaäten) begonneiien Brttcke^ojpf *u 
voÜebden;'äer feiai dtäng^e die NacUliit bei Maätem sb lit^g, dsAa 
m&Q ixvA ijmb «Och iö der Näeht aiif idae imd&i*e U^ 'fattrUberzf^, 
Worauf die Mit breniibaMii Btöffeb VOrselieBe Doiiaubr(ii5ke deU Ft&ra- 
men übergeben wurde, so dass Öur einige Joche am linkete THSr 
übrig blieben. 

Se. MajeBtät hatten am 8. dem Herzog von Württemberg den 
Auftrag ertheil]^ Bom Eiöpfinig des Saigon von -Snasland nach BrUnn 
abzugehen, und dem FML, Fürsten Aueraperg den Oberbefehl über 
das in and tiln Wien stehende K'öHÖrpe'OorpB erteilt FML. Kienmayer 
ward äö denseJboii angewiesen und erhielt den Befehl, liur mit den 
3 Cavallerie-Kegimentem Johanä-, O'Reilly- und Szeklw - Huszafen 
der Rückzug nach Wien zu decken, alle übrigen »Bterreichiöchen 
Truppen aber unter dein Fürsten Hohenlohe mit den Ruseem bei Krems 
über die Donau gehen zu lassen. Zn seiner Aufeahme war ä^r Ge- 
Dfiral Cam^lle mit 4 Bataillonen Szekler in deü begorineüen Ver- 
sehanztingen des Riedetberges aufgestellt, und dem FML, Kiemnäyer 
der Befehl erthült worden; ihm das Szekler-Huszaren-Re^ment zn- 
zuBchickeh. OariievSle hatte kwar Anfeiigs Öeb Befehl, dem Feind 
hartnäckige Gegenwehr zti leisten, erhielt aber spSter — in EjrwHgung, 
daaa bei der iingehenren ÜbenBaoht des Feindes ein Bolchfr Wider- 
stand (rar die theiiwoiee Aufopferimg der eigOnen Kräfbe herbeü^ren 
werde, durch deren Sebönttüg fand VeteinJg^u'ng es allein mdglifib *ttrcte, 
ein ftu einem entscheidenden Schlage geeignetes Heer zu büden -^ die 
Weisung zum Röekingfe nach Wien. Das Szökler-HusBaTen-R^ment 
blieb daher bei Kienmäyer wi6 Vordeöi. 

In Wi&a war ünliöMiesBen auf die Nachricht ton des Ftöndes 
■Annäherung Alles iö BeWeg^iOg. Vota ß* bis zum 8. hätte der Hof 
nebst den übrigeh Ätaate^ehördön die Stadt verlassen, am 10. Früh 
zog die G-amison auf das linke Donau-Ufer. Nur da,» G^enadier- 
Bataülon Knrffirst Salzbai^ Ward an de^ Taborbrtteke, ku äeien Ver- 
brenilung alle Anstalten beendigt wai^n, anfgesteik. FML. Kietimayer 
erhielt den Befehl, sobald er sich der Hauptstadt fiäh^m trili-de, Jedes 
Gefecht tin v»meiden. E* zog sich am 8.j gefolgt von Märat, auf 
Sieghartskirohen, am 10. auf Purkersdotf zurück. 

Mürat hatte verupPochen , Wieti vor dem IE. nioht besetzen zu 
lassen, Vefin auch die Öaterreichet aUe ihre Posten Von dort zttrficfc- 
zögeu. Dem zu Folge gieng Kionmayer am 11. Mittags durah Wien 
über die Tabor'Btücke. 5 Bataillone wurden intr Beobachtung des 
linken Donau-Ufers von Komeuburg bis Stadtl-Euzersdorf au^estellt, 
die übrigen Truppen in die nächsten Orte in Cantonüirui^ verlegt. 
Fürst Aueteperg a«htb 6ein Hauptquartier in 8tanimeFBd0rf> 

Digilizedby Google 



ÜaaMerveXdt'golie Corps naob, seiner Trennime tob den Bnssan. 

Die Stellung der Arme« biiiter der Sims liatte, wie wir früher, 
erwätmt^, di« umnittelbare Treanu^g de& An^iee'CprpB luttw Mer- 
veldt, von dea. Biiasen aar Folge. Es war durchaus gegßu alle Weisungen, 
die di^eer GteDwal T/>n Wieu ei^pfieog, seine Streitfälle oicltt von. 
den rusüsobe» zü tt^nnen, dass er duicb. eiöe in iem Thals der £uiib, 
aufffArt» g^wäldte Stai£fel-3(ellung sieh Beibat iu die Nothrreadigkdit' 
versetzte,' so zu handln, wie seine v^j-gefasaten Ansichten e». ihm. 
eingaben, und wodurch ef, eich die MögUchkeÄt rwhljft deii Befehlen 
dea Kaisers- entsprepb^a zu könneu. 

Der K&usa ^wisohen den GeJ^irgen und dfiff gcoiaeq Fo^tstrasse- 
nach Wiep, auf ^elch^K üch die Bussen zmc&ckzogßa, bot dem ini 
jed^n Betracht, besondei^ aber auch ^^ ßeiterei weit überlogeufu, 
Feio^e, Oelegankeit dan, sogleich d,^.Vefbindang zwischeo, den Bo^s^', 
uitd' Herveldt ^ unterbreche^. Si;a. soUta zwar duxch- Z^ischonpoatoii; 
^haltw, werdfln, aber, der Feind warf, <^a ?wJ8ohpi^öBtpn üboc dsß, 
Saufen, und daQu musgte die Verbindoog ge^prftngt w«vdwt# Fndlidii,. 
grilddeto Merveldt dia Hptfnung, sich Tricder loit den.KusB^n. ver"- 
^^en zu Rinnen, auf den Fall, w^m die, Kassen sii^ wenig^t^jf bisr 
zam 9' ili St. Fölt^n hielten. Ein soloher Feblei^ ist in der- Xhat beii 
eisiein Maune.^ie Merveldt, d^. sehr genau den- Weg, voa, ^njia.bij^ 
St., !?öl,ten kanntej. der ttbecdifts^, noch in jed^u Beofchte, m den Hof-, 
kri$gu:aihs-Fri^@idei^t^ über das BUckj^gS'Sj'QteiiJi der Bussen klagte,, 
nnlte^eiflich, und kann e^ut durch seine Yorliebe Air eine Opejratioi^ 
in den Gebirgpn erjdärt . werden. 

^r b^tte vom In,i^ bis an die Enna dip E^iahning gemacht^ dasH 
dfU) öaterreichieich7iiisaischa Seßr wisder dia SteJluQg hint^. dem. Inn^, 
no<^ jene Uut^. der Traun i oder die bliiteF der Enn9> gegen, dea 
Fei^d^S Übenaach(t an. vertheidigen im Stande wao*,. ni)d nun erwartete 
»■; auf einmal^ ^>^ eineo- so namhaften ScbwächHifg) von den:Bu8sen. 
in ej^r offenen Gegend, wo sie. keine S^Uuflg mehf , fanden, ein hart- 
näclMgefl Halten, das. auf jeden Fall, nu^ naehth&iHg ausfallen musste, 
da. 8(6 sieh jedeq^4u£enbHck. der Umgejinng ihrer in der I^uft stehenden 
Flankp; au^aet^teB, Endlich, kpinnt&, ep die b^ÄiigfJö J^^^ der Hawptr 
Stades er, DiHsstevoiauBsehen, d^8.,Wien, nudidw» es.niclit gftlung^n 
war, die Emm zn, vertheidig^V, nicltt gerett^i^ wer4?n konnlie; aber er. 
muss^ ai;.cl),be^ai^ß, daAs . auf > eiaec yert.h^d}gnng dealinken. Donau-. 
Ufers Alles beruhe, um Zeit zur Sammlung der zerstrea,teiL, ßj^äftet 
devi Monarchie, zu gewinnen. Er- wuaB^> df^M. man. in Wien. B^t der 
;^^tBiigi 80 vi^ec kijBtbarer Stafttsgütar, und, VorrÄ;the.deir. Annea^ auf 
d^ liplip, Dona^-Üfej, basufaäftigt war, mtd dasß d^ig. schjwwJien ^äfte 
d^, E^sep, nichli hflirßichfln w%d6qi di^ wicfctigsteH Üheiig^gBpupkte 

Digilizedby Google 



126 

ttber diesen Strom zn Tertheidigen. Durch eine Bewegung in die 
Oebi]^ glaubte er den Feind zu einer bedentenden Entsendung nnd 
Schwächung seiner Hauptmacht zn vermögen nnd ge&hrlicfae Be- 
wegungen auf die Communication des Feindes unternehmen zu können. 
Dnrch dieses Urtheil bewies er eine grosse Unkenntniss der feindlichen 
Taktik. Er mnsste wissen, dass an der Donau, nicht in den Berg- 
schlnchten Stelermark's der grosse Kampf gekämpft werden mflsste, 
der das Schicksal der Monarchie entscheiden sollte. Er handelte also 
bei seiner Trennung Yon den Russen gegen die Befehle seines Monarchen 
und fehlte gegen die bessern militärischen Grundsätze. 

Am 4. Frtih 8 Uhr erschien die feindliche Vorhut des UL fran- 
zösischen Corps auf den Hohen von Stejer; ihre Vorläufer sprengten 
mit solcher Unvorsichtigkeit in die Stadt, dass mehrere derselben zu 
befangenen gemacht worden. Bald hatten die Franzosen auch die 
beherrschenden Hohen und den anf dem linken Ufer liegenden Thml 
der Stadt besetzt, ans welcher sich Major Süden mit seinem Streif- 
<!orps gegen Temberg zog. Der Feind beschoBs den von den Öster- 
reichern noch besetzten Theil der Stadt aus beiläufig 40 (beschützen; 
«ber alle Versuche, sich derselben zu bemächtigen, scheiterten an der 
tapfem Gegenwehr der 2'/, Bataillone von Josef Colloredo und eines 
Ton Oyulai, welche die Stadt neun volle Stunden gegen alle Angine 
behaupteten. Endlich versuchten die Franzosen unterhalb des Ranuning- 
Baches über den Fluse zu gehen. Zwar wurden zwei Versuche von 
einer Abtbeilung des Regiments Colloredo blutig znrttckgewiesen, aber 
-das Kartätschen- nnd Kleingewehrfeuer des Feindes aus seiner be- 
herrschenden Stellung vom jenseitigen Ufer gegen die Flanken der 
Österreicher begUn&tigte seinen Übergang, so dass es ihm gelang, vier 
Bataillone auf das rechte Ufer zn versetzen. Einige französische Ba- 
taillone waren thalanfwärts zur Verfolgung des Majore Süden ent- 
sendet worden. Dieser war aber schon früher auf einigen vorgefundenen 
Fahrzeugen auf das rechte Ufer übergeschiflFt. Die Franzosen stellten 
sich daher bei Temberg auf, wo nach bereits abgeworfener Brücke 
ein Geplänkel entstand. Der Feind, Meister eines Übergangs-Punktes, 
stand auf der Verbindung mit der bei Salaberg stehenden ReitereL 
Es konnte ihm gelingen, auch den Übergang bei Tembei^ zu er- 
zwingen; bei dem Mangel an rückwärtigen Verbindungen aus dem 
Thale der Enns blieb daher nichts Anderes übrig als der Rückzug, 
-welcher auch in der Nacht in guter Ordnung Über Temberg bis 
'GrosB-Ramming in die feste Stellung hinter den Neustift-Qraben ange- 
treten ward. 

Das m. französische Corps wurde durch den Übergang der 
Enns nur einen Tag aufgebalten ; die Avantgarde unter General 
Heudelet rückte auf dem Wege gegen Waidhofen vor. Auch das 
L <lorps war von Salzbuig über Vöklabrack nach Lambach gerückt 

Digilizedby Google 



127 

und gieng am 5. nebst dem IL bei Steyer über die Enns. Merveldt 
kam den 5. mit Tagesanbruch in seiner neuen Stellung an, nachdem 
er in dem Gefechte bei Steyer einige Hundert Todto und Verwundet« 
verloren hatte. Seine Vorposten: 2 Bat«Uone Gynlai, 2 Eacadronen 
E^ser-Hnszaren, standen bei Arztberg; nebstdem war 1 Hoazaren- 
Escadron nach St Peter zur Verbindung mit den Rassen entsendet 
6 Escadronen Merveldt - Uhlanen waren nach Steyer vorausgeschickt. 
Nachmittags brach das Corps selbst nach Steyer auf, wo es mit 13 Ba- 
taillonen und den 6 Uhlanen-Escadronen , von denen eine Abtheilung 
Waidhofen besetzte, leerte. Auch Höllenstein wurde besetzt 6 Ba- 
taillone (2 Gyulai, 2 Peterwardeiner, 2 vom ersten Wallachen) und 
6 Huszaren-Escadronen blieben bei Cb^ss-Ramming zurück. In Steyer 
war nur Brod auf einen Tag vorhanden, obwohl General Auer schon 
den 3. von Steyer, der Verpflega-Anstalten wegen, vorausgeschickt 
worden war, 

Die Beaoi^iss wegen der Verpflegung war nicht der Art, um 
nicht der Tmppe, nach des Oberstlieutenants Volkmann, des Goneral- 
Quuüermeisterstabes Vorschlag in Wien, wenigstens einen Ruhetag 
zu gönnen, indem der Rücken gesichert, die vor und in den Flanken 
liegenden Pässe leicht zu vertheidigen und besetzt waren. Gegen alle 
Vorstellungen des General-Quartiermeisterstabea fasste Merveldt hier 
den festen EntseUuBs , sich über St Polten mit den Russen zu ver- 
einigen, nnd entwarf die Disposition, nach welcher das Corps in drei 
starken Märschen über — Reith, Xeuhaas nnd Mariazeil — Annaberg 
erreichen sollte. Die Vortheidignng des Passes nach Altenmarkt wurde 
dem Obersten Mariasay anvertraut, der mit 6 Bataillonen, 6 Escadronen 
»ich bei Steyer aufstdlte. General Roschovsky erhielt den Oberbefehl 
über die Vertheidigang dieses Fasses und der beiden von Windisch- 
garaten und Ischl; Mit diesen Trappen hatte er nicht allein die Pässe 
Schritt vor Schritt zu vertheidigen, um Steiermark zu sichern und die 
Verbindung der drei österreichischen Heere zu erhalten, sondern auch 
des Feindes Flanke und Rücken bei dessen Vordringen nach Wien 
zu beunruhigen. 

Die Artillerie-Reserve wurde nach Gratz, die Bagagen gegen Leoben 
vorausgeschickt 1 3 Bataillone und 6 Escadronen brachen in zwei Ab- 
theilungen am 6., wo Rasttag war, spät Abends von Steyer gegen 
St Georgen am Reith auf. . Bfit Mühe erreichte die Infanterie auf den 
schlechten Wegen, beständig durch die Artillerie aufgehalten, in der 
Nacht Reith. Bald nach dem Eintreffen daselbst traf die Nachricht 
ein, dasa der Feind bereits die Uhlanen in Waidhofen angegriffen, sie 
geworfen habe nnd gegen Gaming verfolge. Am 7. Früh um 9 Uhr 
trat das Corps seinen Marsch nach Neuhaus an. Von Hsllenstein aas 
war keine Strasse mehr and der Weg so schlecht, dass die letzten 
Bataillone Abends in Lunz eintrafen. Bei Lunz ward ein Bataillon 

Digilizedby Google 



Gi'enadiare auf der Strasa«, die von da naph IpeitE fithrt, imd eän andere» 
auf detr Strasee gegen G-aming aufgestellt , di« doct bo lange balten 
sollten, bis daft ganze Corps den Berg passirt. habe, wonach sie mit 
der Nachbnt, die Von jetzt an Q-eneral Sehuatek übernehmen mueste, 
veremt den Rttckzug decken sollte. Hinter Lunz erhebt sieh ein 
steiler Qebirgsrückenf der das LiidBer von deia Langenauep Thals 
trennt £r ist za> jeder Zeit schwor, zu paaeii^en, Wftr jetzt aber in der 
Regenzeit' ganz, mit Qlatteia überzogen. Über diesen Bücken konnte 
das'G^eacbiitz. nicht anders als mit Menschenhsnden ' gesogen werden; 
den PlU.. versprioh daher für jede Kanone, w«l,che heute noch in 
NeuhauB eintr&fe, 20 ö. Coov.'MltiiTe. BesohAftigt mit dieser ermüdendbn 
Arbeit^, bracji die Nacht heran, ehe das' K^hneot Josef CoUoredo an 
der Cotonoem-Spitzo dfts Langenauaf Thal erveiohte. Ks war oiobt 
raeglicb« dass- die ermattete Truppe nooh in deriielben Kltcht am, Ami 
Stunden entfernte Keuhaus erreiche, bis wohin noch zwei steile Berge 
zu ersteigen, warstii Mu^eldt befahl also, dasa Gmärel S^ustek ein 
Gtenadier-Bataillon. nach dem g^en (äuning fiihrei^dea Thale Torsohiefce, 
Trachea so lauge dort halten sollte,, bis die. Grenadiere. det> Maohhut 
Lun& passirt' hättan. Mit der Spitze des Corps, bestehend, aus. dem ßo- 
gimente Josef Colloredo ond: einigen Grenadieim, Aiarschirte Merv«ldt 
naoh KeubauB ab und^ traf daselbst bot mit einigen Hundert Mann. 
um Mittemaoht ein. Der grässte Theil des Cot^s. battia sich, von Aai 
gtossen Ermüdung überwältigt, au%elOst Und war AQ. d«v Strasse 
liegen gebliehen. 

Pie Truppen hatten sieh und ihre ICaliontfn uüt. grässtev An- 
streogung bis an das letzte: J^Si^ äwischen Langau. und lÜeahausi ge- 
scU^pt Ana 6. g^en 9 Uhr Früh laogt^ nach xvad.- na<ih die 
Abtheilungen in der ätdlung bei Keahans an, ai» plSUUt^ Blttaneiater 
Mengen heransprengte und meldete, der Feind habe, DOeh, Verta^ibuag 
der Uhlanen. ans Ö^aming, mit einw aus l^^tev Infanteüie- und e4fw»B- 
CttvaUorie zusa;nmei^eeetsten> CdIobd« di&. Stnwse v<Ai Gbnüng gegen 
NeübAna eingesehlageo und. sei ita rasohsn Tetfolgen. B«ner emmgenen 
Vortheile auf die keinen AngriflF vermuthenden und mit der Furt- 
bewegimg ihrer ArtiUedtt ttber dcu Berg besQhttftiglen. Tmppen ge- 
fallen, die ef auscünander späreagtie uod die Eiäaoiien. bahm^ 

Als die Froneeseä. beit:Eabe. eine halbe Stande' vom Iife«h»u» Yrnr* 
gedänit^en -wtoexi, Waffen, voh Ob»stU«ut6naut VoliüianQivom. Graeral- 
Quaräerineiet^jistab». uDd' "Biitamleter. WUhfdli» Mengen mti. eiDigen % 
int £lle. gemmiDaalten. GvetaadieKeB^ ikaoS' entgegen. (^eratiSeutenaBt 
VöIkjDsaim wurde, hiet: gelhi^en, bafitei«« sinh abtw im Veila«&> da» 
Gef^clttos, selbst. ^ed«A Mi- FML, ütcmiätf nit einet> gMaaunfJtaB'. 
Tn^)^ salbst angriff, s» wwrd' der. Fäind, dw «th hWäscIm». di&Naolf 
hut and die Ceh>mi« g&War^ hatte, in die Mitter genomiUsi^, itobü 
eim« setöep lei^bm B»t4^obe^ dw ä«mr^r atc^ckte. Gia: Uivnidtning 

Digilizedby Google 



der überraschten OBterreicfaiHcbeD Truppen war aber ao gross, daas 
weder dieser Vortheü benützt, noch die beireits gemachten Gefangenen 
fortgebracht werden konnten. Indessen hatte man doch so viel Zeit 
gewonnen, den Rückeng nach Mariazell mit mehr Ordnong £n bewerk- 
stelligen; aber das noch im Defilä sich befindende C^chütz blieb in 
den Händen des Feindes. 

Der Zustand der Trappe war im hohen Grade tranrig; sie war 
von Weier bis Mariazell beinahe unaasgesetzt marschirt; seit mehreren 
Tagen ohne Brod, hatte sie in Woier davon nur auf einen Tag fassen 
könn^i. General Äuer hatte zwar zu Mariazell auf einige Tage Brod 
bereit gehalten, aber das Drängen des Feindes hinderte die Fassung. 
An eine Verbindung mit den Russen auf der Strasse von Annaberg 
war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken. Der Corps-Com- 
mandant nahm also 12 Stunden abwärts Mariazell an der Strasse 
von Brück eine vortheilhafte Stellung. Die Anhöhe von Mariazell 
ward mit Infanterie besetzt, und eine Division Uhlanen im Orte selbst 
aufgestellt. Kaum hatten sich die Truppen hier einigennassen ge- 
sammelt, als der Feind mit Ungestüm sich mehrerer der unterhalb 
Zell im Thale liegenden Häuser bemächtigte und dadurch die vor 
Mariazell aufgestellten Truppen abschnitt, wovon sich die Division 
Uhlanen auf der Strasse von Lilienfeld um den Schneeberg herumzog 
und sich in Fürstenfeltt wieder mit dem Corps vereinigte. Das Gre- 
nadier-Bataillon Riese vertheidigte diese erwähnten Häuser mit grosser 
Tapferkeit, wobei die Thätigkeit seines Commandanten , des Majors 
Oscber grosses Verdienst hatte. Der Feind breitete sich aber beider- 
seits auf den Höben mit Tiraillenrs aus und bedrohte die Bückzugs- 
linie in dem sehr engen Thale. 

Um diese zu sichern, ward das dicht an dem jenseitigen Ufer 
der Saiza auf einer schroffen Felsenwand gelegene Schioas St Sigmund 
mit zwei Compagnien Josef CoHoredo besetzt. Einige andere, in die 
linke Flanke des Feindes entsendete Abtheilungen nöthigten ihn, sich 
etwas zurückzuziehen. In dieser Stellung loteten die Truppen tapfem 
Widerstand; die Franzosen hatten auch noch nicht Zeit gehabt, Ar- 
tillerie herbei zu schaffen. 

Die Sachen standen bis Sonnenuntergang österreichischerseits 
ziemlich gut Der Corps-Commandant gieng nach Wegscheid ab, wohin 
er drei Escadronen Uhlanen mit einiger Infanterie vorausschickte und 
hinterlieas dem Gonoral Mondet den Befehl: mit Anbruch der Nacht 
aus der Stellung abzuziehen. Allein bald darauf griffen die Franzosen 
neuerdings auf beiden Flügeln an; sie bedrohten von Mariazell her die 
rechte Flanke der Österreicher und erstiegen die Höhen links von 
dem besetzten Schlosse. Dieses bestimmte den General Mondet, die 
Stellung etwas früher zu verlassen. Der Abmarsch geschah nicht in 
der gehörigen Ordnung, die zur Deckung der rechten Flanke anfge- 

ödarr. mllltlr. Zritiehrlft. ISTS. (FslOnt ISOG ) 9 

Diauizedby Google 



stellten Abtheilungen verlieBsen, den AbmarsclL der Colonne gewahrend, 
ihren Posten, nnd kaum waren sie an dem jenseits besetzten Schlosse 
vorübergezogen, als die Franzosen nnter grossem Q^schrei einen An- 
griff anf dasselbe unternahmen, die beiden Compagnien herab und 
durch das Wasser zurUck warfen. Von hier aus beschoss nun der 
Feind, indem er sich auf der Höhe ausbreitete, die Colonne in dem 
Engpässe mit solchem Erfolge, dass sie vollends in Unordnung gebracht, 
sich in einen nnibrmlichen Klumpen auflöste, und dass, so wie sich 
das TeiTMn erweiterte, Alles links und rechts vorbrach. Jede Be- 
mühung des Oenerals Mondet und der Stabsofficiere, die Truppen in 
Ordnung zu bringen, war vergebens. Da sprengten etwa 30 feindliche 
Cavalleristen auf der Strasse vor und hieben aaf die letzte Abtheilung 
der Colonne ein, tod der nur die an der Spitze Marschirenden der 
Gefangenschaft entgiengen, so dass man nur zwei Cb^nadier-Bataillone, 
zusammen 200 Mann stark, Abends vor Wegacheid unter Befehl des 
G-enerale Devchich als Kachhut aufisustellen vermochte. 

Um 3 Uhr Früh ^eng der Corps-Commandant über Seewiesen 
nach A£Qenz, wohin zwei Escadronen Uhlanen vorausgeschickt waren, 
tmd wohin G-eneral Devchich auch die zwei Grenadier-Bataillone der 
Kachhut fuhren sollte. Diese Kachhut ward zwar Kachmittags vom 
Feinde angegriffen, kam aber dennoch in guter Ordnung Abends in 
Brück an der Mur an. Merveldt kann der einsichtsvollen Führung und 
Tapferkeit des Generals Devchich hiefOr nicht genug Lob ertheilen. 

Von Wegscheid aus hatte Merveidt am 8. dem General Boschofskj 
Befehl zugeschickt, die ihm zur Vertheidignng übergebenen drei Pässe 
zu verlassen und so eilig als möglich nach Leoben zurückzugehen. 
In Brück war bereits die Meldni^ eingetroffen, dass der Feind, am 
S. bei Weier angegriffen, den Obersten Mariassy mit dem grössten 
Theile der Infanterie gefangen, den General Roscbofaky aber mit dem 
Reste der Kaiser-Hoszaren über Wegscheid g^en Leoben gedrängt 
habe, wohin ihm ein Theil des IL französischen Corps auf dem Fnsse 
folge und bereits auch in Eisenerz eingerückt sei. Demzufolge erhielt 
General Devchich Befehl, mit seinen Grenadieren sich dorch's Gebirge 
über Weitz nach Gratz zurückzuziehen. Merveldt gieng noch diese 
Kacht mit der CavalLerie bis Frohnleiten zurück. Von dort wurden 
von drei, zusammen bei 150 Pferde starken Escadrooen Uhlanen 
Vorposten gegen Brück und Leoben aufgestellt, von denen, nach einer 
am 10. KachmittagB eingetroffenen Heidung, bereits 17 Mann theils 
gefangen, theils zusammengehauen waren. Daher zog sich Merveldt 
noch am Abend auf Gratz zurück. Hier vereinigte er sich mit den 
sechs Bataillons von Strasaldo und Lattermann unter dem General 
£hevenhüller und gieng, unverfolgt vom Feinde, am 11. nach E^eisdor^ 
am 1:^. bis Fürstenfeld zurück, wo es erat gelang, die bei Zell ver- 
sprengten Leute zu sammeln. 

Digilizedby Google 



131 

Wenn die Vorwürfe, die der General Merveldt den Trappen machte, 
allerdingB nicht unbegründet sind ; wenn es wahr ist, dase 30 feindliche 
Cavalleristen hinreichten, eine Colonne von sechs allerdings decimirten 
Bataillonen in Unordnung zu bringen und den grössten Theil derselben 
gefangen zn nehmen, so hieng es aber anch allein von ihm ab, der Ehre 
der österreichischen Vorposten und eich selbst diesen Schimpf zu ersparen. 
Es ist eine bekannte Sache, dass im Kriege oft die bravsten 
Trappen von einem plötzlichen panischen Schrecken ergriffen werden; 
er ww hier um so eher zu verzeihen , da sie in ein enges Thal ge- 
sprengt wurden , dessen Wände von feindlichen Tirailleurs besetzt 
waren, die mit jedem Schusse Tod und Verwirrung in die Truppe 
brachten. Das Regiment Colloredo hatte sich bei Steyer sehr tapfer 
geschlagen, auch das. Regiment Deutschmeister in der Stellung von 
Mariazeil »ich gut benommen; diese Truppen würden ohne Zweifel 
dasselbe geleistet haben, wenn sie besser angefahrt worden wären; 
aber im entscheidendsten Augenblicke entfernte sich der General nach 
Wegscheid, um, wie er in seinem Berichte an den Hofkriegsrath sagt, 
eine Stellung zu aueheu; dazu bedurfte es seiner persönlichen Gegen- 
wart nicht, er hatte Generalatabe-Officiere genug, die diesem Geschäfte 
gewachsen waren. Einen Theil seiner Cavallerie stellte er nach Maria- 
zell, wo sie gar Nichts wirken konnte und beim ersten Anlauf ab- 
geschnitten ward; die andere Hälfte sandte er nach Wegscbeid und 
iiess dadurch die im Engpasse verwickelte Infanterie ohne allen Schutz. 
Eine Escadron bei der Nachhut würde die Kühnheit von 30 Wage- 
hälsen bestraft haben. Nicht eine Kanone blieb in der Stellung and 
zur Deckung des Rückzuges zurück ; ein einziger Kartätschenschnss 
hätte das Defil6 gereinigt und der Infanterie Luft gemacht, «m so 
mehr, da der Feind gar keine ArtUlerie entgegensetzen konnte. Der 
General Merveldt kannte die Schwäche des verfolgenden Feindes; er 
gesteht selbst, dass derselbe nie mehr als 200 Pferde entwickelte. Bei 
Neuhaus nnd Mariazell ward die Truppe von ihrem Führer verlassen, 
der stets zurückeilte, um seine beliebte Staffel- Ordnung wieder her- 
zastellen, und, während er sich beschäftigte, die eine zu ordnen, hatte 
der Feind die andere schon über den Haufen geworfen. 

Die französischen Marschälle Davoost und Marmont hatten nach 
Erzwingui^ des Überganges bei Steyer ihre Kräfte getheilt : Marmont, 
II. Corps, war nach Aufreibung der Tmppen des Generals Roschofsl^ 
im Thide der Enna fortgezogen; Davoust, HI. Corps, hatte sich über 
Waidhofen gegen Lilienfeld ansgebreitet ; es war nur eine Abtheilung 
seines Armee-Corps unter General Heudelet, welche Merveldt in die 
Gebirge verfolgte. Am 13., einem Rasttage, traf General Devchich 
mit »einer Nachhut ein, an welcher sich in Weiz etwa 400 Köpfe von 
Josef CoUoredo anschlössen, die, am 8. zersprengt, sich nach Mürz- 
zuschlag gewendet hatten. Auch stiess Oberst Graf Wallmodeu hier 

Digilizedby Google 



132 

■wieder zum Corps, oaclidem er mit drei Escadronea, wie erwähnt, 
beim Angriffe auf Mariazeil abgeschmtteQ, über Annaberg, Ologgnitz, 
Aspang, Hartberg einen echänen Ktti^zng anaführte, auf dem er noch 
viols Veraprengte angenommen hatte. HierduroK wuchs der Stand des 
Corps, mit InbegriflF der Brigade KhevenhüUer, auf etwa 4000 Mann 
an. Der ganze bei Zell erlittene Jigterreichiache Verlast wird auf' 
2500 Mann angegeben; von den Versprengten fanden sich viele bald 
wieder ^°i ^^ ^^^ di^ Bataillone am 14. schon 100 bis 150 M^'nn 
bei den Fahnen zählten. 

Einem hofkriegaräthlichen Befehl zu Folge sollte das Corpa 
seine Richtung auf Pressbnrg nehmen, am sich mit den Corps dea 
Fürsten Aueraperg za vereinigen ; aber die Ereignisae bei Wien machten 
dieses anmßglicb, und es erhielt daher die Bestimmung, an die March 
vorzurücken, sich zwischen Holitsch and Hradiscb aufzustellen and. 
durch Streifereien des Feindes Flanke and Kücken zn beunrobigeo. 
Demzufolge marachirte es den 14. fiber R4ba, Mih41y, Skarva, Päpa, 
T^th nach Baab, wo es den Id. eintraf. Die linke Flanke der mar- 
schirenden Colonne war durch die von Xirch-Badocz über Hegyfala, 
Belhed, Arbaca als Seiten-Colonne entsendeten Uhlanen gedeckt worden. 
Die Brigade KhevenhüUer aber marschirte über Sttmegh, Päpa, Veszprim, 
von wo sie den 18. nach Koroom berufen wurde. In Steinamanger ver- 
einigte sich mit dem Corps Oberst Obuchina mit zwei Bataillonen Peter- 
wardeiner und 200 Pferden von Kaiaer-Huszaren unter dem Major Vlasitis. 

Diese Abtheilung war bei Waidhofen au^eatellt gewesen, als 
der Feind am 7. den Pass im Ennsthal erzwang. Nach s^ir kühnen 
Märschen durch vom Feinde besetzte Thfiier und zum Theile auf 
unwegsamen Pfaden war es ihm gelungen, über Höllenstein, Weg- 
scheid, Mürzhofen, Aspang, Steinamanger zu erreichen. Major Viasitz 
und seine Huszaren hatten sich hiebei sehr ausgezeichnet und auch 
die zwei Geschütze gerettet An diese Truppe hätten sich viele Vei^ 
sprengte von Gtyulai und den Grenadieren angeschlosaen. 

Merveldt befürchtete, den Feind, der sich schon auf dem rechten 
Donau-Ufer bei Pressburg gezeigt hatte, auf die Bewegung des noch 
schwachen Corps au&ierksam zu machen, und beschloss deshalb seine 
Marschrichtung über die Schutt gegen Tyrnau zu nehn^n. Am 21. 
gieng das Corps bei Medvet mittels vier Plätten über den grossen 
Donau-Arm und traf über Nagy-Megyer, Talos und Abraham am 24. 
in Tymau ein, wo es in Cantonnirung verlegt wurde. Hier machte 
es zwei Kasttage, am die Zerstreuten mit einigen nfithigen Kleidungs- 
stücken oad Waffen zu versehen, setzte seinen Marsch dann über 
Borowitz und Ungarisch-Brod , wo sich ein Bataillon Wiener Jäger 
mit ihm vereinigte, weiter nach Biseuz fort und kam da am 30. an. 
Durch ein Handbillet vom 2$. ward dem FML. als Mitwirkung za 
der sich eben bereitenden Hauptschlacht angedeutet , dass ei den 

Digilizedby Google 



äasaerBten linken Flügel der Schlachtlmie zu decken, des Föindes 
Itückec zu bedrohen und sich in die engste Verbindung nüt dem 
Fürsten Liechtenstein zu setzen habe. Die Brigade KhevenhÖller erhielt 
den Befehl, zur Verstärkung der Besatzung von 01mdt2 abzurücken. 
Das Corps traf über Göding den 1. December in Lundenburg 
«in, wo es mittels des Majors Scheither, der, von der grossen Armee 
«ntsendet, zwiachen der March und Thaya streifte, mit dem an diesem 
Tage bei Änsterlitz stehenden Heere in Verbindung kam. Von Lunden- 
burg giengon Streifpartieen gegen Feldberg und Nikolsburg vor. 
Hier blieb MerV«ldt in Erwartung des Ausganges der Schlacht Von 
AusterlitB stehen. 

Übersran^ Monier's bei Linz. 

FML. Merveldt hatte bei seinem Bückzuge Vom Inn den Befehl 
ertheilt, dass die vier in Linz stehenden Beserve-Bataillone hta An- 
näherung des Feindes nach Urfahr übergehen und die Brücke zer- 
stören sollten. Am 1. räumten diese Bataillone unter Befehl des 
Oberstlientenants Koebele, welche ohne Oeschütz und atlch nur mit 
wenig QewebnuunitioQ versehen waren, die Stadt und Verbrannten die 
Brücke. Sobald Murat in Linz eingetroffen war, liess er diesen Stabs- 
officier auffordern, Urfahr zu räumen und dem Brückenschlage keine 
Hindernisse in den Weg zu legen. Seine Drohangen Hess er durch 
eine zahlreiche, auf dem rechten Ufer atifgefahrene Artillerie unter- 
stützen. Der Oberstlieutenant Koebele verpflichtete sich in einer Att 
von Convention, die Wiederherstellung der Brücke nicht zu stQren. 
Unterdessen liess der Feind, beständig parlamentirend, ein paar Mann 
auf Schiffen übergeben. Oberstlieutenimt Koebele zog sich am 3. Abends 
über Freistadt nach Krems. Das unter dem Eittmeister Scheibler am 
18. October gegen Vilshofen entsendete Commando von 100 Reitern 
und 150 Mann des Brooder-Regiments hatte sich bei dem Vordringen 
des Feindes über Fassaa zoiück und endlich bei Linz übet- die Donau 
gezogen , worauf es am 3. in Mauthausen stand. In Mauthansen 
eiUelt dieser Rittmeister Nachricht von des Feindes sorgloser Sicher- 
heit in Urfahr; sein am 6. vor Tagesanbruch ausgeführter Überfall 
gelang so vollständig, dass er 6 OfGciere, 63 Mann zu G-efangenen 
machte, 28 Pferde erbeutete, den Wachposten am Ufer von 1 Of&üer, 
20 Mann niederstechen liess, alle Balken und SchiSe, die sich fUr den 
Brückenschlag dort befanden, dem Strome preisgab und sich sodftna 
ohne Verlust nach Mauthausen zurückzog. 

Das ganze linke Ufer der Donau von Grein, vorzüglich aber von 
Weissenkirchen bis Krems, ist sehr steil und mit Schluchten durch- 
schnitten. Die den Strom entlang führende Strasse ist bis Dürren- 
stein zwisdten diesem und den Ab&llen des Gebirms so <eingeengt. 



134 

dasB einer aaf ihr marschlrenden Tmppe ein Anfinarsoh unmöglich 
wird. Bei DUirensteiD erheben sich schroffe Felsennrände , auf deren 
Spitze eine Burgruine liegt, die durch eine Mauer mit dem Städtchen 
in Verbindung steht, durch welche die Strasse fuhrt Bei dem Dorf 
Loiben bildet sich zwischen den Füssen des Gebirges und der Donau 
eine kleine, mit Weinbergen bedeckte Ebene, durch welche die Strasse 
gegen Stein zieht, die, wie im Weingebirge gewöhnlich der Fall ist, 
links and rechts durch eine Mauer beschrankt wird. Bei Stein treten 
die GebirgsfUsee wieder bis hart an die Donan herab. Hinter Krems 
Offiiet sich die Gegend und unterhalb der Stadt Mit das Flüsschen 
Krems in die Donau, welches in seinem Laufe ein ziemlich steiles 
Defilä bildet Der Kamm der Höhen ist bewaldet, die Abßllle aber 
tiberall, wo es der febige Boden erlaubt, mit Wein bebaut 

Kutasow hatte nach dem Übergange über die Donau sein Heer 
bei Krems aufgestellt 14 Escadronen standen bei Dross, um die 
Strasse nach Gfbhl zu beobachten, da man bereits Nachricht von dem 
Übergänge bei Linz und der Beoatzung Ton Freistadt und dessen 
Streifereien bis Zwettl erhalten hatte. Bei Stratzing lagerte FUrst 
Bagration mit nenn Bataillonen, Stein war von der Division des Ge- 
neral-Lieutenants Miloradovic besetzt, die durch ein in Egelsee atif- 
gesteUteB Bataillon Brooder mit Bf^ation in Verbindung stand. Zur 
Beobachtung des untern Donau - Landes , zur Verbindung mit dem 
Fürsten Auersperg standen bei St. Johann und TrUbensee zwei öster- 
reichische Cürassier-Escadronen und in Stockerau ein Bataillon Peter- 
wardeiner. 

Oefeoht bei Dtirrenstein '). 

Mit der Nachricht, dass die 6. russische Colonne unter GL. Cze- 
pelow am 12. in Hollabrun eintreffen werde, langte auch die Meldung 
ein, Mortier sei mit der Division Gazan am 10. Nachmittags in Weissen- 
kirchen angekommen. 

Die französische Avantgarde drückte schon den 10. Früh die 
schwachen österreichischen Vorposten von Loiben zurück, welche sich 
ganz nach Stein zogen, wo die Franzosen jedoch aus zwei, auf den 
beiden nicht abgebrannten Jochen der Brücke aufgeßihrten Kanonen 
mit Kartätschen empfangen, sich in den Gebäuden des Föhrthofes zu 
decken snchteD. Bald verliessen sie auch diese, als ihre, eine Umgehung 
über den Geissberg versuchenden Abtheilungen von der Höhe herab- 
geworfen waren. Bei einbrechender Dunkelheit standen ihre Vorposten 
im Kothenhof und auf dem Pfaffenberg. Die Division lagerte mit dem 
rechten Flügel bei Ober-Loiben, mit dem linken auf den untern, 
ziemlich steilen Ablällen der gleichnamigen Höhen. Das Corpsquartier 



>) Bieli« .ÖBterr. miliUr. ZeiUchrift', Jabr^ant* 1360, IlL Band. 

Ui.n.KlbyGoO^lc 



Mortier's war in DfUrenatein. Bei den Ruinen des Schlosaea und auf 
dem Kücken des Gebirges, dem sogenannten Nendeck, standen Piquets, 
deren Patmllen bis in Kfthe des Scheibenhofes kamen. 

Um sich dem Nachdrängen vom Feinde zu entledigen, bescbloas 
Kntnaow am 10. Abends, die Franzosen am folgenden Tage anzugreifen. 
Nach dem vom FML. Schmidt entworfenen Angriffsplan sollte eins 
Colonne Früh 3 Uhr nach Egelsee rücken, und in grösster Stille bei 
Scheibenhof vorbei, so eilig als mOglicb die Schlucht von Weissen- 
kirchen zu gewinnen trachten nnd den Feind im Rücken anfallen, wäh- 
rend die Division Miloradovie ihn gleichzeitig von Stein her in der 
Front angreift Der Abmarsch der Colonne, bestehend aus der Division 
Doctorow und Brigade Maltiz, welche FML. Schmidt selbst führte, 
verzögerte sich so, dass sie von Egelsee erst um 1 Uhr Nachmittag 
aufbrach. Um 7 Uhr Früh griff die Division Miloradovie die feind- 
heben Vorposten nächst der Donau an. Diese wurden geworfen und 
Unter-Iioiben besetzt Die Franzosen hatten aber durch Besetzung 
der Abßüle mit öeschtltz den grossen Vortheil, den in der Ebene 
Tordringenden grosse Verluste beizubringen. In der That warfen sie 
auch den rechten Flügel der Russen wieder zurück, und dieser Um- 
stand zwang auch die an der Donau kämpfenden Äbtheilungen zu 
einer kurzen rückgängigen Bewegung ; nicht lange nachher ward auch 
Ober-Loiben erstürmt Es war 4 Uhr Nachmittags, da kam die Tgte 
der Colonne Schmidt durch die Schlucht .an der Donau ungefähr 
2000 Schritte hinter Dürrenstein herab '). Ein Theil derselben wandte 
sich gegen diesen Ort und drang um so leichter durch denselben, als 
die Colonne Gerhardt gleichzeitig über die Ruine herabkam. FML. 
Schmidt hatte sich nämlich genOthigt gesehen, um den Plan nicht 
aufzugeben, das Gros der Colonne durch eine Schlucht zwischen 
DUrrenstein und Weissenkirchen an die Donau herabzufübren, indem 
sich vorhersehen Hess, die Colonne wtti-de vor Abend nicht in Weissen- 
kirchen anlangen können. Er lieas zwei Bataillone auf dem Rücken, 
ein Bataillon im Thate zurück, und rückte mit dem Resttheile im Eil- 
achritte gegen Dilrrenstein, das er unbesetzt fand. Die Russen fürch- 
teten die Trennimg der Colonnen und weder der FML. Schmidt, noch 
andere OfGciere konnten sie dazu bringen, in dem den Paas sperrenden 
Städtchen eine Besatzung zu lassen. Etwa 500 Mann stark, marschirten 
die Russen ausserhalb Dürrenstein auf. Indessen hatten auch die Fran- 



') Nach An^be „Kotiebns'B" Bollen die lur Umgehung der Pruicateii be- 
ten 10.000 Bniien achon om 2 Dbr Nachta aas ihrem L&ger Batlich von Krems 
in EgeltM, u. ■. in Ti«r Colonnen an^kommeu lein; sie hatten auch iwei mit 
Mähe for^ebrachte OeaehBtEe mit Bei Egelaee wurde daa Lager mit allen Ver- 
achten besogen. Um 6 TThr brach die erste Colonne ontei GL. Gkrhardt gegeik dan 
Scheibeshof auf, wo sie am S Uhr anlangte. Hinter ihr folgte die sweits Colonne 
auf denuelben Wege, die dritte Cotonne unter FML. Schmidt murschirte Ober Begeh. 

In Ermangelnng verlSsalicberer Quellen wurde hier Einiges aaa der Be- 
Kbreibnng des Oefechtet TOm k. k. Hauptmann Koteebne an^euommWir . .^1,, 



zosen gegen sie Front gemacht und eich anf einem saiiften Berg&Bs 
zwischen der Donau und dem Weingebirge mit zwei Kanonen, den 
linken Flägel an L<Hben gelehnt, angestellt Die Cavallerie, etwa 
400 Pferde zählend, stand vor Loiben. 

Letztere unternahm sofort in den flachliegenden Weingärten einen 
Angriff auf den an der Donau lehnenden Fitigel und versuchte sich 
durchzuschlagen, ward aber durch ein heftiges Mueketenfeuer zurück- 
gewiesen. Die nisBischen Jäger rückten aof dem Abhänge des Bei^s 
plänkelnd vor, während die nachrückende Colonne aufinarschirte und 
bis zur Dunkelheit das Feuer unterhielt, ohne vorBurücken. Da« Feuer 
der Franzosen wurde immer schwächer. Einige Granaten, welche fran- 
zOsiache Qeacbütze in den Hohlweg von Mantem schlenderten, zwangen 
die Infanterie, eine Aufstellung rtlckwärts des Hohlweges zu nehmen. 

Loiben gieng in Flammen auf und diese beleuchteten den ganzen 
Thalkesael; die französische Cavallerie machte, hiedurch begtinstigt, 
nochmals den Versuch, anf dem offenen Wege nach Dürrenstein durch- 
zubrechen. Ein furchtbares Infanteriefeuer entbrannte jetzt auf beiden 
Seiten des Wegee, wobei Truppen einer und derselben Macht auf ein- 
ander schössen. Hier sank, von vier ruaeischen Engeln getroffen, der 
FML. Schmidt, durch daasen Tod der Vortheil des Tages theuer er- 
kauft ward. Da es durch den Brand von Loiben hell war, so rückte 
alles gegen die Höbe, wo die iranzösische Infantene sichtbar ward. 
Hier streckten XOOO Mann die Waffen, und die im Gefedite verloren 
gegangenen zwei russischen Kanonen fanden sich auch wieder. Sämmt- 
liche russische Truppen zogen mit ihren Qefai^n«! noch während 
der Kacht nach Krems. 

Der Rückzug der Franzosen fand unter den ungünstigsten Ver- 
hältnissen statt. Auf dem Donan-Ufer ankerten eine Menge Schiffe, 
auf denen ein Theil der Truppen übersetzt worden war. Die Flüdit- 
linge suchten auf den Fahrzeugen die Bettung. Doch ward eines der- 
selben bei Stein von der russischen Artillerie in Grund gebohrt und 
ging mit 400 Mann unter; ein anderes blieb an einem Brückenpfeiler 
hängen, und wurde sammt den darauf eingeschifften 300 Mann genommen. 

Gleneral Gazan entkam aus dem Blntbad bei Dttrrenatein blos mit 
400 Mann und 50 Pferden über die Ruine Scheibenhof, Oatra g^en Spitz '). 

Die Veiiuate der Franzosen b^efen sich nebst einer bedeutenden 
Anzahl von Todten noch anf 2000 Ge&ngene, worunter sich das 
ganze 4. Dragoner-Regiment, dann 1 General, 3 Oberste und 60 Offi- 
ciere befanden. Ausserdem wurden Urnen 2 Fahnen, 5 Kanonen ab- 



') Nach ^KotEebne" itiei» die Diviiioa Capont gtgta i Ulir Nachmittags 
mit iler Colonne dea PUL. Schmidt in dem Aagenblicke mummen, aIi letstere 
voD Beach herab bei Wadatsin kukam. Sie wollt« dnrchbrechen , aber in Flanke 
lind Btlckeu genommen, mnaste aie nach einem blntigen Haadgemeoge aich iri»dec 
«iaachiSen nnd nach BohbIe hin Überfahren. 

Digilizedby Google 



137 

gBDdmnieii ; jene beiden Gesditttee abgereclmet , welche die Ruuen 
am Vonuittage yerloren hatten *). 

Das Gefecht bei Dflrrenstein hatte die Folge, daes Entusow Zeit 
gewann, ungestört aeine ArtiUerie-Reserre und die Bag^^ vorana- 
zusendon, auch die erforderlichen Vorkehrungen zb seiner Vereinigung 
tioit dem Äuerspergischen Corps und der sechsten rassischen Colonne 
zu treffen, die 7000 Mann stark am 12. in Hollabronn ankam. 

Obgleich man früher die Absicht hatte, das linke Oonau-Uter 
zu behaupten, so bestimmte die Unmfiglichkeit , alle Übergangspunkte 
TOn Krems bis Ungarn mit den zu Gebote stehenden schwachen 
Kräften vertheidigen zu kOnnen, da die Franzosen Tulln bereits stark 
besetzt, auch sich der Insel bei Trübensee bemeistert hatten. 

Am 1 3. war Eutusow mit seinem Corps von Erems aufgebrochen 
und hatte Ebersbrunn erreicht, ohne dasa er im geringsten vom Feinde 
beunruhigt worden wäre; am 14. langte er in Jetzelsdorf auf der 
Strasse von Znaym an. Murat hatte am 13. nebst seinem und dem 
V. Corps auch zwei Divisionen des IV. ihm auf einen halben Miu^ch 
folgenden Corps, im Ganzen 50.000 Uann, auf das linke Donau- 
Ufer geführt und rttckte, ohne sich um Aueraperg zu kümmern, in 
«iebwi Marschen auf der Znaymer Strasse fort, um die Russen von 
dieser Stadt abzuschneiden, während das L Corps ihnen von Stein 
nachfo^en sollte, aber den 14. noch keine Truppe übergesetzt hatte. 

Murat traf beinahe zugleich mit den Russen in HoUabrunn ein; 
da aber durch die Vereinigung EutusoVa mit seiner sechsten Colonne, 
dessen Streitkräfte auf 32.000 Mann angewachsen waren, so wagte er 
es nicht, ihn in der Front anzugreifen, sondern nahm seine Zuflucht 
noch einmal zu dem Mittel des Betrugs, das ihm erst eben so glänzende 
Früchte gebracht hatte. General Nostitz hatte bei Schöngrabem die. 
äussersten Vorposten. Bei dem Anblicke derselben liess sich Murat 
mit Nostitz in eine Unterredung ein, ertheilte auch ihm die Ver- 
sicherung eines bereits bestehenden Waffenstillstandes und nah^n 
Friedens mit Österreich, welche Vorspiegelungen er durch seinen un- 
gestörten Matsch bis hierher zu bekräftigen suchte. Während dieser 
Unterredung umgieng er nicht allein Nostitz, sondern auch die Flanke 
der etwas weiter rückwärts stehenden russischen Nachhut und be- 
drohte selbst jene der Haupt-Armee. 

Als Bafp^tion die ihm bevorstehende Gefahr entdeckte, sandte 
er, List mit List vergeltend , den General-Adjutanten des Euaers, 
Fürsten Dolgoruoky, an Murat und eröffnete ihm die Aussicht zu 

*) Obige DftMtellang de» Oefechtei bei Dürreustein iit wo^n Mangel Att 
dem VerfriMsr m Gebote gestAii<1etieii HuteriftlB dDrftis und l&ekenhafc susgefallen. 
Um die BtMhreibnngp iee FsldiliK«! in ihrer ganicn OrielnaliUt sa Koben, fUnbte 
die Bedftction jedoch, von der ETg&niaDff dei QefechtM «ii« den Werken: „TbieTS* 
imd .BüBtow'a" Abatund nehmen la «ollen; um so mehr ala dauelbe in dieser Zeit- 
Hfarift, JshntUK ISSO, bewhriebeti wurde. Anmerkanf der RedacUiHi 



138 

einem Separat-Fiieden mit Rnasltuid. Entusow lieas diese Hoäbung durch 
den General Winzingerode nfibreo. Murat gieng vollkommen in die 
ihm gelegte Falle, er liess seine Troppen halten, und Winzingerode 
Bchloss sogar eine Art von Convention mit ihm ab, die zur Bestätigung 
nach Schönbnmn an Ifapoleon gesandt wurde. Kutusow gewann hie- 
durch Zeit, mit seiner Hauptmacht in der Nacht auf den 16. nach 
Lechwitz zu kommen; am 17. erreichte er Pohrlitz auf der Brünnet 
Strasse. Zur Deckung des Rückzuges blieb Bagration mit 6000 Mann 
Nachhnt bei Schöngrabem zurück. 



Geteoht 1361 Sohöngra'bem oder Hollalnniiui. 

Napoleon, die List der Bussen durchschanend , versagte der ab- 
geachlosseuen Convention, zu welcher er den General Winzingerode 
nicht mit Vollmacht veraeben erklärte, aeine Bestätigung und be- 
schleunigte den Marsch des IV. Corps, welches jenem Morata folgte ; 
zugleich befahl er den Aufbruch aeiner Garden nach Hollabmnn und 
den Marsch der Division Caffarelli des HL Corps nach Znajm; er 
selbst reiste sogleich von SchSnbrann ab. 

Murat erkannte nach dem Abzüge der Russen seine Täuschung 
und griff am 16. mit den vereinigten IV. und V. Corps die 6000 
Rnasen an. Bagration hatte hinter Schöngrabern , jenseits des DefilÄ's 
vom Dorfe Grund eine vortheilhafte Stellung genommen. Murat liesa bei 
der Abenddämmerung die Grenadier-Division Oudinot in zwei Colonnen 
gegen die Mitte und den rechten Flügel der Russen vorrücken. Suchet 
sollte ihren linken umgehen. G^en den letzteren war auch die Divi- 
sion Legrand in zwei Colonnen formirt, die eine znm unmittelbaren 
Angriffe deaselben, die andere um ihm jenseits Grund die Strasse 
abzuschneiden. Vandamme folgte als Reserve. Daa durch russische 
Gh-anaten in Brand gesetzte Schöngrabern beleuchtete das Schlachtfeld. 
Es entspann sich ein mOrderischea Gefecht, welches von Seiten der 
Russen mit beispielloser Tapferkeit bis in die Nacht um 11 Uhr 
unterhalten ward. Von der Brigade Noatitz zeichnete sich besonders 
daa Huszaren-Regiment Hessen-Homburg aus, das aber auch sehr viel 
litt Der beiderseitige Verlust war beträchtlich, besondere jener der 
Franzosen. Bagration erreichte am 17. Mittags Lechwitz, wo ihn der 
österreichische General Caramelli mit zwei Cflra3sier<Regimentem auf- 
nahm. Abends stand er schon bei Frainspitz, eine Stunde von dirar 
Armee. Durch Kutusow's glückliches Eintreffen bei Pohrlitz , und 
Bagrations Standhaftigkeit ward die Vereinigung mit den 13.000 Mann 
starken österreichiachen Corps erreicht, welches an diesem Tage statt 
Auersperg FML. Fürst Liechtenstein befehligte. Es war dadurch ge- 
glückt, dem Feinde eine gesammelte Macht entgegenzustellen, die sein 
weiteres Vordringen verbot, so dass man ruhig dem Emtreffen des 



139 

rnasischen zweiten Heeres unter BaxliöTdeii entgegensehen konnte, 
welcher Befehl hatte, aein in achtColonneo mit zweitägigem Abstand 
marschirendes Corps in drei Abtheünngen zusammenzuziehen und in 
Eilmärschen ohne Baettag über Obnütz und Brüun vorzurücken. 



Übergang der Pranzosen bei Wien. 

Durch Vorspiegelung eines bestehenden WaffenstiUstaudes, welchem 
ein naher Friede folgen werde, glückte es Murat, den Fürsten Auers- 
perg, der sich seibat auf das rechte Ufer begab, zu täuschen, so dass 
dieser, statt den gegebenen Befehl, die Brücke zu zerstören, in Aus- 
führung zu bringen, das auf dieselbe gerichtete Qeechutz abfEihren und 
die aufgestellten Truppen zurückziehen Hess. Murat säumte nicht, die 
hervorgebrachte Täuschung sogleich zu benützen, und giong am 13. mit 
seiner Reiterei und dem V. Corps Über, indem er sich sogleich der Brücke 
versicherte und die aufgehäuften Brennmaterialien wegräumen Hess. 

Durch diese Leichtgläubigkeit Auerspergs gerieth dem Feinde 
alle am Spitz aufgefahrene Artillerie in die Hände, zu deren Weg- 
schaöiuig es an Pferden gebrach, weil man überhaupt zu spät auf die 
Kettnng dieses, im gegenwärtigen Augenblicke doppelt kostbaren Kriegs- 
materials bedacht war. Murat, um die durch das ersonnene Märchen 
hervorgebrachte Täuschung nicht zu &ühe zu vernichten, Hess die bei 
Spitz stehenden österreichischen Truppen ruhig abziehen und wandte 
sich mit seiner Beiterei und dem V. Corps, welchen noch jenes von 
Soult folgte, gegen Stockerau, um die Vemichtnng Kutusow's zu be- 
schleunigen, sehr richtig berechnend, dass, wenn ihm dieser Schlag 
gelinge, die unbedeutenden Streitkräfte des österreichischen Corps von 
selbst unterliegen müssten. Das Benehmen des Feindes, nachdem er 
seinen Zweck erreicht hatte , riss unterdessen den österreichischen 
Qeneral bald aus seinem Irrthume. Mit Besttirzung ward er seines 
Fehlers gewahr, und rief in diesem Drange einen Kriegsrath zusammen, 
om sich über die zu ergreifenden Massregeln zu berathen. 

An&ngs gieng die Mehrheit der Meinung dahin, dass man zur 
Verbeseerung des begangenen Fehlers den nach Komeubui^ in Marsch 
begriffenen Feind angreifen müsse. Allein die Betrachtung, dass ein 
solches Unternehmen im Dunkel der Nacht gegen einen überlegenen 
Feind mit Truppen äusserst gewagt sei und leicht die Auflösung des 
ganzen Corps herbeiführen könne, gewann endlich die Oberhand, und 
man bestimmte sich zum Eückzug. Um Mittemacht brach das Corps 
auf und marschirte in die Stellung von Hohenlenthen. 

FMX«. Ftirst Auersperg hatte bei dem Aufbruche seiner Truppen 
am Spitz in die Stellung bei der Hohenlenthen der Nachhut Befehl 
gegeben, ihren Rückzug nach dem Drängen des Feindes zu bemessen. 



um 10 Ulir Vormittag trennte sie das Thal Ton Wolkersdorf von der 
fflindlicIieB Vorliut, wdche Q-eneral Milhond befehligte, uid der apftter 
die Division Caffarelli des lU. Corpa folgte. 

8e. Majestät der Kaiser Franz, anzn&ieden mit dem Benehmen 
des Fürsten Äuersperg, hatte von firünn ans am 14. dem FML. Fürsten 
Johann Liechtenstein befohlen, diesen General zu verhaften und nach 
der Festung KOniggrätz zu senden, f(lr seine Person aber das Com- 
mando des Armee - Corpa zu übernehmen. Demzufolge traf Fflrst 
Liechtenstein mit dem Qeneral Gh-afen Bubna, der die Q^scbttfte des 
G-eneral-Quartiermeisteratabea leiten sollte, in Öaunersdorf ein, wo sich 
dos Hauptquartier befand. Die Yerschanzungen der Hohenleuthen 
waren zu spät begonnen, daher nicht vollendet worden, die Stelltug 
selbst aber fttr daa Corps zu ausgedehnt. Fflrst Liechtenstein beschlosB 
daher, sich nach Wilfersdorf zurück zu ziehen, wohin das Corps um 
2 Uhr Nachts aufbrach. Gegen Mittag des 16. begann der Feind die 
Nachhut bis nahe an das Corps zu drangen; dieses stellte sich des- 
halb in zwei Treffen, eines vor Wilferadorf, das andere hinter dem 
Orte in Schlachtordnung auf, worauf der Feind das Drangen der 
Arri^regarde einstellte und sich zurückzog. In der Nacht rückte das 
Corps in daa I>ager hinter Poisdorf. Um die Verbindung mit dem in 
Leohwitz angelangten General Kutusow zu eroSben, ward Major 
Scheither mit zwei Escadronen O'Reilly und einer Eacadron Schwarzen- 
borg an die Thaya nach Laa, zur Deckung der linken Flank© eine 
Abtheilung Huszaren nach Zistersdorf entsendet Am 16. marachirte 
das Corps mit Tagesanbruch von Poisdorf aufbrechend, nach MuBch&ta, 
am 17. in das Lager bei Pohrliz, wo es sich mit Kutnsow vereinigte. 
Dia von Kienmayer geführte Nachhut stand am 17. bei NikoUburg, 
die Voi-posten bei Erdberg und Wilfersdorf; sie zogen sich Abend» 
bis Poisdorf. Das auf Nachhut stehende Szekler Huszaren-Regiment 
hatte seit 9. keinen Abgang; ein einziger Wachtmeister ward auf einer 
PatruUe durch einen Schues verwundet. Es scheint noch immer ©ine still- 
schweigende Übereinkunft mit den feindlichen Vorposten geherrscht zu 
haben. Dea Majora Scheither Streif-Corps stand bei Treskovitz. Das nun 
russisch- österreichische Heer bildete jetzt schon eine Macht von 45.000 
Mann, über dieKutusowden Oberbefehl führte. Der österreichisch© General 
Weyrother, der sein Vertrauen erworben hatte, war ihm als General- 
Quartiermeister beigegeben. Die Vereinigung mit Buxhövden , der in 
Eilmärschen gegen BrUnn heranzog, ward nun gesichert, und um dies 
Zwecke näher zu rücken, brach das vereinigte Heer am 18. Früh in 
zwei Colonnen auf, wovon die erste, aus ruesisohen Truppeti bestehmd, 
über Kloster Raigem, die zweite österreichische über Selowitz und 
Mönite in das Li^er bei Schlappanitz marschirte; die ruasisoh« Vorhut 
blieb bei Mödritz, die österreichische bei Möütt«; beide standen» 
genauer Verbindung mit einander. _^ 

Digilizedby Google 



Mit dem Abzüge ans dieser Stellung wäre Braon Bammt den 
dortigen grossen Vorrftthen an Lebenamitteln und Ärtillerie-Q^gen* 
stKnden, die durch dahin gebrachte DepSta von Budweie noch ver- 
mehrt ■waren, dem Feinde Preis gegeben worden. Der Verlust der 
Magazine musste um so empfindlicher fallen, als die Ännee dnrch 
ihren unausgesetzten Rückzug alle vorwärts gelegten eingebUsst hatte, 
and das BedUrfiiiss b^ der eich tä^ch häufenden Truppenmasse immer 
grösaer wurde. Diese Betrachtung bestimmte den Fürsten Liechten- 
stein, dem Ober-Oeneral Kutusow die Nothwendigkeit des Verbleibens 
in der Stellung bei Schlappanitz vorzustellen, in welcher die bei Wischau 
bereits angekommenen ersten 14.000 Mann des Buxhövd'achen ^eeres 
an sich gezogen werden konnten. Eutusow war nicht zu diesem Ent- 
schlüsse zu bewegen und bestimmte, dass am 19. früh die Stellang 
bei Wisi^u zu beziehen sei. Die Armee brach in drei Colonnen auf, 
— die erste, bestehend aus dem linken Flügel der russischen Truppen, 
um 3 Uhr, um 5 Uhr die zweite der Russen, und um 8 Uhr die dritte, 
von dem österreichischen Corps gebildete. Alle drei Colonnen mar- 
schirten auf der Chaussee. Das russische Hauptq^uartier kam nach 
Wiscban, das österreichische nach Hlubowan. 

Die russische Nachhut blieb bei Schlappanitz und deckte BrÜnn 
so lange als möglich. Die Österreicher standen zwischen MOnitz und 
Auaterlitz und dehnten ihre Vorposten gegen Mönitz aus. Unterdessen 
ward anch bald darauf Brunn verlassen, und die russische Ifachbat 
staute sich bei Ransnitz, die der Österreicher bei Butscbovitz auf. Xun 
war auch die Verbindung mit der ersten Colonne Buxhövden's voll- 
bracht, und das vereinigte Heer zählte 59.000 Streiter. Dieser Armee 
standen daa ganze IV., V. and das Reiter-Corps Murat's, dann die 
Garden, nebst der indessen von Marschall Dnroc befehligten Grenadier- 
Division Oudinot gegenüber. Vom L französischen Corps blieb eine 
Division in Znaym; die übrigen rückten auf der Iglauer-Sfrasse ah 
linker Flügel ihrer Armee gegen Ludwitz vor. Kapoleon selbst war 
ana 17. kurz nach dem Gefechte von Hollabrunn bei Murat einge- 
troffen, und hatte sein Hauptquartier in Znaym, am folgenden Tage in 
Pohrlitz genommen. Hier erfuhr er die Übergabe Brünn's sammt dem 
Spielberge, und die Ankunft der Kaiser Franz und Alexander in 
Olmütz. Das Liechtenstein'sche Corps ward nur von der Division 
Caffarelli des HI. französischen Corps verfolgt. Die Division Ghidin 
desselben Corps stand bei Wiener-Neustadt; Davoust selbst war mit 
der leichten Reitw-Brigade gegen Pressbnrg gerückt und hatte auf 
Napoleon's Befehl am 17. den in Pressburg befindlichen General Grafen 
PalfEy die Neutralität für Ungarn antragen lassen, mit der Zusicherung, 
das Königreich solle von keinem Franzosen betreten werden, wenn es 
seine Rüstungen einstelle. Dieser Antrag ward , wie natürlich , von 
dem Erzherzoge Palatin verworfen, in Folge dessen Pressburg von 

Digilizedby Google 



148 

DavouBt besetzt wurde. Die Streitkrlifte der yerbttndeten waren nun 
jenen des Feindea gewachsen; ein Bchneller und kühner Angriff schien 
in diesem Ai^enblicke einen glücklichen Erfolg zn verbürgen. Die 
Meinungen der G-eneräle waren getheilt. Kutosow selbst hatte erklärt, 
dasa er bei Wischau die Offensive wieder ergreifen werde. 

Nach dem Öefechte von Hollabninn und besonders nach der 
bei Pohrlitz erreichten Vereinigung der beiden Heere, war Murat nicht 
sehr lebhaft gefolgt Den 18. Nachmittags rückten starke Colonnen 
auf der Brünner Strasse gegen die bei dem Posthause stehenden 
Küssen vor. Sie wurden durch einige, mit vieler Tapferkeit aus- 
geftihrte Attaken der rassischen Cavallerie geworfen. Selbst der 
Diviaionär d'Hautpoul und Marschall Bessi^es an der Spitze von vier 
Garde-Escadronen konnten sie erst durch die Unterstützung einw seit- 
wärts der Chaussee au^fahrenen Batterie zum Rückzüge bringen. 

Die Unkenntniss KutusoVs von der Stfirke und Stollang der 
Franzosen trug viel dazu bei, dass er, seinen Entachlnss Ändernd, sich 
für weiteren Rückzug entschied, um alle noch erwarteten Streitkräfte 
zu verünigen. An diesem Entschlüsse Kntasow's soll auch der Wunsch 
des mit den russischen Gtarden anziehenden GrossfÜraten Constantin 
Ursache gewesen sein, welcher Kutusow ersuchte, vor seiner Ankunit 
keine Schlacht zu geben, damit er daran Theil nehmen könne. Das 
gesammte Heer brach am 20. in vier Colonnen auf der Heerstrasae 
nach Frosanitz auf Die erste Colonne, bestehend aus dem Corps der 
Reserve, um 6 Uhr Abends. Ihr folgte zwü Stunden später die zweite 
des linken, und um 10 Uhr die dritte de« rechten russischen Flügels. 
Das österreichische Corps bildete die vierte Colonne und zog über 
Toppolan, Zeltsch, Dobroohan und Weischovitz. Das rusaiache Haupt- 
Quartier kam nach Prossnitz, das Oaterreichiache nach Kralitz ; die ras- 
sische Nachhut zog sich nach Prödlitz, und die österreichische nach 
Niemtschitz, sie waren über Eywanowitz in Verbindung, die Bussen 
hielten den Posten Draham stark besetzt. Im Lager von Frossnltz 
erfolgte die Vereinigung mit der zweiten Colonne Buxhövdens. Am 
22. bezog die vereinigte Armee das Lager zwischen Olschan und 
Olmütz, and vereinigte sich mit der dritten und letzten Colonne Bnx- 
hövdens. 



Bewegungen des Erzlierzog« Ferdinand In Bölunen. 

Böhmen war, als die Überreste des deutschen Heeres unter dem 
Erzherzoge dort anlangten, von Truppen entblöst; auf einen so un- 
glücklichen Ausgang des Feldzuges hatte man nicht gerechnet Es 
gebrach an OfQcieren, an Rriega-Matenal jeder Art; die 14 Bataillons, 
aus denen die ganze Lifanterie in Böhmen bestand, waren mit Aus- 
nahme des Regimentes Oemmingen erst in der Errichtung begriffen, 



by Google 



als der Faind gegen das Königreich vordrang. Ebenso waren die 
zwei Eacadronen Merreldt-Uhlanen nnd zwei SBcadronen Hofaenlolte- 
Dragoner nebst einigen Depots verschiedener Cavallerie-Regimenter 
die einzige Beiterei im Lande. Die in der Bildung begriffenen sechs 
Bataillons würden nicht zugereicht haben die Festangen zu besetzen, 
deren sehr nothdllrftige Verproviantirung erat gegen Ende des Krieges 
mit Mühe gelang. Unter diesen Umständen war es ein CMück, dass 
Hurat bei Nürnberg umkehrte, und Kapoleon weiter keine Versuche 
machte, sich Böhmen's zu bemächtigen. 

Man gewann nach und nach Zeit sich zu sammeln, und so 
bildete sich allmälig an der Grenze der Pfalz ein kleines Corps, dass 
wenigstens Air den ersten Angenbllck das Königreich gegen die Un- 
bilden unternommener Streifzüge schützen konnte und den ferneren 
Kustungen Zeit verschaffte, sich zu gestalten. 

Bei WaJdmünchen stand der Oberst "Wacquant mit vier Batail- 
lonen Gemmingen, zwei Escadronen Merveldt-XJhlanen und zwei Es- 
cadronen Hohenlohe- Dragoner. Dieses kleine Corps war, wie früher 
erwähnt, bestimmt, zur Armee in Deutschland zn atossen, ward aber 
durch Beraadotte's Vorrückung von ihm getrennt und zog sich nach 
Waldmtinchen zurttck; hier vereinigten sich mit ihm zwei Escadronen 
Klenau unter dem Rittmeister Tettenbom, welchen der Erzherzog auf 
seinem Zuge nach Eger, von Öttingen aus, zur Deckung seiner rechten 
Flanke entsendet hatte. Bis zum 27. änderte sich Nichts in der 
Stellung des Corps in und am Eger. Es wurde den 26. October noch 
durch zwei Escadronen von Latour unter Oberat Lederer, und durch 
das eingerückte Streif-Commando des Bittmeisters Artaria von 43 Pferden 
des Begiments Hohenlohe verstärkt, sammt welchen die zwei Escadronen 
Hohenlohe am 26. zu den übrigen des Begiments gegen Waldmünchen 
abrückten. Unterdessen beschloss der FZM. Graf Kolowrat aus Bück- 
sicht des leichtern Unterhaltes der Truppen, sich bei Pilsen aufzustellen, 
da er diese Stellung überdies zur Deckung Böhmens für angemessener 
hielt Bei Waldmünchen blieb blos eine Cavallerie-Abtheilung stehen, die 
übrigen Truppen setzten sich gegen Pilsen in Bewegung, wo das Haupt- 
quartier am 2. November eintraf. Am 29. war der Erzherzog Ferdinand 
wieder von Wien bei der Armee in Böhmen eingetroffen, über welche 
Se. Majestät ihm den Befehl übertragen hatte. Der Erzherzog liess die 
in der Bildung begriffenen sechs Reserve-Bataillone in Feld-Bataillone 
imiwandeln, und die zum Felddienste nicht geeignete Mannschaft und 
Officiere herausziehen, welche er nach den böhmischen Festungen 
sandte, wohin auch alle auf Ehrenwort entlassenen Officiere gewiesen 
wurden, um dort an der Ausbildung neuer Verstärkungen thätig zu 
arbeiten. Dieses Armee-Corps bildete nun den rechten Flügel der Haapt- 
Armee. Es sollte Böhmen so Lange als möglich decken, im Falle aber mit 
Übermacht angegriffen wttrde, sich in die böhmischen Festungen werfen. 



by Google 



Das Corps stand ungestört in seiner Stellung bei Pilsen. Der 
Feind BcUen alle Absichten auf Böhmen von Seite der Ober-Ffalz auf- 
gegeben zu haben. Unterdessen hatte er Linz besetzt, und der Erz- 
herzog erhielt die Nachricht von dem Übergange desselben auf das 
linke Donan-Ufer und der Besetzung Freistadt's. Er beschloss daher, 
eich gegen Tabor zu wenden und dem Feind dort die Stime zu bieten, 
dessen Stärke und Absicht er nicht kannte, dessen Übergang bei Linz 
eben so -wohl einen Angriff Böhmens, als eine Bewegung gegen Krems 
beabsichtigen konnte. Nach dw Bisposition vom 5. September wurde 
Oberst Wacqnani mit 7 Bataillonen, 2 Escadronen Civallaxt mit 
3% Escadronen und Oberstlientenant Bogdan mit 1 Bataillon, 2 Es- 
cadronen gegen Bndweis in Marsch gesetzt , wo schon 2 Bataillone 
von Spork und Anspach standen, mit denen sie im schlimmsten Falle 
den Rückzug nach Josefe tadt und Königgrätz zu nehmen hatten. 
Tettenbom hatte den Posten von Waldmflnchen zu vertheidigen. Bei 
Pilsen sollte General Wratislaw mit zwei Bataillonen, zwei Escadronen 
blcdben, die, sowie das in Eger stehende Bataillon Erbach, zum Btlck- 
zage nach Theresienstadt angewiesen waren, wenn sie sich nicht mehr 
hier behaupten könnten. Eben mit der AnsfUhrung dieses Planes be- 
schäftigt, erhielt der Erzherzog die Nachricht, dass der französische 
G-eneral Baragaay-d'Hilliers mit seiner Fuss-Dragoner-Division, der nach 
der Übergabe von Ulm auf das linke Donau-Ufer übergegangen war, 
6000—7000 Mann stark, auf der Strasse von Cham gegen Böhmen in 
Anmarsch sei. Der Erzherzog concentrirte seine Streitkräfte bei Pilsen, 
wohin auch Wacqnant, der bis Klattau gekommen war, berufen wurde. 

Schon am 4. hatte FML, Graf HohenzoUem von dem Hofkriegs- 
rath Befehl erhalten, mit den Resten der Reiter - Regimenter Herzog 
Albert, Mack, HohenzoUem, Erzherzog Franz, Rosenberg und Latour 
nach Wien au&ubrechen, und sich auf der Hohenleuten mit der 
mssisch - österreichisebeo Haupt -Armee zu vereinigen. Das schnelle 
Vordringen des Feindes vereitelte diese MassregeL Am 9. griff der 
Feind die bei Klentsch stehende Abtheilnng von Klenau-Chevanxlegers 
des Rittmdsters Tettenbom an, drängte sie bis Bischof-Teinitz zurück, 
und bedrohte den Erzherzog bei Pilsen mit einem Angriffe. Unter- 
dessen wandte er bei Stab um, und zog sich gegen Klattau. Der 
Erzherzog beschloss nun , seine entworfene Bewegung gegen Tabor 
fortzusetzen, da aber der Feind unterdessen Budweis besetzt haben 
konnte, so hielt er es für zweckmässiger, seinen Marsch über Prag zu 
nehmen. Er liess sechs Escadronen zur Beobachtung der Division 
Baragaay-d'HUliera bei Pilsen stehen, zu welchem Zwecke auch das 
Streif-Commando des Majors Scheibler an der Österreichisch-böhmischen 
Grenze diente. Mit dem Reste des Corps trat der Erzherzog am 11. 
seinen Marsch an. FML. HohenzoUem hatte in Nenhans vom Hof- 
kriegsrathe Gegenbefehl erhalten, und war wieder an den Erzherzog 

Digilizedby Google 



1*5 

angewiesen worden, der ihm auftrug, zur Beobachtung des unterdessen 
gegen Mähren vorgedrungenen Feindes stehen zu bleiben, und seine 
Ankunft abzuwarten. Am 14. verlieas Baraguay-dTEtilliers Böhmen, 
nachdem er in Klattau 80.000 Oulden Brandscbatznng , nebst anderer 
Requisition eingetrieben hatte, und zog sich gegen die Donau. Zur 
Beobachtung jener Grenze blieben Tier österreichische Escadronen 
zurück, die beiden andern folgten dem Corps des Erzherzogs. 

Der Erzherzog hatte unterdessen seine Bewegung über Prag 
fortgesetzt, und den 17. sein Hauptquartier nach Beneschau verlegt 
Nach erhaltener Überzeugung, dase über Bndweis her nichts mehr 
vom Feinde zu besorgen sei, änderte er seinen Entachluas, und nahm 
den 20. die Marschrichtung gegen Czaslau, da sieb der Krieg der mähri- 
schen Grenze immer mehr näherte. Bei Budweis liesa der Erzherzog 
den Major Scheibler mit einem Streif-Corps von etwa 600 Mann zurück. 
Am 20. traf der Erzherzog in Wlaschim ein, und vereinigte sich 
am 24. in Czaslau mit der Hobenzoller'Bchen Cavallerie, die 1098 Pferde 
stark war. An demselben Tage traf auch General - Major Wratislaw 
mit drei Bataillonen Froou, Stuart und Eeuss-Greiz von Prag in 
Kuttenberg ein. Das Corps war durch die nach und nach eingetroffenen 
Verstärkungen anf 13 Bataillone und ungoföbr 18 Escadronen an- 
gewachsen, deren Stärke nach einem Berichte 'des Erzherzogs 8294 
l^lann, davon 1292 Reiter betrug. Die Beilage 35 gibt die Ordre de 
bataille des Corps am 26. November. Der FML. Graf Hohenzollem 
hatte zur Beobachtung des Feindes am 17. eine StreÜpartie von 
30 Pferden unter dem Major St. Quentin und eine andere unter dem 
Oberstlieutenant Auemhammer von Hohenzollem gegen Iglau entsendet. 
Der Feind überfiel am 19. letztere, nachdem er die Feldwache nieder- 
gemacht hatte, in Iglau, worauf sie sich bis Czaslau zurückzogen. Der 
Erzherzog war mit der Unvorsichtigkeit und dem übereilten Rückzuge 
dieses Stabs-OfSciers so, unzufrieden, dass er ihn vom Dienste enthob, 
Die Abtheilung wurde wieder bei Habem aufgestellt, und eine zweite 
von XThlanen, zur Beobachtung des sich auf dieser Strasse zeigenden 
Feindes gegen Deutschland entsendet, wohin am 23. noch ein Bataillon 
Gemmingen, and von der anmarschirenden Cavallerie Hohenzollem, 
eine Division Latour beordert wurde; das Bataillon wurde jedoch den 
26. wieder eingezogen. 

Ein hofkriegsräthlicbes Rescript trug dem Erzherzog auf, sich 
mit seinem Corps bei Iglau aufzustellen, allein das L französische Corps 
nebst den Baiem, war bereits mit grosser Übermacht auf dieser Strasse 
vorgerückt Der Erzherzog blieb desshalb in Czaslau stehen, wohin er 
sein Hauptquartier am 24, verlegte. Die Vorhut stand bei Deutscb- 
brod. Zur Deckung von Linz hielt der Feind fortwährend Freistadt 
besetzt, und beunrohigte durch häufige Streifereien die Gegend von 
Bndweis, wo Major Scheibler mit seinem Streif-Commando stand. Um 

Oit«ir. miuar. ZallHhrltt. 1874. (Feldng 1805.) ,-^10 , 

DiailizedbyLTOO^le 



den beständigen Plänklereien der Gegend Einhalt za thim, beschloaB 
dieser Stabs- Officier Freistadt zu überfallen. Am 24. sollte die a es 
Untemelmien anageflihrt werden, als es im Augenblicke, wo man un- 
entdeckt sich bereits den Mauern des Städtchens nahte, durch die 
Entweichung eines Chevanxlegers verrathen ward. UnterdesBan gelang 
es dem Major Scbeibler durch einen dem verfolgenden Feinde gelegten 
Hinterhalt 1 OlHcier imd 24 Dragoner zu Gefangenen zu machen. 



Stellmiff der Heere in Italleo. 

Während die Hauptstadt in die Hände des Feindes fiel, und sich 
der Krieg bis in das Herz der Monarchie verbreitete, hatte auch in 
Italien der Kampf mit Wnth begonnen. Am 18. October gieng Massena 
über die Etsch. Der Erzherzog hatte bei Caldiero eine verschanzte 
Stellung bezogen. Masaena griff ihn an, ward aber in einer dreitägigen 
Schlacht vom Erzherzoge besiegt und zurückgetrieben. Leider konnten 
diese Vortheile nicht verfolgt werden, denn die bereite empfangenen 
KacLrichten von der Niederlage des Heeres in Deutschland, nötÜgten 
den Erzherzog zum Rückzüge. So sehr auch der Erzherzog Johann 
Tirol zu vertheidigen wünschte, so musste er dennoch seinen Lieblings- 
Gedanken hohem Rücksichten aufopfern. Ney hatte sich mit 15.000 
Mann der nördlichen Pässe Tirols bemächtigt. Augereau, aus dem 
Innern Frankreichs kommend, griff mit einem 30.000 Mann starken 
Corps Vorarlberg an, gegen diese Übermacht konnte sich der Erzherzog 
um so weniger behaupten, als durch den Rückzug des italienischen 
Heeres auch die südlichen Thäler des Landes dem Feinde geöfFaet 
wurden. Er verliess Tirol und vereinigte sich am 26- mit dem Erz- 
herzoge Carl bei Windiscbgrätz, die nun eine Streitmasse von 155 Ba- 
taillonen und 96 Escadronen, 80.000 Mann stark, bildeten. Massena 
wagte nicht weiter als am Isonzo zu folgen. Prinz Rohan und Jella£ic, 
die ihren Rückzug zu sehr verspätet, wurden durch Ney'a Vordringen 
abgeschnitten; letzterer capitulirte am 14. November, 3500 Mann 
stark mit Augereau, nachdem ihm seine Reiterei unter den Obersten 
Kinsky und Warfensieben verlassen, und sich durch Bayern nach 
Böhmen gezogen hatte. Prinz Echan schlug sich durch, und brach bei 
Bassano hervor, nm sich mit der Garnison von Venedig zu vereinigen, 
rieb mehrere feindliche Abtheilungen auf, und verbreitete im Rücken 
Massena's Schrecken und Verwirrung, dieser sandte eine grosse Über- 
macht gegen ihn. Bei Castel&anco kam es zum Gefecht Rohan ward 
schwer verwundet, und nach der verzweifeltsten Gegenwehr musste 
sich endlich dieses kleine Corps ergeben. So war nun auch der Feind 
Meister Vorarlbergs und Tirols. 



-MO^S 

Digilizedby Google 



lY. Abschnitt 



Stellniie: des verbündeten Heeres bei Olsohan und die 
SohlacM bei Austerlitz. 

Am 23. stand das verbündete Heer zwischen Olschan und 
Olmütz; sein linker Flügel stützte sich an die March, der rechte 
dehnte sich auf den Anhöhen hinter Topolan aus. Es lagerte in drei 
Treffen. Das österreichische Corps bildete die Reserve auf den An- 
höhen hinter Schnobolin und hatte die besondere Beatimmung , im 
Falle eines unglücklichen Ereignisses den Rückzug hinter die March 
zu decken, zu welchem Ende zwischen Olmütz und Nimlau mehrere 
Brücken über diesen Flusa geschlagen waren. 

Diese Stellung war vortheilhaft ; sie zog sich ihrer ganzen Aus- 
dehnung nach über eine beherrschende Höhe, von welcher aup man 
fast auf eine Stunde jede Bewegung des Feindes entdecken konnte. 
Die Abfeile der Anhöhen verUeren sich sanft in der Ebene, so dass 
sie mit rasirendem Feuer bestrichen werden können. Die Höhen selbst 
sind von tiefen Havins durchschnitten, hinter welchen man mit Vor- 
theil starke Colonnen verbergen konnte, um durch unerwarteten Anfall 
den Feind zu überraschen. Auf dem Rücken der Höhen lagen einzelne 
beherrschende Punkte, welche man durch Erdwerke verstärkt hatte, 
die sich wechselweise vertheidigten , und auf welchen die zahlreiche 
Artillerie des Heeres mit grossem Erfolge placirt werden konnte. Ein 
nicht unbedeutender Morast deckte die rechte Flanke und einen Theil 
der Mitte. Vor der Front, längs der Anhöhen, floss die Blata, ein an 
sich zwar unbedeutender Bach, dessen Passirung aber, unter dem 
Kartätschenfeaer nicht ohne Gefahr, insbesondere bei entstehender Un- 
ordnung den feindlichen Angriffs-Colonnen Hindernisse darbot. 

Das Hoflager der beiden Kaiser war in Olmütz; das russische 
Hauptquartier in der Vorstadt, ^e „neue Gasse" genaimt, — das öster- 
reichische zu Nenstift. Fürst Bagration mit der russischen Vorhut 
stand bei Prossnitz, Kienmayer mit der österreichischen bei Kralitz. 
Letzterer entsendete Abtheilungen gegen Klenowitz; die Vorposten stan- 



by Google 



den vor Proasiiitz und Kralitz. Der Kaiser Alexander befahl ümen aber 
am 25-, wieder bis Prödlitz vorzugehen, indem die Franzosen nur mit 
leichten Reiter- Abtheilungen , nnd zwar nur bia über Wischau gefolgt 
waren. Da die Meldungen der Vortruppen eine Bewegung des Feindes 
gegen die March in der linken Flanke der Armee vermuthen liessen, 
Bo ward der Major Scheither, der früher vor der Front der Armee 
streifte, auf den linken Flügel gezogen, sein Corps verstärkt und 
entlang der March geschickt, um diese Gegenden zu beobachten und 
die verschiedenen, noch hie und da zerstreuten kleinen Magazine 
zurück zu schicken. Am 29. September überfiel und zerstreute er 
noch ein feindliches Chasaeur-Regiment in Oöding. FML. Kienmayer 
entsandte auch den Major Diveky mit einem Szekler-Bataillon und 
einer Escadron nach Tobitschau und Kojetein, um, gegen Kremaier 
streifend, die Verbindung mit den and^n Parteien zu erzielen. Auch 
die Reste des Merveldt'schen Corps waren unterdessen dem Kriegs- 
schauplätze näher gekommen und hatten sich durch Streilparteien 
mit Scheither in Verbindung gesetzt In der rechten Flanke des 
Heeres streiften Abtheilungen über Trübau und Zwittau und standen 
mit den Entsendungen des Erzherzogs Ferdinand, der sich bei Czaslau 
befand, in Verbindung- 
Schön seit 18. war Mnrat in Brunn eingerückt, wo er bedeutende 
Magazine gefunden hatte; seine Vorhut unter dem G-eneral Sebastiani 
gieng bis Taunitz und besetzte Wiachau, welches Bagration geräumt 
hatte. Napoleon verlegte am 20. sein Hauptquartier nach Brunn and 
seine Armee in enge Cantonnirungen : die Garden, die Grenadier-Reserve 
und das V. Corps in und um Brunn; Murat's Reiterei rechts und 
links der Hauptstrasse, zwischen Brunn und Prossnitz; das IV. Corps 
um Austerlitz. Dies letztere Corps war von Nikolsburg über Qroas- 
Ifiemtschitz marschirt; das 8. Dragoner-Regiment von selbem streifte 
an der March bis Hradisch. 

Am 25. vereinigten sich die ktüserlich russischen Garden anter 
Grossfürst Constantin, 10 Bataillone, 18 Escadronen, 10.000 Mann 
und 6000 Pferde stark, in der Stellung bei Olschan mit dem ver- 
bündeten Heere, das nun eine Streitkraft von beinahe 89.000 Mann 
und 20.000 Pferden bildete. Die Lage beider Heere in Bezug auf 
Verpflegung war sehr verschieden. Kapoleon hatte daa seinige in Can- 
tonnirungen verlegt, in denen es ihm an Nichts gebrach, und wo 
sowohl Mann ala Pferde Zeit hatten, unter Obdach gegen die Stürme 
der rauhen Jahreszeit geschützt, sich von den ausgestandenen Müh- 
seligkeiten zu erholen und Kraft für den bevorstehenden Kampf zu 
sammeln. Das russisch-österreichische Heer hingegen lagerte auf einer 
offenen Bergfläche, jeder Unbilde der Jahreszeit auagesetzL Die an- 
gestrengten Märsche und der schnelle gedrängte Bückzug hatten seine 
physischen und moralischen Kräfte abgespannt Ik fehlte im Lager 



by Google 



U9 

im Stroh und Holz, welch' letzteres, in einer ratihen Jahreszeit so 
unentbehiliche Bedürfbise der Soldat eine Stande weit auf dem Rücken 
herbeischleppen musate. Vor Allem aber ^brach es an Lebensmitteln. 
Dieser Mangel stellte sich gleich in den ersten Tagen so empfindlich 
ein, dasa man zu gewaltsamen Requisitionen seine Zuflucht nehmen 
muBste, die stets von Unordnung und Willkür begleitet sind. Von 
Beginn dieses unglücklichen Feldzuges hatte in dem Zweige der 
Heeresverpflegung eine grosse Nachlässigkeit und wenig Überein- 
stimmung mit den Operationen geherrscht. Die unselige Sicherheit, 
in die man sich selbst eingewiegt hatte, die jede Vorsichtsmassregel 
und alle Vertheidigungs-Anstalten im Innern der Monarchie fUr un- 
nöthig hielt , hatte verhindert , dass man auf die Anlegung eines 
bedeutenden Magazins in Olmütz Bedacht nahm ; überall gab es kleine 
Magazine, aber auf dem wichtigsten Punkte fehlte es daran; alle be- 
deutenden Vorräthe fielen durch den schnellen Eückzug in die Hände 
des Feindes. Dieses Übel ward noch mehr dadurch vermehrt, dass 
die Bussen einen ungeheuren Train mit sich führten, zu dessen Fort- 
schaffiing sie alle Pferde, besonders in Mähren wegnahmen, so dass 
es durchaus an Transportmitteln fehlte, um die Artillerie-Vorräthe und 
Magazine zu retten. 

Das BedürfiiisB der Verpflegung war sehr bedeutend. Durch 
Selbstbefreite und die geflüchteten Depots der Artillerie und Bf^agen, 
sowohl der Russen als Österreicher, war die Zahl der Verzehrenden 
schon auf 150.000 angewachsen, ohne das Corps des Oenerals Essen 
mitzurechnen, welches bereits in der Gegend von OlmUtz erwartet 
wurde. Kaum die Hälfte dieses Bedürüoisses konnte durch die Maga- 
zine von Olmütz und durch rückwärtige Zufuhren gedeckt werden. 
Diese Betrachtungen vorzüglich, vielleicht auch das Selbstvertrauen, 
das man in seine Kräfte setzte, beibrderten den Entschluss, den Feind 
anzugreifen. 

Ob man den Moment, in dem man diesen Entschluss fasste, glücklich 
wählte, nachdem man den günstigeren bei Wischau unbenutzt gelassen, 
ist eine Frage, deren Entscheidung wir der höheren Kriegswissen- 
schaft überlassen. In der Stellung von Olschan, fast unter den Kanonen 
von Olmütz, hatte das verbündete Heer Nichts von einem feindlichen 
Angriffe zu besorgen; seine Verpflegung mochte zwar schwierig sein, 
aber gewiss war sie nicht immöglich. Einem festen Willen und durch- 
greifenden Maasregeln wird Manches möglich, was dem alltäglichen 
Auge als immöglich erscheint. Zur Schonung des Heeres konnte man 
Kapoleons Beispiel folgen und das Heer in Cantonnirungen verlegen; 
man wäre noch inmier zeitlich genug vom Angrifle des Feindes unter- 
richtet worden, um sich in der Stellung von Olschan wieder zu sam- 
meln. Unter weit weniger günstigen Umständen stand das ganze fran- 
zösische Heer in Cantonnirungen. * 

Digilizedby Google 



160 

Täglicli erwartete man den QL. Essen mit 10.000 Mann; er 
stand am Tage der Schlacht von Austerlitz, ohne Theil an diesem 
entscheidenden Kampfe nehmen zu können, in Kremsier. Der Erz- 
herzog Carl zog mit 80.000 Mann in Eilmärschen gegen Wien, Wenn 
man einer entscheidenden Schlacht auswich, 8o konnte Napoleon nn- 
mSghch in seiner Stellung bei Brttnn stehen bleiben; wenn sieh der 
Erzherzog Wiens und der Übergangspunkte über die Donau bemäch- 
tigte, so stand er in ()«fahr, zwischen zwei Heere zu gerathen, deren 
jedes ihm an Streitkräften gleich, wo nicht überlegen war. Wenn man 
aber auch vor Ankunft des Erzherzogs eine Schlacht liefern wollte, 
und es vielleicht den Ehrgeiz irgend eines Führers nach dem Ruhme 
eines Besiegers Napoleon's gelüstete, so konnte man doch wenigstens 
so lange warten, bis der Erzherzog dem Kampfplätze so nahe stand, 
dass er das Heer im Falle eines Unglückes aufnehmen konnte; dann 
vielleicht mochte man dem Ehrgeize 26.000 Mann und 50 Kanonen 
opfern; die Armee Essen's, die Trümmer des Merveld fachen Corps 
mit den 13-000 Mann des Erzherzogs Ferdinand und endlich das 
Heer von Itahen würden in wenigen Tagen wieder ein grosses Üher- 
gewicht auf die Seite der Verbündeten gebracht haben. Napoleon stand 
trotz eines erfochtenen Sieges noch immer in Gefahr, in die böhmischen 
Grenzgebirge geworfen zu werden, und eine verlorene Schlacht hstte 
keinen nschtheiligeren Frieden nach sich ziehen können. Der Ent- 
Bchluss zur Schlacht schien aus Napoleon's Seele gegriffen. 

Mau hatte, als man sich zur Ergreifung der Offensive entscMoss, 
keine riehtigea Nachrichten über die Stärke und Stellung der feind- 
lichen Streitkraft; es scheint also, dasa der Angrifkplan nicht darauf, 
sondern vielmehr auf die genaue Kenntniss des Terrains zwischen 
Olmütz und Brünn begründet war. 

Der von beiden Monarchen genehmigte Entwurf der künftigen 
Operationen hatte zum Ziele, mit den stets beisammen zu haltenden 
Streitkräften vorerst zu versuchen, den Feind durch Gewinnung seiner 
rechten Flanke und Bedrohung seiner Verbindung mit Wien zum 
Rückzuge hinter die Thaya zu bestimmen. Im Falle der Feind diese 
strategische Drohung nicht würdigte, ward ein entscheidender Angriff 
gegen seine rechte Flanke beabsichtigt, am ihn auf der Znaimer-Strasse 
zurückzuwerfen und zum Rückzuge gegen Krems zu zwingen, wozu 
auch das von Iglan heranziehende Corps des Erzherzogs Ferdinand 
mitwirken sollte. Am 24. ward die Disposition zur VorrUckung des 
Heeres entworfen, doch konnte der Aufbruch nicht vor dem 27. er- 
folgen, da man auf einige Tage Lebensmittel mitnehmen musste. 

Sechs volle Tage hatte das Heer in dem Lager bei Olschan ge- 
standen, als es am 27. Früh um 8 Uhr in fünf parallelen Colonnen 
aufbrach, um sich der Vorhut des Fürsten Bagration zu nähern, der 
au diesem Tage keine Bewegftng machte, um dem Feinde die Vor- 

Digilizedby Google 



rttckung des Heerea nicht zu früh zu verrathen. Aus demselben Grande 
war der linke, bios aus Reiterei bestehende und in der Ebene mar- 
ßchirende Flügel versagt, und der rechte vorgeschoben, welcher aua 
Infanterie bestand und rechts der Strasse längs des Gebirges mar- 
Bchirte, wobei er durch das Terrain der Beobachtung des Feindes 
mehr entzogen war. 

Die erste Colonne brach von Nehetein auf und naarschirte über 
TrSeptschein, Flumenau und Kobelniczek (Kobilnik), wo sie im zweiten 
Treffen lagerte. Die zweite verliess Olschan und zog über Staudnitz, 
Ozechowitz nach Ottaslawitz und lehnte sich mit ihrem rechten Fitigel 
an den linken der ersten. Die dritte folgte der grossen Strasse gegen 
Frossnitz und hielt sich in gleicher Höhe mit den beiden ersten. Die 
vierte brach von Nedweis auf und marschirte über Wrahowita nach 
Dobrochow, wo sie sich mit der Colonne des Centrums in Verbindung 
setzte. Die fünfte zog von Schnobolin über Eralitz nach Brzesowitz 
und lagerte in zwei Treffen. Diese Colonne war nicht durch die Vor- 
posten der Mitte gedeckt und hatte deshalb ihre eigene Vorhut unter 
dem General Stutterheim, der mit den Entsendungen an der March 
in Verbindung stand. 

Grossfllrst Constantin bildete die Reserve and stand bei Fross- 
nitz, wo sich das Hoflager beider Kaiser befand. Eutusow's Haupt- 
quartier war in Czeschow, jenes des Fürsten Liechtenstein in Kralitz. 
Da die französische Vorhut ruhig in Wischau stehen blieb und keine 
Eenntniss von der VorrUckung des verbündeten Heeres zu haben 
schien, so beschloss man, sie am folgenden Tage zu überfallen. Be- 
stimmten Nachrichten zufolge standen ausser 8 Escadronen in Wischau 
noch 20 Escadronen schwere Reiterei in der Gegend von Tncaap. 
Um dieser Macht gewachsen zu sein, verstärkte man Bagration durch 
die Reiterei des Österreichischen Generals Kiemnayer und des ras- 
sischen Essen, im Ganzen gegen 66 Schwadronen. Vor Tagesanbruch 
setzte sich die Vorhut in drei Colonnen in Bewegung, wobei die mittlere 
der Strasse folgte, die beiden andern links und rechts derselben mar- 
schirten. Zur Deckung der rechten Flanke ward das 6. Jäger- und 
Infanterie-Regiment nach Dieditz, und von da über Kultsch und Ne- 
mojan nach Habrowan entsendet. Kienmayer deckte mit seiner Colonne 
von 3 Cavallerie-Regimentern mit 2 Cavallorie Batterien die linke 
Flanke der Russen. Sobald die Vorhut vor Wischau und links auf 
der Höhe von Bründlitz erschien, zog sich die französische Reiterei 
ans Wischau und liess nur einige hundert Mhtiti als Nachhut zurück. 
Fürst Dolgoruky griff nun den Ort mit 8 Bataillonen an, bemäch- 
tigte sich desselben um 9 Uhr und machte gegen 100 Gefangene. 
Die russischen Truppen benahmen sich in diesem Gefechte auf eine 
ausgezeichnete Art Der Feind ward auf seinem Rückzuge bedeutend 
durch seine Reserven verstärkt; Bagration gieng deshalb mit seiner 

Digilizedby Google 



152 

ganzen Reiterei durch Wiachau and liess den weichenden Feind dorch 
einige Schwadronen verfolgen. Dieser hatte bei ßausnitz Stellung ge- 
nonunen; es entspann sich eine lebhafte Kanonade, die aber bei der 
russischen Überlegenheit von Seite der Franzosen bald aufgegeben 
wurde. G-egen Abend liess Bagration das Dorf mit 3 Bataillonen 
Jäger, von Kosaken begleitet , stOrmen , besetzte ea und stellte die 
Vorposten kette vor Bausnitz auf. Die Franzosen zogen die ihrigen 
nach dem Poathaoae von Pozorzitz zurück. Während des Gefechtes bei 
Rausnitz war Kienmayer mit 2 Huszaren-Regimentem bei Podbrzezitz 
angekommen, and deckte weiters durch Besetzung der H<3hen von 
Alt-Rausnitz die linke Flanke Bagrations, mit dem er in Verbindung 
blieb. Während dieses Gefochtea der Vorhut verfolgte das Heer seine 
Bewegung in der erwähnten Ordnung. 

Die erste Colonne brach von Kobelniczek auf and marsohirte 
über Diediz nach Lultsch. Den Wald zwischen Lultsch und Kemojan 
besetzte sie mit dem 7. Jäger- und dem AsoVsehen Infanterie-Re^ment. 
Die zweite verHess Ottaslawitz und zog bei Drisaitz rechts vorbei, 
ttber Pastomirz zwischen Dieditz und Wisehau durch, nach Nosadlowitz 
and lagerte sich hinter der ersten. Die dritte folgte der Heeratrasse, 
rückte über Noska vor und schloes sich in zwei Treffen an die erste 
und zweite an. Die vierte verliesa Dobrachow und marschirte über 
Zeltsch, Drissitz rechts lassend, links bei Wisehau vorüber, auf die 
Höhe Naskaly (Nad skalam), wo sie in zwei Treffen lagerte. Die 
ftlnfte zog, bei der Kmna-Kapelle vorbei, über Eywanovitz und Topolan 
und stellte sich zwischen diesem Ort und Bründlitz auf. Die Vorhut 
dieser Colonne gieng bis Kutscherau. vor und setzte sich mit Kien- 
mayer bei Drazowitz in Verbindang, Das Hauptquartier mit den 
G-arden kam nach Wisehau. Bei Annäherung des verbündeten Heeres 
am 28. verlies sen die französischen Truppen ihre Cantonnirungs- 
Quartiere; das Corps des Marschall's Soult zog sich bei Austeilitz 
zusammen. Der aUmälige Rückzug des Feindes gegen Brunn liess 
rermuthen, dasa er diese Stadt entweder ohne Schlacht räimien, oder 
diese in der Ebene zwischen Turas und Latein annehmen werde. 

Um den rechten Flügel mehr zu versagen, unternahm am 29. 
das Heer eine Flankenbew^ung, welche zu decken die Vorhut ruhig 
in ihrer Stellung blieb. Fürst Bagration behielt zu ihrer Unterstützung 
die ganze Reiterei des Generals Esaen bei sich. Um 7 Uhr Früh 
marschirten die vier Infanterie-Treffen tmd daa eine aus Reiterei be- 
stehende in eben so viel Colonnen links ab, die erste Liaaowitz rechts 
lassend, die zweite durch Rostmitz, Swonowitz, Kutscherau rechts 
lassend, die dritte über die Naskaly, Rostemitz weit rechts lassend, 
zwiacheo Hobitachau und Kutscherau in die Stellung zwischen Kut- 
scherau, Bochdalitz und Kozlan. Die vierte Colonne zog bei Naskaly 
(Nad skalam) vorüber, und stellte sich hinter der dritten auf. Die 

Digilizedby Google 



153 

fünfte tbeilte Bich in zwei Treffen, wovon das erste, Katscheraa reclits, 
Fawlowitz links lassend, zwischen Alt- und Neu-Hwiezdütz, die zweite 
über Mäliriscli-PniBs, oline Fawlowitz zu berühren, hinter der ersten 
atifinarschirte. Die Vorhut erhielt Befehl, ihre Vorpostenkette in dem 
Masse vorzaachieben , als der Feind wiche. Dieser verliess nach und 
nach die Höhen hinter Rausnitz and Äuaterlitz; letzteren Ort besetzte 
Kienmayer, und Bagration liesa seine Vorposten gegen Posoizitz vor- 
rücken. Stntterheim stand bei Bntachowitz. Das Hauptquartier kam 
nach Fawlowitz, die G-arden standen auf den Höhen von Bosknwek. 
Die Franzosen hielten die Dörfer Mönitz, Tellnitz, Sokolnitz, Kobelnitz 
und Schlappanitz stark besetzt j ihre Vorhut dehnte sich von Äugezd 
über die Höhen von Fratze gegen Oirzikowitz aus. Oberst Gänger 
der Szekler-Huszaren hatte sich mit einigen Reitern auf die Höhen 
von Pratze geschlichen, von wo er die ganze feindliche Stellung über- 
sah; sein Bericht war der erste bestimmte, den die beiden Monarchen 
hierüber erhielten. 

Am 30. rückte Bagration auf die Höhen hinter Rausnitz. Kien- 
mayer stellte sich vor Austerlitz zu beiden Seiten der Strasse au£ 
Er ward nun, um seiner Stellung mehr Ausdehnung geben zu können, 
durch die Brigade Stutterheim sowie Coramelli mit 5 Glrenz-Batfüllonen 
verstärkt. Die Vorpostenlinie der Verbündeten begann in den C^ 
birgen von Schumitz, verband sich in Walspitz mit den Vortruppen 
Kienmayers und dehnte sich hinter Pratze über Klein-Hostieradek und 
Satschan bis an den Teich von Mönitz aus. 

Um 9 Uhr Früh setzte sich das Heer in seinen fünf Colonnen 
in Bewegung. Die erste marschirte über Kutscherau, Drazowitz rechts 
lassend, zwischen Hodiegitz und Niemtschau in zwei Treffen au£ Die 
zweite, an welche sich die Artillerie-Reserve anschloss , nahm ihre 
Richtung gegen Lettowitz durch Hodiegitz und stellte sich auf den 
Höhen bei Änsterlitz auf. Die dritte zog über Malkowitz, Butschowitz 
links lassend, stets auf der rechten Seite des Thals, welches sich von 
Batschowitz gegen Hodiegitz erstreckt, und stellte sich in zwei Treffen 
hinter der ersten auf. Die vierte gieng durch Butschowitz, MarhOfen, 
Krzizanowitz nach Herspitz und lagerte sich in zwei Treffen hinter 
der zweiten. Die fünfte marschirte links am Roachzoferhof vorüber, 
wo sie wartete, bis die Infanterie vollkommen vorübergezogen war; 
alsdann folgte sie der dritten und stellte sigb hinter dieser im Tbale 
rechts hinter Marhöfen auf. 

Das Hauptquartier kam nach Hodiegitz, das Hoflager der beiden 
Kaiser befand sich in Krzizanowitz; die Garden giengen nach But* 
schowitz, wo sie in den mnKegenden Orten cantonnirten. Eine nm 
4 Uhr Ifachmittags voi^enommene neuerliche Kecognoscimng des 
Szekler-Huszaren Obersten überzeugte, dass die Franzosen ihre Stel- 
lung von gestern unverändert gelassen hatten. Die Russen machten 



by Google 



164 

Versuche, gegen Twaroacbna an der Chaussee vorzudringen, wurden 
aber von einer auf den nahen Hügeln placirten französischen Batterie 
von 38 Geschützen zurückgewiesen. Das Gefecht wurde bald auf der 
ganzen russischen Vorpostenkette allgemein, ohne Vortheil fUr beide 
Theile, bis ihm die Nacht ein Ende machte. Oberst Moor wurde mit 
2 Divisionen Hnszaren nach Augezd entsendet, um die Wege nach 
TellnifcB und Mönitz zu sichern. In der Frühe des 1. Decerobera ' 
näherten sich die beiderseitigen Truppen bereits so, dass auf der 
Vorpostenlinie bis gegen Abend geplänkelt wurde. Die Franzosen 
drü^ten den linken Flügel des österreichischen Theiles der Vorhut 
von der Höhe von Pratze und auch von Augezd zurück, was ihnen 
die Gelegenheit gab, von der Höhe den Anmarsch der Ällürten ganz 
zu übersehen. Die Armee folgte nach der vorigen Colonnen-EintheUung, 

Die erste zog durch Herspitz, Wazan, Klein-HosHeradek , stellte 
sich auf der vor diesem Orte gelegenen Höhe in zwei Treffen auf 
und besetzte Augezd; die zweite marschirte durch Austerlitz, Krzeno- 
witz auf die Höhe rechts neben der ersten, in zwei Treffen lagernd, 
und liess Pratze durch Jäger besetzen. 

Die dritte liess Austerlitz links, gieng über den Damm zwischen 
der Waldmühle und dem Teiche durch und wendete sich links gegen die 
Höhen von Pratze, wo sie in einem Treffen aufinarschirte. Die vierte 
Colonne liess Niemtschan und die St. Urbana-Capelle rechts, gieng 
zwischen Holubitz und Weleschowitz (Walapitz) über die StTMse von 
Ungarn und stellte sich hinter der dritten in zwei Treffen auf. 

Die ftlnfte folgte der dritten und nahm zwischen dieser und der 
zweiten am Fusse der Hohen Stellung. Die Garden marschirten durch 
Austerlitz und stellten sich auf der Höhe vor dieser Stadt, mit dem 
rechten Flügel gegen Krienovitz, mit dem linken gegen die ungariscdie 
Strasse auf. Das Hoflager der Kaiser und das Hauptquartier kam 
nach Krzenowitz. Als die Spitzen der Colonnen sich Austerlitz näherten, 
wurden die feindlichen Vorposten gegenüber unserem rechten Flügel 
von den Szekler-Huszaren ohne viel Widerstand bis Tellnitz und über 
Pratze zurückgedrückt. Die Nacht über standen die österreichischen 
Vedetten bis an Telluitz längs des morastigen Baches, der beide Heere 
trennte; der rechte Flügel der österreichischen Vorposten hatte seine 
Vedetten über Hostiehradek bis Holubitz, wo sie an den russischen 
anstiessen. Die Hnszaren plänkelten auf dem äussersten rechten Flügel 
noch einige Stunden in die Nacht hinein, worauf den übrigen Thül 
derselben eine feierliche Stille beherrschte, die nur durch den Jubel und 
die unausgesetzt währende Feldmusik im französischen Lager unter- 
brochen wurde. Beide Heere standen sich nun einander im Auge; die 
Verbündeten konnton keine Bewegung mehr unternehmen ohne E^mpf, 
und das Zusanmien ziehen der feindlichen Streitkräfte sprach Napoleon's 
Absicht aus, die Schlacht zwischen Brunn und Anstei-litz anzunehmen. 

Digilizedby Google 



155 

Das Terrun zwisclien diesen beiden Stttdten wiri von wellen- 
förmigen Eügelmhen gebildet Nördlich begleiten den Zog der Hanpt- 
strassö ziemlich dicht an sie herantretende stark bewaldete Höhen; 
gegen die Strasse verflachen sie sich, nnd das Land wird dann offen 
tmd waldfrel Von diesen bewaldeten Hohen fliesst ein kleiner Bach 
von Norden nach Süden, die Strasse nach Olmütz dorchschneidend, 
bei den DOrfem Bellowitz und Schlappanitz vorüber; er bildet in 
seinem Laufe hie und da sumpfige Wiesen nnd ein Defilä, das be- 
sonders bei den Bärfem Schlappanitz und Bellowitz dem Übergang Ton 
Colonnen Schwierigkeiten entgegen setzt Die Ränder dieses DefilÄ's 
sind zerrissen und ziemlich steiL Etwa 3000 Schritte westlich von 
diesem läuft ein anderer, weniger bedeutender Bach, parallel mit 
erBterem, der sich bei dem Dorfe Pnntowitz mit diesem vereinigt nnd 
in den Teich von Kobelnitz filllt, unterhalb dessen die bedeutenden 
Teiche von Satczan und Mönitz liegen und mit diesen Bächen die 
Fortsetzung jenes Defil6's bilden, welches besonders bei den DOrfem 
Tellnitz und Sokolnitz schwer zu passiren ist, weil diese mit Zäunen 
und Gräben umgeben sind. Das Land zTidschen diesem kleinen DefilS 
und der Schwarzawa ist besonders zwischen Turas und Latein fast 
ganz eben und gestattet den freien nnd ungehinderten Gebrauch jeder 
Waffisngattung. Zwischen den beiden genannten kleinen Bächen zieht 
sich eine sanfte Hohe von dem Dorfe Bellowitz bis gegen Puntowitz 
ab, deren Ostliche Abfälle sich Snaserst sanft gegen den erwähnten 
{^etlichen Bach verlaufen. Vor dieser Höhe, nördlich der Strasse bei 
TwarOBchna, erhebt sich ein steiler Hügel, der mit seinem Fusse bis 
an die Strasse herabreicbt Auf seinem Gipfel liegt eine Capelle, von 
welcher aus die Strasse nach Olmütz, mithin der Zugang zn dem 
Deöl^ von Bellowitz beherrscht wird. 

Bei dem Dorfe Augezd beginnt ein Höhenzug, der zuerst nörd- 
lich gegen Fratze zieht; sein westlicher Band ist ziemlich stdl, seine 
Abfälle sinken dann sanft gegen die Teiche von Kobelnitz und Satüzan. 
Oberhalb Pratze wenden sich diese Höhen nordöstlich gegen Blazio- 
witz und Knich, wo sie immer sanfter werdon und fast in Ebene 
übergehen. Diese Höhen bilden gegen jene früher erwähnten, von 
den beiden kleinen Bächen nmäossenen, eine schiefe Linie, so dass 
das auf ihnen gelagerte Heer der Verbündeten seinen linken Flügel 
versagte, der vorgeschobene rechte aber durch die Teiche von Kobel- 
nitz, Satczan und Monitz sehr vortheilhaft gedeckt war. Diese Stellung 
war stark und erlaubte vorzüglich einen nachdrücklichen Gebrauch 
der Artillerie gegen einen Angriff des Feindes. Ihr rechter Flügel war 
fast nicht zu umgehen, und auf dem ebenen Terrain des linken konnte 
die ziemlich bedeutende Reiterei ihre volle Kraft entwickeln. 

Napoleon setzte den Bewegungen der Verbündeten keine Hinder- 
nisse in den Weg, sondern b^nttgte sich, sie aof da« Genaueste zu. 

Digilizedby Google 



beobachten. Nach und nach zog er seine Vorposten nach Mönitz, 
TeUnitz, Sokolnitz und Schlappanitz zurück. 

Die Stärke der Franzosen bt nicht bekannt; eie selbst geben sie auf 
65.000 Mann an. Die Reiterzahl der Verbündeten zeigt die beiliegende 
Colonnen-EintheiloDg. Die Beilage, obwohl ohne Datum, doch von 
einem dieser Tage, gibt die Stärke des österreichischen Truppen- und 
von Merveldt's Corps an. Man ist indessen der Meinung, dass die Ver- 
bündeten etwas stärker waren als die Franzosen. Auf keinen Fall 
aber konnte diese Überlegenheit bedeutend sein. Die meisten Generäle 
des verbündeten Heeres empfiengen erst gegen Früh die Disposition 
zum Angriff des Feindes. Sie beruhte auf der Annahme, dass Kapoleon 
mit seinem linken Flügel in dem waldigen G-ebirge links von der 
Strasse stehe, seinen rechten an die rückwärtigen Teiche gegen Kobel- 
Ditz und Sokolnitz lehne. Hienach überragte der linke Flügel der 
Verbündeten bedeutend den rechten der Franzosen. Den Angriff auf 
diesen hielt man den wenigsten Schwierigkeiten unterworfen, weil man, 
nach Erzwingung der Defil6en von Sokolnitz und Tellnitz, ihm ganz 
in der Flanke zu stehen und den weiteren Angriff auf dem offenen 
Boden zwischen Schlappanitz und Turas fortsetzen zu können 
glaubte. 

Durch diese Bewegung wollte man dem Defil6 von Schlappanitz 
und Bellowitz ganz anaweichen, durch welches (so wähnte man) der Feind 
seine Front zu decken bemüht gewesen sei. Alles würde davon ab- 
hängen, dass dieser Plan zeitig und mit möglichster Kraft ausgeführt 
werde. Der Angriff sollte also mit schiefer Linie stattfinden, tind das 
Corps des Fürsten Bagration, das den äussersten rechten Flügel bil- 
dete, sollte vor der Hand blos seine Stellung behaupten, und die 
Eeiterei des Fürsten Liechtenstein im Mittelpunkte das offene Terrain 
zwischen Kruch und Schlappanitz links und rechts der Strasse zu 
decken bemüht sein. Nach diesen Annahmen ward der Angriff an- 
geordnet. 

Die erste Colonne sollte von Angezd nach Tellnitz marschiren 
und, sobald sie diesen Ort und das Defilä erzwungen htltte, ein Ba- 
taillon ZOT Deckung ihrer linken Flanke entsenden und mit ihrer 
Spitze sich rechts vorwärts an die Teiche halten, bis jene der zweiten 
gleiche Höhe mit ihr erreicht. Die zweite Colonne sollte das Thal 
zwischen Tellnitz und Sokolnitz erzwingen, — die dritte an dem Schlosse 
von Sokolnitz vorüber rücken, ~ die vierte durch den tiefen Grund 
zwischen Kobelnitz und Sokolnitz über das Thal gehen, jedoch erst, 
wenn die dritte an dem Schlosse von Sokolni^ vorüber wäre. In dem 
Masse ab die Spitzen dieser Colonnen nach und nach gleiche Höhen 
erreichten, sollten sich ihre Fronten vergrössern , vier Bataillone der 
ersten Colonne sich des Wirthahauses bei Turas, drei Bataillone der 
"vierten des Dorfes Schlappanitz bemächtigen, während die Colonnen^ 

Digilizedby Google 



157 

zwiacheD diesen beiden Punkten durch, in die rechte Flanke des 
Feindes drängten. 

Sobald die erste Colonne das DeSih bei Tellnitz erzwungen 
haben würde, sollte Eaenmayer mit seiner Reiterei zwischen den vor- 
liegenden Teichen durchgehen nnd sowohl im Rücken der Colonneo 
gegen Mönitz, wie in der Richtung von Kloster Rügem hfiufige Patmllen 
entsenden, — sobald aber das Holz von Turas durch die InfantOTie be- 
setzt wäre, zwischen diesem und dem Dorfe dieses Namens durch- 
gehen, um die linke Flanke der Colonne zu decken. Das OehOlz von 
Turas aber sollte stets besetzt bleiben, auch wenn der Feind jenseits 
Latein über die Strasse gedrängt und in das Gebirge geworfen würde. 
Erat wenn der Angriff des linken Flügels so weit gediehen wäre, 
sollte der Fürst Bagralion, nntersttltzt von der Reiterei Liechtenstein'», 
sich der Höhe von Twaroina zu bemächtigen suchen und sie mit 
zahlreicher Artillerie besetzen ; dadurch sollte der Reiterei die Möglich- 
keit verschaäl werden, sich auf der Höhe rechts nnd Unks der Strasse 
hinter dem Löscher Wirthshaus zu halten, nnd dem Corps Bagration's 
die Behauptung der Höben jenseits des Thaies von Twarozna er- 
leichtert werden. Von dem G-elingen des Angriffes am linken Flügel 
sollte überhaupt das Schicksal des Tages abhängen, das man aber 
nicht als entscheidend annahm, sobald es dem Fürsten Bagration auf 
dem rechten Flügel nicht gelänge, dem Feinde den hartnäckigsten 
Widerstand entgegen zu setzen. Die Reiterei des Fürsten Liechtenstein 
sollte sich deshalb auf jede feindliche Colonne stürzen, die Bagration, 
und besonders dessen linken Flügel, anzugreifen versuchen würde. Zur 
Unteratülxung ihrer Bewegungen sollte sie anf der Höhe zwischen dem 
Löscher Wirthshaus und Schla^panitz ihre leichte Artillerie aufführen 
lassen und dadurch Meister der ganzen Ebene herwärts Schlappanitz 
bleiben. 

Glückten die Angriffe des Fürsten Bagration, so sollte dann die 
Vereinigung der ganzen Scblacbtlinie zwischen Lösch und Nennowitz 
vor dem Dorfe Latein stattfinden, und die Reiterei die frei gewordenen 
Defiläa von Schlappanitz, Bellowitz und Eritschen eo schnell als mög- 
lieb durchziehen, um ^e Infanterie in der Ebene zu unterstützen nnd 
den Feind zu verfolgen. Der ganze Abmarsch des Heeres sollte links 
erfolgen, und von den vier Infanterie-Colonnen des linken Flügels nur 
80 viel aufmarschiren, als die Strasse zwischen Schlappanitz nnd dem 
Tnraser-Walde für zwei Treffen erforderte; der Rest sollte in vier 
kleinen Colonnen, der Front als Reserve dienend, folgen. Das Corps 
des Grossfürsten Constantin sollte auf den Anhöhen rückwärts Bla- 
ziowitz und Kruch aufgestellt werden, nm der Reiterei Liechtenstein's 
und dem Corps Bagration als Reserve zu dienen. 

bn unglückUchsten Falle sollte der Rückzug in die Stellung von 
Hodiegitz, Niemtsohau und Herspitz gehen. Die Stande des Auf- 

Digilizedby Google 



bracha für alle Coloimeii, mit ÄiiBiialime BagratioDB, war 7 Uhr Frtih; 
doch sollte jede Colonne, ehe sie nach erzwungenem Defilö weiter 
rückte, das Vorbrechen der Spitze der linken abwarten, von wo aus 
die Richtung der Front genommen wurde. Während man im Haupt- 
quartier der Verbündeten den Plan entwarf, den Feind hinter dem 
Defilä anzugreifen, rückte Napoleon über dasselbe. 

Der linke Flügel unter Marschall Lannes, gebildet durch die 
Division Suchet und Ca&relli, lehnte sich links au das Dorf Bello- 
witz, rechts an die grosse Strasse; vor seiner Front hatte er das Dorf 
TwaroJna, das mit 18 Kanonen and dem 17. leichten Infanterie- 
Begiment unter dem Befehle des Qenerals ClaparMe besetzt war. An 
diesen Hügel sich lehnend, zu beiden Seiten der Strasse, iu der Rich- 
tung von Girzikowitz, standen die Huszaren-, Jäger- und Dragoner- 
Äbtheilungen, unter den Gtenerälen Walther, Beaumont und Keller- 
mann. Rechts rückwärts von Lannes, zu beiden Seiten der Strasse, 
standen unter Mnrats Befehl die Cürassier-Divisioneu Nansouty und 
Hautpoult, das Defilä von Bellowitz im Rücken. An sie lehnte sich 
vorwärts Scblappanitz die Mitte der Schlachtlinie unter Bemadotte, 
gebildet von den Divisionen Rivaud und Drouet, Vor ihrer Front lag 
das Dorf Girzikowitz, stark besetzt; den rechten Flügel befehligte 
Marschall Soult; sein Corps bestand aus den Divisionen Vandamme 
und St. Hilaire, welch' letztere Puntowitz vor ihrer Front besetzt 
hatte, und Legrand, die zwischen Kobelnitz und Tellnitz als äuaserster 
rechter Flügel aufgestellt war; sie hielt die Dörfer Tellnitz, Sokolnitz 
und Kobelnitz durch Infanterie stark besetzt und ward durch Reiter- 
Abtheilungen von Davoust's Corps verstärkt; nordwestlich auf der 
Hebe hinter Scblappanitz standen als Rückhalt die Garden unter Bes- 
si^es, 10 Grenadier-Bataillone unter Ondinot mit 40 Kanonen, das 
Ganze befehligt von Marschati Duroc. Zur Beobachtung des Punktes 
Kloster Raigem an der Sehwarzawa war Davoust mit der Division 
Friant und den Dragonern unter Pourcier, und gegen Nikolsburg 
die Division Gudin entsendet, um Merveldt'a Corps in Achtung zu 
erhalten. 

Den linken Flügel des verbündeten Heeres befehligte der Ge- 
neral der Infanterie Graf BuxhBvden; er marschirte mit der ersten 
Colonne; die Mitte der russische Oberfeldherr in Person an der Spitze 
der vierten Colonne; den rechten Flügel FML. Fürst Johann Liechten- 
stein und Fürst Bagration, denn dieser war jenem nicht unmittelbar 
untergeordnet. Die Vorhut des linken Flügels, 5 Bataillone, 34'/, Schwa- 
dronen, stand unter dem Befehle des FML. Kiemnayer. Die erste Co- 
lonne, 22 Bataillone, befehligte GL. Doktorow; die zweite, 17 Batail- 
lone, 2 Compagnien, GL. Graf Langeron; die dritte, 18 Bataillone, 
1 Compagnie, 5 Eacadronen, GL. Przibiszewsky ; die vierte, 27 Batail- 
lone, 6 Compagnien, 2 Escadrouen, FML. Graf Kollowrat; die fünfte 

Digilizedby Google 



159 

Colonne oder die Reiterei stand tmtar dem BefeUe des Öenerala Fürsten 
Liechtenstein und war 69 Escadronen stark. Das Corps am reckten 
Flügel, die frühere Vorhut, 15 Bataillone, 45 Escadronen, commiindirte 
der GL. Fürst Bagration. Die kaiserlichea Garden als Rückhalt unter 
dem Grossfllrst Constantin zäUten 10 Bataillone, 17 Escadronen. 

Der Morgen des 2. brach an. Ein dichter Nebel lagerte anf der 
Gegend, Napoleons Absichton begünstigend, and entzog, obgleich beide 
Heere kaum eine Kanonenschusaweite trennte, seine Stellung den 
Blicken der Verbündeten. Um halb 7 Uhr Früh setzte sich der Make 
Flügel des russisch- österreichischen Heeres nach der gegebenen Dis- 
position in Bewegung. 

Kienmayer zog seine Vorposten ein, bis auf 3 Huszaren-Eaca- 
dronen, welche bei Holubitz verweilten, und rückte von Äugezd gegen 
Tellnitz vor, am durch Wegnahme dieses Dorfes der ersten Colonne 
den Weg durch das DefiU zu bahnen. Der Feind hatte die Höhen 
diesseits mit einem Tirailleurs-Batailloue und das Dorf selbst mit dem 
3. Infanterie- Regimen te besetzt. Kienmayer Hess das 2. Szekler-Regi- 
ment unter Major Deveky mit klingendem Spiele vorrücken ond ent- 
sendete etwas Reiterei gegen einzelne feindliche Abtbeilungen, die sich 
rechts des Dorfes sehen Hessen. Die Franzosen vertheidigten sich 
hartnäckig. Kieamayer unterstützte den Angriff durch das 1- Szekler- 
Regimeut, welchem noch ein Bataillon Brooder folgte; aber auch der 
Feind erhielt Verstärkung. Jetzt ward das Gefecht sehr lebhaft; rechts 
deckten den Angriff die Huszaren von Hesaen-Homburg unter General 
Nostiz, links Szekler unter General Fürst Moriz Liechtenstein. Das 
erste Szekler-Bataillon verlor fast die Hälfte seiner Leute; auch die 
Huszaren litten viel durch das feindliche Tirailleursieuer. Endlich ge- 
lang es dem General Stutterheim, sich der Höhe zu bemftchtigen. 

Der Feind hatte seine Infanterie in den Graben geworfen , der 
das Dorf wie eine Verschanzung umgab. Der Kampf ward sehr mör- 
derisch. Die Szekler -Bataillone drangen in das Dorf, wurden aber 
wieder zurückgeworfen; sie achlugen sich mit vieler Tapferkeit und 
verloren fast zwei Drittheile ihrer Leute durch Tod und Verwundung. 
Das Gefecht dauerte bereits eine Stunde; der Feind hatte noch be- 
deutende Reserven von der Division Legrand hinter dem Dorfe. 
Endlich brach die Spitze der ersten Colonne unter Doktorow aus 
Augezd hervor. Buxhövden, der sich bei dieser Colonne befand, sandte 
Kienmayer ein Bataillon des 7. Jäger-Regiments zur Unterstützung 
und eine Brigade als Rückhalt. Vereint mit den Szeklem warfen sie 
mit dem Bajonette sieben sich tapfer vertheidigende feindliche Batail- 
lone aus dem Dorfe hinaus. Der Feind räumte das Defile ziemlich 
und stellte sich hinter demselben in Schlachtordnung. Die Colonne 
säumte, die errungenen Vortheile zu benutzen, weil man erst das Er- 
scheinen der zweiten erwarten wollte. Es war ungefähr 9 Uhr Erüh, 



by Google 



als Friant vom m. iranzÖBiachen Corps, den dicken Nebel nnd Fnlver- 
dampf, der auf dem Thale lag, benutzend , das Dorf erneuert angriff 
und anch die rnaaiachea JSger nnd ÖBterreiclier , die es vertheidigten 
zurück drückte. Das Regiment Nen-Ingermanland, das sie unterstützen 
sollte, ward mit in die Flucht gerissen und verbreitete Verwirrung 
bis in das erste Treffen der Colonne. Der Feind verfolgte die Wei- 
chenden bis auf die diesseitigen Höhen; hier warf sich aber Qeneral 
Nostitz mit solchem Ungestüme mit 2 Escadronen Hessen-Homburg 
anter Oberst Moor in seine Flanke, dass er zurückwich und mehrere 
hundert Gefangene einbüsste. Unterdessen hatte sich der Nebel zer- 
streut, und die Colonne war in zwei Treffen entwickelt. Sie rückte 
gegen Tellnitz vor; es erhob sich eine lebhafte Kanonade, der Feind 
ward neuerdings aus dem Dorfe gejagt und zog sich allmälig in der 
Richtung von Sokolnitz zurück. Die Cavallerie-Brigaden Stutterheim 
und Moriz Liechtenistein giengen ungehindert durch das Dorf; die 
Colonne folgte, dieses links lassend, und setzte sich auf der jenseitigen 
Höhe in Schlachtordnung. 

Unterdessen hatten anch um halb 8 Uhr die zweite und dritte 
Colonne ihre Lagerplätze verlassen. Erstere marschirte die Schlucht 
entlang, welche von der Hohe von Pratze gegen das Scfalose von 
Sokolnitz ^ibrt; zwei Oompagnien reinigten sie von den einzeln darin 
verborgenen feindlichen Tirailleurs. Zwei Bataillone der Division hielten 
Sokolnitz besetzt. Das 8. Jäger-Kegiment, welches an der Spitze mar- 
schirte, griff sie lebhaft an und bemächtigte eich nach einer hart- 
näckigen Gegenwehr des Dorfes. 

Der Feind hatte auf der Höhe jenseits eine Batterie aufgeführt; 
es erhob sich eine starke Kanonade. Endlich nahmen die Jäger die 
Höhe, zwei feindliche Kanonen fielen in ihre Hände, und die Colonne 
begann sich zu entwickeln. Während dessen erschien auch die Spitze 
der dritten, die durch Fratze, Kobelnitz rechts lassend, gezogen war, 
und rückte in Sokolnitz ein. Es scheint, dass es ihr hier an Terrain 
zum Autinarach fehlte, da die erste und zweite zu viel Truppen ent- 
wickelt hatten, uad der rechte Flügel der letztem bis gegen das 
Schloss von Sokolnitz gedrückt war. Es ist gewiss, daas die Colonne 
nicht zum vollkommenen Aufmarsch hinter Sokolnitz gelangte und in 
dem Orte schon in Unordnung gerieth. Wir werden aus dem Ver- 
laufe der Schlacht sehen, dass die Höhen von Fratze bereits angegriffen 
waren, als die Spitze dieser Colonne bei Sokolnitz erschien, und hierin 
mochte wohl grOssten Theils die in der Colonne entstandene Unordnung 
ihren Orund haben.- 

Soweit waren die Angriffe des linken Flügels gediehen, von 
denen die Verbündeten die Entscheidung der Schlacht abhSngig machten. 
Jetzt zerstreute sich der Nebel und Hess Napoleon die Lage der 
Dinge überblicken. In jenem Augenblicke, es mochte 9 Uhr Früh 

Digilizedby Google 



Bein, wo die drei ersten Colonnen bereits in dem Defilä verwickelt 
waren, und die beiden andern sich in Bewegung setzten, nm die in der 
Disposition ihnen angewiesenen Punkte zu erreichen, gab er den Befehl 
znm Angriff. Die französische Schlachtlinie brach sich in Colonnen 
und rückte über den von ihrer Front herab laufenden kleinen Bach; 
die Reserven giengen über das Defil6 von Schlappanitz und ersetzten 
das vorgerückte IV. Corps in der Stellung. Die Anhöhe von Fratze 
lag im Mittelpunkt der Stellung; gelang den Franzosen ihre Behaup- 
tung, so war der linke Flügel der Verbündeten abgeschnitten. Den 
Angriff gegen diesen wichtigen Punkt leitete Marschall Soult unter 
Napoleons Oberbefehl. 

Die vierte Colonne, an deren Spitze sich der Kaiser von Russ- 
land nnd Kutusow in Person befanden, bestand aas dem 6. Bataillone 
der öBterreicHschen Infanterie und jenen russischen Truppen , die 
dem weitem Rückzug vom Tnn bis nach OlmUtz beigewohnt hatten 
und durch die grossen Verinste in frühem blutigen Gefechten sehr 
geschwächt waren. Sie brach, um den drei ersten Colonnen Zeit zu 
lassen, etwa eine halbe Stunde später als diese auf. An ihrer Spitze 
marschirte die russische, dann die Österreichische Infanterie. Die kleine 
Vorhut bestand aus 2 russischen Bataillonen und 2 Escadronen Johann- 
Dragoner. Eben verliess der Nachzug der dritten Colonne die Höhe 
rechts vor Fratze, und die Spitze der vierten erreichte den verlassenen 
Lagerplatz derselben, als man das schnelle Hervorrücken zweier feind- 
licher Colonnen, aus den Divisionen Vandamme und St. Hilaire be- 
stehend, jenseits Pratze bemerkte; doch gelang es noch der Vorhat, 
die Brücke über den kleinen gegen den Teich von Kobelnitz herab- 
fliessenden Bach vor den Franzosen zu erreichen, über welche die 
Johann-Dragoner nebst einem Bataillon die jenseitige Höhe gewannen; 
das andere Bataillon blieb in Pratze zurück. Kutusow, überrascht 
durch die Angriffsbewegung des Feindes, fühlte die Nothwendigkeitf 
sich den Besitz der Höhen .Unks von Fratze, and koste es woa es wolle, 
zu sichern. Die mssische Infanterie entwickelte sieh rechts von Pratzei 
und enteendete 1 Bataillon zur Unterstützung des Bataillons der Vor- 
hut, welches die jenseitige Höhe erstiegen hatte. Doch schon war die 
leichte französische Infanterie Meister derselben, nachdem sie dieses 
Bataillon zum Weichen gezwungen hatte. St Hilaire Hess seinen Tirail- 
leurs die rechte Flügel-Brigade folgen, während die andere derei> 
Rucken deckte. Gtegen die Brigade Kamenskoi, — welche 0-eneral Lan- 
geron, der des Feindes Vordringen gegen die Höhe bemerkte, der 
vierten Colonne zu Hilfe sandte, — Hess Sonit die in Reserve gehaltener 
Brigade Levasseur; durch eine Directions- Veränderung rechts, nach 
ZurUckwerfung der Russen, St Hilaire's rechten Flügel unterstützen,, 
welcher 3eneral, obgleich verwandet, den Befehl fortbehielt und später 
mit seiner ganzen Division eine Frontveränderung rechts vornahm,. 

Ölten. Billlfir. ZelUshrift. 1874. (Palding lAOS.) 11-. , 

DiailizedbyLTOO^le 



' 162 

nach welcher er weiter vorrückte. KntuBOW befüil den daterreit^sclkeii 
Brigaden Jurecbek and Bottennund, die Hohe zu nehmen. Der Angriff 
«rfolgte mit Entschloaeenheit ; der Feind ward zurückgedrängt; eines 
seiner vordersten Regimenter, umringt, yerlangte zu capitnlireu, als ea 
frisch anrtkckenden Truppen gelang, die Österreicher zum Weichen 
au bringen. Zwar schien der gleichzeitige muthvolle Angriff der Bri- 
gade Kamenskoi das Q-teichgewicht des Kampfes wieder herstellen zu 
wollen, aber der Feind hatte auf diesem Punkte nebst den Vortheüen 
des Terrains die Übermacht für sich. Diese Vortheile vermehrte noch 
ein unglückseliger Irrthum, dass nfimlich die österreichische Artillerie 
der Ähnlichkeit der Uniformen wegen, die feindliche Infanterie für 
Bussen ansah und ihr Feuer in dem Augenblicke einstellte, als es 
am wirksamsten fiätte werden sollen. Nur ein allgemeiner Angriff 
mit dem Bajonnete schien das einzige noch übrige Mittel zur Wieder- 
Erobening dieser wichtigen Hohen. Er ward befohlen. Mit Mutb 
atUrzten sich die österreichischen Brigaden und Eamenskoi's Tmppen 
auf den Feind ; dieser wankte einen Augenblick, und die Höhe ward 
erstiegen. Das Regiment Salzbui^ und Auersperg nebst den Truppen 
Kamenskoi's schlugen sich mit ausgezeichneter Tapferkeit; der öster- 
reichische G-eneral Jurecbek ward schwer verwundet Die links von 
St Hilaire kämpfende Division Vandamme ward gezwungen, mit dem 
linken Flügel einen Haken zu bilden; ihrer vortrefflichen Stellungaart 
verdankte sie aber die Möglichkeit eines ausdauernden Widerstandes. 
Die Hitze der Angreifer Hess nach; ihre Colonne war ohne alle Unter- 
stützung, als Napoleon noch die Dragoner-Division Boyer zu SoolVs 
Verfügung schickte, welche dieser zur Verst&rkung des linken Flügels 
St. Hilaire's mit so gutem Erfolge verwandte, dass die Verbündeten, 
die Hochebene au%ebend, sich erst in den Weinbergen an deren jen- 
seitigen Äbf^en wieder ordneten; zugleich gieng der grOsaere Th^ d^ 
deschütze verloren, die im lehmigen Boden stecken blieben. Unter- 
dessen war General Miloradowitsch , dessen Truppen die peraönliche 
Gegenwart des Kaisers anfeuerte, auf dem rechten Flügel gleichiaUB 
voi^erOckt; aber der Fall der Generäle Bei^ und Repninsky bestürzte 
die Soldaten. Der Angriff verwandelte sich in ein Ungewisses, schwan- 
kendes Vorrücken , begleitet von einem wirkungslosen Feuer. Die 
Bussen wichen, und der gleichzeitige unglückliche Ausgang des Kampfes 
auf den Höhen vollendete auch hier den Sieg des Feindes, der sogleich 
Gesohütz anfahren liess und die Weichenden mit einem lebbafi^en 
Feuer verfolgte. Die Division Vandamme, die gegen Miloradowitsch 
Bo tapfer gekämpft hatte, bekam von Napoleon die Weisung, mit einer 
Directiona-Verändenrng -rechts die Hoben und das Dorf Augezd zu 
gewinnen, um den ersten zwei verbündeten Colonnen den Rückzug 
abzuschneiden; sie wurde auf der Hochebene von Pratze durch die 
Division Drouet des 1. Corps ersetzt Die geachlagene Colonne zog 

Digilizedby Google 



16 3 

«ich nun nach WaKan uod von da in die Stellung yon Herspitz tind 
Hodiegitz, die Brigade Kamenskoi über Augezd znrdck. Zwei Standen 
nDgefillir hatte dieses Gefecht gewährt; die Mitte der Verbündeten 
war durchbrochen, und das Schicksal des T^es entschieden. Die öster- 
reichiachen Truppen verloren 1 G-eneral, 6 Stabs-, 19 OberofSciere 
und 1886 Hann durch Tod und Verwundung; 6 0£Gciere and 470 Mann 
£elen in feindliche Qefangenschaft. 

Während des G-efechtes aaf den Höben von Fratze hatte die 
Schlacht auch auf dem rechten Flügel der Verbündeten begonnen. Die 
schnelle und unerwartete Angriffsbewegung des Feindes durchkreuzte die 
Pläne der Verbtlndeten. Fürst Liechtenstein, der etwas später als die 
Disposition es sagte, aufbrechen konnte, weil er den Colonnen des 
linken Flügels Zeit aum Vorrücken lassen musste, sollte das Terrain 
zwischen Schlappanitz und dem Löscher Wirthshaus behaupten. Allein 
der Feind hatte durch seine Vorrückung das Terrain bereits im Be- 
sitz. Liechtenstein masste, nm sich mit Bagraldon's Corps zu verbinden, 
durch eine Linkssiehung seine Richtung gegen Krach nehmen. Weil 
aber dadurch sein Heertbeil einen weit ausgedehnteren Theil der 
Schlachtlinie bilden mnsste, als es die Disposition vorausgesetzt hatte, 
so geschah es, dass Qrossfürst Constantin, der zur bestimmten Stand» 
seine Stellung verliess, sich im ersten Treffen mit dem Feinde im 
Gefechte sab, während er im Rückhalt zn sein gtaubte. Kaom auf der 
Höhe zwischen Ernch and Blaziowitz erschienen, ward er von Keller- 
mann's leichter Reiterei und den Tiraillears der Division Rivaad an- 
gefallen und liess deshalb in Eile das Dorf Blaziowitz von den Garde- 
Jägern besetzen. Li (Uesem Augenblick langte auch die Colonne des 
Fürsten Liechtenstein bei Blaziowitz an; er entsendete schnell das 
Haszaren - Regiment Ehaabethgrod unter dem General Uwarow gegen 
Emch, um die durch das rasche Vordringen der feindlichen Reiterei 
bedrohte linke Flanke des Fürsten Bagration zu decken. Der er- 
haltenen Weisung gemäss, beachloss der Fürst sich anf die feindlichen 
Colonnen zu stürzen, um ihrem Vordringen Grenzen zn setzen. Die 
Colonne begann sich zu entwickeln, allein das an ihrer Spitze mar- 
schirende Regiment Grossfürst Constantin-Uhlanen wartete ihren voll- 
kommenen Aufmarsch nicht ab, sondern warf sich mit Ungestüm auf 
die feindliche Reiterei und durchbrach sie ; diese sprengte dnrch 
Zwischenräume der Infanterie - Colonnen zurück. Ihrem Muthe sich 
überlassend, wollten nun die Uhlanen auch das zweite Treffen der 
feindlichen Reiterei angreifen, geriethen aber, durch die Hitze ihres 
ritterlichen Anführers, des Generals Essen, verleitet, zwischen die Division 
lUvaud und Caffarelli , deren mörderisches Feuer die Uhlanen 
in Unordnung brachte. In diesem Augenblicke sank der tapfere 
Essen tödtUch verwundet. Das durch den bedeutenden erlittenen 
Verlust vom weiteren Vordringen abgeschreckte Regiment kehrte 

Digilizedby Google 



um und konnte erst hinter Elisabethgrod-Htuzaren wieder geaammelt: 
werden. , 

Währead eine mörderische Kanonade Tod durch die Keihen der 
beideraeitigen Heere verbreitete , drangen die Franzosen immer un- 
gestümer gegen die Höhen zwischen Blaziowitz und Pratze vor. Fürst 
Liechtenstein muaate sich zur Deckung dieses Terrain's noch mehr- 
linka ziehen. Er liess die Regimenter Nassau und Lothringen-CUrassier» 
unter dem General Chramelly die feindliche Infanterie, die aus Gir- 
zikowitz hervorbrach und sich in den Weingärten zwischen diesem- 
Orte und Fratze ausbreitete, mit Erfolg angreifen, wodurch sie in: 
ihrem Vordringen eine Zeit lang aufgehalten ward. Unterdessen aber 
hatte sich der Kampf auf den Höhen von Pratze entschieden, und daa- 
heftigo Feuer, das der Feind von dort her gegen die nun entblösst© 
linke Flanke der Reiterei richtete, nebst dem Vordringen der Division 
Davonst gegen Bjzenowitz, zwang den Fürsten zum Rückzüge gegen 
letzteres Dorf. 

Während dieser Reiter- Gefechte ward auch der Grossflirst in ein 
allgemeines Gefecht verwickelt. Der Feind hatte Blaziowitz angegriffen 
und das Garde-Jäger-Bataillon, welches es vertheidigte, herausgeworfen. 
Der GrossfÜrst rückte von der Hohe herab dem Feind entgegen , um 
ihm das verlorene Terrain wieder zu entreissen. Es erhob sich ein 
äusserst lebhaftes Klein-Gewehrfeuerj der Grossfürst, zu ungeduldig, 
um lange diesem Kampfe mit zuzusehen, befahl einen allgemeinen 
Bajonnet-Ängriff, und trotz des mörderischen Eartätschenfeuers, mit dem 
die französischen Batterien die Vorrückenden empfiengen, drang die 
russische Linie vorwärts; schon wankte der überraschte Feind, als in 
diesem entscheidenden Augenblicke die Reiterei der französischen 
Garden unter Bessi^es, von Napoleon zur Unterstützung dieses Theijs 
der Schlachtlinie entsendet, durch die Zwischenräume der Infanterie 
durchbrach, sich auf die russische Linie stürzte und sie durchritt. 
Das Garde-Rsgiment zu Pferd des Grossfürsten Constantin, die Blosse 
der feindlichen Reiterei benützend, griff sie in der Flanke an, warf 
sie über den Haufen und stürzte sich nun auf die Infanterie, hieb 
ein Bataillon des 4. Regiments und ein leichtes des 24. Regiments 
zusammen und nahm seinen Adler. Napoleon, der, seiner Reserve vor- 
aus, sich bei Blaziowitz befand, befahl dem General- Adjutanten Rapp, 
sich an der Spitze seiner Mameluken, dann zweier Jäger- und einer 
Grenadier-Escadron dem Feinde entgegenzuwerfen. "Unterstützt von 
einigen reitenden Geschützen, griff dieser die russische Garde-Reiterei 
an, die bald verstärkt wiederkehrte. Es folgte ein zweites sehr lütziges 
Beitergefecht ; die russischen Garden bewiesen ungemeine Tapferkeit; 
endlich sahen sie sich zum Rückzüge auf die verlassenen Höhen ge- 
zwungen, wo sie sich wieder zu sammeln suchten. In vollkommener 
Ordnung setzte dieses ausgezeichnete Corps seinen Rückzug nach 



by Google 



166 

KrSenowitz fort, wo es, gedeckt von den QBterreichiacIidn CUrassieren 
-unter Ftlnit Hohenlolie, das Defil6 übersetzte, nachdem es in diesem 
bartnäckigen Elampfe grossen Verlust an Todten und Verwundetea, 
doch nur sehr geringen au Ge&ngenen erlitten hatte. Fürst Keppnin, 
Oberst der Reiter-Garde, fiel verwundet in die Hände der Franzosen. 
Schon mit Tagea-Änbruch hatte sich zwischen den Vortruppen des 
Marschall, Lanaes und des rechts der StraBse stehenden Fürsten 
Bf^ation das Gefecht enteponnen. Bogration hatte die Dörfer Hol- 
Inbitz und Kmch durch 3 Bataillone des 6. Jäger-Kegiments und 
durch Kosaken unter General Ulanius besetzt. Nach und nach 
vFard das Gefecht lebhafter. Bagration sandte zur Verstärkung seines 
bedrohten linken Flügels Pawlogradsky ■ Huszaren nebst mehreren 
Kosaken-Polks gegen Gollubitz, wo sie sich an Elbabetbgrod-Hus- 
■zsx&n unter Uwarow anschlössen. Es erhob sich nun eine lebhafte 
E^nonade. Mittlerweite rückte hier die feindliehe Reiterei vor, und es 
«rfolgten mit abwechsebidem Glücke mehrere Angriffe der beiden 
Huszaren- Regimenter Elisabetbgrod und Pawlogradsky. Noch hatte 
daa Gefecht auf dieser Seite keine Entscheidung erhalten, als Ftirst 
Bagration aus dem Kanonendonner auf die glücklichen Fortschritte 
des linken Flügels der Verbündeten achlosa. Überdrüssig, länger ein 
Zuschauer des vermeintlichen Sieges zu bleiben, befahl er eine all- 
gemeine Vorrttckung seines Corps. Kaum hatte diese Bewegung be- 
gonnen, als man die feindliche Front sich ebenfalls vorbewegen sah. 
Es entstand nun eine mÖrderiBche Kanonade, die aber von Seiten des 
Feindes aus seiner beherrschenden Stellung mit überwiegendem Erfolg 
unterhalten wurde, da die russischen Batterien tiefer standen. Auf der 
Strasse und vor HoUubitz war das Klein- Gewehrf euer äuösorst lebhaft 
Der rechts im PoBOriitzer-TJhale aufgestellte General Czaplitz erhielt 
nun Befehl, vorzurücken und Twaroäna anzugreifen. Zugleich wurden 
2 Bataillone des 5. Jäger-Regiments gegen den Wald und die Wein- 
gärten entsendet, wo der Feind einzelne Infanterie-Posten hatte, die, 
von den Jägern zerstreut, unter die Kanonen von Twaroäna flohen. 
Ermuthigt durch den gleichen Erfolg dieser Angriffe, drangen die ver- 
folgenden Jäger und KoBaken im Rücken der franzSsiachen Linie 
selbst bis nach TwaroJna vor und machten viele Beute und Gefangene. 
Mehrere Stunden dai;ierte nun schon der Kampf ohne Entscheidung, 
als gegen Mittag, nachdem die Höhen von Pratze verloren, und die 
6. Colonne nebst den Garden zum Weichen gebracht worden waren, 
die feindliche DiviBion Caffarelli in Colonnen gegen den linken Flügel 
Bagration's vordrang. Der Widerstand war lebhaft, die vordersten feind- 
lichen Regimenter worden abgewiesen; durch eine rasche Bewegung 
gewann endlich der Feind die linke Flanke des Huszaren-Regimenta 
EÜsabethgrod, und die Reiterei ward nach tapferem Widerstand an den 
Graben der Walkmühle geworfen. Da dieser nur auf dem schmalen 



byGooylc 



166 

Damme bei der Mühle paBsirt werden komite, so gerieÜi fiie in Un- 
ordnitng; der Feind machte mehrere Gefangene und erbeutete 3e- 
schätz, doch verfolgte er sie nicht weiter, und sie ordnete sich wieder 
auf der jenseitigen Höhe. Qeneral Ulanius ward nach tapferer Qe^en- 
wehr ebenso aus Kruch und Hollubitz geworfen. Ein Angriff en mu- 
r£ÜUe der CttrasBier-Division d'Hautponlt brachte die russiachen Ba- 
taillone in Unordnung, in der sie sich gegen das Thal hinter dem. 
Poathanse von Posoriitz zurückzogen ; nur die Reiterei der Mitte 
und des rechten FlUgels nebst den Jägern setzten dem Feinde so 
viel Widerstand entgegen, dass einige Bataillone geeammelt werden 
konnten. Marschall Lannes, die Trennung der russiachen In&ttterie 
benutzend, liess die Division Suchet und einen Theil der CaSarelU'a 
ihren rechten Flügel vornehmen, und durchbracb damit die russische Linie 
abermals, während sein zweites Infanterie-Treffen aufmarschirte und 
Bosenitz wieder nahm, worauf eine französische Batterie von 18 Ka- 
nonen auf der beherrschenden Höhe zwischen diesem Dorfe und 
Kowalowitz auffuhr. Die gegen Twaro£na vorgerückten Äbtheüungen 
wurden theils abgeschnitten und Viele gefangen, theils retteten sie 
sich durch die Weinberge über Siewitz und Posoriitz und vereinigten 
sich so wieder mit dem Corps. Indessen gelang ea dem Fürsten Ba- 
gration, seine zerstreuten Bataillone auf der rechts von der Brünner 
Strasse zwischen Rausnitz und dem Fosoriitzer Posthause liegenden 
Anhöhe wieder einigermassen zu sammeln, als ein erneuerter Angrifi* 
Suchet's das Corps gänzlich zu zerstreuen drohte. In diesem ent- 
scheidenden Augenblicke erschien Major Frierenberger des k. k. Bom- 
bardier-Corps, mit zwei 12pfündigen Batterien von Obnütz kommend. 
TJnverweilt fuhr er mit seiner Batterie ohne Bedeckung vor und auf, 
in wenigen Minuten schwieg vor seinem Donner das feindliche öeschiitz, 
und seine Linie musste hinter der Höhe gegen das mit mörderischem 
Erfolg geleitete Feuer des tapfem österreichischen Majors Schutz 
suchen, der für diese verdienstvolle That nach dem Frieden zum. 
Ritter des Marien-Theresien-Ordens ernannt wurde. 

Nun gewann das vom Feinde nicht weiter angegriffene Corp» 
Zeit, sich mehr zu ordnen, und trat Abends gegen 6 Uhr seinen R(lck- 
zug, gedeckt von der Reiterei unter Uworow, über Alt-Rausnitz gegen 
Austerlitz an. Sein Verlust, der, sowie der ganze russische, nicht 
genau bekannt ist, soll gegen 3000 Todte und Verwundete, 2000 Ge- 
fangene nebst 27 Kanonen betragen haben. Durch diesen Rückzug^ 
ward die Strasse von Wischau entblösst, und der grösste Theil des 
Gepäckes der Armee fiel hier in die Hände des Feindes, der si^leich 
auf dieser Strasse bedeutende Reiter- Abtbeilungen entsendete. Wir 
wenden xms nun zu dem linken Flügel der Verbündeten, den wir in 
der Ansßlhrung der erhaltenen Disposition jenseits Sokolnitz und 
Tellnitz verlassen haben. Aus dem Vorhergehenden haben wir ge- 

Digilizedby Google 



167 

sehen, duBH der Nachzug der 2. und 3. Colonne docIi im Abrücken 
begriffen war, als sich bereits der Feind gegen die Höhen von Pratze 
in Bewegung setzte, und seine Tiraillenrs aus Kobelnitz sich im 
Rucken dieser Colonne ausbreiteten. 

Während nun noch die leichte CaTallerie den von Sokolnitz 
gegen Turas und Kobelnitz Torrückenden Colonnen gegenüber stand, 
hatte Soult nach Wegnahme der Höhe von Fratze, als der Division 
Vandamme die Bestimmung nach Augezd ertheilt wurde, die Division 
St Hilaire sammt der Brigade Levassear beordert^ in Sokolnitz ein- 
zudringen uiid die Verbindung mit den andern Brigaden Legrand's 
herzasteilen. 

Langeron hatte die Brigade Kamenakoi zur Unterstützung der 
4. Colonne entsendet und, bei immer lebhafter werdendem Kampfe, 
der Mitte des Heeres noch das Begiment Kursk auf der Hohe hinter 
Sokolnitz als Reserve zurückgelassen. 

Vergebens sandte diesem der General Priibiszewsky das Komment 
Fodolsky zu Hilfe , denn es fand ersteres bereits vom Feinde um- 
ringt und gröBsten Tbeila geüangen. Das Regiment Podolsky selbst sah 
sich nach lebhaftem Widerstände zum. Rückzug nach Sokolnitz ge- 
zwungen. Der nach Übersetzung des DefiWB von Sokolnitz längs des 
Goldbacbes Regen Kobelnitz vorgerückte Theil der 3. Colonne sah 
sich, von mehreren Seiten gleichzeitig angegriffen, zum Bückzuge ge- 
nöthigt, wobei viele Lente in den Morästen nächst Sokobiitz zu Grunde 
giengen oder versprengt in Gefangenschaft geriethen. Die Russen ver- 
theidigten Sokolnitz mit Hartnäckigkeit, aber endlich mussten sie sich, 
von der Übermacht überwältigt, auf die Colonne zurückziehen. Die 
Angriffe des Feindes erneuerten sich von allen Seiten. Ein Theil der 
2. Colonne floh gegen Augezd und schloss sich an die bereits im 
Rückzuge begriffene 1, Colonne an. Die Überreste der zweiten und 
fast die ganze dritte wurden gegen den Teich von Kobelnitz gedrückt 
und versuchten, sich über dessen Eisdecke zu retten, aber hier stellte 
sich ihnen eine Brigade von Oudinots Division entgegen. FrSibiszewsky 
nebst zwei andern Generalen, H3 Officiere und gegen 600 Mann mit 
der ganzen Artillerie der beiden Colonnen fielen dadurch in Gefangen- 
schaft. Soult vereinigte nun seine sämmtlichen Trappen zur Unter- 
stützung der vor Augezd stehenden Division Vandamme. Napoleon 
Belb«t kam von der Pratzer Anhöhe mit seiner Garde-Reiterei und 
Artillerie bei der St. Antons-Kapelle ober Augezd an. Indessen war 
Buxhövdeo, der sich an der Spitze der ersten Colonne befand , auf 
die Nachricht von dem ungleichen Kampfe des Centrums umgekehrt, 
um diesem über Augezd zu Hilfe zu eilen. Feindliche Reiter-Abthei- 
lungen waren bereits von Sokolnitz in Bewegung, die aber durch das 
Feuer einer gutgeleiteten österreichischen Cavallerie-Batterie wieder 
in das Thal von Sokolnitz zurückgejagt wurden. 

Digilizedby Google 



Kienmayer Btellte zwüchen Tellnitz und dem Satachaner Taiohe 
der von der Hßlie herabdringendeii Division Yandamme die Brigade 
Cameville entg^en. Das Chevauxlegers-Regiment O'Belly mit 2 Ecica- 
dronen Sz^kler bildete die Spitze der auf Augezd in MarBch ge- 
setzten Colonne. Yandamme hatte dieaea Dorf, in welchem er eine 
Abtheilung der ruaBiachen Nachhut fand, nach kursem Gbfechte ge- 
nommen. Cameville fand ea daher von den Franzoaen besetzt und 
zog eich über Satachan nnd den Damm zorlick. Qeneral Buxhövden, 
der aicb an der Spitze befand, gieng ntm rechta um daa Dorf herum, 
um den Weg nach Ottnitz zu gewinnen, und rettete dadurch die vor- 
derBten Bataillone. Der Feind trennte durch einen lebhaften Angriff 
und durch dae mörderiBcbe Feuer aeiner unterdeasen auf der Höhe 
aufgefiihrten Artillerie vom lY. Corpa und der GTarde die Colonne; 
anm Unglück brach die Brücke über den hinter Augezd herum- 
führenden Graben unter der Laat der äicb Zurückziehenden. Alle 
Kanonen, die sich an der Spitze befanden, fielen in die Hände des 
Feindes. Die gänzlich aufgelöBten Bataillone retteten sich zum Theile 
über die Eisdecke des Satachaner Teichea, zum Theil wurden sie 
gefangen. 

Die Mitte und die Nachzug dieser Colonne, mit denen Bich die 
Uberbleibael der 2. und 3. Colonne vereinigt hatten, welchen ob ge- 
lungen war, sich wieder zu ordnen, zogen aicb unter DoktoroVa Be- 
fehl gegen Tellnitz zurück. Kein anderer Weg zum Kückzuge war 
nun offen, ala der über den schmalen Damm zwischen dem Träche 
von Mönitz und Satschan. FML. Kienmayer eilte mit 2 Escadronen 
HeBsen-Hombnrg nnd SzSkler-Huszaren nebst einer Cavallerie-Batterie 
voraus und stellte sich zwischen Satschan und Olmütz auf, um zu 
verhindern, daae der Feind nicht um den Teich herumgehe und so 
auch den letzten noch ttbrigen Weg abschneide. O'Relly-Chevauxlegers 
und 2 Escadronen Sz^kler-Huazaren mit 1 Cavallerie-Batterie, deren 
Feuer die iranzfisische Reiterei abhielt, deckten den Bückzug und 
machten nebst einigen ruaaischen Bataillonen hart vor Tellnitz Front 
gegen den Feind. Die Iranzösiache Artillerie fuhr auf Entfernung des 
OewehrBchusaes gegen sie auf und überschüttete sie mit einem Kar- 
tÄtscbenhagel, worauf die ihr folgende Reiterei mit grösster Energie 
auBprengte, aber, bis an die Bajonnete der Russen gelangt, abgewiesen 
wurde. Oberst Oehringer sprengte mit genannten öaterreichischen Esca- 
dronen und 1 Kosakenpolk nan selbst auf sie an, womach sie sich 
auf ihre Infanterie zurückzog, und die Colonne der Allürten nur mehr 
durch daa Feuer einer reitenden Batterie auf ihrem weiteren Rück- 
zuge beunruhigt wurde. Der tapfere Sz^kler-Oberat Baron Gehringer 
fiel hier, durch eine Kartätachenkngel am Kopfe geatreift, beainnungatoB 
zu Boden, wurde aber doch durch die Aufopferung einher braven 
HuBzaren vor Gefangenschaft bewahrt Ein Infanterie-Regiment unter 

Digilizfdby Google 



dem General Levis hatte sich in die TflUnitz um^benden Qräben 
geworfen und mit solcher Hartnäckigkeit vertheidigt, dass es Doktorow 
mO^ob gewesen war, seinen Kückzug über den Damm auszuführeii. 
Später bemächtigten sich jedoch die Franzosen des Dorfes Tellnitz und 
fahrten eine leichte Batterie bis an den Teich vor. 

Der Damm war, trotz des dagegen gerichteten feindlichen 
EanonenfenerB, in ziemlicher Ordnung fast passirt, ein Bataillon nebst 
2 Kanonen zur Deckung der Flanke bei Satschan au^estellt, und der 
grOsste Theil der Colonne bereits an diesem Orte vorüber, als eine 
Granate einen Pulverkarron in die Luft sprengte and die Mlihle von 
Satschan anztlndete. BestOrzt durch diesen Unfall, sprengte eine Äb- 
theilung verscheachter Kesaken, die sich bei der Nachhut befanden, 
in wilder Flucht über den Damm and warf Alles, was ihnen im Wege 
stand, über den Haufen; mehrere Eanonen blieben auf dem Damme 
stehen, und ein Theil der Nachhut, der noch bei der Mühle nicht vor- 
über war, zog sich über die Eisdecke des Teiches. Das heftige Ge- 
scbützfeuer des Feindes verursachte mehrere Öffnungen im Eise, in 
welchem wohl eine Zahl Flüchtlinge verunglückten, deren jedoch im 
Ganzen wenig waren. Um halb 3 Uhr Nachmittags hatte der ganze 
linke Flügel dieses Defild im Kücken. Die noch etwa aus 8000 Mann 
bestehfflide Colonne sammelte sich erst bei Neudorf wieder und setzte 
ihren Rückzug gegen Boechowitz fort, vor welchem Orte biwakirt 
wurde. Das noch übrige Geschütz musste in dem kothigen W^e 
stecken gelaasen werden ; nur Kienmayer's Corps rettete seine Kanonen. 
Zwei österreichische Esoadronen bei Mautnitz und 3 andere, welche 
unter dem Oberstlieutenaut der Sz^kler Huszaren die Vorpostenkette 
des rechten österreichischen FlUgehi gebildet hatten, hielten die ver- 
folgenden ^anzösischen Äbtheilungen auf. Das französische Heer blieb 
nach errungenem Siege in der Stellung stehen , die das verbündete 
Heer Tags vorher inne hatte; dieses zog sich noch in der Nacht hinter 
ÄusterÜtz in die Stellung von Hodiegitz zurück. 

Von dem beiderseitigen Verluste läset sich nur der des öster- 
reichischen Corps mit Genauigkeit angeben; dieser betrug an Todten, 
Verwundeten und Gefangenen 5922 Mann. Die russische Armee dürfte 
wohl gegen 16.000 Gefangene und 5000 bis 6000 Todte imd Ver- 
wundete eingebüsst haben. Die Franzosen haben selten ihre Verluste 
mit Treue angegeben. Dumas sagt 800 Todte, 6000 Verwundete, wobei 
er die ganze Stärke der französischen Armee auf 65.000 Streiter an- 
gibt Weder die französische 'Garde-Infanterie noch die Grenadier- 
Division Oudinot waren im Gefechte gewesen. Das Ertrinken so vieler 
Russen in den Teichen gehört unter die französischen Übertreibungen. 
Allerdings brach das Eis hie und da unter der Last der Fliehenden, 
im Guuzen aber waren die Teiche sehr fest gefroren, und die Zahl 
der ertrunkenen Russen war gewiss sehr unbedeutend; nach der Äut- 

Digilizedby Google 



Bftge des Tellnitzer Ffarrera dUiften sie auf 60 bia faÜchBteas 100 Mann 
anzunehmen sein. Die Venninderung der Streitkräfte den mssiacli' 
Oaterr ei duschen Heeres £and sich sehr bedeutend, als es aich Abends 
in der Stellung von Äueterlitz aammelte; eine Menge Versprengter und 
steckengebliebenes OescbUtz fiel noch in die Hände des Feindes. Nur 
die österreichische Reiterei, welche nunmehr Ftlrst Hohentohe com- 
mandirte, da Liechtenstein an Napoleon mit Aufträgen abgesandt war, 
nnd welche die Nachhut bildete, hatte einige Detachements zur Be- 
obachtung des Feindes gegen Austerlitz au%estellt 

Der ersten Disposition zufolge sollte, im Falle eines unglUcklichec 
Ausganges der Schlacht, der Rückzug auf der Strosse von Wischaa 
gegen Leipnik stattfinden. Durch den Durchbrucfa des CenlrumB und 
die Niederlage des rechten Flügels war der Feind im Besitze dieser 
Rückzugslinie. Das Heer erhielt Befehl, sich nach Qoeding zurück- 
zuäehen. Die Colonneu setzten sich nach Mitternacht in Bewegung. 
Daa Corps Bagration's blieb so lange bei dem Wirthshauae, „zum 
weissen Wolf" genannt, stehen, bis die Überreste des linken Flügels 
vorübergezogen waren. Eienmayer's Reiterei war von Neudorf nach 
Nischkowitz gezogen worden, wo sie bis zum 3. Früh am 9 Uhr 
stehen blieb, um den Trtlmmem der Doktorow'acben Colonne Zeit zu 
verschafTen, sich wieder mit der Armee vereinigen zu könnend Ftirst 
Bagration stand damals eine Stunde hinter den Osterreichischea Höhen 
von Uhrzitz. Zwischen Nischkowitz nnd UhrsEitz befindet sich ein be- 
deutendes Gehölz, durch welches der Feind das zu weit vorgeschobene 
Kienmayer' sehe Corps hatte umgehen können. Kienmayer hielt sich 
daher in seiner Stellung nur so lange auf, als nöUiig war, um die 
Bewegungen des Feindes zu beobachten und einigen zurückgebliebenen 
Bagagen und Nachzüglern Zeit zu lasaen, Uhriitz zu erreichen. Sobald 
die Franzosen, welche am 3. Frfth Auaterlitz besetzt hatten, vorrückten, 
zog sich Kienmayer auf Bagration zurilck, vorwärts Zaroschitz die 
Unterstützung desselben bildend. Ein Detachemeat von O'Relly mit 
einigen Kosaken war zur Beobachtung der Strasse von Stanitz (Steinitz) 
entsendet. Merveldt erhielt Befehl, sich von Lundenburg gegen G-oeding 
zurückzuziehen, am die linke Flanke des Hauptheeres, das um 3 Uhr 
Früh bei Czeitsch stand, zu decken und deshalb besonders die Strassen 
von Auspitz und Nikolsbnrg im Ange zu behalten, die sich nicht weit 
von Ckteding mit einander vereinigen. 

Napoleon erliess am 2. Abends aus dem Posor£itzer Posthause 
die Anordnungen zum weiteren Vornieken seines Heere und verlegte 
dann sein Hauptquartier in das Schloss von Austerlitz. In der Un- 
kenntnisa über die Richtung des Bückzuges der geschlagenen Alliirten 
war ein Theil des Y. Corps und der Truppen Murat's auf der Strasse 
gegen Wischau vorgerückt; die Qrenadier-Division Oudinot nahm bei 
Bauanitz Stellung ; Abtheilungen ^engen gegen Kremsier. Erst Abends 

Digilizedby Google 



171 

erhielt Mnrat Befehl, eich zur Verfolgiuig auf den Weg gegen Uhriitz 
und Goeding zu wenden, wohin sich anch Napoleon selbst verfllgte. 
MarBchaU Davonst marschirte mit der Division Friant über Anspitz 
gegen Goeding, wohin zugleich die Division Chidin von Nlkoleburg 
ao&abrechen ' hatte. Das L Corps folgte den Verbündeten auf der 
Hauptstrasse von Austertitz nach Goeding. Das FV. Corps bekam 
Befehl, auf dem Seitenwege nach Uhriitz zu marschiren, und entsandte 
seine Avantgarde nach öayer. Fürst Bagration hatte in dem Gehölze 
von Uhrzitz mehrere Posten aufgestellt. Die Franzosen unternahmen 
um 2 Uhr Nachmittags eine Recognoscirung, bemächtigten sich des 
Geholzes, drängten bis an den Waldrand vor ond machten Miene, 
das Dorf wegzunehmen, aber die aufgestellten Batterien verhinderten 
das Vorbrechen aus dem Walde j es entspann sich ein mehrsttlndiges 
Vorpostengefecht, in welchem aber Bagration seine Stellung behauptete. 
Am Abend zog er sich nach Czeitsch zurllck. !^ienmayer stellte sich 
vor ihm auf den Hohen von Nasedlowitz auf und schob seine Vor- 
posten bis Uhrititz. 

Am 4. gieng das verbündete Heer über die March und lagerte 
sich auf den Höhen rechts von Holitsch, wo der Kaiser von Rassland 
sein Hauptquartier nahm. Der Kaiser von Österreich blieb zu Czeitsch, 
um dem Orte der Unterredung näher zu sein, die zwischen ihm und 
Napoleon stattfinden sollte. Der unglückliche Ausgang der Schlacht und 
die unverkennbar misaliche Lage des geschlagenen Heeres hatten den 
Kaiser bestimmt, Friedens-Unterhandlongen einzuleiten, wenn sie auch 
mit grossen Opfern verbunden srän sollten. Demzufolge war Fürst 
Liechtenstein gleich nach der Schlacht an Kapoleon abgesandt worden, 
am ihn zu einer Unterredung einzuladen; er nahm sie an, und die 
Zusammenkunft der beiden Kuser ward auf den 4. festgeset^ Mit 
dieser Nachricht k^irte Fürst Liechtenstein am 4. Früh aus dem fran- 
zösischen Hauptquartier zurück, an welchem Tage zwischen beiden 
Heeren ein Waffenstillstand bestehen sollte. W^irscheinlich hatte die 
französische Vorhut die diesfalls ausgefertigten Befehle noch nicht 
empfangen, denn am frühen Morgen griff sie die Vorhat Kienmayer's 
auf den Höhen von Nasedlowitz an; Fürst Bagration zog sich hinter 
Czeitsch zurück, und selbst der Kaiser ward dadurch bestimmt, einen 
Augenblick Czeitsch zu veriassen. Unterdessen klärte sich dt» Miss- 
verst&ndniss bald auf, das Feuer schwieg, und die beiden Vorhuten zogen 
sich znrilck, so dass ein Zwischenraum von einer halben Stunde zwischen 
ihnen blieb. Das franzSsische Heer war unterdessen voi^rückt und 
stand in mehreren Treffen zwischen Damborschitz und Zaroschitz,. 
vorwärts Uhriitz. 

Die Zusammenkunft der Kaiser von Österreich und Frankreich 
erfolgte gegen Mittag nicht weit von dem Dorfe Nasedlowitz, bei einer 
Mtthle zur Seite der Strasse ; die Unterredung dauerte lange, ond der 



Kaiser von Österreich kehrte erst Abends nach Czeitsch zurück, wohin 
auch die leichten Reiter-Regimenter Kienmayer's marschirten. Oeneral 
Stutterheim und der franzÖBische General Savary reisten sogleich nach 
HolitBch ab , um dem Kaiser von Russland die Beschlüsse ihrer 
Monarchen zu überbringen und ihn zu £ragen, ob er den Bedingungen 
des verabredeten Waffenstillstandes beitrete. Sie langten um Mittemacht 
in Holitsch an, und da der Kaiser dem Waffenstillstände keine Hinder- 
nisse in den Weg legte, so eilten sie, das Corps des Generals Mer- 
veldt auizusachen, nnd DavouBt's Vorrücken einzustellen, der ihn ver- 
folgte. Merveldt hatte zwar schon in der FrUhe von dem Kaiser von 
Russland die Nachricht eines abgeschlossenen Waffenstillstandes erhalten 
und diesen dem Marschall Davonst mitgetheilt, der aber nicht darauf 
eingehen wollte, sondern seine Verfolgung fortsetzte. Merveldt hatte 
vorwärts des Defilö's von Luschitz zwischen zwei Teichen seine Stel- 
lung genommen, und der Kaiser von Russland zu seiner Unterstützung 
beim Ausgange des DeMä's Truppen aufstellen lassen. Als er sich, 
von Davoust aufs Ausser ste gedrängt, eben zum Rückzuge nach 
Goeding anschickte, trafen die beiden Generäle mit dem Befehle zum 
Waffenstillstände hier ein. Davoust stand damals in Josephsdorf, seine 
Vorhut nnter Ghidin in Nendorf. Nach der zwischen beiden Kaisern 
getroffenen Übereinkuni^ sollten sämmtliche Truppen dort stehen 
bleiben, wo sie die Nachricht des abgeschlossenen Waffenstillstandes 
erreichen würde. 

Am 5. begab sich Fürst Johann Liechtenstein in das tranzSsische 
Hauptquartier und scbloss mit dem Marschall Berthier den förmlichen 
Waffenstillstands- Vertrag unter folgenden Bedingungen ab: 

Es soll zwischen beiden Heeren ein Waffenstillstand bis zum 
Abschlüsse des Friedens, oder bis zum Abbruch der Unterhandlungen 
stattfinden , in diesem Falle aber der Waffenstillstand 15 Tage vor 
Ausbruch der Feindseligkeiten gekündigt werden. Die Linie beider 
Heere soll in Mähren der Iglauer, der Znaimer, der Brünner und 
jener Theil des Olmützer Kreises sein, der auf dem rechten Ufer des 
kleinen Flusses Trzeboska bis zu ihrem Einflüsse in die March liegt, 
und das rechte Ufer der March bis zu ihrem Einflasse in die Donau, 
Pressburg mitbegriffen, sein. Es sollen sich in einem Umkreise von 
6 bis 6 Stunden keine Ssterreichiscben oder französischen Truppen um 
Holitsch oder auf dem rechten March-Ufer befinden. Die Trennungs- 
linie beider Heere wird ausserdem in den von den Franzosen besetzten 
Provinzen in sich hegreifen: Ganz Nieder- und Ob er- Österreich, Tirol, 
die venetiamschen Staaten, Kämthen, Steiermark, die Grafschaft Görz 
und Istrien, — in Böhmen den Taborer Kreis und Alles, was ostwärts 
der Strasse von Tabor gegen Linz liegt Die russische Armee soll die 
österreichischen Staaten mit Inbegriff Polens verlassen, nämlich: Mähren 
und Ungarn in 15 Tagen, CFalizien binnen einem Monat Um alle Miss- 

Digilizedby Google 



173 

verstand nissa zu vermeiden, soll die Marachronte der meeischen Truppen 
bestimmt angegeben werden, bo dass man jeden Tag wiesen könne, 
wo sie sich befinden. Es soll weder in Böhmen, nocb in Ungarn eine 
ausaerordeatlicbe Aushebung, nocb irgend eine Insurrectionsbildnng 
stattfinden. Keine fremde Armee soll die Staaten des österreichischen 
Hauses betreten, die Unterhändler sollen sich sogleich in Nikolsburg 
versammeln. Während man diese Unterbandlungen pflog, blieb das 
Heer am 6. und 6. ruhig in seiner Stellung, Am 7. wurden alle noch 
auf dem rechten Ufer der March sich befindenden rasaiacben Truppen 
auf das linke gezogen, die österreicbiscben aber besetzten die entworfene 
Demarcationslinie. Den Bedingungen des WafFenetill Standes gemäss 
brach das russische Heer am 8. in drei Abtbeilungen auf und mar- 
scbirte : die erste, aus den Garden bestehend, tlber Sobotitaoh, Tren- 
tscbin, Seybuscb, Krakaa und Lublin nach Bräeaö, — die zweite, be- 
stehend aus der sämmtlicben Infanterie, in fünf Colonneu über Meuiga, 
Eperira, Dukla und Lemberg nach Kadziwilow, — die dritte Abthei- 
lung, aus der ganzen Reiterei bestehend, in drei Colonnen über Cs&csa, 
Neuhänsel, Stropko, Dukla und Lemberg, der lÜchtung der zweiten 
Abtbeilung folgend. 



Qefeoht bei Stöcken. 

Am 27. hatte der Erzherzog Ferdinand , den wir im vorigen 
Abschnitt bei Gzaslau verliesaeu, ein Haudbillet des Kaisers empfangen, 
das ihn mit dem Entschlüsse bekannt machte, dem Feind eine ent- 
scheidende Schlacht zu liefern. Um zum glücklichen Ausgang dieses 
Unternehmens thätig mitzuwirken, bescbloss er vorzurücken und den 
Feind anzugreifen. Am 27. griff der Feind selbst die österreichischen 
Vorposten von Hohenlohe-Dragoner nächst der Strasse an, drückte sie aus 
Steinsdorf bis gegen Friedenau zurück; am Abend zog er sich jedoch 
wieder bis Skurone zurUck. Das Hauptquartier wurde am 28. nach 
Gtoltsch-Jenikau verlegt Am 30. überfiel eine Abtheünug von Hohenlohe 
die bayerische Reiterei in Steiusdorf und brachte 30 Gefangene ein; die 
Hehrzahl der Übrigen war in der Erbitterung niedergemacht worden. 
Im südlichen Böhmen hatten am 2;:*. 70 bayerische Chevauxlegera die 
Reserve-Division Spork auf ihrem Durchmärsche in Tabor überfallen 
und sie grösatentheils gefangen genommen. Dagegen griff am 29. das 
BUS 130 Mann österreichischer Gavallerie, 110 russischen Huszaren und 
150 Mann Brooder bestehende Streif-Corps des Majors Scbeibler ein 
zur Abführung des Magazina aus Tabor bestimmtes französisches Com- 
mando an, machte den Escadrons-Chef mit 21 Haszaren zu Gefangenen 
und erbeutete 26 Pferde. Die den französischen Huszaren mit der 
Wagen-Colonne gefolgte lufuiterie floh nach Pilgram zurück. Das 



by Google 



m 

M»gaBm wurde aber aaf diesea Fuhrwerken glttcklicli zur Armee des 
Erzherzogs Ferdinand abgeführt. 

Die Thätigkeit des FeindeB auf allen Pnnkten and seine all- 
gemeine Yorrltckang hatten den Erzherzog schon zu dem Entschlüsse 
bewogen, den Angriff in einer mehr vortheilhaften Stellung bei Czas- 
lau zu erwarten, als sich die Absicht des Feindes aufklärte, duoit 
nur den Abzug des 1. französischen Corps zu verhallen, das am 29. 
von Iglau aufbrach, um zur Schlacht von Ansterlitz zu marschiren. 
Wrede blieb mit seiner Division Bayern allein zurück. Der Erzherzog 
erfuhr nicht sobald den Abzug des 1. feindlichen Corps, als er diese 
Schwächung des Feindes zu einem Angriffe zu benutzen bescbloss. 
Am 1. December verlegte er sein Hautquartier nach Deutschbrod. 
General Vogel machte auf den bei Wonau stehenden Theil der baye- 
rischen Vorhut einen Überfall, der so gut gelang, dass die österreichi- 
sche Infanterie viele Leute der bayerischen mit dem Bajonnete am Lager- 
feuer niederstiess. Mehrere OfSciere and 80 Mann wurden als Ge- 
fangene abgeführt. Den Stand des Corps Ende November gibt die 
Beilage 37. Die Zeit bis zum 4. verstrich unter wechselseitigen Ge- 
fechten der Vortruppen, in denen bald der eine, bald der andere Theil 
kleine Vortheile errang. Auf den 5. ward der allgemeine Angriff auf 
den Feind beschlossen. Er geschah in drei Colonnen: Die erste oder 
linke, unter Oberst Vacquant, bestand aus 3 Bataillonen, 2 Escadronen '), 
die Mitte, welche auf der grossen Strasse marschirte, unter FML. Hohen- 
zollem, aus 4 Bataillonen, 6 Eacadronen. Die Reserve befehligte General 
DinerBpet^; sie war 3 Bataillone, 4 Escadronen stark. Deutschbrod 
blieb mit einem BataiUon besetzt; die rechte Flanke war durch eine 
Seiten- Colonne, die nicht angreifen sollte, gedeckt Die linke Colonne 
Bammelte sich bei Smilau, die beiden andern hinter Blumendoif , die 
Reserve auf der Anhöhe vor Deutschbrod; alle hatten um Mittag 
bereit zu sein. Der Feind hatte bei Wonau, zu beiden Seiten der 
Strasse, eine starke SteUung bezogen, deren Flügel an fast undurch- 
dringliche Wälder gelehnt waren. Der linke Flügel b^ann den Angriff, 
zu dem er von Smilau ttber Bosowitz vorrückte. Der Feind hielt 
Stöcken stark besetzt; dieser Ort ward in der rechten Flanke an- 
gegriffen; und in der linken von einer Abtheilnng Rosenberg-Chevaux- 
legere umgangen; der Feind musBte ihn mit bedeutendem Verluste 
rftumeQ. Nach diesen Vortheilen setzte der linke Flügel und die Mitte, 

<) Linke Colonne: Ob«rat Vacqn&nt, 3 Bataillone Oemmingen, 2 EBcadroneiL 
Latonr, */, Cavallerie-BBtterie. Hitte: FML. HohenzoUem, GM. WratisUw, 1 Batail- 
lon Beuaa-Oreü, 1 Bataillon Retui-Plaaen, 1 Bataillon Erbach, 1 Bataillon Colloredo, 
4 Eacadronen Hohenlobe'Dragoner, 2 Escadronen Marveldt-UUanen. Hechte Co- 
lonne: Oberst Civallart, 1 Bataillon Maximiliaii, 1 Bataillon Gemnungen, 3 Ksca- 
dronan Rosenberg-ChevsaxIegerB, Y, Ca vallerie -Batterie. ReserTO: General Dinera- 
pe^, 1 Bataillon Rainer, 2 Bataillone Stuart, Cttrftasier-AbtheUDiigen von Mack, 
HohenzoUem, Albert. Seiten - Colonne: Oberat Ptooqnet, 1 Bataillon Froou, 
2 EBcadroneu Blankenstein-Hnssueu. 



by Google 



welche der StrasBe folgte, ihre Angriflobewagungen mit vieler Ent- 
schloaaenheit gegen die Stellung von Wonaa fort, während der rechte 
über Leicfaenho^ Wokolczan voi^eng, so das» der Feind genöthigt 
wurde, seine Stellung mit Verlust und in Unordnung zu verlassen. 

Das bewaldete Terrain verhinderte ea, den fliehenden Feind mit 
Reiterei zu verfolgen; desto lebhafter geschah dies mit der Infanterie. 
Bei Pfauendorf, wo Teiche und ein groBser Thiergarten das Terrain 
sehr einengen und die verfolgende Colonne auf die Hauptstrasse be- 
schränkt war, versuchte der Feind sich noch einmal zu stellen; allein 
der Unke Flügel umgieng den Thiergarten, während gleichzeitig dessen 
Angriff in der Front erfolgte. Der Feind wurde aus dem Walde ge- 
worfen. Vergebens benatzte die feindliche Reiterei den Augenblick, 
wo die mittlere Colonne aas dem Walde hervorbrai^ um sich zweimal 
auf ihre Spitze zu stürzen, die nar aas einer schwachen Uhlanen- 
Division Merveldt bestand ; sie ward jedesmal durch die ßaschheit und 
Bravour des Oberstlieutenanta Bogdan zurückgetrieben. Von der 
Dunkelheit begllustigt, setzte der Feind seinen Rückzug schnell fort; 
er rSamte in der Nacht Iglau, welches die Österreicher sogleich be- 
setzten und der Grzhei^og -verlegte sein Hauptquartier am 6. dahin. 
Der Feind, sowohl auf der Brünner als Wiener Strasse verfolgt, hatte 
seinen Rückzi^ so sehr übereilt, dass seine Nachhat erst bei Budwitz 
erreicht werden konnte. Er liess eine beträchtliche Anzahl Todter und 
Verwundeter auf dem Wahlplatz, verlor 2 Stabs-, 18 andere OfEciere 
und bei 1000 Mann an Qefangenen. Osterreichischerseits betrug der 
Verlust 27 Todte, 142 Verwundete; 36 Mann wurden am 7. noch 
vermisst. 

Diese Vortheile errang der Erzherzog ohne Wissenschaft der 
grossen Ereignisse, die bei Austerlitz das Schicksal des Feldzuges ent- 
schieden, und die Waffenruhe herbeigeführt hatten. General Wrede 
theilte ihm diese Nachrichten am 8. mit. Noch in Unkenntniss über 
die Bedingungen des WaSenstUlstandes, schloss er selbst eine 48stün- 
dige WafFearahe ab, nach welcher beide Theile im Besitze des von 
ihren' Truppen besetzten Terrains bleiben sollten. Er sandte unter- 
dessen den FML. Hohenzollem an den Marschall Bemadotte, der 
wieder gegen Böhmen im Anmärsche war. Hohenzollem traf ihn in 
Austerlitz ; allein Bemadotte wollte von keinen andern Waffenstillstands- 
Bedingungon wissen, als jenen, die zwischen beiden Kaisern ab- 
geschlossen wurden, und drohte sogar den Erzherzog anzugreifen und 
ihn mit Gewalt aas Iglau zu vertreiben. Da zu gleicher Zeit Wrede 
den Waffenstillstand aufkündigte, so sah sich der Erzherzog, genöthigt, 
den Umständen zu weichen und Iglau zu räumen. Die in dem Ge- 
fechte von Stöcken gemachten Kriegsgefangenen wurden zarückgegeben, 
da sie schon wührend des bestehenden Waffenstillstandes in Gefangen- 
schaft gefallen waren. Die Demarcationslinie vtaA genau bestimmt, 

Digilizedby Google 



176 

die Trappen braclien za ihrer Besetzung auf, nod das Hauptquartier 
wurde, nach Czaslau verlegt 

Am 19. erhielt der Erzherzog Befehl, zur Verstärkung der Armee 
an der March mit 10 Bataillonen and 22 Eacadronen an die Waag 
zu marschiren; er übergab den Befehl über die Demarcationslinie in 
Böhmen dem FML. Hohenzollera und setzte aich mit diesen Truppen 
am 22. in Marsch. Am 30. erhielt er aber in Littau Befehl, stehen zu 
bleiben, da unterdessen der Abschlass des Friedens erfolgt war. 

Nach einer so bedeutenden Schwächung der österreichischen 
'Streitkräfte, als es der Abzug des russischen Hilfsheeres war, und 
bei den ongebeuren Yortheilen, die der WaffenstiUstand dem Feinde 
einräumte, konnte wohl von einem Wiederausbnich der Feindselig- 
keiten nicht mehr die Rede sein. Es liess sich voraussehen, dass die 
angeknttpflen Unterhandlungen , die später nach Pressburg verlegt 
wurden, zu einem friedlichen Besoltat leiten müssten. Am 27. erfolgte 
die Unterzeichnung des FriedensschluBses in Fressbuig, und am 1. Ja- 
naar 1806 die Auswechslung der Batificationen in Wien. 

So endigte der Krieg des Jahres 1805 in einem Augenblicke, 
wo Freussen bereit stand, sich mit einem Heere von 200.000 Mann 
gegen Frankreich zu erklären , und der Erzherzog Carl mit einem 
unbesiegten Heere von 80.000 Mann fast vor den Thoren der Haupt- 
stadt stand. Diese Betrachtung führt noch einmal auf den unglücklichen 
Augenblick, den man zur Schlacht von Austerlitz wählte. Noch eine 
ZOgerung von 10 Tagen, und Napoleon musste ohne eine Schlacht 
Österreich räumen, und alle die ungeheuren Opfer waren vermieden, 
mit denen man einen wahrhaft Antalkidischen Frieden erkaufte. 



by Google 



Ordre de Batallle 
des vertiDndeien Heerca In der Sohlacht von AuiterlKz und Stürke der Colonnni. 



ii 




Re^neitter 




Tjini 


't 


1 


5 


Brig*len 


s 


^ 


i 


1 


1 


5 


1 
1 
1 

1 


1 
i 


1 

i 


OuniTlUs 

QU. Onf 1 
Sortl. 1 

Main Ll»b- J 


Wlmw Jl«et 

Brodar-Infuleii« 


\ 


z 


'U 

■'s 

e 


»oo 

soo 

«00 
40 


900 
40 

aoo 
«00 

»0 




A'ilelllj-OI.ev.iix legen . . . 
Uerwsldi-Ublusii 

S Slfrt. O.T»Uflrle.B.lli.rlni . 

Seaa)ew-Eo»ki>n 

Mslentlaw-KoBftkgn 


Snmm> . 






»»V. 






i 


1 


UrMow S 


T. Jlger-Kegimenl 


» 


z 


E 


»00 

sooo 
tooo 

1400 

1000 


z 










Scliwe» AnlltBrt« 












f 

i 


Ä 


OM. 1 
Aln»l«i> 

GH. 
Ku»r.k.T 




s 


l 


' Z 


tooo 

»00 
1000 


E 












8-™.. 




1 


- 




_ 




1 
1 


KUIer 

QU. 
Btriltk 


DeiiiHod-Ko«»keiii 


1 


z 


z 


tooo 

MO 
»00 






1 


Bndlmk; , . . . 




Aiow 


Summa. 


le 


1 


5 


»S70 


m 


j 


i 


1 


jl 

1 
i 


an. f 

B.rg 1 
KepniMky j 

GH. 
JnMBhek 




1 


= 


E 


*M0 


- 






' 


Apwlimoniky 

Sonolemkoy . . . ■ 






z 


"> 


6000 

MO 
100 

600 
400 


z 












Bwnllmi 




Ptonnl«« mit 1 LufbrCokoi . 




















' 




'" 



Qturr. mlllUr. ZtlUobrltl. 1ST4. (Faldnic II 



by Google 



il 






forml^n 


enUulUn ij 


P 


1 


1 

- 


BrigÄdeii 


! 
■ 




1 


1 


i 


1 

«9 




1 

i 


ii 


6H. Wrter 
GM. CMpelowj 
QM. PenUikyl 


Nu»Q CDriMlo 


= 


z 




soo 


SS 


LDthrlsgen-CDruaisr 

Ksiiot-OürM.loi 


Ssr-r»'-" 


E 


E 




600 
MO 


X 

BOO 


Churobow- Dr»«oner 
BltaftbalhBrmd-HBlur 




6.m».. 








W 




Samma dea OiraUe 


le.Cofp. . 










1 


!1 


=1 


« 


Bei dleiem Corpi 
hafndenxlabdte 
Oenerlle Dolgo 
nik7, Clnlm 
und OEwUn 




1 


: 


S 


500 


SOO 


Knsel«w-Ko4iik8n . . 
B. J&ger-Reglinent . 






\ 


a 


II 

ii 


Sä 


Ibre ElDtbei- 
ImulndorOrdro 
da BUiiUe In 
olcht bekannt 


P «nlogr Bdsk j--Hnaz«r 
Archiiiige!okrod»ky . 

MmrinapolBky-Haaiar 

T^.kj-DriiBoner '. 
lUlMtaoir-KoaakoD . 


n. . . , 


3 
S 


E 


G 


WOO 

am 

500 


BOO 


ky . . . . 














U 




4S00 


1 

a 

l 
1 


1 

3 
ä 

1 




1 

^ 


QM. Jueowiu 




i 


E 


] 


SSM 














Ifllb-Oirde la Pferd 




1 






Stm>m.d. 






' 


" 




2900 


Baokpltn 

Colonnen 


latloii. 

od Corps. 


s 

ST 


1 

6 


MV. 

1 


BS70 


»9+0 
500 


1. ColBnna 


















































anto^a. 


m 


-i. 


170V. 






„ 


ih ni 


Au 
isb, 


ST 


ins«. Drei O«» 


unlea Linisn und ein« Baoidio 


;,; 


ein. 


rirtl 


UeHe f 


*. 



«Google 



INHALT. 



I. AbMhnltt. 

Einleitang. — Uraaclieii eiud Kriege 

Tfspolaon beBuhlieast England eq erobern 

England schlieset «in Biisdniaa mit Schweden imd dum auch mit BnaaUnd . 

Öaterreich stellt einen SanitSts-Cordon aof 

Hapoleon Bammelt 40.000 Mann in Ober-Italien. — Österreich folgt diesem 
Beispiele 

Östeireich tritt dem BUndniss gegen Frankreich bei 

Eosalands Tersnch zur Vermittlung des Friedens 

Wimii^eTOde's Ankunft in Wien 

Vertrag zwiechen Bnssland itud O^erteioh tiber die TerMltnisse der beider- 
seitigen Heere . 

Österreichs förmliche Erklärung des Beitrittes ziun Bündnisse Mt England 
und RuBsland 

Österreichs Versuch zur Erhaltung des Friedens 

Erklftmng der Schweiz wegen Erhaltung der Nentralitit 

Operationsplan der Österreicher für den bevorstehenden Feldsag 

Vertheilung der Truppen 

Aufbruch und Marsch des Caterretchiscben Heeres - . , . . 

Unterhandlungen wegen des Beitrittes Bayerns 

VoiTücknng der Österreicher nach Bayern 

Napoleon'a Umtriebe in Deutschland 

Aufbruch der französiechen Armee nach Deutschland 

Blick auf den Kriegsschauplatz und die sonstigen YerhfiltnisBe ,...*.. 

Ankunft des Erzherzogs bei der Armee 

Der Kaiser trifft bei der Armee ein 

Die letzten VerBuche, die Bayern mit den Österreichern zu vereinigen. — Auf- 
Stellung und Bestimmung des Corps Kienmayer 

Der E^er verlSsst die Armee 

Österreichs Kriegserklärung 

Lage der Armee in Betreff ihres materiellen Zustandes 

Befestigung Ingolstadt's 

Napoleon's Ankunft l>ei der Armee. — V«ein^img der Franzosen mit den 
Bayern. — Harsch der französischen Colonnen an die Donau 

ÜherBioht der beiderseitigen Stellnngen 



by Google 



Seite 

n. Abxohnltt. 

Jell&jid wird nach Biberach beordert ^ S3 

Die FraniOBen beaetEen DonauwHrth 66 

Übergang der Fnuieosen bei Donauwörth BS 

Gefecht von Wartingen 81 

Marsch nach Bm^aa und wieder zorfick 6b 

Geff cht bei Gönzbni^ * 65 

EÜenmajer'a ßückang an den Tnn SS 

Zustand der Armee nach ihrem B&ckznge nach tllm ■ . . 70 

Bewegxmgen dea fronzösiachea Heeres gegen Ulm 11 

Gefecht bei Uhn 72 

Aufbruch der Corpa Jella<H4, Wenieck und Bisfiefa 76 

Capitalation von Memmingen 83 

Gefecht bei Blchingen S5 

Der Erzherzog Ferdinand TOrläaat Ulm . . . . ' 88 

Mnrat's and Lanne's Übergang auf das linke Ufer nnd ToQkommene Ein- 

Bchliesaung Ulm's 90 

ErBtOrmung des Michael- nnd Franenbergea 91 

Wemeck'z Niederlago 93 

Beachiestuog Ulm'a 100 

Mack capitnUrt in Ulm 101 

EUckEOg des Erzherzogs Ferdinand nach Böhmen lOS 

m. Abaolmltt. 

Neapel'a Eflatungen g^en Frankreich 105 

Napoleon'a Äufbmch gegen den Inn 106 

Die Armee rerlSsat den Inn. — Übei^ang der Franzosen 115 

Gefecht bei Lambach 118 

Lage Wteu'a nnd getroffene Anstalten 119 

EQckzug der Enssen nach Krems 138 

Das Merveldt'ache Corps nach seiner Trennung Ton den Rnssen 1S5 

Übergang Mortier's bei Linz 133 

Gefacht bei DUrreuatein 13i 

Gefecht bei SohHngrabam oder Hollabrunn 138 

Übergang der Franzosen bei Wien 139 

Bewegaugen des Erzherzogs Ferdinand in Böhmen 14S 

Stellung der Heere in Italien 149 

IT. AbsAhaltt. 

Steünng des verbOndeteu Heerea bei Olsohan nnd die Schlacht bei Ansterlitz, 147 

Gefecht bei StScken 173 

Beilage: Ordre de Bataille in der Schlacht von Ansterlits nnd StSrke der 

Colonnen. . .' 174 



by Google 



«Google 



byGobyle 



by Google 



«Google 



YC 75387 




l uNivERsnV OF califoriva; Z 



.i*"';iiÄTS55^!i(fc' 






EDü 






«Google